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"Chloe-"
Ivan schaut mich an, spricht aber nicht weiter und um ehrlich zu sein, bin ich da auch ganz froh drüber. Meine Gedanken sollten sich ordnen und auch, wenn ich mir sicher bin, dass ich hier noch die ein oder anderen Stunden dran zu knabbern haben werde, schadet es wohl nicht, die nächsten zwei, vielleicht drei Minuten nicht zu reden. Wobei es wahrscheinlich genauso wenig schaden würde, darüber zu reden.
Mein Blick legt sich wieder auf das längliche Stück Plastik auf dem Boden, welches zum Glück nach wie vor nur einen, anstatt zwei Streifen vorweisen kann. Jackson kann ich hiervon nicht erzählen. Ich meine, natürlich könnte ich das. Nur bringt es mir recht wenig, ihn jetzt auch noch nervös damit zu machen, letztendlich wird es nichts als schwierig, einander über ein Telefonat zu beruhigen. Sehen werden wir uns erstmal nicht, immerhin ist er gerade mal etwas mehr als eine Woche weg.
"Sehr wahrscheinlich?"
Ich schüttel den Kopf, lasse ein Schulterzucken folgen. Unwahrscheinlich. Logisch gesehen unmöglich.
"Ich hatte- meinen Eisprung eigentlich nicht in der Zeit, in der- Jackson- hier war, also- Vielleicht- ich weiss nicht."
Absolut nicht. Letztendlich weiß ich überhaupt nichts. Außer, mich unglücklich zu denken, tue ich gefühlt gar nichts mehr, leider, besser macht es meine Laune nämlich nicht.
"Das ist alles nicht so einfach.",murmel ich und lehne mich mit einem Seufzen gegen die kalte Front der Badewanne, was Ivan mir sofort gleich tut.
"Da wird schon nichts sein, Chloe."
"Ich weiss."
"Aber- wieso-"
"Was wäre, wenn? Ich meine, das würde nicht klappen. Ich bin neunzehn und Jackson ist viel zu weit weg. Wie soll sowas hin hauen?"
"Gute Organisation."
"Schwachsinn, Ivan. Eine Woche hab ich das Kind, eine Woche er?"
Ich fuchtel wild mit meinen Armen herum, lasse es aber dann, weil ich weiss, dass letztendlich niemand etwas daran ändern kann. Es gibt kein Kind. Das weiss ich. Und das ist auch gut so. Trotzdem hat mich das hier letztendlich nachdenklich werden lassen. Über alles, und noch viel mehr, als sowieso schon in den vergangenen Tagen.
"Ich weiß nicht mal mehr, wieso ich hier bin."
Von Ivan bekomme ich einen fragenden Blick ab, weswegen ich seufze und mit meinen Schultern zucke.
"Ich hab hier niemanden mehr, abgesehen von dir und Mama. Ich- wieso sollte ich hier bleiben?"
Er macht Anstalt, etwas zu antworten, lässt es dann aber doch. Wie auch nicht? Was soll er schon antworten?
"Jackson hat- wir haben drüber geredet, ob ich- zu ihm ziehe. Ich meine, er hat seine Wohnung und bis Ende des Jahres- hätte ich noch die Chance, danach wird alles schwieriger, weißt du?"
"Du ziehst doch weg?"
Ich nicke langsam und wische über meine Augen:"das ist der Plan."
Das wiederholte klingeln meines Handys zeigt mir, dass die drei, eher vier Minuten mittlerweile um sein sollten. Erneut seufze ich, schaue skeptisch auf den rosanen Schwangerschaftstest.
"Nichts."
"Na siehst du."
Ich umarme ihn still. Meine Hand legt sich auf meinem Mund ab, in der Hoffnung, mein Schluchzen damit ersticken zu können.
"Ist doch gut, hm? Du musst nicht weinen, Chloe."
Langsam nicke ich. Auch das weiss ich. Mit Drama und Tränen erleichtere ich mir nichts.
"Okay, komm."
Ivan steht auf und zieht mich kurz darauf auch hoch.
"Wohin?"
Ich werde aus meinem Badezimmer raus und stattdessen die Treppen nach unten geschoben.
"Wir schauen Filme. Ich frag Mama auch, so, wie früher, in Ordnung?"
"Sicher?"
"Natürlich."
Wir halten in der Küche an ehe Ivan die Packung mit Eis aus dem Gefrierschrank holt.
"Welchen Film?",hinterfrage ich, um gar keine Ruhe aufkommen zu lassen.
"Was auch immer du willst."
"Weiss nicht."
"Clouds?"
Sofort schüttel ich den Kopf und ernte dafür einen fragenden Blick von meinem Bruder.
"Jackson und ich wollten den letztens schon schauen, aber- ich- es geht um Krebs, ich kann keine Filme schauen, wo es darum geht.",murmel ich und zucke mit meinen Schultern. Das letzte Mal hat nicht gut geendet, letztendlich ist zwar Jackson derjenige, der das durchmachen musste, mein gejammer in der ersten halben Stunde hat Jack aber sicherlich nichtmal Zeit dazu gelassen, überhaupt darüber nach zu denken.
"Da hab ich nicht dran gedacht, tut mir leid."
Ich nicke und umarme ihn still. Alles wird wieder besser. Morgen. Ich bin mir sicher, dass es das wird.
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