Kapitel 13 - Rocky
Wenn man der Jüngste ist, muss man Wege finden, um sich zu behaupten. Ich habe viel beobachtet und viel von meinen Onkel und Cousins gelernt. Letztendlich hat aber mein Grossvater entschieden, dass ich sein Lieblingssohn bin. Er erwartet viel von mir, weshalb Onkel Alpha zu Unrecht behauptet, ich sei verwöhnt. Ich habe mein eigenes Zimmer, dafür muss ich jeden Morgen um sieben Uhr aufstehen. Grossmutter macht mir jederzeit zu essen, aber dafür arbeite ich auch hart für meinen Grossvater.
Er ist im Goldhandel tätig. Natürlich sind wir alle in das Geschäft integriert, aber nur mir vertraut mein Vater seinen Safe an. Das macht mich stolz.
Er ist unfassbar reich. Manchmal kommt Besuch aus Europa und ich weiss auch, dass er seit 2003 jährlich in einem französischen Kalender zu finden ist.
"Grossvater, warum hat Tante Fanta noch nicht geheiratet?" Die Frage beschäftigt mich schon lange, denn Mama hat mir erzählt, dass zwei der Mädchen, mit denen ich im Dorf zur Schule ging, schon verheiratet sind.
"Weshalb sollte sie heiraten? Ihr fehlt es an nichts", antwortet mein Grossvater.
"Sie hat keinen Mann und auch noch keine Kinder."
"In Frankreich heiraten die Frauen auch erst ab achtzehn Jahren. Das ist ein Privileg, das ich meinen Töchtern ermöglichen kann."
"Bist du schon einmal in Frankreich gewesen?", stille ich meine Neugierde. Vater erzählt mir, dass er in jüngeren Jahren oft nach Europa gereist ist. Ich verstehe nicht, warum er nicht dort wohnt, aber Vater sagt, es habe ihm dort nicht gefallen.
"Die Menschen sind unfreundlich und distanziert", murrt er. "Die Kinder sind frech zu ihren Eltern und Familie bedeutet ihnen nichts." Das hört sich nicht so an, als sei Europa ein guter Kontinent für mich. Ich beschliesse, nach Amerika auszuwandern, wenn ich grösser bin.
Mein Vater liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab. Vielleicht bin ich doch ein bisschen verwöhnt. Seit sein Hund gestorben ist, wünsche ich mir einen neuen.
"Weshalb, Djibril?", fragt mich meine Grossmutter wiederholt. "Dein Vater hat doch noch vier weitere Hunde."
"Aber die sind alle kleiner und schmächtiger als Boubou. Ich will einen richtigen Hund. Einen, der mich beschützen kann." Ich weiss, dass meine Grossmutter mit Vater reden wird. Und dann wird er einen neuen Hund kaufen. Dieses Mal werde ich ihm seinen Namen geben.
Als Boubou gestorben ist, war ich sehr traurig. An diesem Tag verprügelte ich einen Jungen in der Schule. Papa war wütend und sagte, ich muss lernen, meine Gefühle zu kontrollieren. Danach kam Tante Fanta zu uns und wir haben uns lange unterhalten.
Meine kleine Schwester hatte Boubou seinen Namen gegeben. Eigentlich ist Maimouna meine Tante, aber sie ist so alt wie Bella, darum nenne ich sie kleine Schwester.
Als wir das nächste Mal Besuch aus Deutschland erhalten, bringt der Mann einen jungen Pitbull mit. Es ist ein schönes Tier, schwarz und kräftig. Ich nenne ihn Rocky. Rocky wächst schnell heran und wird sehr aggressiv. Er bringt unsere anderen vier Hund um. Ich finde das beeindruckend, ich mag Rocky sehr.
"Djibril, komm essen. Mama und ich haben für dich gekocht", ruft Maimouna mir von drinnen aus zu. Schnell renne ich ins Haus. Maimouna kocht eine herrliche Sauce aus Gombos. Auf dem Tisch stehen und liegen bereits ein grosser mit Reis und Sauce gefüllter Teller und zwei Löffel.
"Isst du mit mir?", frage ich Maimouna.
"Ja, schneidest du bitte noch eine Chili?" Ich gehe zum Kühlschrank und sehe nach, ob wir noch einen Rest von Grossmutters eingelegten gemixten Chili haben, die wir stattdessen über das Essen träufeln können. Als ich sie nicht finden kann, hole ich zwei Chilis aus der Tür des Kühlschranks und setze mich mit einem Messer und einem kleinen Teller an den Tisch.
Nach dem Essen gehe ich raus. Ich bin nicht weit weg von zu Hause, als plötzlich ein Hagelschauer auf uns niederbricht. Schnell renne ich nach drinnen.
"Djibril, pack mit an!", ruft Onkel Alpha mir zu. Er hält eine Plache, ich nehme die andere Seite und gemeinsam gehen wir wieder nach draussen, wo wir die grossen Hagelkörner auffangen. Sobald wir genug Körner gesammelt haben, werden wir durch zwei andere Onkel ersetzt. Mit Maimouna schaufeln wir den Hagel in Krüge und stellen ihn in den Kühlschrank. Als auch die andere Plache voll ist, hört der Schauer schon wieder auf. Der ganze Boden draussen ist weiss.
Jetzt können wir noch frischere Getränke zubereiten. Wir danken Gott für das Eis vom Himmel, welches er uns geschenkt hat.
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