- 3 -

1943

Louis sitzt zusammen mit Stan in seinem Zimmer. Die beiden Jungs kichern und vergessen ihre Hausaufgaben.

Aber wer braucht schon das Einmaleins, wenn Louis Stans Stift fliegen lassen kann mit einer einzigen Handbewegung?

„Kannst du auch seine Farbe ändern, Lou?", fragt Stan aufgeregt nach und versucht gleichzeitig auf Louis und auf den schwebenden Stift zu schauen.

Louis grinst und zuckt mit den Schultern. „Ich versuche es mal."

Louis macht eine schnelle Handbewegung und kneift die Augen zusammen. Als er sie wieder auf macht, verzieht Stan das Gesicht. „Igitt, doch kein Rosa, Louis! Ich hasse Rosa!"

Louis streckt ihm zickig die Zunge heraus und macht es erneut.

„Was ist das für eine Farbe?", fragt Stan stirnrunzelnd und nimmt sich den Stift aus der Luft.

Louis schaut sich es genauer an. „Braun-Grün-Grau vielleicht", zuckt er schmollend mit den Schultern.

Um fair zu sein, Louis ist gerade dabei sich zu erkunden und wenn vielleicht der ein oder andere das anders interpretieren würde, nennt Louis „Erkunden", dass er Sachen schweben oder anbrennen lassen kann.

Aber er lernt noch. Niemand wird perfekt geboren, nicht wahr?

„Kannst du den Stift meine Hausaufgaben machen lassen?", knirscht Stan. Er hat wirklich keine Lust.

Louis rollt mit den Augen. „Das ist ein Stift, Stan. Der weiß nicht wie man rechnet."

Stan kichert. „Ich aber auch nicht."

Als Louis die Stimme seiner Mama von draußen hört, versteckt er seine immer noch leuchtenden Hände hinter dem Rücken. Seine Eltern wissen nicht, dass er so etwas kann. Nur Stan weiß es und der behält es für sich.

Louis ist ein kleiner Rebell und liebt Geheimnisse.

„Essen ist fertig", sagt Johannah, als sie lächelnd ins Zimmer lugt. Sie runzelt die Stirn. „Louis, macht ihr auch eure Matheaufgaben?"

Louis und Stan nicken stumm.

„Louis übt am meisten von uns beiden", flüstert Stan ehrfürchtig. Er weiß wie streng Louis' Eltern sind.

Und er hat immerhin nicht gelogen: Louis übt ja. Nur eben kein Mathe.

2016

Harry kann mit Louis nichts anfangen und mit zur Arbeit nehmen, geht auch nicht. Louis würde in der Küche irgendetwas kaputt machen oder auf dem Boden des Cafés Auto spielen wollen.

Deswegen fährt Harry zusammen mit Louis U-Bahn.

Dieser ist schwer beeindruckt von dem unterirdischen Zug.

„Fährt der Zug durch die Erde?" Louis' Augen sind ganz groß. Er sitzt auf Harrys Schoss. Das Abteil ist gefüllt. Harry würde auch stehen, aber Louis fällt durch den Ruck des Zuges immer wieder hin und hat fast angefangen zu weinen, weil „der blöde Zug ihn nicht mag".

Also sitzen sie und Louis hat eine kleine Tasche dabei, in der er seine Spielzeuge hat.

Schließlich steigen sie aus und Harry nimmt Louis an die Hand. „Immer schön bei mir bleiben, ja Lou?"

Louis nickt.

„Ich werde dich zu Liam bringen. Ihr beide werdet euch sicherlich gut verstehen." Das ist so ziemlich die größte Lüge, die Harry jemals ausgesprochen hat.

Liam und Louis werden sich überhaupt nicht gut verstehen. Liam wird Louis höchstwahrscheinlich raus werfen, wenn er irgendetwas kaputt macht.

Aber es besteht immer noch die Chance, dass alles anders kommt.

Außerdem weiß Harry gerade keine andere Möglichkeit.

Liam ist der einzige Freund, den er hat und seitdem sich Liam von Sophia getrennt hat, weil die seine Affäre mit Zayn herausbekommen hat, ist er leicht depressiv und vernachlässigt sein Studium.

Wie auch immer.

Liam ist die einzige Möglichkeit für Harry einen Arbeitstag ohne Turbulenzen zu haben. Liam geht eh nie zu seinen Vorlesungen.

Sie betreten das mehrstöckige Haus und Harry muss ein bisschen auf Louis warten, als sie die Treppen hochgehen, weil Klein-Lou - so wie er nun einmal ist - immer beide Füße auf eine Stufe stellt, sich vorsichtig am Geländer festhält und schmollend auf seine Füße schaut, die in Adidas-Schuhen stecken.

Louis trägt heute zum Glück nichts besonders kindliches: Einen Hoodie und eine schlabbrige Hose.

Harry klopft an der Tür und man hört nur eine genervte Männerstimme, die etwas ruft.

Nach einer Weile macht Liam die Tür auf und als Louis den fremden Mann sieht, versteckt er sich schüchtern hinter Harry.

Liam hat eine Bierflasche in der Hand. „Morgen."

Harry schiebt Louis hinter sich hervor. Liam zieht beide Augenbrauen hoch und beäugt Louis.

„Harry, du kannst nicht einfach hier auftauchen und mir Patienten bringen, ich habe-"

„Liam!", unterbricht Harry ihn. „Das hier ist kein Patient. Könntest du einfach nur heute auf Louis aufpassen?" Harry muss wirklich bald los, es ist schon halb zehn.

„Er sieht alt genug aus, um auf sich allein aufpassen zu können", lacht Liam bissig und leckt sich über die Lippen. Aber hübsch ist der Junge ja schon. So grazil und elegant wie Zayn. Die Struktur seines Gesichts...

„Er, nein... Du hast vielleicht noch nie davon etwas gehört, aber er nennt es Headspace. Louis verhält sich wie ein Kind und-"

„Louis?", prustet Liam. „Wegen der Sache mit deiner Barbiepuppe, solltest du mal zu einem ausgelernten Psychologen." Er trinkt einen Schluck. „Im Headspace, ja? Interessant. Darf ich ihn untersuchen und befragen?"

Harry seufzt. Er hat damit gerechnet. „Nur eines darfst du nicht fragen."

„Und das wäre, Harold?"

„Wie alt er wirklich ist."

****

Liam hat viel erwartet. Aber nicht, dass der Junge anfängt zu weinen, sobald er die Tür zu gemacht hat.

„Er holt dich heute Abend wieder ab", seufzt Liam. „Hast du da in der Tüte Spielsachen drin?"

Louis nickt mit verheulten Augen und einem verzogenem Mund.

„Möchtest du spielen?" Liam trinkt den Rest seines Bieres aus.

Louis schluckt und nickt. „Will a-aber mit Hazzie spielen." Und dann bricht er wieder in Tränen aus.

Was hat er gemacht, dass ihn Harry weggegeben hat?

Liam verdreht die Augen und geht in die Küche. Seine Wohnung ist um einiges größer als die von Harry.

Und es riecht nach lauwarmen Bier, zu viel Aftershave und alten Büchern.

„Setz dich hier an den Tisch", bietet Liam Louis an, doch dieser lässt sich auf den Boden fallen und schüttet kindlich seine Tasche aus. Es plumpsen die Autos heraus, eine Barbie, ein Schnuller, eine Trinkflasche für Kleinkinder und noch einige andere Sachen, die Liam nicht sofort erkennt.

Er zieht eine Augenbraue hoch.

Dann schnappt er sich sein Tablet und googelt das Wort „Headspace".

Er setzt sich auf das Sofa, überschlägt die Beine und scrollt durch die Ergebnisse.

„Oh, Harry", murmelt er und schaut ab und zu herunter auf Louis, der sich seinen Schnuller in den Mund gesteckt hat und seine Barbie unter die imaginäre Dusche stellt.

„Was bist du doch kinky, du Bastard", lacht Liam in sich hinein.

Er schwört, dass er in einem seiner Bücher darüber etwas gelesen hat und so kramt er in seinen Sachen herum und findet schließlich den Absatz.

