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„Zayn?" Liams Hände werden schwitzig, als er Zayn vor seiner Haustür erblickt.
Zayn sieht besser aus denn je. Seine Haare sind gestylt, sein Bart ist in der richtigen Form, seine Hände hat er in den Hosentaschen vergraben. Er schaut erst auf Liam, dann wieder auf den Boden vor sich.
Liam hat einen offnen Mund und er will etwas sagen, aber die Wörter kommen einfach nicht raus. Er kriegt wortwörtlich keinen Ton heraus, als Zayn wieder direkt in seine Augen sieht.
„Hi Liam", sagt Zayn und scharrt etwas mit einem Fuß, um sich abzulenken.
„Zayn", murmelt Liam immer noch fassungslos und schüttelt den Kopf.
„Darf ich rein kommen? Ich weiß, du hast wahrscheinlich viel zu tun, aber... ja, vielleicht hast du Lust zu reden oder so etwas?", knirscht Zayn blubbernd und versucht seine Nervosität aus seinem Gesicht zu halten.
Liam nickt und tritt zur Seite, er öffnet die Tür einen Deut weiter und lässt Zayn in seine Wohnung spazieren.
Es fühlt sich so heimisch an. Zayn hier zu haben. Hier mit ihm zu sein.
Liam merkt jetzt, dass Zayn blasser ist. Sehr blass sogar und er sieht fertig aus. Augenringe, herunter gezogene Mundwinkel und Denkfalten in der Stirn.
Ja, Zayn ist nun einmal so. Er denkt viel nach, aber noch nie sah er so heruntergekommen aus, gibt Liam in Gedanken zu.
Zayn holt tief Luft. Sie setzen sich auf Liams Couch und Liam sitzt viel zu weit weg für Zayns Geschmack, aber vielleicht, denkt sich Zayn, denkt Liam, dass er nicht näher an ihm sitzen soll.
„Was... Ich meine, ich freue mich dich hier zu sehen, aber als wir uns das letzte Mal trafen, hast du deinen Standpunkt deutlich gemacht..." Liam streicht sich die zotteligen braunen Haare aus dem Gesicht und seine Augen suchen das Zimmer nach Unordnung ab. Zayn hat es schon immer gehasst, dass er so unordentlich ist.
Leider ist Liams Wohnung immer unordentlich.
„Ich habe mich von dir getrennt, weil ich das nicht mehr länger mitansehen konnte. Du hast Sophia betrogen und..."
„Aber mit dir", wirft Liam etwas zornig ein. Die Wut und der Lernstress befallen ihn gleichzeitig und er rauft sich in den Haaren.
„Trotzdem, Liam. Ich habe gesagt, dass wir nicht zusammen sein können, wenn du und Sophia noch liiert sind."
Liam ist verwirrt, starrt Zayn nun ohne Scheu an. „Was machst du dann hier?"
„Ich dachte wir könnten vielleicht..."
Es klingelt.
Liam seufzt. „Ich geh da nicht ran", sagt er Zayn und schenkt der Freisprechanlage in der Nähe seiner Tür nur einen genervten Blick.
Zayn ist Liams Unhöflichkeit gewöhnt. Er ist es gewohnt, dass er Liams Allerheiligstes ist.
„Ich dachte wir könnten", setzt Zayn erneut an und wird ein zweites Mal von der Klingel unterbrochen.
„Haut ab", brüllt Liam unkontrolliert, als würde ihn jemand hören (außer Zayn).
Zayn muss leicht grinsen, wird jedoch wieder ernst, als sich Liam wieder zu ihm wendet. „Was wolltest du sagen?"
„Ich wollte sagen, dass..."
Man hört Schritte im Treppenhaus und dann klopft es.
Liam grummelt Gemeinheiten vor sich hin, steht missmutig auf und reißt die Tür auf.
Vor ihm stehen Harry und Louis.
Nein, bitte nicht Louis. Liam ist schon mit Zayn genug verzweifelt.
„Harry, heute ist es schlecht", mault Liam und will Harry die Tür vor der Nase zu knallen.
Harry hält ihn davon ab. „Bitte, nur noch heute, Liam. Er ist wieder im Headspace und diesmal ist er so klein, dass er kaum reden will... Ich kann ihn nicht zu Hause lassen", fleht Harry. In einer Hand hält er eine Tasche (in der sich wahrscheinlich Spielsachen befinden), in der anderen hält er Louis' kleinere Hand fest.
Louis schaut argwöhnisch zu Liam und dann wieder zu Harry.
Liam seufzt. „Nein, Harold. Vergiss es. Ich habe Besuch."
Harry schaut hinter Liam, wo er die Couch erkennt. Zayn.
Harry sieht Zayn und nickt.
Er mochte Zayn noch nie wirklich.
Louis sieht auch neugierig herein. „Wer das?", fragt er in hoher Stimme und zeigt mit seinem Zeigefinger auf Zayn, der einen Ausdruck zwischen Verärgerung und Belustigung im Gesicht hat.
„Zayn, aber das geht dich nichts an", zischt Liam und bringt Louis dazu seinen Arm wieder herunter zu nehmen und wieder auf Harry zu starren.
Harry stellt die Tasche ab, um sich mit einer Hand durch die Haare zu fahren. „Ein paar Stunden. Ich hole ihn spätestens um zwei wieder ab."
Zayn steht von der Couch auf und drängt Liam einen Stück vom Türrahmen weg.
Ohne darauf zu achten, dass der Junge vor ihm mindestens 17 zu sein scheint, beugt er sich ein Stück weit herunter. „Hallo, mein Kleiner."
Louis' Gesicht leuchtet, er grinst.
„Ist Liam gemein zu dir?", fragt Zayn schmollend.
Louis nickt.
Liam stöhnt. „Nein Zayn, bitte nicht."
****
Louis nimmt die Hand, die Zayn ihm hinhält und schaut dann hinter sich auf Harry, dessen Hand er ebenfalls hält. „Hazza mitkommen."
Harry lächelt traurig und schüttelt den Kopf. „Nein, Lou. Ich muss arbeiten. Ich hole dich nachher ab."
Louis schluchzt. „Nein, Hazza muss mitkommen!" Er fängt dann schließlich an zu weinen
„Ach, Lou", seufzt Harry. „Mach es mir nicht schwerer als es ohnehin schon ist."
Liam stöhnt genervt auf. „Verdammte Scheiße, ihr seid ein paar Stunden getrennt und nicht ein paar Jahre."
Zayn schlägt Liam auf seinen Oberarm.
„Was?", zischt Liam genervt. „Du ziehst diesen Jungen gerade in mein Haus und dann schlägst du mich noch? Weißt du eigentlich wie viel Arbeit er ist?!"
Zayn rollt mit den Augen. „Hast du vergessen als was ich arbeite?"
„Louis ist..." Liam sucht verzweifelt nach Louis' Alter, aber er weiß es nicht. Er weiß nur, dass der Kerl vor ihm auf gar keinen Fall minderjährig ist. „Louis ist jedenfalls nicht eins der Kinder in deinem Kindergarten!"
Zayn grinst. „Das ist er nicht. Oder, Harry?"
Harry blickt erschrocken zu Zayn, er wusste nicht einmal, dass er sich seinen Namen gemerkt hat. Sonst scheint Zayn immer so desinteressiert.
„Was? Er ist... Er ist 19... Also jedenfalls manchmal. Jetzt eher drei."
Zayn lächelt auf Louis herab, der sich auf den Boden gesetzt hat und in seiner Tasche herumwühlt.
„Irgendwelche Besonderheiten? Ist er gegen irgendetwas allergisch? Muss ich ihm auf Klo helfen? Füttern?"
Harry ist sprachlos und versucht etwas zu sagen, auf Zayns Fragen zu antworten.
„Also, ähm..."
„Harry, geh einfach", schreitet Liam ein. „Wir machen das schon." (Liam hätte wirklich nie gedacht, dass er das sagt.)
Zayn sieht sich zufrieden Liam von der Seite an und dann scheucht er Harry mit der Hand weg. „Solange er beschäftigt ist", flüstert er zu Harry und da stolpert der gelockte Adonis auch schon eilig die Treppe herunter.
Zayn ist mit seinem Plan zufrieden und kniet sich herunter zu Louis. „Willst du mir drinnen mal deine Spielsachen zeigen?"
Louis sieht auf. Eine fast getrocknete Träne klebt noch unter seinem Auge und ein paar haben sich in seinen Wimpern verfangen. Er nickt.
Zayn hilft dem Kleinen hoch und räumt Louis' Spielsachen wieder zusammen. Er sieht einen Schnuller und behält diesen gleich in der Hand. Er gestikuliert Louis er solle herein gehen und als sie beide Liams Wohnung betreten haben, geht Zayn in die Küche und wäscht den Schnuller ab.
Harry muss mehr auf ihn aufpassen. Der Schnuller darf nicht einfach dreckig in Louis' Mund.
Als Zayn wieder ins Wohnzimmer geht, muss er herzlich lachen, da ein missmutiger und schmollender Liam auf der Couch sitzt und einen energisch vertieften Louis beobachtet.
Louis hatte wohl noch einen anderen Schnuller. Und an diesem nuckelt er jetzt.
Zayn setzt sich zu ihm und zieht Louis den Schnuller aus dem Mund.
Von Louis gibt es deswegen einen quietschen Aufschrei, jedoch bleibt sein Blick auf den beiden Autos und der duschenden Barbie. Louis macht das Geräusch einer Dusche nach und Zayn steckt ihm den anderen (sauberen) Schnuller in den Mund.
Louis scheint den Unterschied nicht zu merken und nuckelt weiter.
Zayn und Louis fangen an mit den Autos zu spielen. Sie schieben die Autos hin und her und Louis lässt seins in der Luft fliegen und erzählt stolz, dass seins besser ist als das von Zaynie. Und Zayn lässt ihn.
Liam sitzt immer noch mit verschränkten Armen auf dem Sofa und beobachtet kritisch Zayn. Der schien nämlich überhaupt gar keine Zeit zu brauchen, um zu verarbeiten wer und was und wie Louis ist. Und das macht Liam skeptisch.
„Sag mal, Zayn", setzt Liam streng und misstrauisch an. „Woher weißt du, wie du mit Louis umgehen sollst?"
Zayn lacht gerade noch über Louis, der wieder versucht „coole" Sachen mit seinem Auto zu machen und in der einen kleinen Hand fest die Barbie hält und es gar nicht mehr zu merken scheint.
„Zayn!"
Dieser dreht sich nun schlagartig zu Liam und sein Lächeln verschwindet. „Was ist?"
„Wieso wunderst du dich nicht, dass sich ein 19-Jähriger wie ein Kleinkind verhält?!"
„Harry hat doch schon gesagt, dass Louis im Headspace ist", zuckt Zayn mit den Schultern und konzentriert sich wieder auf Louis, während er sich in einen bequemen Schneidersitz setzt.
