COREY -Kapitel 26
Die Woche war extrem anstrengend. Ich habe mich zwar immer beschwert, dass Greg wenig daheim tun würde. Jetzt wird mir klar, dass zwischen „wenig" und „gar nichts" ein gravierender Unterschied ist.
Wenn Lillys Dad zu Hause war, konnte ich wenigstens gelegentlich lernen oder auch mal das Haus verlassen. Jetzt hänge ich jeden Nachmittag zu Hause fest, weil Mum so kurzfristig die Kindergartenzeiten nicht verlängern konnte, aber auch kein Greg da ist.
Doch ich beschwere mich besser nicht über den aktuellen Zustand. Wenn ich selber ein Kind mit Meg bekommen hätte, dann säße ich auch viel öfter zu Hause fest, als es mir lieb wäre. Aber dafür hätte ich Meg noch. Müsste mich nicht damit arrangieren, dass die Erinnerung an sie immer mehr verblasst. Den Gedankengang verschließe ich jedoch wieder. Ich habe heute Abend einen Auftritt, für diese Überlegungen ist keine Zeit.
Während ich die Wäsche falte, frage ich mich trotzdem und ernsthaft, wie Mum das schafft zu arbeiten, sich um Lilly zu kümmern und trotzdem irgendwie den Haushalt im Griff zu behalten. Klar, ich helfe schon mit, aber den Löwenanteil, den trägt sie. Wahrscheinlich ist mir die Hälfte von dem, was zu erledigen ist, nicht einmal wirklich klar, geschweige denn könnte ich es. Was weiß ich wie und wie oft man Fenster putzt?
Schlimmer als meine hauswirtschaftliche Ahnungslosigkeit ist, dass ich in Bezug auf Lillys Betreuung während der Konzerttour auch total planlos bin. Mum braucht jemanden, der Lilly morgens in den Kindergarten bringt und sie wieder abholt. Ich hatte mich, genau wie Mum darauf verlassen, dass Greg es dann schon irgendwie machen würde, wenn ich weg bin. Aber seine klare Absage an uns und seine Tochter lässt mich ratlos zurück.
Am Montag bei der Bandprobe hätte ich mein Problem eigentlich schon ansprechen sollen, hatte aber gehofft das Mum mit ihrem Chef zu irgendeiner Lösung kommt. Er ist durchaus bereit, ihr entgegenzukommen, doch kann er nicht von heute auf morgen eine Zweitkraft an den Ohren herbeiziehen und den Empfang in einer Arztpraxis unbesetzt zu lassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Band kann aber auch genauso unmöglich ohne mich auf Tour gehen. Einen Keyboarder oder einen Bassisten kann man ersetzen, aber nicht mich als Lead-Sänger. Meine Stimme ist die Band. Ohne mich wäre es nicht „Servile Crows", sondern irgendwas anderes.
Ich habe mir wirklich schon überlegt, Lilly einfach mitzunehmen, aber das wäre schon eine Nummer zu krass. Ich ziehe ein frisches T-Shirt aus der obersten Schublade und schlüpfe hinein, dann wühle ich nach einer frischen Jeans.
Im Moment bin ich froh, dass ich keine Frau bin und mich nicht auch noch schminken muss. Ich bin mal wieder höllisch spät dran, Mum ist auch noch immer nicht da.
Dabei weiß sie genau, dass ich heute Abend auftrete. Das regt mich tierisch auf. Die Auftritte spülen einen nicht zu verachtenden Geldbetrag in unsere Familienkasse und das wäre echt cool, wenn Sie die Sache etwas ernster nehmen würde!
Hektisch rufe ich sie an, doch sie geht nicht an ihr Telefon.
„Was ist los, Crow?" fragt Lilly, die mich fluchen hört. Seit Cat ihr erklärt hat, warum sie mich Crow nennt, tut Lilly das ständig. Und seit ich weiß, dass Cat es nicht tut, um mich zu ärgern, ist es auch voll okay, dass die nicht Corey sagt.
Vor allem, wenn sie meinen Spitznamen lustvoll und heiser stöhnt, bevor sie kommt. Bei dem Gedanken an ihren weichen und willigen Körper in meinem Bett werde ich sofort hart. Fuck, das hat mir jetzt grad noch gefehlt.
„Nichts, Süße", beruhige ich Lilly. „Mummy ist nur noch nicht da und ich muss dringend weg."
„Ich kann auch alleine bleiben, bis sie kommt", schlägt Lilly vor, aber das ist völlig abwegig, wenn ich nicht mal weiß, wann Mum kommen wird.
Noch einmal probiere ich es auf ihrem Mobiltelefon, aber wieder ohne Erfolg. Und jetzt? Wen könnte ich bitten, auf Lilly aufzupassen? Spontan fällt mir da nur Niall oder Cat ein.
Ein bisschen nervös wähle ich ihre Nummer. Seit Montag habe ich mich nicht bei ihr gemeldet und unserer Abmachung entsprechend sollte das kein Problem sein. Für mich ist es gerade ein riesiges Problem, denn es fühlt sich für mich trotzdem falsch an, sie links liegen zu lassen, aber gleichzeitig um einen Gefallen zu bitten, während ich ihretwegen eine Erektion habe. Was für eine Scheißsituation!
„Hey Cat", sage ich, als sie sich meldet. „Ich habe ein Problem und ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht helfen kannst." Und ob du mir bitte einen runterholst. Oder dich von mir vögeln lässt.
Ich höre das Lächeln in ihrer Stimme, als sie sagt: „Klar, was gibt's denn? Hoffentlich nicht wieder Wochenend- Blödsinn."
