SAM - Kapitel 34

Nur eine kleine Veranstaltung hat meine Mum gesagt und jetzt sieh sich einer diesen Irrsinn an. Eine kleine Schar handverlesener, enger Freunde, vielleicht zehn oder zwölf Pärchen, dazu unsere Familie.

Dann kam Granny hinzu, weil sie ja das Kuchenbuffet macht. Dann meinte Dad, es wäre gut Senator Jones und seine Frau, also Cats Eltern, einzuladen. Das würde einen Dialog außerhalb der politischen Landschaft ermöglichen. Sehr optimistisch.

Da Max natürlich mit seinen Eltern kommt und James als Cats Freund auch von der Partie ist, lag es nahe, James Eltern auch einzuladen. Damit es auch legitim ist, im Garten einen Konzertflügel aufzubauen, und damit sich niemand beschwert, hat Mum dann konsequenterweise auch die Nachbarn eingeladen und naja, was soll ich sagen? Ich habe das geahnt.

Unser Gärtner wird kotzen, wenn er am Montag den einst schön gepflegten englischen Rasen sieht. Der wird total zerfleddert sein! James der neben mir steht, lacht und meint in seiner trockenen Art: „Dafür kann er sich das vertikutieren sparen." Wo er recht hat...

„Wo ist Cat?", erkundigt er sich dann. Er und Max sind eben angekommen und der arme Max sieht ziemlich nervös aus. Für ihn ist das heute auch eine riesige Sache. Seine Eltern haben einen totalen Aufstand gemacht, als er ihnen mitgeteilt hat, dass er und James ein Paar sind und er fürchtet sich so sehr vor der Reaktion der anderen heute, dass er beinahe grün um die Nase ist.

„Trink mal was", ich reiche ihm mein Glas, „nicht, dass du gleich umkippst." Seit wann genau interessiert es mich, ob Max aus den Latschen fällt? Liegt vermutlich daran, dass ich mir Sorgen um den Rasen mache. Oder vielleicht auch daran, dass er nicht ganz so ein blödes Arschgesicht ist, wie der, der gerade durchs Tor marschiert.

Ich kann den Typen auf den Tod nicht leiden. Aber man muss ihm zugestehen: er hat sich heute Mühe gegeben. Seine Haare stehen zur Abwechslung mal nicht in alle Richtungen und er trägt ein makellos gebügeltes, weißes Hemd, eine schwarze Anzughose und ein Sakko. Würden sich oberhalb seines Hemdkragens nicht die Tätowierungen seinen Hals raufziehen und wäre das ganze Metall in seinem Gesicht nicht, dann sähe er ordentlich aus.

„Sam, wo ist Cat?", fragt James noch mal.

Ach ja, das wollte er ja wissen.

„Oben, zieht sich noch schnell um und hilft Niall mit der Krawatte und so. Und passt auf, dass Lilly sich nicht anschüttet, oder anderen Mist macht."

Meine Mum begrüßt Corey, schüttelt ihm die Hand und führt ihn dann ins Haus. Am besten sperrt sie ihn dort ein und wirft den Schlüssel weg! Aber den Gefallen wird sie mir sicher nicht tun. Ich werde ihn den Nachmittag und den Abend über ertragen müssen.

Die letzten Gäste trudeln langsam ein und mein Dad macht sich startklar. Mums Charity, seine Ansprache. Sie ist ein netter Mensch, sie kann tolle Partys organisieren und in einem Einzelgespräch kann sie einem Beduinen eine wasserfeste Uhr verkaufen. Stellt man sie vor Publikum, geht gar nichts mehr. Selbst dann nicht, wenn sie heute nur Leute vor sich hat, die sie in ihrem Leben schon hunderte von Malen gesehen hat.

Dad macht seine Sache aber toll. Er erzählt von dem Projekt, dass Niall mit Cats Unterstützung auf die Beine gestellt hat, aber auch von den Schwierigkeiten die seine Schüler haben. Zum Beispiel von denen, die Lilly hat, die mit ihrer Trisomie so enorm von dem Unterricht profitiert.

Ich werfe einen Blick hinüber zur Treppe an der Eingangstür, wo Corey, Lilly und Niall stehen. Eigentlich will ich meinem Vater weiter zuhören, aber ich kann meinen Blick nicht von Cat losreißen. Sie sieht hinreißend aus. Wie Lilly trägt sie ein hellblaues Kleid, Lillys ist nur knielang, damit sie auf den drei Stufen hinauf zum Flügel nicht stolpert, Cats reicht hinten bis knapp über den Boden, ist vorne aus demselben Grund wie bei Lilly aber etwas kürzer gehalten und gibt einen Blick auf ihre makellosen Beine frei, die in silbernen, glitzernden Louboutins stecken.

Nicht gut in welche Richtung diese Schuhe meine Gedanken lenken. Gar nicht gut. Das Kleid betont zu allem Überfluss auch noch ihre schmale Taille und ihren perfekten Hintern, auf den Busen will ich lieber gar nicht achten, sonst muss ich sie mir sofort über die Schulter werfen und in mein früheres Zimmer schleppen.

Reiß dich mal zusammen Sam, fluche ich. Das kann doch nicht ewig so gehen? Aber ich habe gelogen, als ich ihr gegenüber behauptet habe, ich würde nur die Gespräche mit ihr vermissen. Ich vermisse sie. Im Ganzen. Alles an ihr. Ich vermisse es, morgens neben ihr aufzuwachen, ich vermisse ihren Duft, ihren geschmeidigen Körper und unsere Ausflüge an den Colorado, wo sie mir einen bläst und... Fuck. Der Nachmittag hat erst angefangen und meine Hormone drehen jetzt schon durch.

Mit Gewalt reiße ich meinen Blick von ihr los und versuche meinem Vater weiterzuzuhören und meine Anatomie bequemer und unauffälliger zu positionieren. In Gedanken mache ich eine Notiz mir in Zukunft vor jedem Zusammentreffen mit Cat einen runterzuholen. Der Gedanke an meine Hand an meinem Schwanz in Kombination mit der Erregung, die der Anblick ihres Körpers bei mir auszulösen vermag, ist nicht das Richtige.

Was mich aber ganz schnell wieder runterbringt ist der Anblick von Cat, wie sie mit Corey zum Podest geht. Lilly geht zwischen den beiden und hat ihre kleinen Händchen in die der beiden Erwachsenen gelegt. Fast sehen sie wie eine richtige Familie aus. Niall geht am Stock zum Podest und quält sich dann die Stufen hoch.

Senator Jones Blick auf Coreys tätowierten Hals spricht Bände: der Typ neben seiner Tochter geht gar nicht!

Mein Dad leitet nun über zu ihnen und Cat hilft Lilly, sich zu setzen, platziert sich dann neben ihr, während Niall über die Schwierigkeiten spricht, mit Kindern wie Lilly zu arbeiten und sie mit Spaß zu fördern und zu fordern, ohne zu überfordern. Corey steht derweil ziemlich lässig neben dem Flügel und macht einfach eine gute Figur. Und die Blicke, die die Gäste abwechselnd ihm und dann meinen Eltern zu werfen sprechen Bände. Max muss sich eigentlich keine Sorgen machen, dass er und James heute negativ auffallen.

Was mir gar nicht gefällt, ist, wie seine Augen immer wieder auf Cat ruhen, wenn er nicht grade seiner Schwester beruhigend zulächelt. Nur zu gerne wüsste ich, ob sie mit den gleichen brennenden Blicken zurück starrt, mit denen er sie bedenkt. Von hinten kann ich das jedoch zu meinem Frust nicht erkennen.

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