„Aber..." Liam verzweifelt mal wieder und rauft sich durch seine schon längst unordentlichen Haare. „Das ist nicht normal, verdammt."
Louis zuckt kurz zusammen, fasst sich dann jedoch wieder.
Zayn steht auf, geht zu Liam und setzt sich Liam gegenüber auf den Couchtisch.
Zayn weiß, dass Liam diesen Tisch liebt. Liam hat ihm mal verboten auf allen vieren darauf zu knien, als sie gefickt haben.
So sehr liebt Liam diesen Tisch.
Zayn bewegt seinen Hintern, testet das Holz unter ihm aus. „Hält der Tisch?", fragt er unschuldig. „Meinst du, Liam James Payne, dass dieser Tisch mein Gewicht hält?"
„Bitte Zayn!", fleht Liam, Augen auf Zayns Hintern auf seinem allerliebsten Tisch. „Ich... Was willst du. Geh nur von diesem Tisch herunter."
****
Zayn lacht bitter. „Dann hör auf, Louis zu sagen, dass das Schwachsinn ist, was er tut. Weißt du eigentlich was du damit anrichten kannst?"
„Das er wieder anfängt zu heulen? Hat er doch eh schon", zuckt Liam mit den Schultern und vergisst kurz den Tisch.
„Er wird zusammenbrechen."
„Ach Zayn, du Drama Queen, Louis wird schon nicht gleich aus dem Fenster springen", lacht Liam höhnisch.
„Liam, ich meine nicht Louis sondern den Tisch", zischt Zayn zurück.
„Oh."
„Verhältst du dich jetzt angemessen? Ich werde meinen fabulösen Arsch erst von diesem Tisch bewegen, wenn du mir versprichst, dass du dich benimmst." Zayn wackelt mit dem Finger.
„Das ist Erpressung", beschwert Liam sich.
„Das ist Erziehung."
„Du brauchst mich nicht erziehen, Zayn. Ich bin nämlich zufällig auch keins der Kinder in deinem Kindergarten."
Zayn muss etwas grinsen, weil sich das alles schon wieder so normal anfühlt. Als wäre es gestern gewesen, dass sie sich in der Bar um den Drink stritten und es nachher auf der Männertoilette taten.
Aber Zayn schweift ab.
„Ich bin still. Geh nur von meinem Tisch, du Bitch."
Zayn rollt mit den Augen und setzt sich nun neben Liam auf die Couch. Er beobachtet Louis, der sich auf dem Boden hin und her rollt und kichert. Er hat einen Teddybären in der Hand und man kann hören, dass er ihn „Hazzie" nennt.
„Wir sollten aufpassen, dass er sich nicht erkältet. Vielleicht legen wir ihm eine Decke drunter. Hat Louis überhaupt schon Frühstück gehabt? Ach so, ich will ihn füttern. Es sei denn, du fühlst dich dafür qualifiziert, aber ich denke, dass wir das bei dir ausschließen können, nicht wahr?" Zayn lacht munter und grinst zu Liam.
Dieser guckt ihn nur grummelig an. „Sag mir endlich, wieso du dich mit diesem Headspace-Scheiß auskennst!"
„Soll ich mich wieder auf den Tisch setzen, Liam?", fragt Zayn androhend und zieht eine gezupfte Augenbraue in die Luft.
Liam schüttelt seufzend den Kopf. Er wird etwas ernster und nuschelt nun verlegen. „Bitte sag mir nicht, dass du dich auch wie ein Kleinkind verhältst, wenn du allein bist..."
„Ich mag es vielleicht dich Daddy im Bett zu nennen, aber ich bin kein Little."
„Du bist was nicht?" Liam verzieht verwirrt das Gesicht.
„Louis ist ein Little. Er ist im Headspace. Man kann es aber auch Little Space nennen..."
„Wieso weißt du das alles?"
Zayn seufzt. „Mein Ex-Freund wollte es ausprobieren und wir haben uns darüber informiert. Er hat aber nach einer Zeit festgestellt, dass er das alles doch nicht so gut findet... Ein absoluter Langweiler", murmelt Zayn.
Liam lacht. „Durftest du ihn nicht Daddy nennen?"
„Ich war der Dominante, Liam. Wenn, dann hätte er mich Daddy genannt."
Liam prustet los. „Ob Louis und Harry das auch machen? Ob Louis Harry Daddy nennt?"
Zayn rollt mit den Augen. „Es kommt häufig vor, aber wenn er das machen würde, dann hätte er ihn vorhin Daddy und nicht Hazza genannt, Liam. Wenn jemand im Headspace ist, spielt der einem nichts vor. Louis hätte darauf geschissen, dass wir dabei waren und hätte Harry Daddy genannt."
„Spielverderber", mault Liam - immer noch etwas am Lachen.
„Vielleicht ist Louis kein Little, der etwas sexuelles mit Harry macht. Weißt du, es gibt zwei Arten und zwar..."
„Kenn ich", meint Liam und trinkt einen Schluck aus seiner Bierflasche von gestern Abend. Es schmeckt ekelhaft und abgestanden, aber es ist das letzte, das er hat.
„Und woher weißt du sowas?"
„Google", nuschelt Liam und rennt ins Bad, um sich zu übergeben.
Scheiß Bier.
****
Beim Mittagessen meint Liam James wieder herum zicken zu müssen.
„Zayn, ich habe für heute Pizza geplant. Und vielleicht noch einen Burger und Pommes."
„Wie ernährst du dich eigentlich, Liam", seufzt Zayn gestresst und wackelt mit der Barbie vor Louis' Gesicht rum, der sie mit offnem Mund und begeistert ansieht, denn für ihn bewegt sich die Barbie gerade selbst. (Irgendwie muss man den Jungen ja beschäftigen, denkt Zayn sich.)
„Ich ernähre mich vollkommen normal", sagt Liam und steht auf. Er geht in die Küche und kramt aus seinem Gefrierschrank Tiefkühlpizza, Burger und Pommes. Alles eingefroren.
Zayn verzieht das Gesicht. „Du bist widerlich. Wir können Louis nicht so einen Dreck zu essen geben, außerdem haben wir Harry nicht gefragt, ob er Fast Food darf."
Liam stößt mit dem Kopf genervt gegen den Schrank und stöhnt. „Zayn, hör endlich auf so zu tun, als wäre Louis ein wirkliches Kind. Der wächst sowieso nicht mehr und Harry und er essen bestimmt andauernd Fast Food!"
„Ja, und genau deswegen dürfen wir Louis keins geben", nuschelt Zayn und sucht in Liams Konservenschrank nach Gemüse.
„Sogar Erbsen", zwinkert Zayn. Ja, er und Liam haben mit Erbsen eine erotische Vergangenheit, aber das ist eine Gesichte für einen anderen Tag...
Liam rollt mit den Augen. „Bitte keine Erbsen. Ich schwöre, Zayn!"
Zayn bricht die Konserve auf, schüttelt alles in einen Topf und wenig später sitzen er, Liam und Louis auf dem Sofa.
Liam hat einen Teller Gemüse und ein wenig Fleisch vor sich stehen. Er hat jedoch missmutig die Arme verschränkt (mal wieder) und schaut Zayn dabei zu, wie er Louis immer wieder ein bisschen füttert. Louis sitzt auf Zayns Schoss, hat ein Lätzchen um und eine Baby-Trinkflasche in der Hand, aus der er manchmal erschöpft Schlucke nimmt.
Zayn „klaut" ihm hier und da mal die Nase und bringt Louis zum Kichern.
„Wo bin ich hier nur gelandet", stöhnt Liam irgendwann.
Zayn geht mit Louis zum Klo und putzt ihm dann noch sein voll geschmiertes Gesicht ab. Er merkt, dass Louis die Augen zu fallen und dass sich der Kleine bemühen muss wach zu bleiben.
Außerdem wird Louis etwas weinerlich mit der Zeit.
Also entscheidet Zayn (weil Zayn es eben drauf hat und sich Liam von der Couch verpissen kann, weil er da eh viel zu viel hockt), dass sich Louis zu einem Mittagsschlaf hinlegen soll.
Also wird erst Liam James von seiner blöden Couch gescheucht und dann Louis hingelegt.
Zayn deckt ihn zu, gibt ihm seinen Schnuller zurück, als Louis anfängt am Damen zu nuckeln. Außerdem gibt Zayn Louis „Hazzie", den Teddybären in die Hand, der irgendwie größer ist als Louis, obwohl der Bär echt klein ist, aber Louis ist eben so winzig.
Besonders winzig sieht er aus, wie er Zayn verschlafen anschaut, an seinem Schnuller nuckelt, ein paar Mal schielt und den Bären an sich drückt.
Zayn singt Louis ein Lied, küsst ihn auf die Stirn und verdunkelt das Zimmer.
„Wo gehen wir jetzt hin?", fragt Liam.
Doch Zayn zieht ihn schon ins Schlafzimmer.
Natürlich machen sie nichts außer auf Liams Bett zu liegen und in Büchern zu lesen, aber Liam hatte sich schon irgendwie mehr davon erhofft mit Zayn im Schlafzimmer zu sein...
Eine halbe Stunde später klingelt es und Zayn huscht zur Tür. Er reißt sie auf und Harry steht davor.
Er sieht ausgelaugt und ab gehetzt aus. „Ich weiß es ist schon halb drei, aber..."
Zayn lacht leise. „Stress dich nicht, Harry. Alles ist gut. Nur bitte sei leise, dein Kleiner schläft."
Ja, und vielleicht schwellt Harrys Herz etwas, als er Louis mit Schnuller im Mund und Teddybär im Arm auf dem Sofa liegen sieht.
Zayn bedeutet Harry mehr herein zu kommen und Harry tut genau das. „Hattet ihr Ärger mit ihm?", fragt er kratzig. Er hat den ganzen Tag gelabert und gelächelt und jetzt kann er einfach nicht mehr.
Zayn schüttelt den Kopf. „Er war ein ganz lieber, kleiner, süßer Junge."
Harry lächelt auf Louis herunter, dessen Atmung ganz schwer ist beim Schlafen.
„Das freut mich. Ich hoffe es war kein allzu großes Problem, dass ich ihn hier gelassen habe. Ich kann euch beide auch bezahlen oder so....", blubbert Harry und will schon zu seiner Brieftasche greifen.
Zayn lacht leise. „Nein, ich habe das gern gemacht und Liam hab ich geschlagen, wenn er eingeschnappt und zickig war."
Harry setzt sich an Louis' Kopfende und streichelt ihm über die schlafwarme und rote Wange. Louis' Haut ist babyweich und seine Wimpern sind so lang und dunkel. Harry möchte am liebsten Louis' ganzes Gesicht abknutschen.
