Im Kleiderschrank

POV. Louis

Ich war froh, dass Harry Niall auch nicht mochte. Und immer mehr fühlte ich von ihm verstanden. Vielleicht war es vollkommen bescheuerte, denn ich kannte ihn eigentlich nicht und ich hatte noch immer keine Ahnung was dieser ganze scheiße sollte, aber trotzdem fühlte ich mich auf dieser Türschwelle auf der wir gerade balancierten wohler als in den vergangenen Jahren auf der Erde.

Die Tatsache, dass Niall's Schuhe fake waren fand ich äußerst amüsantt - auch wenn ich dies nicht zeigte, kurz hatten meine Mundwinkel gezuckt. Wie oft hatte der Ire mit seinen Tretern angegeben und einmal mehr erkannte ich, dass dort nur heiße Luft war nicht mehr und nicht weniger. Am liebsten würde ich jetzt kurz aus dieser komischen Welt aufwachen, ihm dies sagen und wieder an diesen Ort zurück kehren. Doch vielleicht wäre Harry dann nicht mehr hier, vielleicht wäre er verschwunden. Auch wenn ich dies nicht zugeben wollte, ich wollte nicht, dass Harry verschwand.

Ich mochte es, wenn er Lachte - so wie als ich schlecht über seine Eltern gesprochen hatte. Es war egal wie unglaublich skuril diese Situation eigentlich mit Harry fühlte es sich okay an - als wäre alles ein bisschen wenigee schlimm, als wären die grauen Tage alle ein bisschen weniger grau. Vielleicht lag es daran, dass er mich als einzige Person in einem Licht sah. Er sah nicht urteilend aus als er meine Narben gesehen hatte. Er verstand es, denn er hat es auch getan, nur eben anders. Die Frage brannte mir auf der Zunge, aber ich wusste nicht wie ich sie aussprechen sollte.

Der Boden verwandelte sich wieder und heller Holzboden mit einem großen weichen Teppich in der Mitte kam zu vorschein. Die nächste Erinnerung brachte uns beide direkt in Harry's Kleiderschrank, der natürlich so groß war, dass man auch Zehn Ziegen darin halten konnte - wie auch immer ich auf diesen Vergleich kam. Größe, weiße Schränke türmten sich um mich herum auf und helles weißes Licht begrüßte uns. Es war nicht unangenehm - sowie die grelle weiße Leere, in der wir ursprünglich gestrandet waren. Dies war warmes Licht, welches ich fast spüren konnte, aber auch nur fast.

Es roch angenehm nach Waschpulver und dem Geruch von frischen Möbeln.

Bunte Wäsche landete in dem weißen Schränken und es gab jede Farbe. Es war wie eine Blumenwiese, die mit allen verschiedenen Blumenarten blühte.

"Und du ziehst dies alles an?", fragte ich überrascht. "Das meiste schon, ja", antwortete er lächelnd und drehte sich einmal. "Na dann zeig mal deine Lieblingsteile", meinte ich und setzte mich auf das Sofa, welches dort auch noch drin stand. Als wären wir in einem Modegeschäft. Harry nickte und schaute durch die Fächer. Die Art wie er sich vollkommen fallen ließ und einfach irgendwelche Sachen aus den Regalen nahm und anschaute, um zu sehen ob es Lieblingsanziehsachen wert war. Ich mochte diese Art, denn man merkte, dass er es liebte. Er liebte Klamotten und irgenwie fand ich es bei ihm weder übertrieben noch nervig. Es war einfach er und ich mochte es so.

Ich hatte nicht's dagegen, wenn man in sowas einen Rückzugsort fand, aber ich fand es nicht richtig, wenn man sowas für andere tat. Warum zog man sich für andere schick an, wenn man sich selber unwohl fühlte? Ich verstand dieses Konzept nie. Warum ging nicht einfach jeder den Sachen nach, die er liebte?

Doch was würde ich nachgehen?

In der vollkommenen Ruhe genoss ich es richtig dort zu sitzen und ihn dabei zu Beobachtern wie er etwas aus dem Schrank nahm und es dann sorgfältig wieder zurück legte - als wären wir im echten Leben und nicht in irgendeiner Erinnerung. Leider hielt die Ruhe nicht lange, weil mini Harry, der nicht wirklich mini war, die Tür aufriss und herein stürmte. Harry erschreckte sich und drehte sich um. Mini Harry's Lippen waren knallrot bemalt und seine Haare waren frisch gewaschen. Dies sagte mir der Duft von Rosen, der mir in die Nase flog.

