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Warnend schaue ich die junge Kellnerin an. Zwanzig. Höchstens zwanzig. Hübsch ist sie allemal, standardmäßig. Helle Haut, braune Haare, blaue Augen, vielleicht etwas schmal aber für viele sicherlich ein Blick wert.
"No Problem, Love.",äffe ich sie nach und trinke unzufrieden von meiner Cola, wofür ich ein Lachen von Jackson ernte.
"Reg dich nicht auf, Chloe."
"Weißt du schon, was du willst, Love?"
Ich schiebe seine Hand von meinem Oberschenkel runter und verschränke die Arme vor der Brust, woraufhin mein T-Shirt von Jackson sofort zurecht gezupft wird. Trotzig ziehe ich es wieder runter und lehne mich zurück. Meine Lippen verziehen sich zu einem Schmollen.
"Es ist respektlos, dass sie so handelt, obwohl klar ist, dass du nicht allein hier bist.",erkläre ich und wende meinen Blick ab, weil ich ihn nicht weiter ankeifen möchte, sich das aber als gar nicht so einfach entpuppt.
"Chloe."
"Egal."
"Ich muss freundlich sein, Chloe, sie ist-"
"Die Tochter einer Freundin deiner Mutter, ich weiss, Jackson."
Seine Finger legen sich auf meine Wange, seinem Versuch, mich zu sich zu drehen, gebe ich trotzdem nicht nach.
"Ana ist ein Fall für sich, Chloe, nichtmal Mama mag sie."
Ein Schnaufen kann ich mir nicht verkneifen:"Ana."
Ich räuspere mich und lasse die gefüllte Gabel in meinem Mund verschwinden, um irgendetwas machen zu können.
"Bist du jetzt traurig?"
"Ist sowas- dein Typ?"
"Du-"
"Ehrlich, Jackson, nicht das, was du denkst, was ich hören will."
"Ich find sie nicht attraktiv?"
"Sie dich aber anscheinend?",merke ich an.
"Ich hab dich, also kann mir das egal sein?"
"Mir aber nicht?!"
Jackson pustet Luft aus, absichtlich bemerkbar, was mir ebenfalls ein seufzen entlockt.
"Für mich bist du am schönsten, das weißt du, hm?"
"Das ist was Anderes."
Statt noch etwas zu erwidern, zieht Jackson mich zu sich, weswegen ich ergeben meine Arme um ihn schlinge.
"Ist irgendetwas passiert? Wieso bist du so traurig?"
Langsam schüttel ich den Kopf. Passiert ist nichts. Zumindest nichts erwähnenswertes. Abgesehen von dem Punkt, dass Jackson nicht reagiert, auf die Anmerkungen, welche Ana von sich gibt. Ich meine, muss er nicht. Meine Aufregung sollte er trotzdem verstehen können. Wir sind zusammen. Natürlich sind wir das. Nur eben weiterhin in einer Fernbeziehung, ganz egal, was geplant ist und was nicht. In weniger als zwei Wochen bin ich weg. Weg aus London und weg von Jackson. Ich schüttel den kopf, um meine Gedanken erstmal wieder zu verdrängen. Alles mögliche überdenken kann ich immernoch wenn ich zu Hause bin, die letzten Tage lasse ich mir auf jeden Fall nicht kaputt machen von Ana.
Ich schniefe und wische über meine Augen ehe ich mich wieder von Jackson löse und stattdessen dem Essen zu wende.
Weil ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Jack aufsteht, blicke ich ihn letztendlich doch wieder fragend an.
"Wir gehen, komm schon."
"Jetzt?"
"Du bist traurig, wir müssen nicht hier bleiben."
Mir entkommt ein seufzen, und auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob er das überhaupt ernst meint, rutsche ich von der Bank runter und schiebe uns aus dem kleinen Lokal raus.
"Ich- wollte kein Drama machen, aber-"
"Hast du nicht, Chloe."
Schmollend umarme ich ihn. Das ist gar nicht gut. Ich sollte meine Gefühle, Gedanken, oder was auch immer mich beeinflusst, wirklich unter Kontrolle halten. Natürlich sollte ich das. Ich räuspere mich und blicke Jackson an, deute auf seinen Wagen.
"Darf ich fahren?"
"Chloe-"
"Ich fahr immer vorsichtig.",beschwichtige ich und piekse in seine Seite.
Mir wird der Autoschlüssel entgegen geworfen, welchen ich sofort hektisch auffange und ein:"dankeschön.",summe.
Ich lasse mich in den Sitz sinken, sehe, wie Jackson es mir gleich tut.
Unsere Finger verschränken sich wieder miteinander weswegen ich ihn kurz anlächel, mich letztendlich aber wieder dem los fahren zu wende.
Nachdenklich schaue ich auf die Straße. Mir ist nicht wirklich danach, zu reden, weswegen ich das Radio lauter stelle.
"Ich kann- verstehen, wenn du es dir anders überlegst. Ich bin ein schwieriger Mensch und an deiner Stelle würde ich auch nicht mit mir zusammenziehen. Ich werde-"
"Chloe?"
Ich blicke ihn fragend an:"hm?"
"Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, dich hier zu haben, und daran wird sich so schnell auch nichts mehr ändern."
Langsam nicke ich. Für mich auch nicht. Für mich ganz sicher nicht. Trotzdem könnte ich es wohl nachvollziehen, sollte er sich umentscheiden.
"Wohin fährst du, hm?"
"Weiss ich nicht. Ich- einfach weg, denke ich."
Weg. Einfach weg, ohne, dass irgendjemand einen Keil zwischen uns treibt, ohne, dass Jackson krank ist und vorallem ohne den Punkt, an dem ich wieder gehen muss. Ich puste konzentriert Luft aus, um nicht wieder die nächsten Tränen zu verlieren. Das wird. Alles wird.

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