Louis macht leise wieder Nuckelgeräusche und Harry lächelt. Er gibt Louis einen Kuss auf die Wange und streichelt ihm durchs Haar. „Hey, Prinzessin. Aufwachen..."
Zayn steht dahinter und neben der Schwärmerei fragt er sich, ob Harry und Louis eigentlich zusammen sind oder nur eine sehr kinky Beziehung führen.
Und irgendwie hofft er, dass beides der Fall ist.
****
Ein verschlafender Louis lässt sich von Harry in den Arm nehmen, während er wach wird. Zayn steht daneben und kann nur noch lächeln, weil das Bild vor ihm so süß ist.
Und Liam schmollt, weil Zayn Louis so toll findet und eigentlich hier war, weil er mit ihm reden wollte und es immer noch nicht getan hat. Langsam hat Liam keinen Bock mehr...
Harry sammelt Louis' Spielzeuge ein, während dieser mit Hazzie auf der Couch sitzt und sich verschlafen die Augen reibt.
„Hat er viel gesprochen?", fragt Harry und schließt die Tasche. Er lässt Louis seinen Schnuller und seinen Bären. Sollen die Leute in der U-Bahn doch denken, was sie wollen.
„Nein, er hat viel gespielt und war sehr klein. Ist er immer drei?"
„Nein, nicht wirklich. Meistens ist er fünf oder sechs", antwortet Harry Zayn und fühlt, dass eine kleine Hand in seine schlüpft und dass sich ein warmer Körper gegen ihn presst.
Zayn nickt und zögert. „Ist er ein... also habt ihr Sex, wenn er...?"
Harry versteift sich. „Nein, er ist immer groß, wenn wir... Wieso erzähl ich das überhaupt", murmelt Harry.
Liam trottet zu Zayn, hält seine Händen in den Hosentaschen seiner Jogginghose. „Okay, nennt er dich Daddy oder nicht? Ich brauch das fürs Protokoll."
„Welches Protokoll?", wundert Harry sich.
Zayn haut Liam einfach nur auf den Bauch. „Liam, benimm dich."
Liam schnaubt nur. Dann dreht er sich noch einmal zu Harry. „Wäre nur nett, wenn du nächstes Mal eher Bescheid sagst, wenn du deinen Kleinen rum bringst. Ich bin nicht immer da. Immerhin studiere ich."
Zayn rollt mit den Augen.
Harry grinst. „Das werde ich. Ich werde mit ihm sprechen. Vielleicht machen wir so eine Art Abkommen, dass er nur im Headspace ist, wenn ich mich auch um ihn kümmern kann."
„Kümmern", wiederholt Liam schelmisch und wackelt mit seinen dicken Augenbrauen.
„Na ja, dann gehen wir mal. Wo ist Louis' Jacke?", fragt Harry nach und sieht sich um.
„Hier", sagt Zayn gleich und geht zu dem Kleiderständer neben der Tür. Er reicht Harry lächelnd die Jacke.
Harry nimmt sie Zayn ab und wendet sich zu Louis. Dieser schaut ihn mit schimmernden Augen an. Seine Wangen sind immer noch rot und er sieht sehr müde aus.
„Zu viel gespielt, ja? War es aufregend?", murmelt Harry und zieht Klein-Lou seine winddichte Jacke mit Winnie Poo darauf an.
Louis lächelt lieb und nickt, während er wieder nuckelt. Er umarmt Harry fest und lässt aus Versehen seinen Bären Hazzie fallen. Zayn hebt ihn für ihn wieder auf.
Er und Harry verabschieden sich von Zayn und Liam.
Harry mag Zayn jetzt doch und Liam vielleicht nicht mehr s ganz...
Liam seufzt gestresst, als die Tür zu fällt und will gerade etwas sagen, da dreht sich Zayn um, der vor ihm steht und legt seine Arme um Liams Hals. „Und jetzt lass uns endlich verdammt nochmal wieder Sex haben", haucht er und lächelt.
Liams Augen weiten sich und er nimmt die Hände aus seinen Hosentaschen, um diese an Zayns Taille zu legen. „Ich glaube, der Knirps muss öfter hier her kommen", murmelt er und presst seine Lippen auf die von Zayn.
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Außer ein paar Blicke geht der Rückweg glatt. Louis ist immer noch sehr klein und sehr verschlafen und deswegen erlaubt ihm Harry sich ins Bett zu legen. Er gibt Louis etwas Milch, füttert sie ihm, während Louis auf Harrys Schoss sitzt und eines seiner Autos fest in der Hand hält. Die eine krallt sich an Harrys Pullover und zieht an dem Stoff.
Vielleicht mag Harry es doch ein bisschen, wenn Louis im Headspace ist. Er ist irgendwie niedlich.
Abends wacht Louis dann wieder auf und das Abendessen steht schon auf dem Tisch. Harry füttert Louis, welcher wieder größer wird und Harry fleißig erzählt wie es heute war. „Zaynie hat mit Lou gespielt und Lima saß auf dem Sofa und war traurig", erzählt er und schmollt.
„Lima", lacht Harry und wischt Louis ein bisschen Soße aus dem Gesicht.
„Und Lou hat geschlafen bis du kamst und Lou hat mit Hazzie gekuschelt und Hazzie hat Lou vor Monster Lima beschützt." Das letzte flüstert er, als wäre es ein Geheimnis.
Harry nickt gespielt ernst und gibt Louis noch eine Gabel voll mit Spagetti.
Louis schafft nicht alles und sagt Harry, dass er zu klein ist um alles zu essen und dass Harry ihm ein Teller mit Prinzessinnen darauf kaufen soll, weil Louis erst da mehr isst.
Harry zieht eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Willst jetzt wirklich einen auf unartig machen? Du bist sonst immer so ein lieber Junge, Louis."
Louis lässt seine Beine hin und her schwingen und er hat dieses Funkeln in den Augen. „Vielleicht will ich das."
Und das hat nicht Klein-Lou gesagt.
So redet Klein.Lou nicht.
Dieser freche Unterton gehört dem großen Louis und Harry weiß nicht, was er jetzt sagen soll.
****
Louis setzt sich anders auf Harrys Schoss. Gerade hat er im „Damensattel" gesessen, also seitlich, jetzt schwingt er eins seiner Beine über Harrys, so dass er Angesicht zu Angesicht mit ihm sitzt.
Louis spreizt seine Beine weiter und rutscht näher an Harry, welcher komplett fassungslos und eingefroren da sitzt und Louis nur anstarrt.
„Nichts zu sagen, Harry?", fragt Louis frech und grinst.
„Du bist... groß?"
„Oder klein. Wie du es willst", flüstert Louis und zwinkert.
„Was wird das, Louis?"
„Ich dachte wir könnten das was wir immer mitten in der Nacht tun, heute vorverlegen." Er schmunzelt und fährt mit seinem linken Zeigefinger Harrys Gesichtskonturen nach. „Wenn du mir es denn erlaubst."
Harry zieht eine Augenbraue hoch. „Wenn ich es dir erlaube? Denkst du ich sage Nein?"
Louis rollt mit den Augen und muss leicht lachen. „Harold, stell dich nicht doof an. Du weißt doch bereits, dass ich es nicht Vanilla mag."
„Vanilla?"
Louis seufzt und schiebt sich noch näher. So nahe, dass nun sein Glied, an Harrys stößt.
Harry versucht zu verarbeiten, was gerade passiert ist. Doch er schafft es nicht wirklich.
Louis streicht ihm mit beiden Händen durch die Haare. „Oh, Harry. Stan stinkt so gegen dich ab, das glaubst du gar nicht."
Eigentlich wollte Louis so etwas nicht sagen. Er wollte schon gar nicht Harry mit Stan vergleichen, aber es ist einfach so passiert. Die Worte sind ihm heraus gerutscht.
Harry runzelt die Stirn. „Sicher? Dieser Stan scheint ja der Wahnsinn gewesen zu sein..."
Louis nimmt seine Hände aus Harrys Haaren. „Harry, ich... Es tut mir leid, ich wollte das nicht sagen..."
„Schon gut", seufzt Harry. „Liegt hinter dir, richtig?"
Louis nickt schnell. „Ich hatte einige Jahrzehnte Zeit." Er lacht nervös. Klasse, jetzt hat er die Stimmung zerstört. Harry ist zwar schon ein bisschen hart, aber ist er das nicht eh immer?
Nun ergreift Harry die Chance und zieht Louis näher an sich heran „Hey."
„Hey", meint Louis zurück und starrt auf Harrys Lippen.
„Was hattest du vor, bevor ich dich aus dem Konzept gebracht habe... Prinzessin?"
Louis wird rot und starrt in Harrys Augen. Er schluckt. „Weiß nicht mehr. Entscheide du."
„Blowjob, Handjob, rimming?"
„Als würde ich dich rimmen, Harold."
„Hey", schmollt Harry. „Ich mag es gerimmt zu werden."
Louis kichert. „Schön für dich."
Harry grinst verknallt. „Ja, ist es, nicht wahr?"
Louis legt seine Arme wieder um Harrys Hals, rutscht etwas auf seinem Schoss herum, bis er richtig sitzt. „Ich glaube, ich wollte mit dir rumrutschen", nuschelt er und schielt wieder hinab auf Harrys rosa Lippen.
Harry zuckt mit den Schultern. „Dann ergebe ich mich mal und lass dich machen, was immer du willst."
Louis beugt sich näher an Harry heran, spürt seinen Atem an Harrys prallen Lippen, bevor er seine auf die von Harry drückt.
Der Kuss ist leicht und zärtlich und Harry braucht eine Weile, bis er ihn erwidert. Er stöhnt leicht, als Louis auf seine Unterlippe beißt und mit seiner Zunge in Harrys Mund kommt.
Harry fasst Louis fest am Rücken an, versucht ihn noch näher zu ziehen und fällt fast samt Stuhl um.
„Aufs Bett", meint Louis flüsternd und deutet mit dem Kopf zu Harrys ungemachtem Bett.
Harry nickt, packt Louis an seinem Hintern und hebt ihn hoch. „Du kleines Fliegengewicht", meint er und lässt Louis auf das Bett plumpsen.
„Sollte das jetzt ein Hinweis darauf sein, dass du mich gleich gegen die Wand fickst?" Er legt den Kopf schief und grinst.
„Vielleicht nicht gegen die Wand. Nicht heute. Aber das Bett sieht bequem aus", zuckt Harry grinsend mit den Schultern und lässt sich neben Louis aufs Bett fallen.
Louis glaubt kaum, dass der Harry Styles, Idiot von Beruf, mit so einem Konter gekommen ist und nicht gleich in seine Boxershorts abgespritzt hat.
Und ehe Louis sich versieht, ist Harry schon wieder auf ihm und küsst ihm sein Gesicht ab.
„Du bist nicht in Stimmung, oder?", murmelt Louis verletzt. Er hatte eigentlich vor Harry zu verführen, aber irgendwie klappt das nicht.