„Hm", seufzt Liam nachdenklich und kratzt sich am Kopf. „Also entweder hatte er keine Chance seine Kindheit auszuleben oder... er hat damals etwas schlimmes erlebt. Aber das macht keinen Sinn, ich meine..." Er schüttelt den Kopf. Nicht jeder seiner Test-Patienten, die ein Trauma in der Kindheit erlitten haben, greift gleich wieder zur Trinkflasche und zum Schnuller.

Doch Liam muss zugeben, dass Louis ihn fasziniert.

Dieses Phänomen fasziniert ihn. Louis scheint hundertprozentig in dem vertieft zu sein was er tut. Wüsste er es nicht besser, würde er denken, dass der Junge vier ist.

Harry hat ihm wirklich zu wenig erzählt. Sind die beiden ein Paar?

Ist Louis nur eins von Harrys Menschenprojekten?

Ist Louis vielleicht ein... Soziopath oder so etwas?

Liam kann den Jungen vor sich nicht einschätzen.

„Muss Pipi", sagt Louis schließlich und dreht sich alarmiert zu Liam.

„Da drüben." Liam deutet auf die Tür, die zum Badezimmer führt.

Louis schaut ihn immer noch an. „Hazza hilft Lou auf Klo, weil-weil Lou noch zu klein." Er kriegt einen leichten Schluckauf und dann bekommt er Angst.

Er kennt Liam nicht.

Und: Harry ist nicht hier!

Also fängt er erneut an zu weinen. „Hazza! Harry!"

Liam stöhnt genervt. „Na gut, du kleiner, komischer Kerl, dann komm mal mit."

Er hebt Louis hoch, nimmt ihn an die Hand und hilft ihm auf Klo.

Als er Louis gegenüber auf dem Badewannenrand sitzt, mustert Liam Louis. „Ist Harry dein Freund?"

Louis kann seine Beine nicht still halten und schwingt auf dem Klodeckel etwas umher. „Harry ist mein bester Freund." Er kichert verhalten, immer noch nicht sicher, ob Liam es gut meint oder ihn nur auslachen will.

Liam nickt. „Bester Freund", nuschelt er. „Und du heißt wirklich... Louis?"

„Lou", sagt Louis berichtigend.

„Lou, aha", murmelt Liam.

Das wird nichts mit der Befragung. Louis kann man nicht befragen. Es sei denn, man hat so ein Jahr Zeit. Louis öffnet sich nicht leicht.

Schon gar nicht einem nach Bier-riechendem Liam.

****

Liam hat einen starren, geschockten Blick, als er Harry die Tür öffnet. Louis, der Harry gesehen hat, springt ihn sofort wie ein kleiner freudiger Hund an und krallt sich in seine Jacke.

„War alles okay?", runzelt Harry die Stirn. Schaut auf Liam, dann auf Louis, der an seinen Jackenbändern lutscht.

Liam starrt nur hypnotisiert an Harry vorbei. „Ich hab keine Zeit, Harold. Ich muss studieren."

Und dann ist die Tür zu und Harry zuckt mit den Schultern. „Zu viele Drogen."

Er schaut hinunter zu Louis, der klein da steht, versunken an Harrys Bändern nuckelt und das Plastik abknabbert. „Hast du deine Spielsachen mit, Lou? Alles eingepackt?"

Louis sieht hoch und nickt nur. „Hier."

„Gut." Harry fährt ihm durch die Haare und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. „War es schön bei Liam?"

Louis nickt. „Liam hat Essen gemacht und Lou gefüttert und Lou Sachen gefragt und mit Lou gespielt."

Das mit der dritten Person ist neu. Aber Harry kennt mittlerweile Louis und er findet es nicht schlimm.

So lange Louis wie aus Zauberhand Sachen bezahlen kann und ihm in der Nacht einen runterholt. Da beklagt sich Harry lieber nicht...

Sie nehmen die U-Bahn zurück und Harry trägt Louis' kleinen Spielzeugbeutel. Er erlaubt Louis jedoch nicht seinen Schnulli zu tragen, weil Harry jegliche Konfrontation mit gemeinen Menschen vermeiden will. Besonders, wenn sich Louis im Headspace befindet und seit heute morgen mental kein Stück gewachsen ist.

Sie halten sich an den Händen und brauchen etwas länger, weil Louis von den Stufen in der U-Bahn Station verwirrt ist.

Außerdem hat er Angst vor Rolltreppen.

Aber schließlich biegen sie in den Block ein, in dem Harry wohnt und stehen dann irgendwann vor der Tür.

Doch sie sind nicht allein.

Gemma grinst höhnisch. „Hallo, Brüderchen."

Harry schluckt und Louis versteckt sich hinter Harry.

„Hallo", piepst Harry und schließt die Wohnungstür auf, während Gemma ihm über die Schulter schaut.

Louis schmollt und hat eine Träne im Auge.

Da steht sie wieder vor ihm: Das Mädchen, dass viele Jahre seines Lebens wortwörtlich in der Hand hatte.

Er sieht sich als Gast von Barbies und Kens Hochzeit. An der Seite Sunny, Barbies Cousine.

Louis mochte Sunny noch nie. Ihr Lächeln war immer unechter als das, einer Barbie sein konnte.

„Wer ist das?" Gemma setzt sich auf die Couch, Louis auf Harrys Bett und Harry steht planlos im Raum herum, nachdem er Louis' Spieltasche in eine Ecke verfrachtet hat.

„Mein... neuer Mitbewohner", druckst Harry herum. Gemma kennt den Namen Louis allzu gut und wird ihn wahrscheinlich auslachen. Außerdem will Harry nicht, dass ihm Gemma das hier kaputt macht.

„Mit dem du Händchen haltend durch London spazierst? Ist das dein Freund oder wie man das bei euch nennt?" Sie verzieht den Mund zu einer Grimasse, überschlägt die Beine und verschränkt die Arme vor der Brust.

Das Ding ist, dass Harry wirklich nichts dafür kann. Gemma ist immer noch seine Schwester und er will keinen Streit, also hält er bei jeder Gemeinheit, die sie sagt, seinen Mund.

„Er kennt sich in London nicht aus...", nuschelt Harry.

Gemma wendet sich an Louis. „Wie heißt du?"

„Lou", sagt Louis und schmollt weiter. Er beäugt Gemma kritisch und verkriecht sich unter der Decke.

„Lou? Sozialphobisch ist er auch, nicht wahr?", lacht sie. „Harry, du hast einen komischen Geschmack. Ich meine erst einmal magst du Männer und dann..." Sie schnippst mit den Fingern und überlegt. „Das da..."

Harry fällt der Mund auf. Jetzt ist Schluss. Er will seine blöde Schwester so schnell wie möglich aus der Wohnung haben. „Was willst du eigentlich hier?"

Gemma lacht auf, bis sie merkt, dass Harry etwas wütend scheint. „Ach Harold. In deiner Ehre verletzt, weil ich deinen Schwuchtel-Freund nicht gutheiße?"

„Wag es noch einmal ihn so zu nennen und ich schmeiße dich raus", zischt Harry und kommt gefährlich nah an Gemmas Gesicht.

Gemma sieht, dass Harrys Blick ernst ist.

Also schnaubt sie und drückt ihn unsanft weg.

Dann steht sie auf. „Der Fall unserer Eltern wird wieder aufgerollt und die Polizei wollte von mir wissen, ob du noch hier wohnst und ich habe das bestätigt. Also... Das war alles."

Harry blickt sie mit großen Augen an. „Der Fall unserer Eltern?" Er beißt sich auf die Unterlippe. Er kann sich nicht mehr an sie erinnern, aber er liebt sie trotzdem vom ganzen Herzen.

Gemma seufzt. „Könnte sein, dass du befragt wirst oder einfach benachrichtigt. Die Polizei macht da ihr Ding und vielleicht kommt etwas heraus..."

„Wieso wird der Fall noch einmal aufgerollt?"

Gemma will gerade die Türklinke anfassen und gehen. „Weil sie noch zwei Leichen gefunden haben und die sind unter den gleichen Umständen gestorben."

