COREY - Kapitel 12
Auf dem Weg nach Hause habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Und da gibt es einiges, was mich beschäftigt.
Zum Beispiel die Frage, ob Cat sauer ist, wenn sie rausfindet, dass ich nichts Ernstes von Emmi will. Der Sex mit ihr ist okay, nicht wirklich weltbewegend und eigentlich wäre ich durch mit ihr. Aber ich mache mir Sorgen, welche Konsequenzen es für Lilly haben könnte, wenn ich Cat verärgere. Lilly sucht jeden Tag die Tasten mit dem C auf ihrem Keyboard und redet die ganze Woche davon, dass sie wieder zu den Geschwistern gehen möchte.
Dann die Sache mit Elena. Ich kenn sie lange genug, um zu wissen, dass das mit Niall echt Probleme mit sich bringen könnte. Ihre Bedürfnisse unterscheiden sich von denen anderer Mädchen und ich weiß nicht, wie er dazu steht.
Zu wissen, dass sie mit Mädchen rummacht ist eine Sache, zu akzeptieren, dass sie das braucht, auch wenn sie mit einem Typen in einer Beziehung zusammen ist, das ist ganz eine andere Geschichte. Er kann sich weder einen Busen wachsen lassen, noch hat er eine Muschi, die sie lecken kann.
Für mich war es kein Problem, wenn sie mit Mädchen rumknutscht oder mit ihnen intim wird. Ich fand es immer ziemlich geil, ab und zu zwei Mädels im Bett zu haben, aber ob das für Niall das Richtige ist, das wage ich zu bezweifeln und so wie Cat gestern ausgesehen hat, hat sie auch Zweifel.
Und dann ist da die Sache mit Greg. Für mich macht es keinen Unterschied, ob er da ist oder nicht. Im Gegenteil: ich bin überzeugt, dass es für Lilly besser ist, wenn der Blödmann sie nicht ständig behandelt, als wäre sie Dreck.
Und eine große Hilfe war er für Mum sicher nicht, aber sie waren trotzdem irgendwie ein Paar. Keine Ahnung, wie sie klarkommt. Und wie das mit der Tour gehen soll, wenn er nicht da ist, das weiß ich auch nicht. Mum kann Lilly morgens nicht in den Kindergarten bringen, sie muss pünktlich um acht anfangen und meine Schwester kann erst ab acht Uhr in den Kindergarten. Vorher sind nicht genug Erzieher da, um für sie gewappnet zu sein.
„Hey, ihr zwei ich bin zu Hause!", rufe ich munterer als ich mich fühle und gebe jeder meiner Frauen einen Kuss, dann kitzle ich Lilly hinter dem Ohr. Ihr Lachen ist das süßeste Geräusch, dass man sich vorstellen kann.
„Du musst duschen, Corey", sagt Lilly. „Dringend!"
Meine Mutter stimmt ihr im Brustton der Überzeugung zu und zieht mahnend eine Augenbraue hoch. „Du hast es mal wieder übertrieben, mein Lieber", tadelt sie.
„Ich weiß, was ich tue", murre ich, weiß gleichzeitig, dass sie Recht hat. Das gestern war ein Totalabsturz, noch dazu bei Leuten, die ich nicht besonders gut kenne. Ein No-Go eigentlich. Wenn man da an die Falschen gerät, dann kann das ins Auge gehen.
Aber mit Cat auf dem Dach habe ich mir keine Gedanken gemacht. Sie strahlt so eine Ruhe und so einen Frieden aus, ist so nett zu ihrem Bruder, so nett zu Lilly, sogar zu diesem Arschloch Sam ist sie nett.
Ich habe mir in dem Moment einfach gar keine Gedanken gemacht, dass mich jemand ausrauben und im Wald vergraben könnte, wo mich keiner jemals findet.
Dass Cat gesagt hat, ich kann bei ihr schlafen, das war einfach Glück. Ich bin nicht mal sicher, ob ich es überhaupt bis nach Hause geschafft hätte, oder ob ich einfach irgendwo auf der Straße genächtigt hätte.
Das Wasser unter der Dusche ist heiß und läuft über meine verspannten Muskeln. Was mach ich denn jetzt mit dieser Emmi? Dass ich heute Morgen, nachdem Cat wieder ins Bett gegangen ist, nochmal mit ihr geschlafen habe, macht die Situation nicht besser. Dumme Idee. Ganz, ganz dumme Idee.
Aber als sie so nass aus der Dusche geschlichen kam, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Und sie offenbar auch nicht.
„Soll ich heute Pizza machen?", frage ich Lilly und Mum, während ich meine Haare trockenrubble.
„Ja, bitte Pizza!" Schön, dass beide es sagen wie aus einem Munde. Das zeigt, dass ich es nicht so schlecht mache mit der Kocherei.
„Komm, Lilly, hilf mir mit dem Teig, du kannst ihn kneten, ja?" Eigentlich hätten wir dafür auch eine Kitchen Aid, aber wenn sie jemals vernünftig schreiben lernen soll, dann ist Training für die Handmuskulatur ein Muss.
Ich stelle auf der Arbeitsplatte in unserer kleinen Küche alles bereit, was wir brauchen, dann rühre ich die Zutaten grob zusammen, übergebe dann Lilly einen Teil des Teiges zum Kneten. Sie macht sich mit solchem Eifer über den Teig her, dass es schon wieder süß ist.