„Doch", sagt Harry und kichert. „Du bist nur so niedlich, wenn du so guckst. Sowieso ist mein kleiner Lou immer so niedlich."
„Harry?", nuschelt Louis in dessen Nacken, da Harry irgendwie auf komische Art und Weise Louis' Nacken küsst und Louis fast die Luft abschnürt.
„Ja?", murmelt dieser und verpasst Louis einen Knutschfleck.
Louis schließt kurz die Augen, genießt den Moment, in dem sich das Blut im unteren Bereich staut und seinen Penis härter werden lässt. Er wimmert leise, als Harry weiter macht. Leckt und saugt und an Louis' Ohrläppchen knabbert.
„Bevor wir... bevor wir das machen, will ich dir was sagen", japst er gestresst. Harry lenkt wirklich ab.
Harry presst einfach seine Lippen auf Louis und vertieft den Kuss, als Louis seinen Mund öffnet und wieder etwas sagen will. Harry ignoriert die Bitte, nimmt Louis' Handgelenke in eine Hand und positioniert sie über Louis' Kopf.
„Ich mach das", sagt er nur zärtlich und lächelt Louis an. „Darf ich denn?"
Louis nickt sprachlos und sieht Harry dabei zu, wie er seine und Louis' Hose auszieht, danach langsam sein Shirt hebt und das von Louis neben seine Sachen auf den Boden fallen lässt.
Beide nur noch in Boxershorts und unangenehm hart, starren sie sich an und Louis will es Harry wirklich gern sagen, aber er kann einfach nicht. Harry starrt ihn so verliebt an.
Harry hält Louis drei Finger hin. „Hier. Nimm sie in den Mund."
Louis will mit den Augen rollen, weil so unromantisch kann nur Harold sein, aber er tut es, saugt und denkt an die Worte, die er sagen wollte und daran, dass er sie nicht sagen kann. Irgendwie ist es zu schwer.
Harry schiebt Louis' Boxershorts herunter und dreht Louis eigenhändig auf den Bauch. Louis presst sein Gesicht ins Kissen, als Harry mit einem Finger den Rand seines Loches umkreist und ihn schließlich langsam und behutsam einführt.
Louis stöhnt und quietscht hell auf. Es tut weh aber gleichzeitig ist das Gefühl so gut. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern wie es ist gefingert zu werden, obwohl Stan ihn früher fast jeden Tag gefingert hat. Er war besessen davon.
Harry nimmt nach einer Zeit zwei Finger dazu, dehnt Louis aus, spreizt die Finger. Louis schreit, weil es so gut tut endlich wieder etwas in seinem Arsch zu haben. Er hat das Gefühl vermisst und seitdem er Harry hinter dem Tresen bei Costa gesehen hat, war er so verdammt geil. Nur konnte er nicht gleich in Harrys Arme springen und ihn abknutschen.
Louis windet sich hin und her, reibt sich mit seiner Erektion an der Matratze und Harry küsst seinen Rücken entlang, während seine andere Hand in seiner eigenen Boxershorts verschwindet und seine Erektion berührt, um den Druck etwas zu nehmen.
„Möchtest du, dass ich dich jetzt ficke, Louis?", haucht Harry in Louis' Ohr und knabbert an dem einen Knutschfleck in Louis' Nacken.
„Ja, bitte, Harry. Bitte, bitte, bitte!", schreit Louis verzweifelt und streckt Harry seinen Arsch entgegen, fickt sich selbst auf den drei Fingern, die ohne Gleitgel am Anfang wirklich etwas brannten.
Harry zieht ein Kondom aus der oberen Schublade seines Nachtschränkchens und reißt es auf. Dafür muss er seine Finger leider aus Louis' Hintern entfernen. Doch bevor Louis überhaupt meckern kann, stößt Harry in ihn. Erst nur mit der Spitze, dann sinkt er langsam weiter in Louis hinein.
Louis wimmert schrill und krallt sich am Bettlaken fest, das langsam aber sicher aus seiner Form von der Matratze gerissen wird. Louis streckt Harry ergiebig seinen Hintern entgegen und lässt sich von ihm ficken.
Harry stöhnt hinter ihm, packt Louis' Taille um ihn näher an sich zu ziehen. „Bist du jetzt artig, Louis?", fragt er außer Atem und seine Stöße werden schneller und härter.
„Ja, Sir", schreit Louis auf und kommt auf die Matratze, als seine Erektion sich kurz an dieser reibt. Und das überwältigt ihn.
Harry stößt noch ein, zwei Mal in ihn, bevor er sich in Louis ergießt und keuchend versucht, nicht einfach auf Louis drauf zu fallen. Nicht schon wieder.
Louis liegt atemlos da, doch dann hört Harry die Worte. „Meine Tante war es."
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„Was?" Harry schluckt und versucht seine Atmung wieder zu verlangsamen.
Louis presst die Augenlider aufeinander. Danach setzt er sich auf. Immer noch nackt. Immer noch verschwitzt, mit erweitertem Arsch und verstrubbeltem Haar und Penis voller Sperma. Aber das ist egal.
„Sie hat mir das hier alles eingebrockt."
1943
Später am Abend, Louis und Esmeralda haben ihren Weg zu Esmeraldas Haus geschafft, kommen sie.
Polizeiwagen. Es ist laut und es blinkt.
Esmeralda und ihr Neffe sitzen gerade im Wohnzimmer und essen ihr Abendbrot, während sie eine Show im Radio hören, die Louis immer gerne hört.
Esmeralda hört das Schellen der Haustürklingel und dann hört sie, dass gegen die Tür geschlagen wird.
Missmutig und grummelig steht sie auf und rennt zur Tür. Sie sagt sich ihr Mantra: „Wenn nicht anders, dann eben so."
Sie hat versucht den Ärger zu vermeiden, aber gut: Wenn sie Streit wollen.
Sie öffnet mit unschuldigem Blick die Tür. Dort stehen zwei Polizisten und im Hintergrund stehen Johannah und Mark Tomlinson.
„Miss Esmeralda Poulston? Uns wurde gesagt Sie hätten Louis Tomlinson entführt. Ihren Neffen."
Die Polizisten versuchen dominant zu wirken, ernst und streng, doch Esmeralda sieht, wie es sie eigentlich überhaupt nicht kümmert, was mit Louis oder ihr ist.
Johannah hat sowieso den Ruf verrückt zu sein.
„Gib mein Kind wieder her!", schreit Johannah.
Esmeralda schnaubt. „Damit du ihn auf ein katholischen Internat stecken kannst, damit Exorzisten ihn rennen können?"
Johannah beißt sich auf die Zahnreihen und schreit weitere Schimpfworte.
Drinnen in der Küche steht Louis hinter den Gardinen und hört zu. Er schiebt die Gardinen leicht zur Seite und schaut seine Mutter an, die schreit und von seinem Vater zurück gehalten wird. Er sieht auch zwei Polizeiwagen und dann hört er einen lauten Knall, der ihn mit Schwung nach hinten befördert. Louis verliert das Gleichgewicht und fällt hin.
Er schnappt nach Luft und rappelt sich auf. Er wirft die Gardinen hastig zur Seite und sieht, wie seine Mutter am Boden kniet. Er sieht seinen Vater auf den Boden liegen und die beiden Polizisten sind nicht mehr zu sehen.
Jedenfalls sieht Louis sie nicht.
Er hört eine Tür zu schlagen und dann kommt seine Tante zu ihm in die Küche. „Sie wollten nicht hören, Louis. Und wer nicht hören will, muss fühlen."
Ein paar Tage später liest Louis von einem Vorfall in der Zeitung, der als „Hexenwerk" beschrieben wird. Zwei Polizisten waren umgekommen, ohne Wunden wohl bemerkt und eine Frau und ein Mann wurden blind in einem Wald herumirrend gefunden.
Sie stotterten etwas von wilden Tieren, die sie heimsuchen wollten und davon, dass sie nicht mehr wussten wo sie waren.
2016
Louis bedeckt sich mit der Decke, da ihm kalt während des Erzählens geworden ist.
„Sie hat deine Eltern... blind werden lassen?"
Louis nickt. „Und zwei Polizisten getötet."
„Aber..."
„Harry, meine Eltern, besonders meine Mutter, wollte mich eh verbrennen lassen und die Polizisten hätten meine Tante sonst erschossen."
„Ich versteh nicht ganz", murmelt Harry.
„Es war eine Art Abwehrzauber. Wer uns sieht, der wird blind, wer uns hört, der wird taub", sagt Louis in monotoner, tiefer Stimme.
Harry schaudert.
„Die Leute, die versehentlich sahen wie Esmeralda und ich an unseren Kräften übten, wurden blind. Außerdem vergaßen sie, dass wir existierten. Die Leute, bei denen wir uns verplapperten, wurden taub und vergaßen, was sie hörten. Und die, die rennen wollten, die... verloren die Fähigkeit zu laufen."
Harry starrt Louis fassungslos an. „Das ist grausam."
„So war es nun einmal, Harold. Esmeralda versuchte es immer zu umgehen, doch immer wieder drohten uns Leute mit dem Tod oder versuchten uns zu erpressen, uns auszunutzen zu ihrem Gunsten. Manchmal wurde sie zu schnell wütend, aber sie beschützte mich immer vor allen, die mir Schlechtes wollten."
Harry hebt sein Shirt und seine Boxershorts auf und zieht sich beides an. „Ich..."
„Du willst gehen, oder? Oder soll ich gehen? Ich kann gehen, Harry. Ich kann verschwinden. Ich kann... wirklich, es tut mir leid, aber ich musste es dir sagen...", stottert Louis und schaut herunter auf die Decke.
„Nein, ich will doch nicht, dass du gehst. Nicht weg. Nicht weg von mir, Louis. Ich will nur..." Harry seufzt. „Es ist schwer das alles zu glauben, aber immerhin warst du eine Barbie, richtig? Du bist lebendig geworden."
„Sie war es, die mich zu einer Puppe machte", sagt Louis mit zusammen gebissenen Zähnen. Er kneift die Augen grimmig zusammen und starrt in die nächstbeste Ecke, als die Worte seinen Mund verlassen, vor denen es ihm immer ängstigte.
„Es war an einem Abend. Ich habe dir von Stan erzählt, richtig? Wir gingen tanzen und ich verkleidete mich als Frau, damit wir rummachen konnten..."
„Den Teil kannst du überspringen", wirft Harry schnell ein. Nicht schon wieder will er das Stechen in seinem Herzen bemerken.
Louis nickt. „Wir nahmen uns ein Zimmer, vögelten..."
„Den Teil auch", murmelt Harry mit rotem Kopf.