****

Als Harry dann endlich neben Louis im Bett liegt, starrt er an die Decke.

Was für ein Tag. Und dann hat Louis auch noch geweint. Harry wusste erst nicht einmal wie er Louis trösten sollte und hat ihn dann einfach in den Arm genommen und gekuschelt.

„Die ist böse!", hat Louis gesagt und sich die Augengerieben.

Und danach hat Harry ihn in die Badewanne gesteckt und ihn gewaschen. Louis' Haare einshampooniert, während dieser mit einer kleinen Wasserpistole und einer Ente gespielt hat. (Die hat er sich wohl auch gekauft, Harry kann sich sonst nicht erklären, wo die her gekommen sind).

Danach gab es Abendbrot und schließlich fanden beide den Weg ins Bett.

Und jetzt liegt Harry hier und hofft, dass Louis morgen kein kleiner Junge ist und allein hier bleiben kann.

„Was hat die böse Frau zu mir gesagt?", schmollt Louis. Harry dachte erst, dass er schon schläft.

„Blöde, gemeine Sachen, Lou. Vergiss was sie gesagt hat."

„H-Harry, was ist eine Schw-Schwuchtl?", nuschelt er in Harrys Shirt und Harry merkt, dass Louis ein bisschen an dem Stoff lutscht.

„So etwas gibt es nicht."

„Ist es ein Fantasiewort?", fragt Louis weiter und lutscht an Harrys Shirt.

„Willst du deinen Schnulli, Lou? Du lutscht heute an allem herum", murmelt Harry und fährt Louis zärtlich durchs Haar.

Dabei gehen seine Gedanken unfreiwillig zu anderen Sachen, die Louis lutschen könnte...

„Mein Schnulli ist doof", mault Louis. „Der sieht doof aus..."

„Schatz, du hast ihn dir selbst ausgesucht", seufzt Harry und krault Louis die Kopfhaut.

Dieser muss schniefen und erst denkt Harry, dass Louis wieder weint, aber irgendwie kriegt er einen leichten Schnupfen.

Oh nein, nicht auch noch das...

„Aber du kannst mir mein Shirt nicht weg lutschen...", setzt Harry vorsichtig an.

„Lou will Lolly", flüstert Louis und kichert dann.

Harry seufzt. „Nein, erstmal ist das ungesund und dann ist es auch noch viel zu spät. Kleine Jungs müssen jetzt schlafen und aufhören an meinem Shirt herum zu nuckeln."

Louis kriecht auf Harrys Bauch und liegt da eine Weile wie eine kleine schlafende Katze.

„Gibst du mir einen Küssie, Harry?", fragt Louis schüchtern. Er ist zu einem kleinen Ball gerollt und schaut nach einer Weile, die Harry damit verbracht hat nicht zu antworten, nach oben und schmollt wieder.

„Auf deine Stirn?", fragt Harry und kann einfach nicht seine Hände aus Louis' Haaren lassen.

„Überall", kichert Louis begeistert und robbt sich weiter nach oben. Er schürzt die Lippen und presst die Augen zusammen.

Harry muss leise lachen und schüttelt den Kopf. „Entspann dein Gesicht, Louis."

Louis macht die Augen auf und schielt auf seine Nase.

„Du bist ein kleiner Quatschkopf heute, ja?" Harry rubbelt ihm durch die frisch gewaschenen Haare.

„Louis will Kussi", nuschelt Louis und versucht seine Lippen so zu halten.

Also gibt Harry nach und küsst ihn ganz leicht und schnell auf den Mund.

Louis hält ihm seine rechte Wange hin.

„Da auch noch?"

Louis nickt.

Also küsst Harry seine rechte Wange und bekommt danach seine linke Wange hingehalten.

Harry küsst auch diese und bewegt Louis' Kopf mit seinen Händen etwas nach unten. Er gibt ihm einen Kuss auf die Stirn.

Louis seufzt glücklich. „Jetzt kann ich schlafen. Aber ich möchte, dass du heute meine Matratze bist."

„Klar doch, Prinzessin", kann es Harry sich nicht verkneifen.

So sehr er es auch niedlich findet, wenn Louis Klein-Lou ist, so gern hätte er jetzt doch wieder Louis hier, mit dem er gestern Trockensex hatte. Sie haben noch nicht darüber geredet und Harry liegt die nächtliche Aktion wie ein Stein im Magen.

Außerdem fragt er sich, ob Louis, wenn er klein ist, auch Sex haben möchte.

Denn Harry glaubt nicht, dass er das könnte.

Na ja, wer weiß, ob Louis überhaupt etwas von ihm will. Vielleicht war das ganze etwas einmaliges und Louis schämt sich so sehr dafür, dass er sich hinter Klein-Lou davor versteckt.

****

Mitten in der Nacht wacht Louis von einem Alptraum auf. Er zuckt zusammen und merkt, dass er auf Harry liegt. Er gähnt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Es ist warm im Bett und Harry hat mal wieder einen Ständer.

Louis kann sich - wie immer wenn er sich einen ganzen Tag lang im Headspace befunden hat - nur wage an das Geschehen erinnern.

Da ist etwas mit einem Liam, der Sachen von ihm wissen wollte, die er ihm nicht verraten hat. Dann ist da noch Harry. Die Sehnsucht nach Harry.

Harry, Harry, Harry.

Und seine Schwester Gemma.

Louis erinnert sich am besten an Gemmas Besuch. Daran wie sie ihn genannt hat und dann schaudert er.

Als Barbiepuppe bekommt man nicht allzu viel mit, doch er weiß, dass Harrys und Gemmas Eltern kurz nach Harrys Geburt ermordet gefunden wurden.

Louis weiß nichts näheres. Nur das, was ihm Harry in den Jahren immer mal so erzählt hat. Nur Bruchstücke.

Er ist immer noch nicht ganz aus seinem Headspace heraus. Das warme Gefühl des Geborgen-seins ist immer noch da und Harrys Anwesenheit bringt Louis dazu wieder ein bisschen in das Loch aus Einhörnern, Regenbögen und Cartoons zu fallen.

Ein bisschen klein ist er noch.

Aber er weiß was ein Ständer ist.

„Harry?", flüstert er.

Louis ist durch Harrys hartes Glied unter ihm auch in Stimmung gekommen und er hatte schon lange keinen Schwanz mehr im Mund. „Harry?" Wieder muss er gähnen.

Louis setzt sich auf, sitzt auf Harrys Bauch und schnürt ihm, sympathisch wie er nun einmal ist, etwas damit die Luft ab.

Harry hustet und schlägt schließlich alarmiert die Augen auf.

„Darf ich dir einen blasen?", schmollt Louis. Er ist noch mehr Klein-Lou als Louis und genau das ist es, was Harry nicht merkt. Er denkt, dass Louis immer noch im Headspace ist.

„Schlaf wieder, Louis", grunzt er nur und reibt sich irritiert von der nächtlichen Störung die Augen.

„Du bist aber hart und ich will dich in meinem Mund", seufzt Louis und fährt mit einer seiner Hände Harrys Bauch entlang. Er kneift ihm sogar in den linken Nippel.

Also eben einem von den vier, die Harry Styles zu bieten hat.

Harry wird langsam wacher und sein fast komplett funktionsfähiges Gehirn fragt sich, woher Louis das alles weiß, wenn er noch Klein-Lou ist.

Wenn er noch im Headspace ist, wie kann er dann...? Er wusste vorhin nicht einmal was eine Schwuchtel ist!

„Louis, woher weißt du das?", mault Harry, jedoch leicht erregt. Louis' schönen Mund um seinen Schwanz. Louis wie er schluckt und schleckt und umkreist und stöhnt...

„Ich bin 19, Harry. Ich weiß das eben", seufzt Louis ungeduldig. Seine eine Hand stützt sich an Harrys Oberkörper ab, die andere verschwindet hinter seinem Rücken und schleicht sich in Harrys Hose.

Harry stöhnt leise auf. Erst Jahre lang nur lahmen Sex mit seinem Ex und jetzt das.

Jetzt Louis.

Niemand hat Harry gefragt, ob er bereit ist...

