Epilog

2 years later

Ich lehne mich gegen den freien und unbesetzten Tisch hinter mir. Mein Blick wandert in der Gegend herum. Die ordentlich gedeckten Tische sind leer, die Stühle davor sind es. Durch die Glasfassade, welche eigentlich das Fundament des kleinen Häuschens ist, lässt freien Blick auf den Garten dessen, wo sich mittlerweile alle meisten Gäste tummeln. Die vielen Blumen auf den Tischen draußen, die Lichterketten überall, machen alles nur noch schöner, gemütlicher, würde ich sagen. Für mich war es eigentlich nie eine Überlegung wert, wo anders zu heiraten, als in Strandnähe. Dennoch sitzen wir jetzt im Grünen, in dem Glashäuschen auf dem Gelände der Hochzeitslocation, für welche wir uns entschieden haben und verdammt, ich liebe es.
"Chloe."
Sofort schaue ich auf. Mein Bruder blickt mich fragend an und deutet auf den dunklen Stoff meiner Jacke.
"Wohin gehst du?",will er wissen.
"Weg."
"Du verlässt deine eigene Hochzeit so früh?"
Ich nicke und streife mir langsam das Jacket über. Im nachhinein hätte ich vielleicht doch eine eigene Jacke mitnehmen sollen. Es ist September, und auch, wenn es nicht kalt ist; in den Abendstunden wird es immer frisch, so auch heute.
Still nähere ich mich Ivan und umarme ihn.
"Alle sind beschäftigt, Jackson und ich wollten etwas Ruhe.",erkläre ich nur und zucke mit meinen Schultern.
"Chloe?"
"Hm?"
"Es freut mich wirklich, dass du dein Glück gefunden hast."
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Ich nicke. Das bin ich auch. Ganz egal, ob das Ganze vielleicht doch etwas schwieriger war, als ich anfangs dachte.
Langsam löse ich mich wieder von ihm.
Die eigentlich zu große Jacke ziehe ich etwas enger um mich, wodurch die vielen Details aus Spitze und somit auch das schönste an meinem Kleid etwas bedeckt werden. Wir bewegen uns etwas weiter weg von den Tischen, dafür immer mehr in Richtung nach draußen.
"Ihr kommt später wieder?"
Ich nicke:"Selbstverständlich."
Ich winke Ivan nochmal zu ehe ich um die Ecke husche, um ja nicht in ein Gespräch mit irgendwem zu geraten. Ich arbeite mit Leuten. Tagtäglich. Aber der Tag war schon lang und so langsam spricht es mich mehr an, meine Ruhe zu haben. Meine Ruhe, vor den teils mir auch unbekannten Menschen aus der Famile, welche sowohl von Caitlyn, als auch von meiner Mom eingeladen wurden. Mit schnellen Schritten laufe ich den schmalen Weg entlang, welcher bald auch schon zuende zum Ende kommt.
"Lass mich nicht mehr im Stich, Jack.",rufe ich sofort und gestikuliere mit meinen Armen herum, als Jackson in meine Sichtweite gerät.
Er fängt an zu lachen und küsst mich.
"Nie wieder."
"Hast du-"
Jackson summt und hebt schmunzelnd die kleine Papiertüte mit dem typischen, gelben Logo drauf nach oben.
"Dankeschön."
"Alles gut?"
"Ich kann nicht vor so- vielen Menschen essen.",gestehe ich und lächel Jackson entschuldigend an. Unsere Finger verschränken sich wieder miteinander, so, wie eigentlich schon den gesamten Abend. Auf der dunklen Hängeschaukel lasse ich mich nieder, was Jackson mir gleich tut. Ich seufze zufrieden und lehne meinen Kopf gegen seinen Oberarm.
"Ich sollte nicht nochmal erwähnen, wie schön du aussiehst, richtig?"
Schmunzelnd schüttel ich den Kopf:"hab ich mittlerweile verstanden, Jackson, danke."
Ich wische meinen Lippenstift weg und drücke einen Kuss auf seine Wange, ihn dabei kurz, und sicherlich zum hundertsten Mal an diesem Abend, zu mustern, kann ich mir nur nicht verkneifen.
Die Ärmel des weißen Hemdes muss er in den letzten Minuten hochgekrempelt haben, in denen er weg war, und verdammt, das lässt ihn wohl nur noch besser aussehen. Etwas lässiger, als vorher. Mir wird die Box entgegen gehalten, auf der einen Seite voller Pommes, auf der anderen liegen die ordentlich aneinander gereihten Nuggets, wo ich mir sicher bin, dass Jackson das so geordnet hat.
"Dankeschön."
Er reicht mir das dicke Buch, dessen Cover endlich Farbe angenommen hat. Ich halte inne und fahre über die große Schrift darauf.
"Du hast es abgeholt?"
"Selbstverständlich."
Heute früh hat mich der Anruf des Verlages erreicht, dass die finale Fassung fertig ist, abholbereit und dass sie nur darauf warten, dass es jemand absegnet. So wichtig mir das Schreiben auch ist: heute ist meine Hochzeit und es war nichtmal eine Überlegung für mich, ob ich es heute abholen sollte.
"Ich bin stolz auf dich, Chloe."
Mir wird ein Kuss aufgedrückt. Nicht lange oder innig, nur ein paar Sekunden und sicherlich eher als kleine Geste, um seine Aussage zu unterstreichen. Wieviel es mir bedeutet, dass er mich unterstützt, bei jedem, meiner Pläne, und selbst nur, dass er daran gedacht hat, mein Buch abzuholen, kann Jackson sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen.

Sanft fahre ich über den Ring an seinem Finger, welcher durch die Silberne und schlichte oberfläche etwas leuchtet.
"Weißt du, ich glaube, ich bin nicht für soetwas gemacht."
"Wofür?"
Ich zucke mit meinen Schultern und lasse ein paar Pommes in meinem Mund verschwinden.
"Das hier. Viele Menschen und- Aufmerksamkeit."
"Gefällt es dir hier nicht?"
Sofort schüttel ich den Kopf, lasse dann aber ein Nicken folgen, weil mir auffällt, dass er das als nein interpretieren könnte.
"Der Tag war unglaublich schön. Mir hätte es nur gereicht, den Tag mit dir zu verbringen, mit dir, und den engsten Freunden, oder der Familie, weißt du? Ich liebe dich, mehr, um glücklich zu sein, brauche ich nicht.",erzähle ich leise und schmiege mich mehr an ihn. Meine Ansprüche, meine Wünsche oder vielleicht auch nur meine Vorstellungen, wie meine Hochzeit aussehen soll, sind hiermit vollkommen getroffen. Übertroffen. Aber Jackson ist der Grund, wieso ich hier jetzt sitze, und nicht, die Feier ein paar Meter weiter. Selbst hätten wir in der nächstbesten Kapelle geheiratet, wäre ich jetzt wohl wunschlos. Ich werde von Jackson in eine Umarmung gezogen, weswegen ich lächelnd zu ihm schaue.
"Ich liebe dich auch, Chloe. Mehr, als alles andere."

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