„Ich bin schließlich von ihm nach Hause gebracht worden und da wartete sie auf mich. Ich ging in mein Zimmer und tanzte noch etwas. Die Kleider hatte ich noch an und ich habe mich damals einfach vor meinen Spiegel gestellt und noch getanzt. Ich stand mit dem Rücken zur Tür und sie kam rein. Ich sah sie nicht. Ich hörte ihre Stimme jedoch, drehte mich um. Sie sagte etwas von wegen, dass ich eine Schande wäre, dass sie weiß, dass Stan es weiß. Dass sie mir gesagt hatte, dass ich es keinem sagen sollte. Ich konnte nur da stehen und... ich weiß nicht. Schweigen? Ich sah sie nur an. Sie bemerkte mein Outfit und konfrontierte mich auch damit. Sie schubste mich gegen die Wand, hauchte mir ins Ohr, ich sei eine dumme Schwuchtel und nutzlos. Meine Kräfte hätte ich nie unter Kontrolle und sie hätte mich damals nicht vor meinen Eltern retten, sondern mich einfach ihnen überlassen sollen. Vielleicht wäre ich dann jetzt schon tot und wäre nicht zu so einer Ungnade geworden. Sie erhob ihre Hand und sprach etwas, dass ich nicht verstand. Sie benutzte manchmal Zaubersprüche, ich kaum. Ich fand es zu schwer und arbeitete eher mit meiner Vorstellungskraft. Je ehe ich mich versah, lag ich als kleine Plastik-Puppe auf dem Boden. Sie hatte mir schon früh beigebracht, dass Plastik Magie inne halten konnte. Das nicht einmal der Tod selbst einen Magier schaden könne. Nur verdammtes Plastik."
Louis krallt sich mit einer Hand in die Decke und atmet tief ein und aus, um die Wut verfliegen zu lassen, abzukühlen.
Harry rutscht näher an ihn und nimmt ihn einfach in den Arm. Er weiß nicht, was er sonst machen sollte.
„Und ich glaube sie hat Stan danach erwischt. Ich bin mir nicht mehr sicher, ich habe als Puppe nicht viel mitbekommen, schon gar nicht in den ersten Jahren, aber sie täuschte irgendwie mein Verschwinden vor und vielleicht hat sie irgendetwas mit Stan angestellt. Vielleicht auch nicht. Sie hat mich in den Müll geschmissen, wo mich ein kleines Mädchen fand. Seitdem wurde ich immer weiter gereicht."
Harry seufzt. „Jetzt bist du bei mir. Jetzt ist alles gut."
Louis schüttelt den Kopf. „Dass ich wieder lebendig geworden bin, heißt dass sie noch lebt. Es heißt, dass sie will, dass ich lebe. Und das kann nichts Gutes heißen."
****
Louis braucht neue Schuhe und er will London sehen. Harry erlaubt ihm deswegen am Wochenende shoppen zu gehen.
Sie landen erst in der überfüllten Oxford Street, wo Louis begeistert in den PRIMARK rein rennt und quietscht. „So viel, so viele Sachen!"
Harry stöhnt genervt auf, denn erstens kriegt er von dem Chemie-Gestank in PRIMARK Kopfschmerzen und zweitens kann sich Louis nicht etwas teureres kaufen? Er hat doch eh unendlich viel Geld, oder nicht?
Doch Louis findet PRIMARK toll und kauft sich noch einige kindliche Klamotten, die er haben „muss!".
Nach PRIMARK schlendern sie weiter, Hand in Hand und Harry hält Louis' Tüte, als dieser ihn umher zieht, in fast jeden Shop, den er sieht und toll findet.
Sie landen noch bei Gap und in einem Buchladen. Irgendwann driften sie von der Hauptstraße ab und finden sich in einer kleinen Nebengasse wieder.
Hier ist nicht so viel los und man kann auch mal stehen bleiben, zwischendurch gucken und wirklich schlendern und man muss nicht hetzen.
Louis erblickt ein Poster in dem Schaufenster eines Ladens und als er das Gesicht erkennt, pocht sein Herz ganz doll.
James Dean.
James Dean, wie er frech zur Seite guckt, ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen. Louis ist sich sicher, dass das zur East of Eden-Zeit gewesen sein muss.
Und Louis ist sich sicher, dass er in diesen Laden will, nein, er muss. Die Pflicht ruft. Es sind vielleicht Jahrzehnte vergangen, aber Louis liebt James immer noch vom ganzen Herzen und er wird nie damit aufhören.
„Harry", flüstert er ehrfürchtig und zieht an Harrys Hand.
Harry dreht sich zu Louis. „Was ist?"
Louis nickt zum Laden. „Ich muss da rein", sagt er deutlicher es kaum geht.
Harry seufzt genervt. „Louis, du musstest heute schon in hunderte Läden und meine Füße tun schon weh. Und ich bin sonst echt sportlich und arbeite sogar im Stehen."
Louis schmollt und lässt Harrys Hand los. „Dann geh ich eben allein. Aber ich gehe."
„Gut, ich warte hier", ruft Harry ihm hinterher und stellt sich an die Hauswand gegenüber des kleinen Geschäfts.
Was will Louis in einer Videothek?, fragt Harry sich in Gedanken und runzelt die Stirn. Er wartet und wartet und Louis kommt und kommt nicht wieder.
****
Drinnen kommt irgendwo Musik her. Harry hat Louis schon vorhin erklärt, dass das normal ist und dass die Musik aus kleinen Lautsprechern in der Decke kommen. Louis hält das Ganze für Humbug und Hexerei und ehrlich gesagt ist es ihm einfach nicht geheuer.
Doch jetzt ignoriert er es, als er in den Reihen umher geht, sich die DVDs ansieht, die Videokassetten, die hier irgendwie verkauft werden, weil der Laden pleite macht.
Ein paar Regale sind nur noch spärlich besetzt und ein paar sogar ganz leer. Louis hat seine Hände in seinen Jackentaschen - eine Jeansjacke, keine Winnie Poo.
Er gelangt schließlich zu dem Buchstaben „D". Hier irgendwo muss er verzeichnet sein. James Dean ist ein Held, der beste Schauspieler aller Zeiten. Er hat sicherlich Millionen von Filmen gedreht. Louis kann sich an das Gerücht erinnern, dass James in seinem nächsten Film einen Boxer spielen sollte. Und Louis muss James Dean einfach ohne Shirt sehen, wie er verschwitzt auf einen Boxsack einschlägt, er muss das einfach!
Er jubelt innerlich, als er James Deans Filme gesehen hat.
Er nimmt sich East of Eden in die Hand, küsst die Hülle und drückt die Verpackung an sich.
Seufzend schaut er sich das weitere Sortiment an.
Daneben steht Rebel without a Cause und auch die Hülle küsst Louis und drückt sie an sich. „Ach, James, mein James", flüstert er lächelnd und sieht nach oben.
Giant.
Louis hat Giant nie gesehen, da er, als er raus kam, schon eine Barbiepuppe war und kleine Kinder nun einmal mit ihren Püppchen keine James Dean Filme geguckt haben.
Louis liest sich die Beschreibung durch und schmunzelt. Scheint so, als sei James mal wieder der missverstandene Rebell, der anderen Jungs ihre Mädels ausspannt.
Louis seufzt und schaut sich die Bilder auf der Hülle an.
So, wo ist der Boxer-Film...
Louis schaut nach oben und runzelt die Stirn. Außer ein paar Dokumentationen und weiteren Exemplaren der drei Filme, die er bereits in der Hand hat, steht da kein Film mehr.
„Was?", murmelt Louis fragend und etwas verstört.
Sind alle andere Filme schon verkauft? Aber er wollte die doch haben!
Er beschließt zum Verkäufer zu gehen. Der Typ, der Kaugummi kauend ein Magazin über Metal oder so etwas liest, scheint nicht sonderlich interessiert. Als Louis seine Filme auf den Tresen legt, legt der Verkäufer lediglich sein Magazin zur Seite und scannt die Sachen.
„Haben Sie noch weitere Filme von James Dean? Ich habe nur diese drei hier gefunden und ein paar Dokumentationen."
Der Typ zieht verwirrt eine Augenbraue hoch. „Weitere... Filme?"
„Ja, er hat doch sicher mehr gedreht als drei", rollt Louis mit den Augen. Er ist etwas genervt. Der Typ kennt James Dean sicherlich nicht mal wirklich.
Der Typ lacht. „Junge, der hat nur drei gedreht."
Louis lacht humorlos. „Sicher. Wollen Sie mir sagen, er hat nach Giant seine Karriere an den Nagel gehängt? Also bitte, das ist lächerlich."
Der Mann runzelt die Stirn. „Stellst du dich dumm oder so?"
„Nein?" Louis will den Kerl gerne schlagen.
„James Dean ist 1955 gestorben."
Louis steht nur stumm da, dann lacht er bitter. „Sicher doch. Sind Sie das nicht alle? Und wo sind jetzt seine restlichen Filme?"
****
Harry ist mittlerweile soweit, dass er die Menschen, die an ihm vorbei gehen, mustert und innerlich Beschreibungen über sie schreibt.
So gelangweilt ist er. Was macht Louis so lang in diesem blöden Laden?
Harry rappelt sich gerade auf und geht zu der Videothek, will eigentlich gerade den Laden betreten, da verlässt diesen ein weinender Louis.
Harry stockt und starrt Louis verwirrt an. „Was...", will er ansetzen, doch da schwingt sich Louis schon in seine Arme und schluchzt jämmerlich.
„Er ist tot, Harry! Tot! Er ist 1955 gestorben. Ich... Ich weiß nicht, was ich noch mit meinem Leben anfangen soll. Ich hab es all die Zeit nicht gewusst! Er war so ein großartiger Mensch und..." Louis bricht komplett in Tränen aus.
Harrys Gedanken erschließen sich den Rest: Stan ist tot und irgendwie hat Louis das in diesem Laden erfahren, der ramschige DVDs verkauft.
Harry bemerkt, dass Louis eine Tüte in der Hand hält.
„Du hast dir... was gekauft, Schatz?", fragt Harry behutsam, denn er hat das Gefühl, dass Louis aus lauter Verzweiflung zu Klein-Lou wird.
Louis nickt mit verzerrtem Gesicht und drückt Harry die Tüte in die Hand. Harry stellt die anderen, die er bereits trägt, ab und schaut hinein.
Alle Filme von James Dean.
Moment. Redet Louis überhaupt über Stan?
„Er war mein Idol, mein Ein und Alles! Er war so talentiert, hatte die Welt vor sich und was macht der Blödmann? Fährt zu schnell und stirbt!" Wieder bricht Louis komplett in Tränen aus und vergräbt sein Gesicht in Harrys Jacke.
„All die Jahre habe ich gehofft, dass, wenn ich wieder ein Mensch sein werde, ich all seine hundert Filme sehen kann... Und was kriege ich? Drei! Von denen ich zwei schon kenne!" Er klingt frustriert und ärgerlich.