„Na gut", meint Harry und legt seine Arme hinter den Kopf. „Wenn du unbedingt willst..." Er grinst etwas.

****

Louis grinst zurück und reibt sich selbst durch seine Hose. „Dann wollen wir dich mal ausziehen."

Er dreht sich um zu Harrys Schwanz und Harry ist ein bisschen verwundert, als er sieht, dass sich Louis nun mit dem Rücken zu ihm gewandt hat.

„Ich kann dich nicht sehen, Lou", trällert Harry und starrt auf Louis' Arsch. Obwohl... Dieser Ausblick ist auch in Ordnung.

Louis dreht sich um und rollt mit den Augen. „Ich gebe den Blowjob. Ich habe die Kontrolle. Beschwer dich nicht, oder ich gebe dir nie wieder einen."

Harry muss die Chance einfach nutzen: „Das heißt, dass du das hier öfter vorhast? Ich meine... Du und ich?"

Harry betet innerlich, dass Louis Ja sagt.

Louis schaut ihn immer noch an und seufzt. „Nicht wenn du die ganze Zeit laberst."

„Ich halte meinen Mund", sagt Harry schnell und verriegelt seinen Mund mit einem imaginären Schlüssel, als wäre er ein Schüler in der Klasse, der zum vierten Mal verwarnt wurde.

Louis kichert, kurz noch auf der Schwelle zum Headspace. Harry kümmert sich so gut um ihn, da wäre er am liebsten immer ein kleiner Junge.

Aber Louis hat zwei Seiten und beide muss er ausleben.

Er wendet sich wieder Harrys Erektion zu und muss zugeben, dass er leicht aufgeregt ist, als er sie durch den Stoff von Harrys Boxershorts massiert. Das wird das erste Mal sein, dass er ihn sieht.

Ausgewachsen. In all seiner Pracht.

Louis wimmert leicht, will am liebsten gleich auf dem Prachtstück niedersinken und Harry reiten.

Aber er reißt sich zusammen. Denn Harry wird ungeduldig und sein Mund wartet auf etwas langes zum Lutschen.

Ja, manchmal verwischen die Grenzen zwischen Headspace und dem großen Louis, aber Klein-Lou hat kein Interesse an Sex. Nur manchmal sind eben beide Hälften anwesend.

Louis zieht Harrys Boxershorts herunter und sieht Harrys Erektion. Rot, voller Vorsamen und immer wieder zuckt sie.

„Hallo du da", kichert Louis und Harry hätte gelacht, wenn er nicht Louis' Arsch vor seinem Gesicht hätte und im nächsten Moment Louis' Lippen um sein Glied.

Den Rest bearbeitet er mit der Hand.

Wann auch immer Louis schon einmal ein Mensch war: Er hatte Sex und er hatte ihn oft. Harry gefällt nur der Gedanke nicht, dass Louis das alles mit einem anderen Kerl gemacht hat und Harry möchte - wer auch immer es war - gern schlagen.

Louis saugt munter und summt, als wäre es etwas ganz natürliches, dass man sich unter Freunden mal einen Blowjob gibt. Er selbst hat immer noch eine Erektion und reibt sich mit seinem Unterleib ein bisschen an Harrys Bauch.

Durch diese Bewegungen schütteln sich Louis' Arschbacken leicht und Harry muss sich zusammenreißen nicht sofort zu kommen, denn dieser Anblick hat Awards und Preise verdient. Er würde am liebsten einfach in Louis' Po beißen.

Aber Louis hat ihm schon deutlich genug gesagt, dass er die Kontrolle hat und Harry will wirklich nichts reizen. Nicht das Louis plötzlich aufhört, weil er keine Lust mehr hat.

Louis löst sich von Harrys Schwanz und leckt über seine Spitze. Er muss leicht kichern und verzieht das Gesicht ein wenig, als ihm Sabber das Kinn runterläuft. „Bäh", sagt er und haucht so auf Harrys Spitze, welche unkontrolliert zuckt.

Louis lächelt, fickt sich selbst gegen Harry und stöhnt. Er hält Harrys Glied in den Händen und fängt nach einer Zeit wieder an zu nuckeln. Er saugt und bläst abwechselnd und als Harry sich nicht mehr zusammenreißen kann und sich an Louis' Taille festkrallt, da nimmt Louis ihn nochmal ganz in den Mund und schafft es so, dass Harry „Louis!" schreiend in seinen Mund kommt.

Louis schluckt das Sperma herunter, wischt sich seinen Mund mit seinen Händen ab und arbeitet sich dann weiter an Harry. Er reibt sich etwas mit der Hand, reizt sich selbst an den Nippeln und spritzt schließlich in die zweite Boxershorts, die nun ruiniert ist.

„Wie wäre es mit Einweg-Boxershorts?", keucht Louis noch und dreht sich dann schläfrig wieder zu Harry. Er lächelt nur müde und merkt, dass Harry schon halb am Schlafen ist.

****

Zwei Nächte in Folge und Harry kommt schon jetzt nicht mehr auf seinem Leben klar.

„Alles okay bei dir?", fragt Louis in die Stille herein.

„Bestens", murmelt Harry. Plötzlich wieder hellwach, als die Realität durch sein Fenster bricht.

Louis hat ihm gerade einen geblasen! Oh mein Gott! Der Himmel existiert und er ist hier in dieser einsamen Londoner Wohnung in der Mitte von Spielsachen und Schnullern.

„Wann hattest du das letzte Mal Sex?" Louis dreht sich auf die Seite, starrt Harry an und spielt an seinen Locken herum, die nun Schweiß nass sind.

Louis macht es nichts aus.

„Seitdem ich mich von meinem Ex-Freund getrennt habe nicht mehr."

„Hattet ihr Ciao-Bella-Sex?"

„Was?" Harry runzelt unverständlich die Stirn.

„Na, du weißt schon... Ich mach Schluss, aber lass nochmal vögeln." Louis kichert. Der Headspace schleicht sich wieder an, klopft an, weil es einfach so schön ist und Louis würde sich am liebsten wieder seinen Schnuller in den Mund stecken und sich von Harry baden lassen.

Aber er darf jetzt nicht.

„Nein, das Ganze war ein bisschen... hart für uns beide."

Wieder muss Louis kichern und versteckt sein Gesicht in Harrys Schlafshirt. „Hart..."

Harry rollt mit den Augen. „Du bist selbst unreif, wenn du nicht Klein-Lou bist, weißt du das?"

„Klein-Lou?", fragt Louis nach und kommt wieder aus seinem Versteck hervor. Ein Teil von Harrys Shirt riecht nach getrockneter Spucke und ein kleines Loch ist drin, weil Louis vorhin einmal rein gebissen hat.

„Ich nenne dich Klein-Lou, wenn du ein kleiner Junge bist", nuschelt Harry beschämt und wird rot. Vielleicht hätte ihm das nicht so raus rutschen sollen. Jetzt sieht es so aus, als mache er sich andauernd Gedanken um Louis.

Louis seufzt und hält sich theatralisch eine Hand ans Herz. „Du bist so ein Süßer, Harry. Du hast die Welt vor deinen Füßen verdient... Oder wie immer das auch heißt."

„Zu deinen Füßen und nein, das habe ich nicht. Ich bin auch nur ein Versager, der eine scheiß Kindheit hatte und jetzt bei Costa an der Kasse steht." Harry schaut aus dem Fenster, welches sich gleich neben dem kleinen Bett befindet.

„Das bist du nicht", meint Louis und gibt Harry einen Kuss auf die Schulter.

Harry weiß nicht was er sagen soll.

Louis auch nicht.

„Und... wann hattest du das letzte Mal Sex?", grinst Harry und dreht sich zu Louis um.

Dieser rollt genervt mit den Augen und krallt sich an Harrys Shirt.

Harry fühlt Louis' kleine Nase durch den Stoff an seinem Bauch und seine Atmung.

Dann sieht Louis kurz zu Harry, dreht sich dann Richtung Fenster als er sagt: „Das ist ewig her..."