Nun sah es hierdrin nicht nur aus wie auf einer Blumenwieso - von den Farben her - sondern es roch auch so. Frisch und schön.

"Harry, ich bitte dich. Bist du wirklich so naiv?", fragte Zayn, der genervt hinterher kam. Liam war ebenfalls dabei, aber dieser schien einfach nur körperlich da zu sein. Seine volle Aufmerksamkeit bekam sein Handy und durch meine wenigen Schritte, die ich zu ihm setzte konnte ich sagen, dass er mit einer sogenannten Maya schrieb. "Louis, sowas gehört sich nicht!", meinte Harry und schüttelte den Kopf. "Maya", antwortete ich und deutete auf Liam.

Alleine Liam Art in der Gegenwart von Harry zeigte mir, dass er nicht besser war wie all die Heuchler an meiner Schule. Er war genau wie sie. Er sah die Aufmerksamkeit, aber er sah es nicht, wenn Menschen sich wirklich für ihn interessierten. Er hing sich an das vorgeteuschte Intresse anderer und ging mit ihnen unter.

"Ich bin nicht naiv, Zayn", meckerte mini Harry und drehte sich um. Seine Locken flogen herum und nun fehlte jedeglich ein Ventilator, der seine Haare so cool durch die Luft flattern ließ. Gab es sowas wirklich in Teenie filmen? Mein Schwestern haben sowas immer geschaut. "Offensichtlich schon", meinte Zayn und schüttelte verächtlich den Kopf. "Zayn, ich hab's satt, wirklich! Lass mich meine eigenen Erfahrungen machen. Nick ist mit Sicherheit nicht so wie alle ihn hinstellen", erwiderte mini Harry aufgebracht.

"Verhalt dich nicht wie ein Diva, Harry", meinte nun Liam, der die Augen verdrehte," hör einfach auf uns."

Mini Harry schnappte sich eine Hose und ein buntes Hemd und verließ zügig das Ankleidezimmer. Genervt folgten ihm seine Freunde.

"Was war das?", fragte ich irritiert und schaute zu Harry, der durch seinen Schrank schaute und so tat als wäre nicht's passiert. "Was meinst du?", fragte er und tat auf unwissend. "Dieses Theater? Und wer ist Nick? Und warum betiteln die beiden dich als eine Diva?", stellte ich Fragen über Fragen. "Weil ich eine bin, okay?", antwortete er direkt und drehte sich um," schau mich doch an!" Er stand nun vor mir, da ich etwas auf ihn zu gegangen war. Ich musterte ihn, da es offensichtlich genau das war, was er von mir wollte. Er sah nicht aus wie eine Diva. Er sah schön aus, verdammt schön. Als hätte man ihn aus einer Modezeitschrift entnommen, die meine Schwestern immer durchblätterten. Die Locken lagen auf seinem Kopf und sahen weich aus, wie ein Kissen, welches man frisch aufgeschüttelt hatte. Seine Schminke saß perfekt und der Lippenstift ließ seine Lippen voll und kräftig wirken. Er war keine Diva. Schon gar nicht, weil andere es behaupteten. Menschen behaupteten viel, aber Recht hatten sie damit meistens nicht.

"Und Nick ist mein Ex Freund", flüsterte er und biss sich auf die Unterlippe. "Wieso glaubst du du bist eine Diva?", fragte ich verwirrt. In meiner Sicht war er keine Diva, er war weiten davon entfernt.

"Absolut jeder sagt dies zu mir", antwortete er frustriert," jeder sagt mir, dass ich mich wie eine Diva verhalte und auch so aussehe, dass ich zu oft überreagiere. Zayn hat dies selbst gemeint als ich mich schlecht gefühlt habe, weil Nick dieses Arschloch mich einfach benutzt hat als wäre ich ein Gegenstand ohne jegliche Gefühle!" Er deutete an sich herunter und sollte dies nun irgendwas beweisen?

