CAT - Kapitel 54

Das erste Frühstück ist eine Tortour für mich. Nicht nur weil mir essen wehtut, sondern weil auch Niall ständig auf mit herumhackt. Das ist nicht nett.

Es nervt.

„Du drehst langsam wirklich durch. Ich weiß nicht, ob Corey gut für dich ist. Du machst echt wildes Zeug, seit du ihn kennst. Was kommt als nächstes? Eine Tätowierung, ein Branding, ein Ring durch die Nase? Ein Sidecut?"

„Ich lass mich frühestens nächste Woche tätowieren", scherze ich, doch ganz so scherzhaft, wie ich es sage, ist es nicht.

Niall selbst hat mich auf die Idee gebracht, mit dem Kommentar, dass man mich mit einem Warnhinweis versehen sollte.

Aber die Idee muss noch ein wenig reifen. Denn ich weiß nicht genau, wo ich es hinhaben möchte. Vielleicht ist es aber auch blöd?

„Cat, das ist nicht lustig!", sagt Niall und löffelt sein Müsli. „Du musst bedenken, dass du..." an der Stelle unterbreche ich ihn bereits.

„...dich in anderen Kreisen bewegen musst als Crow", ergänze ich. Ich weiß es ja auch. Und deswegen bin ich ja auch von der Idee, mir was am Handgelenk stechen zu lassen wieder abgerückt. Aber am Bauch so, dass man es knapp über dem Bikini noch sieht? Das wäre doch eine Stelle, die dafür okay wäre und da würde es ja auch nicht jeder auf den ersten Blick sehen. Lustiger wäre es natürlich schon, wenn es zum Beispiel bei einem tiefausgeschnittenen Top zur Hälfte rausschaut.

Niall sieht mich entgeistert an, als ich ihm meine Idee erzähle.

„Im Ernst Cat, geh mal lieber zu einem Arzt. Vielleicht gehörst du in die Psychiatrie?"

Vermutlich gehöre ich in die Psychiatrie. Wer sich innerhalb von einem halben Jahr zweimal mit völlig verrückten Typen auf eine Beziehung einlässt, der sollte sich echt mal Gedanken machen.

Aber ich bin glücklich. So glücklich, dass ich fast nicht atmen kann, wenn ich an Crow denke. Und wenn ich daran denke, wie er gesagt hat, dass er mich vermissen wird, mehr noch, dass er mich liebt, werden meine Augen feucht.

Er sieht so cool und abgebrüht aus mit dem ganzen Schmuck und den Tätowierungen, gleichzeitig ist er so sanft und zärtlich. Der Gegensatz zwischen seinem Aussehen und seinem Verhalten mir gegenüber könnte nicht krasser sein.

Mein Handy vibriert und reißt mich aus meinen Träumereien.

„Guten Morgen, Baby!", schreibt er. „Konzert war der Hammer. Weniger Rauchen, weniger Saufen und alles ist gut. Ich sollte öfter mal auf dich hören. Vermisse dich. Fahren jetzt los. Ich ruf dich später mal an. Will deine Stimme hören."

„Fahre gleich zu Tom, vermisse dich auch. Wache lieber neben dir auf."

„Crow?", fragt Niall und ich grinse wie eine Idiotin, nicke glücklich.

„Ich muss los, Niall", sage ich, „Lass das Frühstückszeug einfach stehen, ja? Ich bin in einer knappen Stunde zurück, dann räum ich ab."

Er nickt. „Ist gut, ich stell dann nur das Zeug für den Kühlschrank weg."

Tom lässt sich von mir die Zunge zeigen, meint es sei schon ziemlich angeschwollen. Echt? Wäre mir jetzt nicht aufgefallen.

Dann sagt er, ich solle einfach abwarten, es wäre soweit alles im grünen Bereich, wenn es nicht schlimmer wird, müsste ich mir keine Sorgen machen.

Dann drückt er mir ein Zettelchen in die Hand, meint er würde mich sicherheitshalber in drei Tagen wiedersehen, Crow würde ihm den Kopf abreißen, wenn ich eine Infektion kriegen würde.

Da Lilly noch immer mit ihrer Mum im Urlaub ist, und erst in ein paar Tagen wiederkommt, beschließe ich, die freie Zeit zu nutzen und in unserer Wohnung für Ordnung zu sorgen und auch mal ein paar der Schränke zu putzen. Gerade in der Küche ist das absolut nötig.

Dann rufe ich Max an und frage, wie es mit seinem Umzug läuft. Sein Vater hat wirklich und ernsthaft darauf bestanden, dass er in den Semesterferien seine Zimmer in der elterlichen Villa räumt und sich was anderes sucht.