1955

„Der Abend ist noch jung", säuselt Stan in sein Ohr und drückt ihn wieder an die Wand. „Lass uns ein Zimmer nehmen."

Louis kichert, schwingt seine Arme um Stans Hals und grinst schielend. „Aber wir haben kein Geld."

Stan lacht leicht und küsst an Louis' Hals entlang. „Du bist doch ein Goldesel", nuschelt er und zieht mit seinen Zähnen an Louis' Ohrläppchen.

„Hör auf, Stan. Nicht hier", japst Louis erregt und würde Stan am liebsten auf den Arsch schlagen, aber wenn er das tut, dann versohlt Stan ihn nachher doppelt so doll im Bett und Louis' Arsch wird wieder roter als der Lippenstift seiner Tante sein.

„Sei ein braver Junge, Louis", haucht Stan in sein rechtes Ohr und küsst leicht dahinter weiter. Er schiebt Louis' lockige Haare zurück und stöhnt. „Lässt du den Rock an? Bist du ein braver Junge und machst dich fein für mich?"

Okay, Louis kann nicht mehr. „Ich besorg uns ein Zimmer. Ein schönes. Gleich hier in der Nähe und da darfst du mich so viel vögeln wie du willst, Stan."

„Geht doch", murmelt Stan und lässt von Louis ab. Er hält ihm seine Hand hin wie ein echter Gentleman. „Dann lass uns gehen, meine Schöne."

****

Am nächsten Morgen wacht Harry neben Louis auf. Dem großen Louis. Und er könnte nicht erleichterter sein. Er will Liam nicht noch einmal Klein-Lou zumuten und irgendwie muss Louis das in den Griff kriegen, denn ewig kann das nicht so weiter gehen.

Beide machen sich unterschiedlich schnell fertig und dann steht Harry schließlich fertig an der Tür und winkt Louis zu, der angezogen im Bett liegt und fast wieder einschläft.

„Wie kannst du nur so munter und frisch nach so einer Nacht sein?", fragt Louis und dreht sich stöhnend zu seinem Mitbewohner.

Harry zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht was du meinst. Ich habe einen Blowjob bekommen, mir geht es bestens."

Dann wirft Louis ein Kissen.

Leider trifft er nicht, weil Harry in letzter Sekunde ausweichen kann. „Sei still."

„Du bläst gut", nuschelt Harry und hebt das Kissen auf. Er hofft, dass Louis das nicht gehört hat.

„Hat Stan auch immer gesagt", murmelt Louis schläfrig und merkt den Fehler erst, als er ihn ausgesprochen hat.

„Stan?", runzelt Harry die Stirn. Er wollte gerade die Tür aufschließen, lässt es jedoch jetzt noch. Er hat noch ein Weilchen Zeit.

Louis wimmert. „Bitte nicht..."

„Louis, ich warne dich: Wenn du es wagst wieder in den Headspace zu fallen, dann nehme ich deinen Schnuller mit und sperr dich hier allein ein!"

Louis verschränkt die Arme vor dem Gesicht und schluchzt. Harry merkt zwar, dass er nur so tut, aber trotzdem macht er sich Sorgen und setzt sich zu Louis ans Bett.

Er stellt seine Tasche vor sich auf den Boden und spielt mit dem Umhängeband. „Wer ist Stan?"

„Niemand."

Harry rollt mit den Augen und biegt Louis verkrampfte Arme aus seinem Gesicht. „Sag es mir, Louis", sagt Harry streng.

„Bin nicht Klein-Lou, du Idiot", schmollt Louis. „Ich hör nicht auf dich."

„Mir ist egal wer du bist. Ich will trotzdem wissen wer Stan ist."

Louis dreht sich auf den Bauch und schüttelt immer wieder den Kopf. Er seufzt ins Kissen und dann nuschelt er etwas Unverständliches. „Geh zur Arbeit, Harold. Und wenn du wieder kommst, werde ich es dir vielleicht erzählen. Aber nur vielleicht..."

„Ganz sicher erzählen, meinst du", berichtigt Harry und steht wieder auf. Er geht zur Tür und dreht sich noch einmal um. „In der Küche ist noch irgendwas zu essen, sonst benutze einfach wieder deinen Charme und besorg dir bei Nando's was umsonst."

Okay, Louis weiß nicht was Nando's ist, aber das klingt gut.

****

„Wohnt der heiße Twink immer noch bei dir?", fragt Nick grinsend und schlägt Harry auf die Schulter.

„Was?" Harry ist völlig weggetreten und hat den ganzen Tag darüber nachgedacht wer Stan ist.

Na ja, Louis' Lover wird es wohl sein. Aber sind sie noch zusammen? Wo lebt Stan? Kann Harry gegen ihn ankommen und liebt Louis Stan? Waren sie nur Fuckbuddys oder ein Paar? Sind sie immer noch eins? Was ist, wenn Louis gar nicht Harrys Barbie ist, sondern ein obdachloser Verrückter?

„Dieser... Louis?", rät Nick mit zugekniffenen Augen. Gerade sind alle Kunden bedient und Harry und Nick stehen nur sinnlos in der Gegend herum, während sich Harry seine Schürze zubindet und sich einen Dutt macht.

„Ja. Der wohnt noch bei mir."

„Wie ist er so? Nett? Höflich? Gut im Bett? Bezahlt er seine Miete mit Blowjobs?", lacht er spaßig (und etwas fies, so wie Nick eben ist).

Ach Nick, wenn du wüsstest, denkt Harry nur grinsend und stellt sich an die Kasse.

Und dann beginnt der wohl längste Arbeitstag, den er je hatte.

****

Louis liegt eine gefühlte Ewigkeit auf Harrys Bett und starrt an die Decke. Er riecht am Kissen und zieht sich Harrys T-Shirt an.

Er ist einsam.

Jahrelang hat er in einer vergammelten Kiste unter diesem Bett gelegen und davor hatte er jahrelang mitbekommen, wie Harry mies behandelt wurde. Von Gemma, von seiner Pflegefamilie und von allen anderen.

Louis müsste lügen, würde er sich nicht eingestehen, dass er Harry besser als jeder andere verstehen kann.

Und das würde er Harry heute sagen.

Vielleicht nicht alles, aber Harry muss es langsam wissen. Muss wissen, was Louis für eine Vergangenheit hat. Harry hat ihn im Headspace nicht ausgenutzt. Er hat ihn immer nett behandelt, wie nervig und anhänglich Louis auch war. Für Harry war es von Anfang an selbstverständlich, dass Louis bei ihm wohnen wird. Er hat nicht einmal nach Geld gefragt. Louis sein letztes Hemd gegeben und sein Geld für eine Barbie ausgegeben.

Harry ist ein wahrer Held, auch wenn er es noch nicht so richtig weiß. Aber Louis weiß es und er schätzt es mehr als alles andere. Harry ist sein Held.

Es ist bereits abends, da kommt Harry wieder. Er schließt die Wohnungstür auf und rast ins Badezimmer.

Mal wieder hart, lacht Louis innerlich, doch als er Harrys erleichtertes Seufzen und die Klospülung kurz danach hört, denkt sich Louis den Rest.

Harry steht dann im Türrahmen, lehnt sich lässig an und kratzt sich am Kopf.

Er hat immer noch einen Dutt.

Und Louis leckt sich die Lippen. Vielleicht möchte Harry doch lieber mit ihm schlafen anstatt zu reden.

„Hey Tarzan", säuselt Louis da verspielt und legt sich verführerisch auf die Seite. Er zwinkert übertrieben, als er Harrys volle Aufmerksamkeit endlich hat.

Doch Harry hat keine Lust zu spielen. „Wer ist Stan?"

Louis gibt es auf und setzt sich auf die Bettkante. Er stützt sein Gesicht auf seinen Handbällen ab und starrt kurz zu Harry. „Er war mal mein fester Freund."

„War?" Harry runzelt die Stirn. „Wann war er das?" Er setzt sich neben Louis aufs Bett, lässt sich vorsichtig niedersinken, um Louis nicht aus seiner Erzählwelle zu reißen.

„Vor langer, langer Zeit, Harold. Da warst du noch nicht auf der Welt."

