CAT - Kapitel 38

Der für den Anlass sehr entspannte Nachmittag geht in einen sehr angenehmen Abend über. Sams Mutter hat einen ausgezeichneten Caterer gefunden -ich hätte es nicht anders erwartet- der in typisch amerikanischer Tradition ein Barbecue zaubert. Allerdings ein sehr Gehobenes, das zum Ambiente passt.

Niall und ich haben die Möglichkeit gehabt, sehr viele Kontakte zu knüpfen. Das Interesse an Nialls Arbeit ist enorm und während der Abend weiter voranschreitet, merkt man ihm immer mehr an, wie sehr ihn die Veranstaltung inzwischen anstrengt. Kurz vor elf beschließen er und ich, dass es genug ist und Sams Mutter hat vollstes Verständnis dafür, dass wir uns auf den Weg nach Hause machen.

In Sams altem Zimmer ziehe ich mich aus und lasse das wunderschöne Kleid, dass Sams Mutter für den Abend spendiert hat, neben Lilly Kleidchen an einer Stange des begehbaren Kleiderschrankes zurück.

In meinem einfachen Kleid mit normalen Pumps verlasse ich das Haus und geselle mich zu Niall und Crow, die auf den Parkservice warten. Niall hängt erschöpft in seinem Rollstuhl, Crow hat sein Sakko über einen der Griffe gehängt, seine Hemdsärmel geöffnet und bis über die Ellbogen hochgezogen, was extrem sexy aussieht. Der schmale Schnitt des Hemdes und der Hose betonen seine klar definierten, aber nicht übertrieben trainierten Muskeln und seine Tattoos schimmern durch sein Hemd.

Ich lege Niall eine Hand auf die Schulter, drücke sie sanft und er legt seine Hand auf meine.

„Ich glaube, das war ein erfolgreicher Abend für uns alle", sagt Niall. „Das müssten wir eigentlich noch begießen, aber ich kann heute keinen Schritt mehr laufen!"

„Wir könnten runter zum Anleger, wenn du über deinen Schatten springst. Ich schieb dich auch und wenn wir Crow den Drogenbaron dabeihaben, schaut dich sicher keiner schräg an." Denn genau so sieht er aus: wie ein sehr erfolgreicher Dealer.

„Find ich eine ziemlich geile Idee. Ein oder zwei Bier, dann können wir noch immer nach Hause", stimmt mein Bruder zu und ich sehe Crow bittend an. Er lächelt, zwinkert mir zu und es ist klar, dass das ja heißt.

Nachdem das Taxi uns aufgesammelt hat, appe ich Max und James von unserem spontanen Plan und sag ihnen, dass sie nachkommen sollen, wenn sie Lust haben und dann schreibe ich auf Nialls Bitte hin auch Elena an. Letztere antwortet nicht, aber die anderen schicken uns einen Daumen nach oben, was nichts anderes heißt, als dass Max und James, die übermotorisiert sind, noch vor uns am Anleger sind.

Max räumt für uns -ich wusste es läuft auf eine große Summe raus- einen Tisch, an dem Niall an der Stirnseite genug Platz hat, sich zu parken.

Und Crow und ich bieten an, uns um die Getränke zu kümmern. Als wir außer Sichtweite sind, endlich ein paar Sekunden allein haben, zieht er mich an sich, küsst mich, knabbert sanft an meiner Unterlippe. Seine Hand wandert über meinen Rücken und dann über meinen Hintern. Aber die anderen warten und so lösen wir uns wieder von einander und bahnen uns den Weg zur Bar.

Plötzlich bleibt Crow jedoch wie angewurzelt stehen.

„Fuck, was macht die denn wieder für einen Scheiß!", flucht er und ich folge seinem Blick. Auch wenn ich nicht viel von Kraftausdrücken halte, rutscht mir ein „Shit" raus.

Elena steht auf einem der Tische, was an und für sich betrachtet nicht so ungewöhnlich ist, und tanzt. Mit einem andren Mädchen, der sie gerade ziemlich ungeniert unter den kurzen Rock greift und die beiden knutschen wie wild. Das sieht ziemlich geil aus. Und Crow wirkt mehr als nur leicht angeturnt. Das ist ein Phänomen, das er mit etwa achtzig bis neunzig Prozent der hier Anwesenden Männer teilt. Und grundsätzlich sollte mir das egal sein, was es naturgemäß nicht ist, denn mir wäre es natürlich lieber, wenn sein Schlafzimmerblick allein mir gelten würde. Wenn mich der Anblick der beiden aber schon nicht kalt lässt, wie kann ich ihm dann einen Vorwurf machen?

Außerdem bin ich mir sicher, dass es mit einem angesexten Crow heute richtig zur Sache gehen wird, das macht mich wiederum ziemlich an.

Der Haken an der Sache ist: Niall wird das nicht so toll finden, und diese Formulierung ist die Untertreibung des Jahrhunderts.

Sie muss von diesem Tisch runter und zwar sofort. Doch als ich das in die Hand nehmen und auf den Tisch zusteuern will, packt mein Drogenbaron mich am Arm.

„Cat, ich weiß, das klingt jetzt vielleicht blöd, aber misch dich da nicht ein. Elena braucht das ab und zu und wie Niall und sie das regeln, ist ihre Sache. Vielleicht kriegt er ja gar nichts davon mit."

