eleven
Während Yoongi im Badezimmer verschwunden war, stand Jimin am Fenster und blickte auf die Aussicht. Er knöpfte seine Jeans zu und drehte sich um, als die Tür geöffnet wurde.
Sofort senkte Jimin seinen Blick auf die kleine Erhebung in Yoongis Hose.
"Wenn du mir die ganze Zeit so heiß ins Ohr stöhnst, kann ich auch nicht dagegen tun." beschwerte sich der Ältere sofort. Er musterte Jimin prüfend, während er seine Handschuhe wieder anzog. "Willst du gehen?"
"Nein." antwortete er lächelnd. "Ich wollte nur gucken."
Verstehend nickte der Ältere und setzte sich auf das Bett, während er sein Handy in die Hand nahm. "Willst du eine Pizza?"
"Klar." erwiderte Jimin sofort. "Mit Salami."
Er kletterte ins Bett und legte sich gemütlich hin.
Sofort fiel Yoongis Kopf auf seinen Bauch, während er noch immer auf seinem Handy herumtippte.
"Als was arbeitest du?" fragte Jimin interessiert und streichelte Yoongis Haare.
"Virtueller Assistent." erzählte Yoongi und drehte seinen Kopf so, dass er den anderen angucken konnte.
"Dein armer Arbeitsgeber." schmunzelte Jimin amüsiert. "Und wann färbst du dir wieder die Haare?"
"Magst du sie nicht?"
"Ich mag blond mehr."
Yoongi lachte leise und küsste - wenn auch in einer verkrampften Position - Jimins Bauch. "Ich mache mir gleich morgen früh einen Termin beim Friseur."
Verträumt nickte Jimin und beobachtete Yoongi, welcher seine Augen schloss und anscheinend in seine Gedanken vertieft sein musste. Denn als es klingelte, zuckte er kurz zusammen und klappte seine Augenlider hoch.
Brummend setzte er sich auf und schleppte sich zur Wohnungstür.
Nach zwei Minuten kam er wieder ins Bett und legte die zwei Schachteln auf die Matratze.
"Ich verhunger schon." murmelte Jimin und setzte sich auf, um ein Pappkarton zu nehmen und aufzuklappen.
Ohne zu warten biss Jimin in seine Pizza und schloss genießend die Augen.
"Schmeckt's?" fragte Yoongi amüsiert und aß ebenfalls sein bestelltes Essen.
Jimin nickte eifrig und sah aus dem Fenster. Er könnte den ganzen Tag nach draußen gucken, ohne dass es langweilig werden würde.
"Wollen wir uns auf die Terrasse setzen?" fragte Yoongi und stand auf.
"Du hast auch noch eine Terrasse?" Unglaubwürdig starrte Jimin ihn an.
"Ich muss die mit jemanden teilen, aber ja." erzählte Yoongi, klappte seine sowie Jimins Schachtel zu und nahm sie in die Hände. "Komm mit."
Sie gingen aus der Haustür und stiegen ein paar kleine Stufen im Treppenhaus hoch.
Er öffnete eine schwere Tür und stand somit auf dem Dach des großen Gebäudes.
Das Dach war mit einem Holzzaun umzäunt, es wurde Rollrasen ausgebettet und auf diesem zwei Liegen und eine Bank mit einem Holztisch platziert.
"Das kannst du dir alles leisten?" fragte Jimin überrascht und ging zum Zaun, um herunterzublicken. Ihm wurde etwas flau im Magen, weshalb er sich zu Yoongi umdrehte.
"Mein Chef bezahlt es mir." erzählte Yoongi und stellte die Kartons auf den Tisch.
Grinsend setzte sich Jimin auf den Tisch und zog Yoongi zwischen seine Beine. "Kann es nicht immer so sein?"
"Wie denn?" fragte Yoongi nach.
"So friedlich ohne Probleme." murmelte Jimin und streifte mit seinen Lippen Yoongis. "Nur wir beide."
"Du weißt, dass es niemals ohne Probleme sein wird." erwiderte Yoongi etwas traurig und schloss die Augen. "Mit mir wird es immer problematisch sein."
Sanft küsste Jimin ihn und legte jegliche Gefühle für ihn in den Kuss. Yoongi sollte sich gewollt und geborgen fühlen.
Denn er war es wert, geliebt zu werden. Jeder war es.
"Die Pizza wird kalt." flüsterte Yoongi, als sie sich lösten und setzte sich auf die Bank.
"Also ist die Pizza wichtiger als ich?" fragte Jimin schockiert und setzte sich richtig neben ihn.
Der Ältere nickte bloß und fing an zu essen. "Weiß dein Vater, dass du auf Männer stehst?"
"Kannst du dich noch daran erinnern, dass er uns erwischt hat?" schmunzelte Jimin belustigt.
"Ja, aber ich mein davor. Akzeptiert er es wirklich?"
Er schien zu überlegen und senkte den Blick. "Er musste sich erstmal umgewöhnen. Er ist nicht homophob oder so, aber es war halt eine Umstellung und das dauerte Zeit." Jimin zögerte kurz und zog eine Salami von seiner Pizza. "Aber mittlerweile akzeptieren sie mich so, wie ich bin, egal in welcher Hinsicht. Hauptsache mir geht es gut."
"Du kannst dich echt glücklich schätzen." seufzte Yoongi und biss in seine Pizza. "Du hattest in deinem Leben bestimmt nie viele Probleme, oder?"
"In meiner Kindheit nicht, nein." äußerte Jimin und sah von der Dachterrasse hinweg.
"Meine Eltern haben mich mit achtzehn rausgeworfen." erzählte der Schwarzhaarige amüsiert. "Ich kann's ihnen nicht verübeln. Ich war ein anstrengendes Kind. Ein kleiner Rebell." Kurz lachte er auf. "Ich habe mich sogar geschminkt."
"Warum jetzt nicht mehr?" fragte Jimin lachend und sah ihn an.
"Es war eine Phase." grinste er leicht. "Ich wollte meine Eltern einfach zeigen, wie sehr ich sie hasse. Ich habe denen sogar mal einen 'anonymen' Drohbrief geschrieben. Natürlich wussten sie, dass er von mir ist. Es war meine Schrift."
"Heilige Scheisse." flüsterte Jimin. "Wieso?"
"Als ich zum ersten mal einen Crush auf einen Typen hatte, hat mich mein Vater geohrfeigt. Da war ich vielleicht zwölf. Als ich mit fünfzehn angefangen habe, die Schule zu schwänzen und meine Eltern das mitbekamen, bin ich die Treppe heruntergeflogen. Denkst du, sie haben es nicht verdient?"
"Und wie hast du es geschafft, trotzdem so ein Leben zu bekommen?" fragte Jimin interessiert und sah ihn fasziniert an.
"Ich habe erstmal ein Jahr in so einem Obdachlosenheim gelebt und dann mit kleinen Minijobs Geld verdient." schmunzelte Yoongi. "Wie gesagt, ich will nicht sterben, sonst wäre ich schon längst tot. Außerdem könnte ich jeden Tag vom Dach springen mit einer sehr hübschen Aussicht."
Jimin lächelte traurig und bettete sein Kopf auf Yoongis Schulter. Er hatte zwar noch die halbe Pizza, doch er war satt.
Die Sonne ging langsam unter und es konnte nicht romantischer sein.
"Du bist nicht mehr allein, Yoongi."
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