Jedes Wort, was Harry sagte machte ihn wütender, aber zur gleichen Zeit auch trauriger. Eine kleine Träne rollte über Harry's Wange und er wollte sie schnell wegwischen als wäre sie nie da gewesen, aber ich hielt ihn auf.

"Es ist okay", sprach ich ruhig.

Unsere Blicke trafen sich und ich spürte wie er sich an diesem Blickkontakt festhielt. Wie sehr er diese drei Wörter gebraucht hatte. Ich meinte sie vollkommen ernst und dies spürte er. Alleine wie ich es sagte, gab ihm die Ehrlichkeit, die in dieser Aussage steckte.

Am liebsten hätte ich ihm gesagt, was ich dachte. Wie meine Gedanken ihn beschrieben. Wie sie das glänzen seiner Locken bewunderten oder wie sein Haar generell perfekt auf seinem Kopf lag.  Auch der Lippenstift und die Schminke ließen seine Gesichtszüge minimal weiblich wirken, aber nicht auf eine schreckliche und übertrieben Art. Es sah schön aus und lange hatte ich nicht's mehr bewundert. Am liebsten hätte ich es ausgesprochen, aber die Worte wären überflüssig gewesen - zumindest in diesem Moment.

Diese drei Worte lagen noch immer unkommentiert in der Luft, aber ich wusste, dass Harry sie von dort herunter geflückt hatte und sich in seine Seele geschrieben hatte. Ich erkannte es an der Art, die ihn traurig und erleichtert zur selben Zeit aussehen ließen.

Immer mehr Tränen rollten über seine Wange und ich sprang über meinen eigenen Schatten. Über mein eigenes Motto, welches aus Desinteresse bestand, aber ich konnte Harry nicht eine Sekunde länger dort stehen lassen. Ich konnte einfach nicht. Ich wusste nicht was mit mir los war, denn Jahre lang hat es mich nicht interessiert, was andere taten, denn es hat sie ja auch niemand für mich interessierte. All die Jahre hatte ich etwas aufgebaut, was meine Gefühle und meine Erlebnisse in mir versteckte, aber Harry brachte all dies zum bröckeln. Der Harry, der eine Schwäche für Klamotten hatte, der es mochte sich zu schminken und der wahrscheinlich genauso viel Scheiße erlebt hatte wie ich. Ich kannte noch lange nicht alles an ihm, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir uns unglaublich ähnlich waren. Irgendeine Verbindung mussten wir beide ja haben, denn immer hin steckten wir hier beide zusammen fest.

Ich wollte dieses Motto niemals für einen Menschen aufgeben oder für irgendwas anderes. Alles was Menschen taten war andere zu verletzen.  Ihnen das Herz heraus zu reißen und lachend darauf herum zu springen - wie Kinder auf einer bunten Hüpfburg. Hatte man nicht gelernt, dass Herzen anderer genauso schnell brechen konnten wie seine eigenen? Wie schnell es passieren kann, dass Worte einschlugen wie Bomben, die Städte zerstören konnten. Wusste niemand wie sehr es schmerzte, wenn du glaubtest, dass dein Herz auf unzählige Bomben getroffen war? Wollten sie einfach, dass man dasselbe empfand oder waren sie Monster, die es wirklich lustig fanden anderen die Seele zu schwärzen?

Ich legte meine Arme um Harry und schloss die Augen, um den Gedanken, dass ich Berührungen spürte aus dem Weg zu gehen. Ich empfand Nähe und es war als wäre dort eine minimale Temperatursteigung, die mich erwischte, als wir uns berührten.

Er drückte mich an sich und weinte einfach. Er krallte sich in mein nasse Shirt und weinte eine ganze Weile. Die Erinnerung war schon längst vorrüber und wir standen bereits in der gähnenden Leere, aber keiner von uns bewegte sich. Ich hatte meine Arme ebenfalls um ihn gelegt und schwerfällig die Augen geschlossen. So richtig genießen konnte ich diese Umarmung nicht, denn ich kämpfte mit mir selbst. Ich wusste, dass Frau Star, meinte Therapeutin stolz auf mich wäre, wenn sie hier von wüsste.

Der Boden verwandelte sich mal wieder und ich erkannte den Boden meiner Therapeutin. Harry löste sich aus meinen Armen, um zu schauen was genau nun passieren würde. Er wischte sich übers Gesicht, damit die Tränen aufhörten zu fließen.

