5. Kapitel

Ich zuckte zusammen. Ein Schatten trat auf mich zu. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Hund, aber beim näheren Hinschauen bemerkte ich, dass es nur ein Schatten in Form eines Hundes mit glühend roten Augen war. Ich knurrte instinktiv. Der Schatten bleckte seine Zähne und sprang mit seinen Krallen voran auf mich. Tief bohrten sich die Krallen in meine Haut und ich jaulte auf vor Schmerz. Aber ich war nicht mehr das arme, hilflose Haushündchen. Ich war stärker geworden. So fest ich konnte trat ich meinen Angreifer mit meinen Hinterpfoten von mir. Er landete geschickt auf den Pfoten und griff erneut an. Ich wich seiner Attacke aus und schlug meine Zähne tief in seinen Nacken. Er knurrte und versuchte sich loszukämpfen. Noch einmal biss ich zu und warf ihn dann mit letzter Kraft in ein Dornengebüsch. Ich hörte ein Jaulen und im nächsten Moment kamen zwei weitere Schatten auf mich zu. Ich rannte los, weiter in Richtung Wald. Die beiden Gestalten liefen dicht hinter mir. Meine Pfoten schmerzten vom vielen Laufen, doch meine Verfolger zeigten keinerlei Müdigkeit. Ich kam zu ein paar hohen Felsen. Dort versteckte ich mich in einer Felsspalte und wartete ab. Die Schatten kamen auf die Felsen zu und schnüffelten. Nach einer langen Zeit knurrten sie und rannten fort. Den Rest der Nacht blieb ich in der Felsspalte und richte mich aus. Aber als der Morgengesang der Vögel mich weckte, wusste ich es; ich hatte es geschafft! Ich war frei!

Ich trottete durch den Wald und genoss den frischen Geruch von Blättern und Blüten, den der Wind mir entgegen wehte. Nach einer Weile umherstreifen entdeckte ich einen kleinen See inmitten einer Lichtung. Eilig lief ich zu dem Wasser, löschte meinen Durst und kühlte meine Wunden. Mein Magen knurrte laut. Ich hielt nach etwas essbaren Ausschau, fand aber nichts brauchbares. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Ich hob die Nase in die Luft und zog den Geruch des Waldes ein. Da! Ich witterte eine Amsel ganz in der Nähe. Vorsichtig öffnete ich die Augen und schlich in Richtung des Vogels. Ganz langsam, Pfote für Pfote näherte ich mich dem Tier. Als ich nah genug war, sprang ich und tötete meine Beute mit einem schnellen Biss. Stolz nahm ich die Amsel ins Maul und lief zurück zum See, wo ich mich niederließ und hungrig den Vogel auffraus. Dann legte ich mich ins kühle Gras und schaute in den Himmel. Klops, wie geht es dir? Wie gerne würde ich dir erzählen, was alles passiert ist...
Traurig legte ich den Kopf auf die Pfoten.

Ich suchte nach einem geeigneten Versteck zum Schlafen. Ziellos trabte ich im Wald umher und sah Dinge, die ich noch nie gesehen hatte. Beeren und Früchte aller Art, bunte Käfer und Ameisen, die mit dem Nestbau beschäftigt waren und Bäume, höher als jedes Haus in meiner Stadt. Dann kam ich zu einem Felsvorsprung, von dem aus ich auf meine alte Stadt schauen konnte. Von hier oben sah sie so klein aus. Ich meinte, sogar Klops Haus zu sehen... Nein, warte! Das war Klops! Ich sah in ganz deutlich, wie er am Fenster stand und wild mit seinen kleinen Ärmchen fuchtelte. Begeistert stand ich auf und wedelte mit dem Schwanz und jaulte. Klops lächelte zufrieden, bevor er in seinem Käfig verschwand. Wesentlich mehr motiviert suchte ich weiter einen Schlafplatz. Da hörte ich plötzlich ein lautes Geheul. Ich spitzte die Ohren und blickte mich suchend um. Dann rannte ich in die Richtung, aus der das Geheul kam. "Wohin denn so eilig, Hündchen?",fragte eine Stimme neben mir. Ich wandte den Kopf und sah einen Luchs, der mich amüsiert ansah. "N-Naja...dem Heulen entgegen halt." "Dem Heulen? Warum denn?",fragte der Luchs verwundert. "Ich weiß es nicht. Ich hab da so ein Gefühl..." "Ohhh?",machte der Luchs und wälzte sich im Laub. "Na, du solltest lieber nicht direkt dahin laufen, wenn dir dein Leben lieb ist." Ich schaute den Luchs fragend an und setzte mich. "Da gerade aus ist das Territorium von ein paar echt fiesen Nattern! Die beißen dich definitiv, wenn du da einfach so durch rennst!" "Nattern?",fragte ich und legte den Kopf schief. Der Luchs kicherte: "Bist wohl noch nicht lange im Wald, was? Nattern sind Schlangen, die beißen dich und dann stirbst du an Vergiftung!" Ich zuckte zusammen. Das klang ja wirklich nicht gut...! "Und...wie soll ich dann laufen?",fragte ich. Der Luchs lächelte und antwortete: "Am besten da lang. Ist zwar ein kleiner Umweg, aber wenigstens stirbst du nicht wegen einem Schlangenbiss." Ich nickte dankbar. "Danke...äh" "Wasser." "Danke Wasser!",rief ich und rannte in die andere Richtung. Das Heulen wurde immer lauter. Bald habe ich es geschafft!,dachte ich und rannte schneller. Die Neugier trieb mich voran. Vor einem großen Farn blieb ich stehen. Ich schnüffelte. Der Geruch von vielen Tieren lag in der Luft. Am nächsten war dieser wilde, vertraute Geruch, hinter dem Farn. Ich hob vorsichtig eine Pfote und trat durch den Farn. Hinter ihm war ein Kreis von hohen Fichten in dessen Mitte mehrere, große Gestalten saßen. Sie hielten ihre Köpfe in die Luft und heulten laut. Gespannt setzte ich mich und lauschte. Ich wartete, bis der letzte Ton verklungen war. Dann hörte ich plötzlich hinter mir ein Rascheln. Und im nächsten Moment sprang ein großer Wolf auf mich zu. Er schaute genauso überrascht wie ich, konnte sich aber nicht mehr bremsen, sodass er mich umsprang. Ich stand auf und schüttelte mich. Dann bemerkte ich, dass auch die anderen Wölfe auf uns zukamen. Der Wolf, der mich umgeschupst hatte schaute mich neugierig an. Die anderen blieben ebenfalls vor mir stehen und sahen mich verwundert an. Es waren sehr viele, 25 oder 30 in etwa. Der größte von ihnen, mit einem dunkelbraunen Pelz und einem grauen Gesicht beugte sich zu mir herab und fragte: "Hallo Kleine. Wer bist du?"


Eeeendlich wieder ein neues Kapitel. Immernoch krank heute. 😷

Sorry, dass die Kapitel immer so lange brauchen, aber ich hab auch noch Schule. Außerdem hab ich auch noch ein paar andere Geschichten.

Mit freundlichen Grüßen
Bb 👋

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