Harry rutscht ein Stein in den Bauch, als er es realisiert. Das, was ihm eigentlich schon immer klar war: Louis ist nicht neunzehn und er ist viel älter als Harry.

„Die 1980er", lacht Harry unsicher und knetet seine Hände zusammen.

Louis schüttelt den Kopf, sagt sich innerlich was soll's. „Die 1950er."

Harrys Herz bleibt stehen. Die... 50er? „So lange also..."

„Ich war neunzehn als wir zusammen kamen. Und ich hab ihm eben auch öfter mal einen geblasen. Ende der Geschichte." Louis will aufstehen.

Harry zieht ihn zurück aufs Bett und sieht erst dann seine feuchten Augen. „Warte."

„Harry, ich kann das nicht. Ich habe das Gefühl, dass der Abend wieder kommt, an dem es passiert ist und es geht einfach nicht."

Harry stockt. Ist irgendetwas mit Stan passiert?

„Welcher Abend?" Er verbessert sich. „Nein, du brauchst nichts sagen, wenn du nicht willst."

Louis schnieft. „Wir waren tanzen."

Harry nickt, hält Louis' rechte Hand und streichelt beruhigend mit seinem Daumen über den Rücken.

„Wir waren so leichtsinnig. Ich hatte mich als Frau verkleidet und wir haben in der Nähe der Tanzfläche rumgemacht."

Harry schluckt. Will er das wissen? Will er wissen, wie das alles weitergeht?

„Wir buchten uns ein Zimmer... und wir ahnten nichts... wir haben einfach nur gelebt, wir waren so leichtsinnig." Er bricht vollkommen in Tränen aus.

Harry beißt sich auf die Unterlippe. Du musst nicht, will er noch sagen, doch da redet Louis schon weiter.

„Sie wusste es. Sie wusste immer alles, aber ich hätte es nie gedacht. Das ich Frauenkleider trug, war nur ideal für sie gewesen." Louis bekommt einen leichten Schluckauf. Während er redet, laufen ihm Tränen die Wangen herunter, tropfen von seinem Kinn auf Harrys Pullover, den er trägt und auf ihre gefalteten Hände.

Wer war „sie"?

„Es überraschte mich, als ich nach Hause kam. Gerade noch mit meinem Freund Küsse getauscht und dann... und dann..."

Harry weiß, er sollte sich darauf konzentrieren was Louis sagt. Aber was hängen bleibt ist „Freund" und „Küsse". „Zimmer gebucht" und „rumgemacht" gehen auch nicht spurlos an ihm vorbei. Er weiß, dass es unfair ist, weil er damals noch nicht einmal auf der Welt war, aber einfach zu wissen, dass Louis schon ein halbes Jahrhundert miterlebt hat, bevor er auf Harry traf, schmerzt etwas.

Louis stützt sich dann einfach an Harry und weint. Harry will fragen wer „sie" ist und was mit Stan und ihm passiert ist. Er will so viel mehr wissen, aber er merkt selbst, dass Louis zurzeit nicht in der Lage ist, ihm mehr zu erzählen, wenn er sogar schon bei wenigen Sätzen zusammenbricht.

****

Harry lässt es dann erst einmal. Es vergehen zwei Tage ohne, dass Louis in den Headspace fällt.

Zwei Tagen ohne Fragen nach Stan und seiner Vergangenheit und zwei Tage ohne nächtliche amouröse Aktivitäten im Bett.

Harry geht zur Arbeit, Louis bleibt zu Hause. Manchmal erkundet er etwas die Stadt, geht zu Nando's oder McDonald's, um sich seinen Frust wegzuessen. Er geht shoppen und schaut sich hübsche Sachen im Schaufenster an. Manchmal will Klein-Lou in einen Spielzeugladen oder anstatt die Männer-Collection lieber die Kinder-Collection anschauen, aber Louis lässt ihn nicht.

Louis reißt sich zusammen. Denn er muss überlegen, in wie fern er Harry von seiner Vergangenheit erzählt.

Soll er ihm die ganze Wahrheit sagen? Soll er ihm von seinen Eltern erzählen, seiner Tante? Seinem achten Geburtstag, wo alles seinen Lauf nahm? Mehr von Stan?

Louis ist zwar geschmeichelt, dass Harry eifersüchtig auf Stan ist, aber er will nicht mehr über Stan reden. Er weiß nicht einmal wo Stan jetzt ist. Ob er überhaupt noch lebt. Was er nach Louis' Verschwinden getan hat.

Hat er geheiratet? Ihm wenigstens ein bisschen hinterher getrauert?

Hat seine Tante ihn gefunden?

Louis schaudert alles, als er an sie denkt.

Und er hofft wirklich, dass mit Stan nichts passiert ist.

Es ist Donnerstag, da kommt Harry nach Hause und sieht wie Louis kritisch seine Bademantel-Barbie begutachtet.

Erst freut sich Harry: Ist Louis wieder im Headspace? Kann er endlich wieder ohne diese komische Spannung mit Louis reden? Ihn füttern? (Auch wenn das manchmal wirklich schwer ist...)

Louis schaut nach oben und Harry sieht, dass der kindliche Ausdruck in seinem Gesicht fehlt. Er ist nicht im Headspace. Er ist ein großer Junge.

„Wie war es bei der Arbeit?"

„Gut", murmelt Harry nur und lässt seine Tasche neben die Couch fallen, nachdem er sich auf diese schmeißt und stöhnt. „Ich hasse Menschen."

Louis lacht leise. „Wer tut das nicht? Sie sind grausam. Besonders wenn sie einfach in dein Café kommen und auch noch wollen, dass du sie bedienst! Skandalös!"

Harry mustert Louis in liegender Position. „Du musst sie ja nicht bedienen. Es ist einfach grauenhaft..."

„Wieso arbeitest du da, wenn du deinen Job so hasst, Harold? Das ergibt keinen Sinn."

„Weil nicht jeder Geld herzaubern kann", rollt Harry mit den Augen. Er hat nicht wirklich über das nachgedacht, was er gesagt hat, doch als er es merkt, setzt er sich auf. „Das ist es doch, oder? Jemand geht nicht zu PRIMARK, lässt sich alles in eine Tüte packen und haut wieder ab ohne zu bezahlen..." Er runzelt die Stirn.

Louis sieht in seinen Schoß.

Vielleicht sollte er das Ganze für Harry verständlich machen. Aber wie macht man das?

„Das ist es, ja." Louis klopft auf den Platz neben sich und sieht kurz zu Harry. „Komm her."

Harry huscht schnell zu Louis, lässt sich neben ihn fallen wie schon vor einigen Tagen.

„Es fing alles an meinem achten Geburtstag an. Ich hatte vorher schon gemerkt, dass ich komische Sachen machen kann, aber... an dem Tag eskalierte das Ganze."

****

1943

Louis öffnet die Tür und blickt fröhlich in das Gesicht seiner Tante Esmeralda. Sie hat einen Kuchen in der Hand und bereut das sofort, als sie merkt, dass sie das Geburtstagskind nicht umarmen kann. „Louis! Alles Gute, mein Kleiner!"

Sie hat toupierte blond gefärbte Haare, die gleichen blauen Augen wie Louis. Sie ist etwas größer und schlanker als Louis' Mutter Johannah.

„Hallo und danke!" Louis wirft die Arme in die Luft und will gerade stürmisch seine Lieblingstante umarmen, da kommt Johannah dazwischen.

„Louis, sie muss erst den Kuchen abstellen." Zugegeben, es kommt etwas harsch und streng heraus. Johannah plant das nicht, aber ihr Mann ist einfach auch so und irgendwie haben die Gewohnheiten auf sie abgefärbt.

Esmeralda geht in das Wohnzimmer, wo der Tisch gedeckt ist und Louis' Lieblingsplatte im Hintergrund läuft. Sie nimmt Louis hoch und wirbelt ihn in der Luft herum.

„Du bist so stark, Tantchen", kichert Louis und lässt sich von seiner Tante auf seinen Stuhl setzen.

„Und du so so niedlich und klein, mein kleines Butterbienchen", lacht Esmeralda und zwickt ihrem Neffen spielerisch in die propere Wange.