Ich hör wohl nicht richtig? „Er ist mein Bruder, ich kann doch nicht einfach nichts tun", protestiere ich.

„Nur weil du sie von dem Tisch schleifst, ist es nicht ungeschehen, sondern nur ungesehen. Wenn du unbedingt was tun willst, dann sag Niall, du hast Elena gesehen. Lass ihn selber rausfinden, was sie hier treibt. Etwas wissen und etwas sehen, da ist ein Unterschied. Vielleicht weiß er nur nicht, wie geil es ist, den beiden zuzusehen, wie sie es sich gegenseitig besorgen."

Das klingt ja fast, als ob er... „Du hast ihr zugesehen, du Sittenstrolch!" Ich boxe ihm auf den Oberarm.

Er sagt nichts, aber an seinem Grinsen lässt sich genau ablesen, dass ich Recht habe.

Wir holen das Bier und auf dem Rückweg bitte ich Crow, dass er Niall sagt, dass Elena hier ist. Er sieht nicht glücklich aus, doch sobald wir am Tisch sind, berichtet er in völlig neutralem Ton, dass Elena auch da ist.

Trotz Erschöpfung macht Niall sich mit Rollstuhl auf den Weg, sie zu suchen und ich bleibe mit einem mulmigen Gefühl zurück. Die Euphorie, die der perfekte Tag bei mir hinterlassen hat, ist schlagartig verflogen.

Nervös trinke ich mein Bier, dann noch eins. Aber Niall ist noch immer nicht zurück. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Ich tendiere zu letzterem und als Niall eine Stunde weg ist, versuche ich ihn anzurufen. Mehrfach. Und jedes Mal ohne Erfolg. Das macht mir nun wirklich Sorgen, denn das ist eigentlich nicht seine Art, kommentarlos von der Bildfläche zu verschwinden.

Was für eine schwachsinnige Idee, ihm nicht zu sagen, was auf ihn zu kommt, wenn er Elena findet.

Crow versucht immer wieder mich zu beruhigen, aber es hilft nicht im Geringsten, zu hören, dass Niall schon klarkommt. Irgendwann legt er seinen Arm um mich, was mir eine echte Hilfe wäre, wenn James mir keinen bedeutungsschwangeren Blick zu werfen würde.

Als mein Handy auf dem Tisch vibriert, schüttele ich Crows schützenden Arm ab und schaue auf den Text, den Niall schreibt.

„Hab grad echt die Schnauze voll. Nehme mir ein Taxi, gute Nacht."

„Soll ich mitfahren?", schreibe ich zurück, doch er antwortet mir, dass er ein bisschen Zeit bräuchte, um mit allem klarzukommen.

Crow, der den Text mitgelesen hat, seufzt. „Dass das mit ihm und Elena nicht so einfach wird, habe ich befürchtet!" Und mit seiner Aussage liegt er mit mir genau auf einer Linie.

Aber wo steht geschrieben, dass das Leben einfach sein soll? Ich habe es mit Sam nicht leicht gehabt und mit Crow zu schlafen, ist auch nicht so einfach, wie es sein sollte. Ich verliere mich jeden Tag ein wenig mehr in ihm, in unserer definierten „Nicht-Beziehung".

Ich hätte mich auf dem blöden Konzert im Club von ihm fernhalten sollen, dann wäre ich vielleicht schon halbwegs über ihn und das merkwürdige Arrangement hinweg.

Aber seit dem Sex in der Garderobe gab es keinen Tag, wo wir nicht mindestens einmal wie im Rausch übereinander hergefallen sind. Wenn ich jetzt zu ihm schaue, zieht er mich auch schon wieder mit seinen Blicken aus und die Hand die träge meinen Oberschenkel hinaufwandert und dann unter meinen Rock gleitet, verspricht mir körperliche Befriedigung der Extraklasse. Mein Herz bleibt dabei auf der Strecke, sehnt sich nach Nähe, die nur mein Körper bekommt.

Wenn ich klug wäre, würde ich einfach aufstehen und nach Hause fahren. Doch das bin ich nicht. Nachdem Max und James sich verabschiedet haben, folge ich Crow anstandslos mit zu ihm, kann die Erregung, die mich bei dem Gedanken, ihm langsam sein Hemd aufzuknöpfen, überfällt, kaum verbergen. Crow geht es nicht anders. Mehr als einmal küsst er mich unterwegs leidenschaftlich, zieht mich stöhnend an sich, wenn ich seine überwältigenden Küsse erwidere. Dass wir die doppelte Zeit zu ihm brauchen wie sonst, obwohl wir beide heute sogar ziemlich nüchtern sind, wird niemanden verwundern. Mich wundert es eher, dass wir es überhaupt noch in sein Zimmer schaffen, bevor er mich nimmt.

Sein Hemd knöpfe ich erst auf, nachdem er mich, gegen die Wand gelehnt, im Stehen hatte.

Ich nehme mir Zeit, jeden Millimeter seiner Haut zu küssen und langsam nach unten zu wandern. Den Teil seiner Anatomie geflissentlich meidend, der nach meinen Lippen am meisten verlangt. Bis er schließlich stöhnt, ich solle ihn endlich in den Mund nehmen und sanft meinen Kopf nach unten drückt.

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