78

"Eine Änderung der Angaben?"
Die Arzthelferin schaut abgelenkt auf den Fragebogen und dann wieder zu Jackson, welcher nur verneint und den Ärmel seines Shirts wieder etwas hoch schiebt.
"Du kannst dich ruhig auch hinsetzen."
Überrascht blicke ich die junge Frau an:"schon gut, dankeschön."
Auf den ersten Blick scheint sie etwas gereizt zu sein, was ich aber verstehen kann. Den ganzen Tag mit Kranken, teils sicherlich schwerkranken jungen Erwachsenen und Blut rum zu hantieren, ist sicherlich nicht unbedingt das, was man sich so vorstellt, besonders dann sicherlich nicht, wenn man nur ein paar Jahre älter ist. Wobei sie sich den Job freiwillig ausgesucht hat, vielleicht hat sie also schlichtweg einen anstrengenden Tag.
Mein Blick wandert wieder zu Jackson. Er steht still gegen die Liege gelehnt, genauso wie ich, während sich die Arzthelferin ihre Aufmerksamkeit der, meiner Meinung nach viel zu dicken Nadel und somit auch Jacksons Arm zu wendet.
Seine Finger legen sich vor meine Augen, weswegen ich seine Hand wieder runter schiebe und ihn fragend anschaue.
"Du kannst kein Blut sehen.",merkt er leise an und lässt ein unzufriedenes Brummen folgen, als das Metall in der nächstbesten Vene verschwindet. Blut sehen kann ich wirklich nicht, nur ist es doch eigentlich was anderes. Eine Blutabnahme mit dem Desaster vor ein paar Monaten zu vergleichen, als sich gefühlt mein halber Finger unter das Messer gezwängt hat, ist auf jeden Fall nicht angebracht.
"Alles gut?",frage ich, statt auf seine Aussage ein zu gehen.
"Immer."
Vorsichtig legt sich mein Arm um seine Taille, so gut es geht zumindest, ohne ihm weh zu tun. Mir entkommt ein seufzen. Er ist nichtmal wirklich schmerzempfindlich, also ist das eine der Sachen über die ich mir nicht all zu viele Sorgen machen sollte.
"Festhalten, sonst wirds blau."
Das helle Pflaster wird samt Pad auf dem Einstich befestigt und weil Jackson nichtmal Anstalt macht, dem Rat nach zu gehen, drücke ich vorsichtig drauf und schaue ihn an, verdrehe kurz meine Augen wofür ich ein schiefes Grinsen von ihm ernte.
"Nicht nötig."
"Anscheinend schon."
Nach einer freundlichen Verabschiedung schiebt Jackson mich aus dem Behandlungszimmer raus, was mich schmunzeln lässt.
"Eilig?"
"Ich hasse es hier."
Entschuldigend schaue ich ihn an und drücke ihm einen kurzen Kuss auf.
"Tschuldige."
"Nicht schlimm, Chloe."
Wir bleiben vor dem Empfang stehen, vor welchem sich mittlerweile die ein oder anderen Patienten angesammelt haben. Das Attest für die Uni zu bekommen wird also nicht gerade zügig gehen. Ich drehe mich hastig weg, weil sich das Kitzeln in meiner Nase wieder breit macht und sich ein Niesen versucht, in die Freiheit zu drängen.
"Riechst du das? Schon wieder dieses- Parfüm.",murmel ich an Jackson gewandt und fahre unzufrieden über meine Augen. Wie kann man ein so, so beißenden Duft tragen? Ich meine, so wirklich. Luana hat das auch immer getragen, Calvin Klein, glaub ich, zumindest meldet sich meine Nase da jedes mal aufs Neue.
"Möchtest du draußen warten?"
"Sicher?"
Er nickt nur und küsst mich kurz, ehe ich mit schnellen Schritten los laufe, nur, um mich kurz darauf durch die Tür zu schieben. Schniefend lasse ich mich auf den Treppen nieder und lehne mich gegen das Gitter. Nervig, eindeutig. Und im Krankenhaus rum zu Niesen ist wahrscheinlich auch nicht die beste Idee, besonders nicht in so einer Abteilung, denke ich zumindest.
"Bist du auch krank?"
Ich zucke kurz zusammen und schaue mich um, bis mein Blick an den jungen Mädchen hängen bleibt.
"Nein, ich- bin ich nicht. Ich warte auf meinen- Freund.",erkläre ich und schaue sie an.
"Also ist dein Freund krank?"
Sie ist sicherlich erst zwölf, vielleicht dreizehn, höchstens.
"War er, genau. Jetzt muss er- alle drei Monate hierher zur Blutabnahme, um zu schauen, ob er noch- gesund ist."
Ob er noch gesund ist. Ich hoffe, dass er es ist. Wobei Jackson kein schlechtes Gefühl zu haben scheint, erwähnt hat er es auf jeden Fall nicht.
"Deswegen bin ich auch hier."
"Wirklich? Also bist du wieder gesund?"
"Weiss ich noch nicht.",entgegnet sie und zuckt mit ihren Schultern.
"Dann drück ich die Daumen."
"Danke."
Weil sich die Türe öffnet stehe ich langsam auf und lächel sie wieder an, winke ihr kurz zu, was sie mir gleich tut.
"Ganz viel Glück und- Gesundheit."
Sie nickt:"dir- ihm- auch."
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Nicht jedes Kind um dieses Alter herum ist freundlich. Ich meine, die meisten sind es nicht, denke ich, demnach überrascht mich so etwas doch irgendwie.
"Dankeschön."
Seufzend stehe ich auf und husche zu Jackson, welcher mich mit fragendem Blick anschaut.
"Alles in Ordnung?"
"Bestens, Jackson."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top