(Louis' Eltern hoffen, dass er noch den Babyspeck verliert, den man immer noch in seinem Gesicht sehen kann. Der Junge muss ein echter Mann werden.)

Alle setzen sich an den Tisch. Mark holt den Fotoapparat, Johannah und Esmeralda sitzen je an einer von Louis' Seiten. Es ist still, abgesehen von der Platte, die sich gerade aufhängt und immer wieder die drei gleichen Töne spielt.

„Mark, mach das Gedudel aus", beschwert sich Johannah mit einem eingefrorenen Lächeln. Mark fotografiert die zwei Damen mit Louis in ihrer Mitte.

Louis verzieht traurig die Mundwinkel. Erst hängt sich seine liebste Platte einfach so auf und dann macht sich seine Mutter auch noch darüber lustig, Louis würde „Gedudel" hören. Vielleicht meinte sie auch nur, dass es nervt, die Platte sei aufgehängt, aber das ist Louis egal, weil seine Mutter ihm eh nur Böses will.

Nach den Fotos zündet Esmeralda die Kerzen auf dem Kuchen an. Acht Stück sind es und wegen der Creme sinken sie schon in die weiche Kuchenmasse. Esmeralda hatte es noch nie mit Backen und versteht nicht, dass man keine normalen Kerzen für einen Kuchen nehmen kann sondern das es Back-Kerzen gibt.

„Wo sind deine Freunde, Lou?", fragt die Tante und dreht sich nach dem Anzünden wieder zu ihrem Neffen.

Louis schaut traurig in seinen Schoß. „Mum hat mir erlaubt einen einzuladen und das war Stan, mein bester Freund, aber Stan liegt mit Grippe im Bett und konnte nicht kommen..." Er schmollt.

„Oh, Baby", sagt Esmeralda zärtlich. „Wieso hast du denn dann niemand anderen eingeladen? Zum Beispiel... wie war sein Name..."

Johannah unterbricht sie. „Das wäre unhöflich. Er hat Stan eingeladen und wenn der nun einmal nicht kommen kann, dann ist das so. Man sollte niemanden einladen, nur weil die erste Wahl keine Zeit hatte." Da ist etwas Zickiges in ihrer Stimme, das Esmeralda unter dem Tisch die Fäuste ballen lässt.

Es reicht nicht, dass ihre Schwester so eine verschrobene Religionstussi ist, nein, sie geht mit Louis um als wäre er ein Haufen Dreck.

Am liebsten würde sie Louis einfach mitnehmen, ihn behandeln wie man einen Sohn behandelt und ihn aufziehen.

****

Louis versucht zu nicken und seufzt. „Richtig."

Esmeralda beobachtet ihre Schwester immer noch mit zusammen gekniffenen Augen und einem angespannten Kiefer. Würde sie es nicht besser wissen, würde sie denken, dass Johannah nicht ihre Schwester ist.

Mark räuspert sich. „Es wäre jetzt Zeit die Kerzen auszupusten. ich meine... Bevor sie ganz in den Kuchen sinken." Er lacht nervös. Er hat die Blicke der beiden Frauen gesehen und auch wenn er sonst sehr streng mit seinem Sohn ist, will er Louis doch irgendwie retten.

„Die Kerzen", lächelt Esmeralda gespielt und schaut zum Kuchen. „Louis-Schatz, blas die Kerzen aus!"

Sie will die Stimmung wieder munterer werden lassen und jubelt, als Louis - etwas verklemmt - aufsteht und erst zu seinen Eltern und dann zu seiner Tante blickt.

Er holt tief Luft und hebt die rechte Hand.

Alle drei Erwachsenen starren ihn fragend an, als Louis die Augen schließt, beginnt zu lächeln und kleine Lichtstrahlen aus seinen Fingern schießen, die alle acht Kerzen auf den Punkt genau erlöschen lassen.

Wie umfallende Dominosteine.

Johannah schnappt eilig nach Luft, Mark starrt nur durch seine Linse auf seinen Sohn, der begeistert auf sein Meisterwerk starrt.

Und Esmeralda hat nur eins im Kopf: Der Junge kann es auch.

Sie packt Louis' Hand und zieht ihn hastig wieder zurück auf seinen Stuhl.

„Ich habe wochenlang geübt und endlich kann ich es", kichert Louis erfreut und lächelt Esmeralda an. „Hab ich das nicht gut gemacht, Tantchen?"

„Was ist das?", fragt Johannah. Ihre Stimme wird mit der Zeit immer lauter. „Wie hast du das gemacht, du Teufel!"

Sie springt auf und rennt zum Kreuz, dass an der Wand hängt. Sie reißt es herunter und will Louis damit auf den Kopf hauen.

Doch sie friert in ihren Bewegungen ein, als sie die glühenden Hände ihrer Schwester erblickt. „Wag es nicht, Johannah!", zischt diese gefährlich leise. „Ich warne dich. Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, dann..."

„Er ist... ein Teufelsanbeter! Mein Sohn ist ein Teufelsanbeter!" Irgendeine Sicherung scheint in Johannahs Gehirn durchzubrennen, als sie das Kreuz in die Luft schwingt und es direkt auf Louis' Kopf knallen will.

Doch kurz bevor das Holz mit Louis' empfindlicher Kopfhaut in Berührung kommt, hat Esmeralda ihren Finger gehoben und das Kreuz inmitten seiner Bewegungen eingefroren.

Sie zerrt Louis vom Stuhl, packt ihn grob am Handgelenk und zerrt ihn in Pantoffeln und ohne Jacke in die Dezemberluft heraus.

Sie setzt sich mit ihm in ihr Auto und braust die Straße herunter.

„Was hab ich denn falsch gemacht?", fragt Louis mit Tränen in den Augen. „Wieso wollte Mama mich schlagen? Wie hat sie mich genannt? ich... bin kein Teufelsan-"

„Louis, deine Mutter hat einen Schaden. Ich hätte dich da schon sehr viel eher herausholen sollen, aber jetzt, wo ich weiß, dass du es auch kannst, weiß ich, dass wir zusammen leben können."

Sie würde sich gern freuen. Denn Gesellschaft eines Menschen in ihrem großen Haus und ein Kind, um das sie sich kümmern kann, dass sie erziehen kann, ist alles was sie will. Sie liebt Louis sowieso schon wie einen Sohn.

****

Harry sitzt stumm neben Louis. Louis hatte ihm so eben erzählt, dass seine Mutter ihn mit einem Holzkreuz schlagen wollte, weil Louis die Kerzen mit Magie ausgeblasen hatte.

Und wie hirnrissig diese ganze Geschichte auch war: Harry glaubt sie Louis.

Denn Louis' Blick, als er erzählt, spricht Bände. Louis war dabei, Louis hat das erlebt. Hat den Schock seiner Eltern erlebt. Seine Tante, die für ihn eingestanden ist.

Das ist für Harry eine Menge zu verdauen. Immerhin weiß er jetzt, dass Louis wirklich zaubern kann.

Er schluckt. Vor kurzem hatte er Louis fast weggeschmissen. Und ihm tut es jetzt einfach noch doppelt so leid wie vor Louis' Geschichte.

Louis weint nicht. Er sitzt nur betrübt da und starrt auf die Barbie, die den Bademantel trägt. Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln. Breitbeinig und so überhaupt nicht für Louis typisch, sitzt er da und starrt mit seinen Augen zurück in das Jahr 1943.

„Das war zur Zeit des Zweiten Weltkriegs", murmelt Harry nur abwesend,als er es schafft die letzten Brocken aus dem Geschichtsunterricht zusammen zu setzen.

Louis nickt. „Davon hab ich nicht viel mitbekommen. Zum Glück nicht." Er lacht bitter. „Ich hatte wirklich damals genug Probleme."

Das ist das Letzte, was Louis zu dem Thema an diesem Abend sagt. Er steht einfach auf und macht sich und Harry etwas zu essen. Etwas Pizza im Ofen und nachdem sie diese in Stille gegessen haben, gehen sie beide ins Bett.

