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Mittwoch, 26.02
Seufzend stehe ich von dem rosanen Überzug des Klodeckels in meinem Badezimmer auf und schalte den Föhn aus, als mir auffällt, dass meine Haare endlich trocken sind. Ich schniefe einmal kurz, um sicher zu gehen, wie viel Luft ich noch bekomme, bleibe dann aber wieder still. Ich sollte mich zusammen reißen. Natürlich sollte ich das. Ganz so einfach ist das nur nicht.
Mir entkommt ein Schluchzen weswegen ich langsam meine Tränen weg wische und mir mein Handtuch ab und dafür das Tshirt von Jackson samt frischer Unterwäsche über streife. Ich bin müde. Ich möchte einfach nur ins Bett und mehr nicht. Zumindest nicht, wenn es darum geht, was gerade machbar ist, dass ich nicht bei Jack sein kann, ist mir nämlich bewusst.
Still schalte ich das Licht aus und laufe in mein Zimmer zurück, nur, um mich kurz darauf auf mein Bett fallen zu lassen. Mein Handy entferne ich von dem Ladekabel und wähle Jacksons Nummer, decke mich bis oben hin zu.
"Hi."
"Hey."
"Was- was machst du?",frage ich leise und höre sofort, wie er seufzt.
"Bin im Bett, du?"
"Wolltest du nicht- mit deinen Freunden weg?"
"Keine Lust ohne dich."
Ich fange an zu schmollen, einfach, weil es mir nicht gerade anders geht:"ich vermisse dich."
"Sehr."
Überfordert bleibe ich still. So sehr. Ich meine, wie lange bin ich weg? Zehn Stunden? Höchstens Zehn. Den Flug habe ich größtenteils damit verbracht, an meiner Salzwasser Fabrik zu arbeiten, genauso wie die Fahrt nach Hause, so einige Tränen hab ich also noch verloren. Mama hat irgendwann aufgeben und nicht mehr versucht, mich auf zu muntern, denn auch wenn ich ihr wirklich dankbar für den Versuch bin, hat es nicht geklappt. Immerhin hab ich die letzten zehn Tage mit Jackson verbracht, und ich denke, dass das einzige, was mich nunmal aufmuntern würde, wäre es gewesen, nicht abreisen zu müssen.
"Ich weiß nicht was ich sagen soll.",gestehe ich worauf Jackson zustimmend brummt. Ich höre wie er schnieft also tue ich es ihm gleich. Was solls? Jack kennt mich mittlerweile gut genug, um sich vorstellen zu können, dass ich mir weiterhin die Augen ausheulen werde, so wie andersherum nunmal auch.
"Magst du- sollen wir- morgen telefonieren?"
"Ruf mich an, wenn irgendwas ist."
Ich nicke, bis mir auffällt, dass er das gar nicht sieht.
"Werd ich. Du auch, ja?",erwider ich stattdessen.
"Ich liebe dich."
Meine Mundwinkel zucken nach oben, verziehen sich kurz zu einem Lächeln. Ich meine, wieso verdammt bedeutet mir das so viel mehr, als alles andere?
"Ich liebe dich auch, schlaf gut, Jackson."
"Schlaf gut, mein Herz."
Ich presse überfordert meine Lippen aufeinander, um das Schluchzen so gut es geht zu unterdrücken, es nicht raus zu lassen. Zögerlich lege ich auf und beende somit den Anruf.
Meine Finger legen sich um das wirklich große Kuscheltier auf meinem Bett. Ein Squishmallow in Art eines Dinos. Das war eine gute Idee. So wie ich meinen habe, welcher mit Mengen von Jacksons Parfüm ein gesprüht ist, hat er seinen, mit meinem Parfüm nunmal. Seufzend stehe ich auf, verlasse mein Zimmer und schluffe den Gang entlang.
Ich öffne die Türe und schiebe mich in Ivans Zimmer.
"Alles gut?"
Ich schüttel den Kopf:"nicht so wirklich."
"Hier bleiben?"
Diesmal nicke ich nur still und lasse mich auf das große Bett fallen. Die Decke wird über mich gezogen, weswegen ich dankend summe.
"Ich hab- weiss nicht. Ich- hab die Wohnung betreten und nichtmal dieses- dieses endlich zu Hause Gefühl gehabt, einfach, weil- keine Ahnung."
Schniefend umarme ich ihn. Das war eine ganz miese Idee. Jackson zu treffen war eine miese Idee. Immerhin waren wir doch daran gewohnt, uns nicht zu sehen, ich meine, es war nichtmal klar, ob wir uns im realen überhaupt so gut vertragen würden, wie es jetzt nunmal der Fall war.
"Das sind nur die ersten Tage, Chloe, bald ist alles wieder gut."
"Ich weiß."
Ich weiss. Mein Leben läuft ab kommender Woche auch wieder geregelt und Jacksons ebenfalls. Zeit um uns die Köpfe zu zerbrechen werden wir mit Sicherheit nicht mehr haben.
"Wie wars?"
"Ich- so wie jedes Mal am Telefon. Ich meine, wirklich. Ich hab mir nicht mal Gedanken gemacht, wie ich sein soll, weil ich weiss, dass er- mich akzeptiert.",erkläre ich und zucke mit meinen Schultern. Weil ich weiß, dass er mich akzeptiert und auch, dass er genauso daneben sein kann, wie ich manchmal nunmal auch.
"Also weiterhin etwas ernstes?",hinterfragt Ivan.
"Etwas ernstes.",wiederhole ich leise und nicke dann. Etwas ernstes. Beiderseitig.
"Das freut mich wirklich, Chloe."
"Mich- auch."
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