Damals, war alles besser!
PoV Izzi:
Kichernd zog ich meinen besten Freund hinter mir her. "Ich will Kettenkarussell fahren! Bitte, Felix!" Quengelnd sprang ich vor ihm herum, bis wir Hand in Hand zum Karussell liegen. Kichernd setzten wir uns auf zwei Stühle nah beieinander und sofort griff ich nach Felix Hand. "Bitte nicht an den Händen festhalten und die Gurte geschlossen halten. Wir starten in Kürze." Kichernd beobachtet ich, wie sich die Tore schlossen und wir in die Höhe gehoben wurden. Ich wollte Felix Hand loslassen, aber der hielt meine fest und lächelte. "D-das ist verboten." Unsicher schaute ich ihn an und dann zu dem kleinen Türmchen, wo ein Mann saß, der das Kettenkarussell Steuerte. "Ist doch egal. Ich will deine Hand nicht loslassen." Kichernd hielt ich seine Hand die ganze Fahrt über fest und zog ihn danach ganz schnell aus dem Karussell. "Was, wenn und der Mann gesehen hat? Dann bekommen wir ganz großen Ärger!" Immer noch kichernd schüttelte Felix den Kopf und zog mich zu dem Tisch unserer Eltern. "Das war schön und da war so ein kribbeln. Das war voll toll!" "Meinst du so ein Kribbeln im Bauch? Das ist wirklich toll!" Zusammen mit Felix kletterte ich auf die Bank und setzte mich hin, sodass ich gerade so auf dem Tisch sah. "Klein sein nervt!" Felix war bestimmt zwei Köpfe größer als ich und sah somit perfekt auf den Tisch, während ich gerade mal die blöde Tischkante sah. Schmollend verschränkte ich die Arme, weshalb Felix mich auf seinen Schoß zog und beide Arme um meinen Bauch legte, sodass ich auf den Tisch sehen konnte.
"Ihr beide seit echt so süß!" Meine Mami knipste ein paar Fotos von uns und steckte danach Ihre Kamera wieder weg.
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Unter Tränen lächelnd strich ich über die Bilder. Tja, damals. Damals war alles noch so schön. So frei. So wundervoll. Und jetzt? Jetzt war ich nach mehr als sieben Monaten endlich mal wieder zuhause.
Ein Monat Krankenhaus und dann Reha.
Pah! Hat ja gut geklappt.
Eine Operation und alles wird besser.
Ja genau ist klar. Eine zwölf Stunden Operation und mehrere kleine, weil das Gelenk nicht halten wollte, wenn man die davor nicht mitzählt.
Von Altötting, nach München, nach Simbach,
zurück nach München, nach Simbach, nach Badbirnbach, wieder nach Simbach,
nach München, ein letztes Mal nach Badbirnbach und dann endlich mach Hause.
Ja, das hatte ich in den letzten sieben Monaten mit gemacht.
Von Krankenhaus zu Krankenhaus.
Von Arzt zu Arzt und niemand konnte mir helfen. Immer ist dieses scheiß Gelenk auseinander gesprungen. Nein, natürlich kann es nicht halten. Wieso auch?
Sind doch nur noch mehr Ops.
Währenddessen noch etliche Male mit den Schmerzen gerungen, aber wieder nichts gesagt. So wie immer.
Selbst im Krankenhaus ist es bekannt, dass ich nie sage, wenn ich schmerzen habe und wenn doch, rennen alle. Und jedes Mal, wenn ich wieder nach München komme, werde ich nur als Opa Hazy vorgestellt.
Ja Opa. Mittlerweile bin ich 78 und leide an einer seltenen Art von Knochenkrebs. Irgendwie hab ich es geschafft, dass ich selbst in so einem riesigen Krankenhaus nicht nur eine Nummer bin, so wie viele andere, sonder ein Mensch. Ob das nun, an meinem Dauer Aufenthalt, der seltenen Krankheit liegt oder meiner Art weis ich nicht.
Vermutlich eine Mischung aus allen drei Sachen.
