CAT - Kapitel 18

Der Probenraum ist relativ klein für die Unmengen an Zeug, die die fünf Bandmitglieder hier reingestopft haben.

Ich bin ein bisschen nervös, immerhin sind sie die Newcomerband schlechthin. Mit ihnen weggehen und Spaß haben, ist eine ganz andere Sache, als mit ihrem Sänger einen Song aufzuzeichnen.

Rufus nimmt mich mit ins Tonstudio nach nebenan, wo er schon das E-Piano angestöpselt hat, auf dem ich spielen soll. Hinterher wird Crow seinen Part singen und Rufus wird beide Teile dann irgendwie zusammenbasteln. Zum Glück muss ich das nicht verstehen...

„So, dann mal alle raus. Wir wollen hier in Ruhe arbeiten!" Rufus scheucht die anderen aus dem Raum und schließt die Tür. Sofort hüllt uns Stille ein.

„Kann ich mich kurz noch warmspielen?", frage ich. Rufus lächelt freundlich, nickt. Also spiele ich „Una mattina". Inzwischen habe ich diese Eigenart von Niall übernommen: es ist wie ein kleines Ritual, um mich auf das Spielen einzustimmen, meine Konzentration und Aufmerksamkeit zu lenken. Und meine Gefühle kurz mal von der Leine zu lassen, indem ich ein bisschen variiere und improvisiere.

Rufus lächelt noch immer. Ist kein Punkrock, aber scheint ihm trotzdem zu gefallen.

Auf meine Rückmeldung, dass ich so weit wäre, startet er die Aufzeichnung. Drei Durchgänge soll ich erstmal spielen. Dann will Crow sich anhören, was ihm am besten gefällt. Nervös knabbere ich auf meinem Fingernagel herum, während er über Kopfhörer alle drei Aufnahmen abhört.

Ich finde die zweite war die Beste.

„Die sind alle drei absolut perfekt."

„Aber?" Ist nicht so, dass ich die Vorbehalte nicht heraushören würde.

„Heute Nacht warst du viel emotionaler. Da kam einfach mehr Gefühl rüber."

„Weil ich dich begleitet habe. Du hast mich einfach mitgerissen. Das waren deine Emotionen." Ich musste nur mit ihnen mitgehen, das war viel einfacher. Er empfindet völlig anders für Lilly, als ich das tue.

„Rufus, wir müssen es anders angehen. Ich sing den Song erst ein. Dann spielt Cat."

„Wie du meinst. Aber ich glaub, dass sie dann immer etwas hinterherhinkt. Das passt nie richtig zusammen."

„Ich habe keinen Bock da rumzudiskutieren, Rufus. Lass es uns einfach probieren. Dann hören wir, wie es wird. Raus mit dir, Cat."

C, der rauchend gegenüber der Tür vom Tonstudio steht grinst mich frech an, als ich leicht gefrustet das Studio verlasse und die Tür hinter mir zuziehe.

„Na, zickt unsere kleine Diva mal wieder rum? Nimm es nicht persönlich. Wir hätten keinen Plattenvertrag, wenn er nicht so ein ätzender Perfektionist wäre. Dann würden wir noch immer in der Garage von Mikes Oma üben."

C lächelt mich aufmunternd an, aber eigentlich habe ich es nicht mal persönlich genommen. Niall ist nicht anders. Trotzdem nett, dass er das sagt.

„Magst du was trinken?", fragt Sunny, der neben ihm steht und mit seinen blonden Haaren und den strahlenden Augen wie eine fleischgewordene Fantasie aussieht.

„Wir haben Wasser, Limo, Cola, Bier und Eistee. Glaub so Energydrinks sind auch noch ein paar da. Und natürlich Desperados." Sunny verdreht die Augen. „Unsere kleine Diva trinkt nichts anderes. Komm ich zeige dir am besten, wo der Kühlschrank ist, dann kannst du dir einfach was holen, wenn dir danach ist. Das hier wird sicher länger dauern."

Sunny führt mich zu einer kleinen Teeküche und ich nehme mir eine Flasche Wasser, die ich in einem Zug leer trinke und dabei Sunnys intensiven Blick ausblende, der auf mir ruht. Starrt er mich wirklich an? Das kann ich fast nicht glauben.

„Ach, hier seid ihr! Corey nervt schon rum, wo Cat steckt. Er wäre nämlich gerne irgendwann fertig", teilt Rufus uns mit und sein Blick wandert zwischen Sunny und mir hin und her.

Ich will das hier auch hinter mich bringen. Mir sind hier eindeutig zu viele heiße Typen unterwegs. Außerdem habe ich morgen wieder Uni und langsam wird es normal, dass ich frühestens Sonntagabend in meine Unterlagen schaue. Nur eine Frage der Zeit, bis das mal in die Hose geht.

Rufus gibt mir Kopfhörer, über die ich Crows Stimme hören kann. Aber das Intro muss vor seinen Einsatz und das ist beinahe unmöglich.

Eine Lösung für dieses Problem ist, dass Rufus erst nach meinem Intro Crows Stimme auf meinen Kopfhörer schaltet, aber er verpatzt es viermal und ich sehe, dass Crow kurz davor ist, die Nerven zu verlieren. Er will zu Lilly und das Lied sollte längst fertig sein.

Also schlage ich vor, es für dieses Mal einfach weniger professionell anzugehen. Ob man es nicht so machen kann, dass ich spiele und er singt und fertig ist? Wir wollen ja jetzt keine CD davon brennen oder so, also brauchen wir doch auch keine getrennten Tonspuren. Natürlich ist meine Idee erstmal blöd. Rufus und Crow zerreißen sie in der Luft, am Ende machen wir es genauso, wie ich vorgeschlagen habe. Und als Aufnahme für das Krankenhaus ist es auch ausreichend.

Per E-Mail schickt Rufus den Song auf Crows Handy und dann macht dieser sich auf den Weg zu Lilly.

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