„Was hältst du davon, wenn wir bei Nando's zu Mittag essen, huh? Würde dich das etwas aufmuntern?" Harry nimmt Louis' Gesicht in seine Hände und streicht ihm die Tränen von den Wangen.
Louis schmollt, aber er nickt und dann lächelt er leicht. „Danke, Harry."
„Kein Problem, du kleiner süßer Gartenzwerg", nuschelt Harry und gibt Louis einen Kuss auf den nach Tränen schmeckenden Mund.
Sie haben es noch nicht wirklich definiert was sie sind, aber Harry vermutet, dass der Ausdruck, dass „sie etwas miteinander haben" zutrifft.
****
Bei Nando's braucht es eine Weile, bis sie einen Tisch zugewiesen kriegen. Sie setzen und stellen ihre ganzen Einkaufstüten neben sich und blättern in den Menüs.
Louis immer noch verheult und Augen reibend.
Harry findet das irgendwie knuffig, aber zur gleichen Zeit tut Louis ihm leid.
„Jetzt müssen wir hingehen und bestellen, oder?", murmelt Louis und sieht Harry mit glasigen Augen an.
Harry nickt und steht zusammen mit Louis auf.
„Willkommen bei Nando's, was darf es für Sie sein?", fragt der Blonde hinter dem Tresen.
Gefärbtes Blond.
Und als er dann hochsieht, erkennt Harry ihn. „Niall?", stottert er.
Niall schluckt. „Harry", versucht er kühl zu sagen, doch seine Stimme zittert.
Louis pult nur am Tresen und schmollt. Er hat keine Lust Niall Guten Tag zu sagen, auch wenn er schon einmal von dem gebürtigen Iren bedient wurde, als Harry arbeiten war.
„Ich, also wir hätten gern..." Harrys Stimme ist kratzig, etwas verwirrt, als er Nialls Blick auf Louis sieht.
„Louis?"
Dieser sieht auf. „Hi Niall", schmollt er kindlich und wendet sich wieder dem halb zerkratzen Holz zu.
„Hi."
„Ihr kennt euch?", fragt Harry leicht gestresst.
Louis nickt. „Er hat mich bedient, als ich allein hier war."
„Verstehe."
„Also, was darf es sein?" Niall versucht zu lächeln, doch man merkt, dass sein Lächeln nur gespielt ist, dass er am liebsten weglaufen würde.
Harry und Louis bestellen und setzen sich dann wieder an den Tisch.
Louis füllt sich sein Glas auf, danach geht Harry und wird von einem zu laut schlürfenden Louis wieder am Tisch begrüßt, der immer noch James Dean hinterher trauert.
„Woher kennst du Niall?", fragt Louis abwesend und saugt an seinem Strohhalm, während er Harry begutachtet.
Harry zuckt mit den Schultern als wäre es gar nichts. „Wir waren mal zusammen."
Louis runzelt die Stirn. „Wirklich? Wow, du... Also, das hätte ich nicht gedacht."
„Bist du eifersüchtig?"
Louis schüttelt den Kopf. „Wusste nur nicht, dass du Blondinen magst. Wäre doch besser gewesen, wenn Barbie ein Mensch wäre und nicht ich, oder?"
Harry zieht eine Augenbraue hoch. „Lass es, Louis."
Louis rollt mit den Augen. „Was sonst? Vögelst du mich auf dem Klo?"
„Vielleicht schon. Wenn du den Sass nicht lässt. Das mit Niall und mir war einmal. Es hat nicht geklappt. Kein Drama, kein Fremdgehen, gar nichts. Nur ein langweiliges Schlussmachen."
Louis seufzt. „Ja, verstehe", murmelt er und lässt seinen Kopf müde auf seine Arme fallen.
Harry muss feststellen, dass ihn diese Geste irgendwie an James Dean erinnert.
****
Zayn zieht Liam zu einem anderen Schalter.
„Zayn, wieso willst du dich hier anstellen? Bei Blondie wird gleich frei und ich hab Hunger", mault Liam und will Zayn wieder zurück zum anderen Schalter ziehen.
„Vergiss es", zischt Zayn. „Ich lasse mich nicht von meinem Ex-Freund bedienen."
„Der Langweiler, der Ageplay nicht mochte?", lacht Liam kühl.
„Genau der."
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Louis' Stimmung bessert sich, als Liam und Zayn sich zu ihnen an den Tisch setzen und Liam das erste Mal Louis außerhalb seines Headspaces erlebt. Die beiden stellen fest, dass der jeweils andere doch nicht ganz so schlimm ist.
Harry und Zayn sitzen jedoch die meiste Zeit nur stumm da, kauen auf ihrem Hühnchen und denen, an ihre vergangenen Beziehungen mit Niall Horan. Sie wissen nicht, dass der andere auch etwas mit der gefärbten Blondine hatte, aber die Blicke reichen, um sich gegenseitig mitzuteilen, dass während Liam und Louis herumalbern, man selbst sich nicht über irgendetwas unterhalten muss.
Harry ist froh mal Ruhe zu haben und Zayn schaut nur aus dem Fenster und beobachtet die roten Busse, die sich ächzend durch den Londoner Verkehr quälen.
****
Nach dem gemeinsamen Mittagessen bringen Harry und Louis die Sachen zu Harrys Wohnung zurück, weil Harry noch etwas besonderes machen will und noch Blumen kaufen muss. Und Louis denkt anfangs, die Blumen wären für ihn, doch als sie in der Nähe der Tower Bridge zur Abendröte den St. Frederick's Friedhof betreten, denkt sich Louis seinen Teil.
Die Blumen sind nicht für ihn.
Sie schlendern durch die Gänge und Harry überrascht Louis, als er nicht in Tränen ausbricht beim Angesicht der Gräber seiner Eltern.
Sie liegen direkt nebeneinander und auf beiden steht das gleiche Datum als Todestag.
Louis ist etwas bedrückt, doch Harry stahlt die Grabsteine an und zieht Louis zu sich: „Mama, Papa: Das hier ist Louis, mein..." Er zögert kurz und schaut zu Louis.
„Ehemann?", rät Louis.
Harry lacht. „Mein Freund", sagt er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
Louis muss ebenfalls grinsen und fasst um Harrys Taille. Er legt seinen Kopf an Harrys Schulter und lächelt die Gräber an. „Hallo Anne und Desmond. Ich bin Louis Tomlinson und ich bin bestimmt die schlechteste Wahl, aber trotzdem mag mich Harry irgendwie sehr."
Harry lacht und gibt Louis einen Kuss auf den Kopf.
Louis lässt von Harry ab, küsst ihn auf die Wange und lächelt. „Ich lass dich allein, ja? Ich schlendere mal so rum."
Harry nickt mit Blick auf die Gräber seiner Eltern. „Tu das."
Also macht sich Louis allein auf den Weg, schlendert, bleibt hier und da mal stehen, um die Daten zu lesen. Bei manchen Grabsteinen kommen ihm fast die Tränen. Kinder. Zwei Jahre, drei, vier Jahre alt. So jung.
Zu jung.
Louis wird bedrückter, schiebt seine Hände in die Hosentaschen und starrt den Mond an, der langsam aufgeht. Eine Laterne steht am Wegesrand und er will sich auf die Bank unter der Laterne setzen. Doch dann sieht er die Aufschrift des Grabes gegenüber der Bank.
Und er setzt sich nicht.
Stanley Lucas.
Geboren am 21. Januar 1935.
Gestorben am 3. Juli 2006.
Louis atmet schwer. Er merkt wie ihm die Tränen schon wieder in die Augen springen. Und er weiß nicht, ob es Freudentränen sind, denn wie es scheint, hat seine Tante die Finger von seinem Freund gelassen. Stan hat gelebt und wahrscheinlich ein erfülltes Leben geführt und irgendwie macht Louis das glücklich. Das sollte ihn ja auch glücklich machen, oder?
Nur ist er etwas neidisch, dass er nicht an Stans Seite alt werden konnte. Er war nicht da. Er war eine beschissene Barbiepuppe.
Er ballt die rechte Hand zur Faust und spürt die Wärme. Er hat seine Kraft in den letzten Jahren nur aufgestaut und sie in Form von Shopping wieder etwas zu entladen, hat gut getan, doch Louis merkt, dass er wieder trainieren will. Dass er trainieren muss, um nicht bekloppt zu werden.
„Hi Stan", flüstert er, um sich abzulenken. „Ich bin's, Louis. Nicht alt geworden, huh? Ja ich wusste, dass du das sagen wirst."
Louis hört Schritte, die näher kommen. Wahrscheinlich sucht Harry ihn und ist froh, ihn endlich gefunden zu haben.
„Ich liebe dich immer noch irgendwie, Stan. Weil du damals mein Leben warst und du wirst immer in meinem Herzen sein. Ich bin jetzt mit Harry zusammen und er ist klasse. Er hat nette Freunde, einen Job und ein riesengroßes Herz. Vielleicht klingt es geschwollen, aber ich liebe ihn. Ich habe dich auch geliebt, Stan." Das letzte flüstert Louis, während er auf die Erde starrt.
„Wie rührend, Louis."
Und das ist nicht Harrys Stimme.
****
Louis dreht sich blitzschnell um, Hände ausgestreckt vor seinem Körper.
Diesmal ist er bereit zu kämpfen.
Die Gestalt, die ihn angesprochen hat, lehnt an der Laterne und grinst. Sie hat einen langen beigen Coat an und die Arme vor der Brust verschränkt. Langsam schwingt sich Esmeralda von ihrem Standpunkt und kommt auf Louis zu geschlendert. „Wirklich? Du denkst, dass du auch nur einen Funken einer Chance gegen mich hast? Dass ich nicht lache!" Sie schnaubt, ihr Gesicht ziert ein schiefes Grinsen.
Louis atmet schwer, hat die Augen zusammen gekniffen und die Zähne aufeinander gebissen, um nicht aus der Haut zu fahren und sich wieder selbst ins Unglück zu stürzen.
Esmeralda kommt kurz vor Louis' Händen zum Stehen, mustert sie mit erhobenen Brauen und lacht leise. „Louis, Louis. Nur wegen mir bist du überhaupt wieder ein Mensch. Ich könnte dich in einer Sekunde wieder zu einer verdammten Puppe machen."
Louis nimmt seine Hände langsam herunter, starrt seine Tante nur wortlos an und schüttelt den Kopf.
„Ich sehe, du hast sein Grab gefunden", sagt Esmeralda und deutet hinter Louis auf das Grab von Stan. „Er war genau so eine Schwuchtel wie du."
„Aber du hast ihn nicht getötet", meint Louis und versucht mittels seiner Jackentaschen, die in ihm anschwellende Energie zurückzuhalten. Nicht jetzt. Er will nicht als Magier auffallen. Und er will Esmeralda selbst in eine verdammte Puppe verwandeln. Oder in einen Plastikbecher.