„Ich glaube, das reicht, jetzt, Herzchen", sage ich nach einer Weile, nehme ihr den Teig ab und knete ihn mit meinem zusammen.
„Jetzt müssen wir warten, bis der Teig doppelt so groß ist. Was sollen wir in der Zeit machen?"
„Können wir zu den Enten?", drängt Lilly wieder.
„Ist gut, gehen wir zu den Enten. Aber nicht füttern, ja?" Trotzdem stecke ich ein wenig altes Brot ein und als Belohnung strahlt Lilly über ihr ganzes Gesicht.
„Kommst du mit, Mum?", frage ich, doch die schüttelt den Kopf.
„Okay, dann bis später." Ich helfe Lilly mit den Schuhen, dann machen wir uns auf den Weg.
„Wir sagen das nicht Mummy, ja?" Lilly kichert leise vor sich hin. Wirft den Enten immer wieder kleine Brocken hin.
„Das ist aber streng verboten, junge Dame!"
Lilly dreht sich erschrocken zu der Stimme um.
„Hey Lilly", Cat geht vor Lilly in die Hocke, und gibt ihr einen kleinen Stups mit dem Zeigefinger an ihrer Nase.
„Was machst du hier? Musst du nicht Klavier üben?", fragt Lilly.
„Ich übe später. Jetzt brauche ich erstmal ein bisschen Bewegung."
„Corey braucht auch manchmal Bewegung. Dann bringt er immer eine Frau mit nach Hause." Klappe halten, Lilly. Einfach mal den Mund halten.
„Spazierengehen macht zu zweit auch viel mehr Spaß", sagt Cat ernsthaft, doch ihre Augen funkeln amüsiert, als sie zu mir raufsieht.
„Aber du bist alleine", stellt Lilly fest und ich wappne mich für den nächsten Irrsinn, den sie von sich gibt.
„Das stimmt. Aber jetzt habe ich ja zum Glück Euch getroffen, dann können wir ja ein Stück zusammen gehen."
„Können wir?", fragt Lilly mich.
„Ja, aber wir müssen schnell Mummy schreiben, dass sie mal nach unserem Teig schaut."
„Corey macht heute Pizza", informiert Lilly Cat.
„Das ist bestimmt sehr lecker", sagt Cat schmunzelnd. „Mein Bruder macht auch tolle Pizza. Mit ganz viel Gemüse."
„Ich mag nicht Gemüse", informiert Lilly Cat und schiebt ihre kleine Hand in die der Blonden.
„Du magst kein Gemüse?", fragt Cat nach und korrigiert dabei unauffällig auch Lillys sprachlichen Schnitzer.
Während ich unserer Mutter texte, laufen die beiden schon weiter.
„Sollen wir ein bisschen zum Spielplatz gehen?", fragt Cat arglos und ich halte die Luft an. Lilly hasst den Spielplatz. Weil die anderen immer gemein zu ihr sind. Meistens gehen wir erst am Abend hin, wenn nur noch Jugendliche dort abhängen, die brav ihre Fresse halten, wenn sie mich kommen sehen.
„Ich mag nicht hin", sagt Lilly auch prompt.
„Was? Du magst kein Gemüse und keine Spielplätze? Das musst du mir jetzt aber erklären!" Wieder geht sie zu Lilly hinunter und begegnet ihr auf Augenhöhe. Dafür könnte ich Cat küssen. Und mich für den Gedanken schon wieder ohrfeigen.
„Die Kinder spielen nicht mit mir. Sie ärgern mich. Manchmal sagen sie, ich bin hässlich." Lilly klingt traurig und Cat blickt meine Schwester mitfühlend an.
„Das ist nicht nett von den Kindern. Aber weißt du was? Du musst heute gar nicht mit ihnen spielen, weil ja ich mit dir spiele. Und wenn die anderen etwas Gemeines sagen, dann hören wir ihnen einfach nicht zu, was meinst du? Sollen wir das mal probieren?"
Lilly nickt. Ich glaub das jetzt nicht.
„Was magst du am liebsten? Rutschen? Schaukeln?"
„Ich darf nicht mehr schaukeln", sagt Lilly und gleichzeitig erkläre ich:
„Cat ich glaube nicht, dass sie schaukeln sollte. Sie ist schon einige Male runtergefallen, weil sie sich nicht richtig festhält."
„Sie ist fünf. Sie kann schaukeln, wenn sie schaukeln will", sagt Cat bestimmt und lächelt Lilly aufmunternd zu.
„Hör zu, sie ist anders, Cat. Bei ihr sind die Dinge nicht so einfach wie bei anderen Kindern", weise ich leise auf das Offensichtliche hin.
„Glaubst du, dass ich das nicht sehe?", fragt Cat ebenso leise. „Aber was ist das für eine Kindheit, wenn man nichts darf, was Spaß macht, nur weil es gefährlich ist? Und mal abgesehen davon: wenn sie sich beim Essen verschluckt, darf sie dann nichts mehr essen?"
Verdattert blicke ich Cat nach, wie sie mit Lilly zur Schaukel geht. Die traut sich ja was, so mit mir zu reden!
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