Ohne abgehoben klingen zu wollen, würde ich sagen, dass ich doch recht beliebt bin.
Felix ruft mich jedes mal an, bevor er zu mir kommt und fragt ob ich etwas brauche, aber meistens ist es nur,
Geld für meine Telefonkarte, damit ich seine Stimme hören kann,
Geld für Eis, damit meine kleinen Engel glücklich sind
oder etwas Schokolade für die Krankenschwestern, um mich für das alles zu bedanken. Meist diese kleinen Ritter Sport Tafel, damit sich jeder etwas aussuchen kann.
Die Wohnzimmer Tür öffnete sich und Felix betrat den Raum. Unwillkürlich musste lächeln. Auch nach mehr als fünfzig Jahren Ehe, liebte ich ihn. Er war für mich das beste was mir je passieren konnte, abgesehen meiner kleinen Engel.
Naja, eher waren sie alle gleich wichtig. Mein Felix, mein Sohn und meine zwei Enkelkinder. Felix ging auf mich zu und küsste mich kurz.
"Deine kleinen Teufelchen, wie du sie manchmal nennst, sind da. Willst du ihn die Küche kommen?"
Als ich nickte, half er mir in den Rollstuhl und ich fuhr in die Küche. Er konnte selbst kaum laufen und war körperlich echt an seinen Grenzen, aber trotzdem half er mir. Früher hatte ich immer den anderen geholfen und mich immer um andere gekümmert und jetzt?
Jetzt bin ich auf die Hilfe anderer angewiesen.
Seufzend fuhr ich in die Küche und machte die Bremsen in den Rollstuhl.
"OPI!" Mia lief auf mich zu und ich hob sie hoch, während Luis uns lächelnd beobachtet. Er war drei Jahre älter als seine Schwester und konnte somit auch weiter denken.
"Wie fühlst du dich, Pa?" Christian mein Sohn kam auf mich zu und küsst kurz Mias Stirn und setzte sich dann hin.
"Gut. Es ist schön, wieder zuhause zu sein."
Die kleine kuschelte sich an mich und wollte mich gar nicht mehr loslassen.
Verständlich.
Auch Mia hatte in letzter Zeit viel durchgemacht und mich, wie sie selbst gesagt hatte, ziemlich vermisse.
Dieses Mädchen war noch nie gut für sie. Sie hatte nur schlechten Einfluss abbekommen und jetzt Mobbing Attacken, aber wie kleine Kinder halt sind, hatte sie auf niemandem gehört und es erst selbst miterleben müssen.
"Opa? Opi? Darf ich heute bei euch schlafen? Bitte!!"
Ich schaute zu Felix, der zwar leicht enttäuscht, aber auch glücklich schien.
"Kann das nicht bis morgen warten?"
"Aber... Ich... Ich wollte heute bei euch schlafen." Tränchen bildeten sich in ihren Augen, die ich sofort wegwischte.
"Schon okay. Natürlich darfst du bei uns schlafen."
Lächelnd kuschelte sich Mia an mich, als die Tür ein letztes Mal aufging und Leonie, meine Schwiegertochter, herein kam und sich zu Felix setzte.
Jetzt sind alle wieder vereint und alles wird gut. Ich werde diesen Krebs besiegen, egal wie lange es dauert! Es wird besser werden!^^
NEIN! Nichts wird besser! Du wirst drei scheiß Jahre qualvoll leiden, am Ende nichts mehr mitbekommen, weil du nur noch von Morphium voll gepumpt wirst und sterben. Ja, so wie auch bei uns.
Zum Verständnis:
Felix = Meine Oma
Alex = Mein Opa
Luis = Mein Bruder
Mia = Ich
Leonie = Meine Mama
Und
Christian = Mein Papa.
Und ja, genauso war das wirklich.
Während wir uns sorgen gemacht haben, hat mein Opa mit den Krankenschwestern geflirtet und sich mit denen unterhalten.
Trotzdem waren es sieben scheiß Monate am Stück und dann immer wieder kleinere Aufenthalte in so einem scheiß Krankenhaus. :)
Fühlt euch geknuddelt <3
Bye
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