"Louis, wir machen dies, damit du irgendwann wieder all die Dinge machen kannst, die du vorher gemacht hast. Lachen, Spaß haben, Freunde treffen, andere Umarmen und vorallem Emotionen zeigen", sagte sie und richtete wie immer ihre Brille, die eigentlich vollkommen richtig saß. Es war eher so eine Bewegung, die sie seriös aussehen lassen sollte. "Ich kann sowas sowieso nicht und ich will es auch gar nicht", sprach die jüngere Version von mir. Ich war dort elf Jahre alt und es waren sechs Jahre vergangen. "Red nicht so abwertend über dich, Louis. Dies ist ein falscher Schritt. Irgendwann, dann wird es wieder gut werden. Irgendwann wirst du einer Person nah sein können, das verspreche ich dir", sagte sie lächelnd.

"Sie hat ihr versprechen gehalten", flüsterte ich überrascht. Niemals hätte ich gedacht, dass all das gerede über all den Scheiß wirklich geholfen hätte. Ich hatte es immer als unnötig gefunden mir alles mögliche von der Seele zu reden, aber ich tat es trotzdem, denn irgendwie wurde es von mir verlangt. Ich hatte das Gefühl, dass sie die einzige war, die es wirklich interessierte, denn in manchen Momenten vergaß ich, dass dies ihr Job war, dass sie dafür bezahlt wurde. Meine Mutter redete nie mit mir über irgendwas, sie tat als wäre all dies nicht passiert und lebte mit den Mädels ihr Leben weiter. Sie lebten, es fühlte sich so schnell für mich an, weil ich immer noch ging, während andere rannten.

"Wieso guckst du so?", fragte Harry leise, der mein Gesicht musterte und die Arme sinken ließ. "Egal", flüsterte ich. "Nein, Louis. Sowas ist nicht gut", meinte der Lockenkopf. Wir berührten uns nicht mehr und auf der einen Seite war ich unglaublich erleichtert, aber auf der anderen Seite auch nicht, denn er sah nicht besser aus als vorher.

"Mich nervt es, dass meine Mutter mit meinen Schwestern einfach weiter macht hat - als wäre nichts passirt. Als hätte ihr Mann nicht eines ihrer Kinder zerstört", sprach ich wütend. "Was ist passiert?", fragte Harry direkt und als er merkte, dass er sich dies nicht nur innerlich gefragt hatte, riss er die Augen auf," Tut mir Leid, es geht mich nicht's an."

"Ich habe nie drüber geredet", gestand ich ehrlich und ließ mich auf die Sitzbank des Flügels fallen. Ich lehnte mich mit meinem Rücken gegen die Tasten und Harry setzte sich neben mich. "Warum nicht?", fragte Harry weiter. Ich wusste warum er dies tat. Er wollte, dass ich weiter sprach, denn mit jeder Frage kam ich ein Stück näher daran alles zu erzählen. Nur was war für mich nicht so einfach diesen Scheiß wieder aufzurollen. Was ich vorallem nicht wollte war Mitleid, denn darauf konnte ich sehr gut verzichten.

"Ich konnte einfach nicht", antwortete ich," und ich kann es immer noch nicht." "Es ist okay, aber denk dran, ich bin da", meinte Harry und legte eine Hand auf meine, was mich zu ihm schauen ließ. "Du hast auch gar keine andere Wahl, Harry", flüsterte ich und spielte damit darauf an, dass wir hier zu zweit fest saßen. "Trotzdem, auch wenn es anders wäre würde ich dies zu dir sagen", antwortete er entschlossen. "Vielleicht irgendwann mal", erwiderte ich leise und schaute ihm noch für einen Augenblick in die Augen.

Was war irgendwann mal?

Gleich?

Später?

Nie?

Wie lange würde dies noch dauern? Wie lange würde dieser Zustand noch gehen? Bis wir unser ganzes Leben durch hatten? Bis wir am Ende waren? Wann würde es Enden?

Gleich?

Später?

Nie?

A/N: werde ab jetzt immer im zwei Tage Tack updaten (also alle zwei Tage). Außer am Wochenende. Ich hoffe dass ich das zeitlich hinbekomme. :)

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr habt trotz dem schlechten Weitter heute noch einen schönen Tag!

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