Plastik hält Magie inne. Was anderes nicht. Nur Plastik.
„Getötet, nein." Esmeralda schüttelt schmunzelnd den Kopf. „Ich hab ihn versklavt."
Louis schluckt und stottert: „Ver-sklavt?"
Esmeralda lacht hallend. „Ja, stell dir vor, Louis. Ich bin kein netter Mensch."
„Das weiß ich", nuschelt Louis.
Esmeralda lässt es kalt. Sie wischt sich lediglich nur die Tränen aus ihren Augen und kichert weiter vor sich hin. „Er hat meinen Haushalt gemacht, die Zeitung rein geholt und mich geheiratet." Sie grinst. „Er war immer ein braver Junge für mich."
Louis öffnet seinen Mund, um sie zu beschimpfen, um ihr zu sagen wie widerlich sie ist.
„Er war auch gut im Bett. Immer gut. Nur irgendwann wurde er alt und dann wollte ich einen neuen. Also habe ich ihn..." Sie zuckt, mir nichts, dir nichts, mit den Schultern. „Von einem Hochhaus springen lassen."
Louis kann das angewiderte Gesicht und die Träne, die seine linke Wange herunter rollt nicht stoppen. „Du hast... was...?"
Esmeralda schubst Louis ein Stück weit in Stans Grab. „Und dann habe ich mich fürchterlich gelangweilt und dachte mir, wieso meinen Neffen nicht wieder aufleben lassen, damit er eine kranke Homo-Beziehung mit dem Jungen führen kann, dessen Eltern ich getötet habe? Nur um ihn dann, wenn es am schönsten ist, wieder in eine Spielzeugkiste zu verbannen."
Harry sucht überall nach Louis und als er ihn endlich sieht und winken oder rufen will, tut er es nicht, denn eine Frau steht vor Louis. Sie scheint um die dreißig zu sein. Von dieser Frau lässt sich Louis in eins der Gräber schubsen. Louis sieht versteinert und fassungslos aus. Als wüsste er nicht wie man sich wehrt.
Harrys Instinkt sagt ihm zu Louis zu rennen und diese blöde Kuh wegzuschubsen, doch er lässt es, als er sieht, dass Louis sie am Handgelenk packt, genau in der Sekunde schießt ein roter Blitz aus der Hand der Frau.
„Scheiße", flucht Harry und bückt sich hinter einem Grabstein, um nicht aufzufallen.
Wenn diese Frau genauso Kräfte hat wie Louis, hat er keine Chance.
Wenn diese Frau genauso Kräfte hat wie Louis... Harry kommt der Gedanke in dem Moment, in dem es zu spät ist.
Es ist Louis' Tante Esmeralda!
„Nein, Louis, nicht!", schreit Harry ohne hinter seinen Worten einen Sinn zu finden.
Louis und Esmeralda stehen sich gegenüber. Louis hat eine dunkelblaue Aura, während Esmeralda eine rote umgibt. Die Gesichter der beiden sind angestrengt und ihre Hände vor ihrem Körper. Die Kraft prallt aneinander ab, duelliert sich und erzeugt den Eindruck, dass sich Louis in einem Schutzschild befindet, das Esmeralda versucht zu zerstören.
„Louis!", schreit Harry noch mal.
In dem Moment bemerkt Louis seinen Freund. Er schaut zu Harry und ist abgelenkt. In seinem Gesicht purer Schock.
Diesen Moment der Schwäche nutzt Esmeralda aus, sie zerstört Louis' Schutzschild und es ist ein lauter Knall zu hören.
Fast wie ein Kanonenschuss.
Nebel bedeckt Stans Grab und vor diesem fällt etwas kleines zu Boden.
Ohne nachzudenken rennt Harry hin und sieht sie.
Die Louis-Puppe.
Sie grinst ihn an mit ihrem plastischen Lächeln und trägt die Kleidung, die Harry von ihr gewohnt ist.
****
Harry beugt sich herunter und hebt die Puppe vorsichtig auf. Er zittert und es ist nicht zu kontrollieren. Sein Mund verzerrt sich, bevor er anfängt zu schluchzen. „Louis!", schnieft er. „Mein Louis."
Esmeralda steht grinsend mit verschränkten Armen hinter ihm, wartet einfach auf den Moment, in dem sich Harry umdrehen wird, um sie anzuklagen. Das wird der Moment sein, in dem sie ihn blind macht.
Sie will ihn nicht einmal töten. Nur blind soll er sein. Er soll ewig leiden mit dem Wissen, dass sein beschissener Homo-Freund eine Barbiepuppe geworden ist und das vor seinen Augen.
Harry dreht sich schließlich um, doch anstatt sie anzuklagen, schüttelt er nur den Kopf. Ihm fällt es schwer überhaupt zu atmen, wie sollte er dann schon reden?
Esmeralda macht den Anfang. „Deine Schuld. Du hast ihn abgelenkt."
Harry starrt sie nur an, umfasst den Torso der Puppe so stark, dass er sie fast zerdrückt.
„Dümmer geht es nicht. Der arme Harry Styles. Homo und Waise, mit einer Schwester ohne nur ein Fünkchen Sympathie für ihn. Schade, aber auch, dass du gleich noch blind sein wirst."
Sie hebt lächelnd ihre Hand und zielt auf Harry.
Dieser schnappt nach Luft, duckt sich weg, presst verzweifelt die Augen zusammen, obwohl er weiß, dass er keine Chance gegen diese Frau hat.
„Misses Esmeralda Lucas", brüllt jemand hinter ihr. „Entweder Sie stellen sich sofort, oder wir werden Sie überwältigen. Sie sind angeklagt in sechzehn Morden. Unter anderem dem, an Desmond Styles und seiner Frau Anne."
Es ist ein Polizist.
Und Esmeralda muss nur grinsen. Tötet sie eben noch einen von diesen jämmerlichen Uniform-Trägern.
Also wendet sie sich von Harry ab und zielt mit beiden Händen auf die beiden Polizisten, die mit geladenen Pistolen, die auf sie gerichtet sind, vor ihr stehen.
„Ihr denkt wirklich, die Kugeln können mir etwas anhaben?", lacht sie bitter. „Falsch gedacht."
Sie presst die Augen zusammen und murmelt einen Zauberspruch, hofft auf das Knallen, welches dieser Spruch immer verursacht.
Doch sie hört nichts. Stattdessen reißt jemand ihre Arme nach hinten und befestigt ihre Handgelenke mit Handschellen. „Mitkommen", zischt der Polizist und schubst die Magierin nach vorne.
In einer näheren Entfernung sieht man ein Polizeiauto mit blinkenden Blaulichtern.
Ein zweiter Polizist redet mit einer jungen Frau, die Harry erkennt.
Es ist Gemma.
Diese dreht sich nun traurig lächelnd zu ihrem Bruder, sagt dem Polizisten einige letzte Worte und geht zu Harry. „Brüderchen", seufzt sie, mit Händen in den Hosentaschen.
„Was... war das?", stottert Harry irritiert.
Gemma zuckt mit den Schultern. „Diese Frau ist eine Serienkillerin und unsere Eltern sind ihr zum Opfer gefallen. Aber jetzt ist sie für immer hinter Gittern und wird da verrotten."
„Sie ist keine Serienkillerin, sondern eine verdammte Hexe."
Gemma lacht leicht. „Wenn du meinst, dann ist sie auch das."
Harry war klar, dass ihm Gemma das nicht glaubt. (Aber wer würde auch schon.)
Dann starrt er herunter auf Louis. Die Louis-Puppe, besser gesagt. „Er ist eine Puppe", murmelt Harry und zittert noch heftiger.
Gemma seufzt und nimmt Harry zärtlich in den Arm. „Es tut mir leid, Kleiner. Denkst du nicht es ist Zeit, von deinem Traum loszulassen, eine Barbie zu heiraten? Denkst du nicht es ist Zeit, dir einen richtigen Kerl zu suchen?"
Harry stockt. „Warte, was?"
Gemma lächelt und wird rot. „Ich weiß auch nicht... Die Sache, dass die Polizei sie endlich hat, hat irgendetwas in mir geändert. Vielleicht ist es nur heute, aber vielleicht finde ich es gar nicht so schlimm, dass du nicht auf Frauen stehst." Gemma lacht nervös und fährt sich durch die Haare.
„Weißt du, wir sind mit Menschen um uns herum aufgewachsen, die uns nicht leiden konnten und du bist vielleicht stark, aber mich hat das innerlich zerstört. Ich wünschte einfach Mum und Das würden noch leben." Das Letzte flüstert sie. Sie nimmt Harry die Barbie aus der Hand und starrt sie an. „Lass uns sie wegwerfen und ein neues Leben beginnen."
„Nein", sagt Harry stur. „Ich liebe diese Puppe und sie wird niemals von mir weggeschmissen."
Gemma zuckt mit den Schultern. „Wie du meinst, du Kleinkind."
„Gemma", mault Harry. Er will nur allein sein und heulen. Er will sich von der Tower Bridge stürzen und in der Themse untergehen.
Gemma gibt Harry einen Kuss auf die Wange und drückt ihn noch einmal. „Hab dich lieb. Ich lass dich jetzt allein." Sie wuschelt ihm durchs Haar und dreht sich um.
Ihre Schritte sind so selbstbewusst wie sie Harry immer wahrgenommen hat, aber vielleicht ist in Gemma doch etwas Verletzliches zu finden. Und vielleicht sollte es Harry traurig machen, aber es beruhigt ihn, dass seine Schwester auch nur ein Mensch ist.
****
Harry beschließt wirklich zur Tower Bridge zu gehen. Sich lächerlich zu machen und mit der Louis-Puppe auf das Wasser des Flusses zu starren.
Es ist schon etwas leerer geworden und nicht mehr so viele Leute sind hier neben dem Big Ben auf der großen Brücke zu finden. Harry steht an das steinige Geländer gelehnt und hat die Puppe neben sich aufgestellt.
So kann Louis wenigstens ein bisschen an seinem Leben teilhaben.
„Ich werde dich nie wieder wegschmeißen, Louis. Ich verspreche es. Und da ich weiß, dass du mich hörst, sage ich es dir jetzt." Harry dreht die Puppe in seine Richtung, dann nimmt er sie zwischen seine großen Hände. „Ich liebe dich. Ich liebe ich so wie du bist und die paar Tage, die du bei mir warst, waren die schönsten meines Lebens und ich werde sie nie vergessen. Ich werde dich immer lieben und nie heiraten. Es sei denn, es ist eines Tages erlaubt Barbies zu heiraten, dann tue ich genau das mit dir."
Er lächelt Louis mit Tränen in den Augen an und beginnt erneut zu schluchzen. Er hat Louis verloren. genau an dem Tag, an dem alles so wunderbar war. Und das Schlimmste ist, dass es Harrys eigene Schuld war. Wenn er Louis nicht abgelenkt hätte, hätte er Esmeralda fertig gemacht.