Louis kuschelt sich an Harry und Harry starrt mal wieder an die Decke.

Es ist wirklich schon seine Routine Louis' kleinen Körper an seinen gepresst zu spüren. Louis' Knie an seinem Oberschenkel, Louis' Hand gekrallt in seinem Shirt. Louis' Haare in seinem Gesicht oder unter seinem Kinn.

Und irgendwie ist das okay und beruhigend. Besonders nach so einer Geschichte.

„Den Rest erzähle ich dir wann anders. Ich will nicht, dass du schreiend davon läufst... oder das ich wütend werde. ich habe das Ganze jahrelang verdrängt. Scheiße, ich war eine verdammte Barbiepuppe... Ich werde dir alles erzählen, aber wir müssen alles Stück für Stück abarbeiten, damit du mich verstehst."

Harry stoppt Louis nicht, als er einfach sinnlos los brabbelt und Harry irgendetwas von Gesangstunden erzählt und davon, dass Louis Nando's toll findet und dass das Essen heutzutage viel besser ist als früher.

Harry nickt und lacht alles ab, streichelt Louis immer mal wieder über den Rücken, wuschelt ihm durchs Haar.

„Du darfst keinem von mir erzählen. Keiner kann wissen, dass ich dir das gesagt habe", flüstert Louis - vielleicht etwas kindlich, etwas im Headspace. (Harry schätzt ihn auf neun oder zehn.)

„Harry, wirklich! Keinem sagen!"

„Ja, Louis. Schlaf jetzt, okay? Das war sicherlich nicht leicht, dass alles zu erzählen."

Louis schmollt im Dunkeln und schnaubt. „Na gut", brummt er in Harrys Shirt und leckt einmal über Harrys einen rechten Nippel, der unter dem Shirt durch die Kälte im Zimmer hervorsteht.

„Louis", zischt Harry leicht wimmernd.

Louis kichert nur. „Leck, leck den Hazza", singt er. „Du gehörst mir. Ich hab dich angeleckt. Jetzt will dich eh niemand anderes haben. Meins. Mein Sandwich, mein Hazza."

„Ach Lou", murmelt Harry grinsend. „Schlaf endlich, du kleines Energiebündel."

****

Harry mag Schlafen.

Schlafen ist eine tolle Sache und nach einem langen Arbeitstag und einer heftigen Geschichte seines Barbie-Mitbewohners mehr als notwenig.

Doch dieser Mitbewohner scheißt irgendwie auf Harrys Bedürfnisse. (Zumindest auf einige von ihnen.)

Denn mitten in der Nacht (mal wieder urgh) wird Harry von Louis geweckt.

Es ist jedoch etwas anders als sonst, denn Louis saugt an seinem Nacken und schmatzt dabei etwas, als er die Stelle immer wieder küsst.

Harry reißt die Augen auf und braucht ein wenig Zeit um das Geschehen zu verstehen.

Was ist das Feuchte an seinem Hals, wer liegt auf ihm und was kichert da in sein Shirt.

Louis.

Harry schaltet schnell und schielt herunter auf den Jungen, der ihn freudig angrinst.

„Hazza, Knutschfleck-Alarm!"

Ist Louis im Headspace?

Aber wieso macht er dann sowas?

Er seufzt. „Ich bin schon wieder in Stimmung", murmelt er beschämt.

„Wie alt fühlst du dich gerade?", will Harry skeptisch wissen und arrangiert seine Position unter Louis etwas anders.

„Wie... 16", flüstert Louis und zwinkert. „Wie in meinem Zimmer. Geheim. Ab von jeder Realität. Ich hätte wirklich Lust auf ein Rollenspiel."

„Louis", nuschelt Harry. Er mag Schlafen gerade mehr als Sex. Obwohl... na ja.

Harry reibt sich die Augen, holt etwas Schlafsand heraus und schnippst ihn Richtung Fenster.

Der Mond steht hell und die Straßenlaterne flackert.

Harry hasst die Tatsache, dass er keine Gardinen hat.

„Lass mich ausreden", schmollt Louis und schlägt Harry leicht auf die Brust.

„Rollenspiel reicht mir schon, um Nein zu sagen."

„Du bist so ein verdammter Spielverderber! Es ist harmlos."

„Harmlos?"

„Ja."

„Dann erzähl mir davon, aber ich sage dir von Anfang an, dass ich mich nicht bewegen werde. Ich will schlafen."

Louis grinst zufrieden und setzt sich auf Harrys Beine. Harry sieht selbst in der Dunkelheit, dass Louis hart ist.

„Wir haben eine Übernachtungsparty gemacht. Nur zu zweit. Wir haben Filme geschaut... Giant und Rebel Without A Cause und East of Eden und dann haben wir uns mit Popcorn beworfen und uns aus unseren Tagebüchern vorgelesen... Und dann sind wir eingeschlafen. Ich konnte aber nicht schlafen und bin zu dir ins Bett gekrabbelt, weil ich nachts Angst habe und du so schön warm bist. Und wie das eben so ist mit 16, bin ich hart geworden und du bist davon aufgewacht. Und weil ich so ein böser und unartiger Junge bin, musst du... mir helfen..."

„Was?", lacht Harry verwirrt. „Die Hälfte ergibt nicht einmal wirklich Sinn, Louis."

Louis verschränkt die Arme vor der Brust.

„Ich habe einen Vorschlag." Harry setzt sich auf, nimmt sich Louis vom Schoss und legt ihn sich hin. „Wir machen das so: Wir haben eine Übernachtungsparty gemacht. Zu zweit und am Ende bist du in meinem Bett gelandet, hast mich mit deinem Kichern und deinem Arsch wild gemacht und jetzt will ich dich befriedigen, weil du so ein braver Junge warst."

„Dabei musst du dich aber bewegen, Harry", säuselt Louis. Die Lust und Harrys Haare verschleiern ihm die Sicht.

„Das muss ich dann wohl leider. Aber ich muss mich revanchieren."

Louis weiß erst nicht, was er jetzt erwarten soll, aber dann spürt er Harrys Hand an seiner Erektion. Diese zuckt und das bringt beide zum Stöhnen.

„Harry", japst Louis und lässt seine Hände sich wieder in Harrys Haaren vergraben.

„Guter Junge", murmelt Harry. Dirty Talk war noch nie sein Ding.

„Ich bin kein Gaul, Harold", kriegt es Louis unter Seufzern hervor. Er schließt die Augen, hat den Mund halb offen.

„Für den Knutschfleck muss ich mich wohl auch revanchieren", nuschelt Harry und küsst an Louis' Hals entlang. Er findet eine empfindliche Stelle und leckt über sie, während seine Hand Louis' Schaft auf und ab fährt.

Louis wimmert und stellt seine Beine auf. Er spreizt sie leicht. Er will, dass Harry da unten hin kommt. Dass Harry ihn da unten berührt.

Aber er will sich lieber danach verzehren und auf Harry hören, als nur seinen Willen zu bekommen.

So wie damals bei Stan.

Louis ist ein guter Junge und hört auf Harry.

Harry saugt an der Stelle, versucht es so leise wie er kann. Nebenbei hat er noch mit den Schmerzen seiner eigenen Erektion zu kämpfen.

„Harry, du bist so heiß", stöhnt Louis. „So groß und stark. Kannst mich sicher gegen eine Wand heben und mich einfach ficken. Mich versohlen, wenn ich nicht gehorche. Ich werde ein artiger Junge sein, versprochen."

Harry ist von diesen Worten etwas überwältigt. Der Sex mit seinem Ex-Freund war nie so... kinky.

Doch Louis scheint das sehr zu gefallen, denn kurz darauf spritzt er in Unterhose Nummer Drei. Oder bereits Vier?

Harry löst sich nicht von Louis. Er küsst weiter an seinem Nacken entlang und genießt Louis' Nähe, seine Wärme, sein erschöpftes Keuchen, seine Atemstöße, die auf Harrys Haare treffen.

„Louis...", murmelt Harry nur in Louis' Nacken und hinterlässt gleich noch einen Knutschfleck.

**

Kommentare sind sehr willkommen. :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top