Diesen Umstand haben James und Max genutzt und sich gemeinsam ein sehr mondänes Penthouse gemietet. In einem dieser superkrass teuren Hochhäuser, wo der Hauswart Concierge genannt wird und einen im Aufzug begleitet.

Und Max meint, ich solle doch einfach vorbeischauen und mir ein Bild von der Sache machen und Niall auch gleich mitbringen. Doch der hat keine Lust, er will lieber nochmal bei Sam vorbeischauen und ein paar Details durchgehen, bevor Myra, Sams Schwester und ihres Zeichens unsere Architektin, morgen vorbeischaut. Besonders der Umbau des kleinen Nebengebäudes, dass das Haus des Pförtners und Hausmeisters war und nun als Elterncafé dienen soll, wirft mehr Fragen auf, als wir spontan lösen können.

Wie zu erwarten klappt bei Max und James alles gut. Klar, wenn Max was in die Hand nimmt läuft es einfach. James grinst glücklich, Max wirkt zufrieden und ruht in sich. Also alles perfekt.

Ich helfe den beiden die nächsten paar Stunden beim Auspacken und bei einer guten Flasche Wein und Pizza könnte ich eigentlich auch mal Details auspacken. Aber ich weiß gar nicht so wirklich wie. Einfach „Übrigens, ich bin mit Corey zusammen", kommt so aus dem Stegreif auch ein bisschen schlecht.

Abhilfe in Bezug auf das Thema kommt von James Seite, der sich nach Niall und Elena erkundigt. Da ich nicht gerne tratsche, halte ich mich bedeckt und berichte nur, dass sie sich langsam versuchen wieder anzunähern, Niall aber ein Problem hat, ihr vorbehaltlos zu vertrauen und dass er das Gefühl hat, mit einem Mädel noch schlechter mithalten zu können als mit einem Typen.

„Verstehe ich vollkommen. Als ich dachte, du seist ernsthafte Konkurrenz für mich, da hatte ich auch schlaflose Nächte. Mir vorzustellen, dass Max mit dir Dinge tut, die mit mir nicht gehen, egal wieviel Mühe ich mir gebe, war echt hart. Ich meine, klar können wir ihm unterm Strich beide einen blasen, aber darüber hinaus sind meine Möglichkeiten dann ja echt beschränkt. Rein anatomisch betrachtet."

Das ist ungefähr das, was auch Niall meinte. Offenbar ist es wirklich schwieriger, mit dem anderen Geschlecht zu konkurrieren, auch wenn das ein reines Kopfproblem ist.

„Und was ist mit dir und Sam?", fragt Max.

„Nichts mehr. Das ist Geschichte", sage ich.

„Und so wie du grinst, ist aus deinem experimentellen Ding was Ernstes geworden?", rät James und ich nicke glücklich.

„Dann dürfen wir also jetzt offiziell wissen, dass du mit Crow vögelst und müssen nicht mehr spekulieren?", sagt er und grinst mindestens so fröhlich wie ich.

„Du wusstet davon?", fragt Max und James schüttelt den Kopf. „Nein, aber im Gegensatz zu dir habe ich Augen im Kopf. Und ich erkenne geschwollene Lippen und eine zerzauste Frisur, wenn jemand vom Rauchen zurückkommt, der gar nicht raucht."

Naja, das hätte ich mir denken können.

„Dann seid ihr richtig zusammen?", vergewissert Max sich.

„Ja, mit allem Drum und Dran", zitiere ich Crow und grinse wie ein Honigkuchenpferd.

„Wenn das mal gut geht", sagt Max zweifelnd und ich bin fast ein bisschen sauer über den Kommentar.

„Willst du nicht noch was essen?", fragt Max und deutet auf meinen erst zu einem Viertel verputzte Pizza. „Sonst würde ich noch was nehmen."

„Doch schon, aber ich brauch heute halt ein bisschen länger", sage ich. „Bin frisch gepierct."

„Hab mich schon gewundert, dass du heute so nuschelst. Zeig doch mal her!"

James mustert mich gespannt, während ich meinen Mund mit Wasser ausspüle, ihm dann die Zunge entgegenstrecke.

„Wie cool, ich will ja auch schon lange sowas, aber Max stellt sich quer", jammert James.

„Ich habe keine Lust, irgendwelche Schwulen-Klischees zu bedienen!" Armer Max. Er ist sofort in der Defensive.

„Ich kann es ja zuerst machen, wenn es beim Blasen so geil ist, wie ich es mir vorstelle, dann kannst du mir dein Piercing zum Geburtstag schenken."

James legt einen Arm um Max und zieht ihn zu sich, küsst ihn auf den Mund. Doch Max schiebt ihn weg.

Dass er immer noch so schüchtern ist, selbst vor mir, ist irgendwie niedlich. Dabei weiß ich das mit den beiden schon so lange...

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