„Nein noch nicht, es ist noch nicht mal sechs, Cat! Es geht um Lilly. Meine Mum ist noch nicht da und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe in eineinhalb Stunden einen Auftritt. Wir müssen uns noch einspielen und ich kann Lilly unmöglich mitnehmen."
„Ist kein Problem. Wir treffen uns auf dem Parkplatz vor dem „Monkey". Nimm sie einfach mit dorthin, ich hole sie ab, dann verlierst du keine Zeit. Passt das so für dich? Denk in zwanzig Minuten bin ich spätestens da."
Weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll, probiere ich es einfach mit: „Danke, Cat, du hast was gut bei mir."
Lilly freut sich wie verrückt, als ich ihr sage, dass Cat auf sie aufpassen wird. Schwein gehabt, würde ich sagen, dass die beiden sich so mögen. Zügig mache mich mit meiner Schwester auf den Weg.
Cat wartet bereits vor dem „Monkey", als ich auf den Parkplatz einbiege. Lilly wirft sich begeistert in Cats Arme, diese erwidert die Umarmung und drückt Lilly.
So wie Cat es eigentlich immer tut, geht sie in die Hocke und gibt Lillys Nase einen kleinen Stups und dann kriegt sie ein Küsschen auf die Wange. Dann begrüßt sie mich, drückt mir ebenfalls einen Kuss auf die Wange. Ein bisschen Zunge wäre schon geil. Aber man soll ja nicht undankbar sein und vor Lilly wäre das auch eher unpassend...
„Ich habe Mum inzwischen erreicht", berichte ich Cat, die Lilly an der Hand hält, damit diese nicht über den Parkplatz turnt. „Ihr Auto ist auf der Interstate liegen geblieben. Aber der Pannendienst sollte demnächst kommen."
„Ist kein Problem, ich hatte eh nichts Großartiges vor heute", sagt Cat. Aber ich weiß, dass sie schwindelt. Sie trägt Laufshorts und ein enges T-Shirt, ihre Haare sind zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Ich bin mir sicher, dass sie bereits ihre Laufschuhe anhatte, als ich angerufen habe. Ihre knackigen und gebräunten Oberschenkel kommen nicht von nichts und bei dem Gedanken daran, wie sie ihre Beine um meinen Körper schlingt, werde ich schon wieder hart. Das wird langsam lästig!
Ich gebe Cat den Schlüssel für mein Auto, doch sie schüttelt den Kopf und deutet hinter sich auf einen SUV.
„Wir sind motorisiert und laut Sam ist er der sicherste seiner Klasse."
Klar. Und meine Scheißkarre hat nicht mal einen Airbag. Ich glaube, ich muss gleich kotzen! Aber es ist nett, dass sie sich Gedanken gemacht hat. Und Mr. Schickimicki auch...
Ich sehe den beiden hinterher, wie sie zu dem Auto mit den dunkel getönten Scheiben gehen und Lilly quietscht vor Freude, weil sie sich in den blitzsauberen Fenstern spiegeln kann. Und ich mache mich gefrustet auf den Weg nach drinnen, wo die anderen bereits auf mich warten. Manchmal kotzt es mich echt an, dass Sam alles hat und wir im Moment nicht einmal genau wissen, ob wir die Wohnung auf Dauer halten können.
„Da haben wir ja mal Glück gehabt, dass Cat auf Lilly aufpasst. Ohne Sänger wären wir aufgeschmissen", sagt C.
Damit hat er recht, aber inzwischen habe ich was die Tour betrifft einen Plan B und der hängt mit Cat zusammen und der Verbindung, die Lilly zu ihr hat.
Das „Monkey" ist zum Bersten voll. Kevins Promotion trägt langsam Früchte, glaube ich und unsere Singleauskopplung ist inzwischen unter die Top 200 in unserem Bundesstaat geklettert. Das schlägt sich in den Besucherzahlen nieder. Unsere ersten sechs Konzerte der Tour sind inzwischen ausverkauft bis auf die letzte Karte.
Heute Abend rocken wir das „Monkey" wie schon lange nicht mehr. Weil Cat auf Lilly aufpasst und nicht Greg, habe ich das erste Mal seit Monaten den Kopf wirklich frei und ich versemmele keinen einzigen Einsatz.
Nach dem Konzert schaue ich sofort auf mein Handy und sehe, dass Cat mir geschrieben hat: Lilly hat zu Abend gegessen und Nialls Burger haben ihr super gut geschmeckt. Sie hat sogar ein bisschen vom Salat probiert.
Auch Mom hat mir geschrieben: Cat hat Lilly abgeliefert und sie schläft tief und fest und ist sehr glücklich.
Ich bedanke mich bei beiden für die Infos und dann ziehe ich mit den Jungs weiter in die nächste Kneipe, wo wir unseren Erfolg kräftig begießen.
Mein Totalabsturz von letztem Wochenende ist mir noch gut in Erinnerung, sodass ich auf Alkohol mehr oder weniger verzichte. Aber den Druck, der sich die Woche über angestaut hat und meine Dauererektion muss ich dringend loswerden.
Dass ich gegen Mitternacht mit einem ziemlich betrunkenen Mädchen nach draußen verschwinde, wundert keinen meiner Freunde. Einmal vögele ich sie vor der Bar, dann nochmal bei ihr zu Hause. Restlos befriedigt bin ich danach immer noch nicht. Mit Cat was es beim letzten Mal so geil, da kommt die Kleine aus der Bar einfach nicht ran.
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