Aber Harry musste mal wieder dumm sein und ihm zurufen.
Harry reibt sich die Augen und versucht seine Atmung zu beruhigen, doch immer wieder kommen die Bilder hoch. Louis' geschocktes Gesicht, sein offen stehender Mund und dann der Knall, der einfach alles zerstörte.
„Nicht weinen", schmollt jemand hinter Harry.
„Klasse, jetzt bilde ich mir ein, dass er redet", schimpft Harry mit sich selbst.
„Tust du nicht, du Idiot", zickt jemand.
Harry seufzt.
„Dreh dich endlich um, Harold", fordert die bekannte Stimme.
Harry tut genau das.
Und erstarrt zum gefühlten tausendsten Mal an diesem Tag. „Louis?"
Louis Tomlinson steht in seiner Jeansjacke vor ihm. Arme verschränkt und mit einem blauen Auge.
„Das bin dann wohl ich", sagt Louis stolz und hüpft einmal auf und ab. Ihm scheint kalt zu sein.
Harry runzelt die Stirn. „Aber das da bist du." Er zeigt Louis die Puppe.
Louis grinst schelmisch und nimmt Harry vorsichtig die Barbie aus der Hand. „Nein, bin ich nicht."
„Dann warst du es. Habe ich dich mit meiner Liebeserklärung wieder lebendig werden lassen?"
„Wir sind in keinem Disney-Film", scherzt Louis augenrollend und mustert die Puppe. „Noch detaillierter als ihre", lacht er in sich hinein und schüttelt den Kopf
„Was?" Harry ist vollkommen verwirrt. „Du... Ich war da! Du bist zu einer Puppe geworden, als du dich zu mir gedreht hast, ich... ich war da, Louis!", protestiert er stotternd.
Louis lehnt sich neben Harry an das Geländer und starrt kurz aufs Wasser. „Was du gesehen hast, war mein Plan. Kannst du dich noch daran erinnern, als ich dir erzählt habe, dass nur Plastik Magie inne halten kann? Das nicht einmal der Tod einen Magier in die Knie zwingt?"
Harry nickt.
„Nun ja, ich habe so getan, als sei ich abgelenkt. In Wirklichkeit habe ich mich teleportiert und Esmeraldas Kraft hier in dieser Attrappe gefangen." Er wackelt mit der Puppe umher.
„Wie bitte? Aber..."
Louis grinst wieder. „Sie dachte sie wäre stärker, weil sie jahrelang geübt hat. Aber ich habe meine Magie gespart und sie in diesem Moment eingesetzt. Ich war niemals in dieser Puppe. Alles was da drin ist, ist ihre Kraft."
Harry lächelt breit. Langsam kommt es bei ihm an, dass sein Louis vor ihm steht. Und lebt und keine Puppe ist.
„Und weil ich keinen weiteren Ärger will", sagt Louis entschlossen und holt mit dem Arm aus, der die Puppe hält. Er schmeißt die Barbiepuppe schwungvoll nach unten ins Wasser. Harry und er sehen dem Aufprall zu, der aus der Höhe nur ein leises Platschen ist.
„Also...", setzt Louis an. „Meine Tante ist machtlos und im Gefängnis. Wird das immer bleiben, ich weiß endlich wer über uns wohnt und dass er es nicht witzig findet, wenn auf einmal ein Fremder in seiner Wohnung auftaucht und mein Freund, nebenbei: das bist du Harry, ist ein emotionales Wrack und kann nicht mehr reden. Ich würde sagen, dieser Tag ist gelungen."
Harry seufzt und lässt sich mit dem Gesicht auf das Geländer fallen. „Ich bin am Ende. Ich will nur noch schlafen."
Louis kichert und umarmt Harry von der Seite. „Solange du mit mir in einem Bett schläfst, bin ich voll und ganz dafür."
Und vielleicht ist es schwer und unglaublich für Harry zu erfassen, aber fünf Minuten, ein paar „Ich liebe dich"'s und Küssen auf der Tower Bridge später, gehen er und Louis Hand in Hand zur nächsten U-Bahn Station, um nach Hause zu fahren.
**********
Epilog
2024
„Wie lautet Kants Regel? Wie nennt man sie fachlich?" Harry schreibt etwas an die Tafel und dreht sich danach schwungvoll um.
„Konsekutiver Imperativ?", knirscht Carmen in der ersten Reihe.
„Falsch", sagt Harry und deutet auf Adam. „Enttäusch mich nicht, mein Junge", bittet er ihn spaßend.
Die Klasse lacht.
„Kategorischer Imperativ, Mister Styles", antwortet Adam gefasst und setzt sich gerader in seinem Stuhl auf.
Harry jubelt. „Gut. Kannst du ihn auch aufsagen?"
Adam überlegt kurz. „Behandele andere so, wie du behandelt werden willst?"
„Neumodisch ausgedrückt, könnte man das so sagen", murmelt Harry und dreht sich wieder zur Tafel, um das Gesagte aufzuschreiben.
„Mister Styles?", meldet sich Carmen grinsend.
Harry summt. „Was, Carmen?"
„Stimmt es, dass Sie mit Louis Tomlinson verheiratet sind? Mit dem Louis Tomlinson?"
Harry hört die Schwärmerei praktisch aus ihrer Stimme heraus und es bringt ihn zum Grinsen.
Erneut dreht er sich zur Klasse. „Das stimmt", nickt er mit strengem Blick und lächelt dann doch ein kleines Bisschen bei dem Gedanken an seinen Ehemann.
„Wieso heißen Sie dann immer noch Styles?", fragt Adam.
„Weil man den Namen Styles nicht aufgibt", lacht Harry. „Ich meine, ich habe Style, oder? Ich meine, dass ist doch auch mein Name, richtig?"
Die Schüler gucken ihn leicht verstört an.
„Klar, Mister S", sagt Carmen. „Aber wieso heißt er dann nicht Louis Styles?"
Harry zuckt mit den Schultern. „Ihr kennt doch diese eingebildeten Stars. Wollen nie den Namen ihres Partners annehmen."
Die Mädchen der Klasse seufzen, die Jungs verziehen den Mund, einige grinsen.
Louis Tomlinson. Sie haben die Ehre Unterricht vom Ehemann des Louis Tomlinsons zu bekommen. Der Ikone.
Harry dreht sich wieder zur Tafel, schreibt die nächste Frage an, doch seine Kreide bricht ihm in der Hand ab, als Carmen noch eine Frage stellt, die ihr schon eine Weile auf der Seele zu brennen scheint. „Wer toppt eigentlich?"
****
Harry eilt durch den Regen zum Auto und wundert sich, wieso Louis davor steht und nicht einfach drinnen sitzt. Harry begrüßt seinen Liebsten mit einem Kuss und einem leisen „Wie geht's?".
Louis antwortet mit einem leichten Summen und hält Harry seine Regenschirm über den Kopf. „Ich hab die Rolle."
„Was?", stockt Harry. „Ist das dein Ernst?"
„Lüge ich, wenn es um Rollen geht, Harold?", sagt Louis und zieht eine Augenbraue hoch.
Harry küsst ihn für diesen Blick noch einmal und als er hinter sich ein paar kreischende Mädchen hört, schlägt er Louis hastig vor, erst einmal ins Auto zu steigen und nach Hause zu fahren.
Harry steigt bei der Fahrerseite ein, weil ihn Louis quasi dazu zwingt. Als sie sitzen, sieht Harry auch warum.
Louis hat ein neues komisches Spielzeug. Demonstrativ reicht er Harry die Verpackung. „Ich hasse Plastik. Du musst das öffnen, Hazza."
„Du bist eine kleine Diva", schnaubt Harry und öffnet Louis die Verpackung der Actionfigur.
Während Harry durch den Regen und durch London fährt, spielt Louis neben ihm mit den Figuren und nervt Harry.
„Lou, ich muss fahren."
„Spiel mit!"
„Später, Schatz", sagt Harry lachend und drückt Spiderman aus seinem Gesicht.
****
Sie halten an in South Kensington. Seitdem Louis und Harry eine Wohngemeinschaft (zwangsmäßig) hatten, hat sich einiges getan. Durch Harrys Job als Mathematik- und Philosophielehrer an einer High School und Louis' gutes Einkommen als Filmschauspieler, konnten sie sich eine große schöne Wohnung leisten.
Als sie aussteigen, regnet es nicht mehr. Louis lässt es im Nebensatz fallen. „Zayn, Liam und Niall kommen heute Abend auf ein Glas Wein vorbei. Oder Bier in Liam und meinem Fall."
Harry lacht und schüttelt den Kopf. „Ich wünschte Dreierbeziehungen wären nicht so verpönt, dann könnte die Welt endlich „Zaniam" shippen und nicht „Larry". Ich meine... Ja, du bist ein berühmter Schauspieler und ich dein heißer Ehemann, aber wollen die Mädels nicht mit dir zusammen sein, anstatt dich mit einem heißen Kerl herummachen zu sehen?"
Louis zuckt mit den Schultern „Ich verstehe das auch nicht, aber wahrscheinlich riecht man was ich für ein Bottom bin."
Harry lacht. „Ich sehe es fast jede Nacht, Darling."
Harry schließt ihre Wohnungstür auf und wird von einem merkwürdigem Duft begrüßt. „Louis, hast du wieder den Herd angelassen?"
Louis schüttelt ertappt den Kopf. „Nein, wirklich nicht, Harry. Diesmal war ich das nicht."
„Was riecht hier so..." Harry lässt seinen Schlüssel auf die Anrichte fallen und geht zusammen mit Louis in die Küche. „Gemma? Was um Himmels Willen machst du da?"
„Ich habe versucht zu kochen", grinst sie entschuldigend. „Ich dachte ich überrasche euch beiden mal. Haben uns ja seit eurer Hochzeit nicht mehr gesehen." Sie lacht nervös.
„George", sagt Louis laut und breitet die Arme aus.
„George", lacht Gemma und lässt sich von dem Ehemann ihres Bruders umarmen.
„Wann wird du mit diesem Namen aufhören, Louis?", zischt sie gespielt.
„Nie", zischt Louis spielerisch zurück und löst sich von ihr.
Harry steht nur da und lächelt. Als er das erste Mal mit Louis gespielt hat und Gemma ihn dafür zusammen geschissen hat, hätte er nie gedacht, dass hier mal zu sehen.
Nie.
Aber wenn Magie existiert, dann muss auch so etwas möglich sein, oder?
// The End //
**
Ich überlege jetzt schon eine lange Zeit hier zu eine Fortsetzung zu schreiben...
Was haltet ihr von der Idee und wenn ihr Lust drauf hättet, was würde euch in der Fortsetzung gefallen? :) (z. B Larents, ... etc.)
Euer Jamie xx
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