Corey - Kapitel 31

„Ich brauche dein Mitleid nicht", sagt sie kalt. „Ich habe mit dir geschlafen, weil ich es wollte und weil ich dir vertraut habe."

Ich höre den Schmerz in ihrer Stimme, winde mich innerlich.

„Und jetzt lass mich los."

Energisch schüttelt sie meinen Arm ab und dreht mir den Rücken zu.

„Ich geh schlafen", informiert sie mich. „Wo die Couch steht, weißt du ja. Gute Nacht, Corey!"

Echt jetzt? Corey? Nicht mehr Crow? Dabei habe ich mich inzwischen so an den bescheuerten Spitznamen gewöhnt...

Ihre Schritte verklingen auf den Stufen und langsam wird mir bewusst, was ich ihr alles an den Kopf geworfen habe. Und auch ihre Antworten sickern langsam zu mir durch.

Dass ich Meg nicht durch den Dreck ziehe, kann ich mir vielleicht einreden, aber bei Cat funktioniert es nicht. Sie hat mir ihren wunderbaren Körper zu Füßen gelegt und ihr Vertrauen. Und nach nur einer Woche behandele ich sie wie Scheiße. Und sicher habe ich heute nicht aus Mitleid mit ihr geschlafen. Sondern weil sie mir genau das gibt, was ich brauche: einen Ort, an dem ich einfach loslassen kann, einen Ort, wo ich mich so sicher fühle, dass ich jede Berührung, jeden Kuss genießen kann.

Und was mache ich? Schlage um mich wie ein bockiges Kleinkind.

Cats halb leere Flasche folgt den ersten beiden und zerspringt in der Dunkelheit. Und vor lauter Zorn über mein Verhalten folgt erst mein Feuerzeug, dann mein Tabak und zuletzt mein Zigarettenpapier, dann trete ich mit meinen Stahlkappenschuhen wieder und wieder gegen die Mauer, die Cat und Sams Anteil der Terrasse trennt, schlage mit meinen Fäusten dagegen, bis meine Knöchel bluten. Völlig aus der Puste setze ich mich erschöpft auf den Boden, lasse mich auf den Rücken fallen und starre in den Himmel, höre auf den rasselnden Atem, der meiner ist. Weine um das, was ich so früh verloren habe, ohne zu ahnen, dass ich es hatte. Ohne zu wissen, wie wertvoll das war.

Dann gehe ich leise die Treppe runter, schleiche zu Cats Bett. Sie liegt zusammengerollt auf der Seite, kehrt mir den Rücken zu, ihre Schultern beben leicht. Shit. Sie weint. Und ich bin schuld.

„Es tut mir leid. Ich habe das nicht so gemeint, Cat." Die Reue über meine unbedachten Worte schnürt mir die Kehle zu.

„Ich weiß, aber es tut trotzdem weh." Cats Stimme klingt verweint und gepresst.

„Bitte verzeih mir, ich wollte dir nicht wehtun. Wirklich nicht."

Ich würde sie gerne berühren, sie trösten. Aber ich traue mich nicht, sie anzufassen, habe Angst vor ihrer Reaktion. Also sitze ich einen Meter von ihr entfernt auf der Kante ihres Kingsize-Bettes und nur ihr leises Schniefen durchbricht die Stille, bis es irgendwann verebbt. Nach einer langen Weile dreht sie sich zu mir.

„Ich kann nicht schlafen, wenn du dort sitzt. Geh auf die Couch oder leg dich hier hin, aber hör auf mich anzustarren."

Dann dreht sie sich wieder um und ich ziehe mich in der Dunkelheit aus. Meine Knöchel platzen wieder auf, als ich den Saum eines T-Shirts packe und es über den Kopf ziehe. Anschließend entledige ich mich meiner Schuhe und der Hose und lege mich ganz an den Rand des Bettes, um sie nicht weiter zu nerven.

„Sei nicht albern. Du wirst aus dem Bett fallen", seufzt sie. „Oder vielleicht sogar erfrieren."

Also rutsche ich ein bisschen näher und decke mich mit einem Zipfel der Decke zu.

„Du bist ein Idiot", murrt sie, rutscht näher und deckt die Decke über mich. Dann kuschelt sie ihren Kopf an meinen Rücken, legt ihren Arm um mich und ihre Hand ruht auf meinem Oberarm. Warum ist sie bloß so nett zu mir? Ich war so unglaublich fies, dass ich mich regelrecht dafür schäme.

Ich greife nach ihrer kleinen Hand und ziehe sie an meine Lippen. Küsse ganz zart jeden ihrer Finger und spüre wie sie ihren Mund auf meinen Rücken presst. Zärtlich knabbere ich an ihre Fingerkuppen und ihr wohliges Seufzen rieselt durch mein aufgewühltes Inneres, während ihr Mund über meinen Rücken wandert, mich federleicht liebkost.

Alles habe ich nach dem Streit erwartet, dass sie mich rauswirft, nichts mehr mit mir zu tun haben will. Aber sicher nicht, dass wir morgens um halb sechs eng umschlungen in ihrem Bett liegen und ihr Mund über meinen Körper wandert.

Doch genau das passiert gerade und ich genieße ihre erregenden, zarten Berührungen, schließe die Augen und lasse zu, dass sie nicht nur meinen Körper berührt, sondern einen kleinen Teil meines einsamen Herzens, meiner verletzten Seele. Weil ich ihr vertraue, so wie sie mir vertraut hat.

Lasse zu, dass ihre Zärtlichkeit den Panzer aus Angst, Schmerz und Verlust durchdringt, verliere mich in ihrem Körper, in meiner Sehnsucht und in dem Namen den sie raunt, als sie gemeinsam mit mir kommt. In dem Namen, den sie mir gegeben hat: Crow.

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