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Müde setze ich mich auf, kann mir dabei ein Gähnen nicht verkneifen. Mein Blick wandert zu meinem Handy, welches mir sofort verrät, dass es kurz nach sieben am Morgen ist. In knapp zwei Stunden müssten wir also aufstehen und uns fertig machen, um dann nunmal ins Krankenhaus zu fahren.
Ich rutsche an die Bettkante um aufzustehen und schaue mich überfordert um. Leise schiebe ich mich durch die Türe und somit nunmal auch aus Jacksons Zimmer heraus.
Im vorbeilaufen werfe ich einen Blick in das kleine Zimmer, mit den verschiedenen Sportgeräten, meine Vermutung, dass er sich da mitten in der Nacht sicherlich nicht aufhält, wird aber bestätigt. Ich bleibe stehen und schaue von dem weißen Geländer runter, welches mit freie Sicht auf das Wohnzimmer bietet. Vielleicht hätte ich meine Brille einziehen sollen. Zumindest würde ich dann erstmal mehr sehen.
Seufzend öffne ich die Tür zu dem großen Balkon hier oben.
"Hey, was machst du hier?",frage ich leise. Ich lasse mich neben ihm auf dem Außensofa nieder, als mir auffällt, wie er schnieft. Sein Blick ist weiterhin nur geradeaus gerichtet.
"Geh ins Bett, Chloe. Ich komm gleich auch wieder."
"Du weinst?",bemerke ich überrascht.
"Nein."
"Doch, natürlich."
Er bleibt still und lehnt sich nach hinten, entlockt mir damit ein seufzen.
"Jackson-"
Meine Arme schlingen sich um ihn und ziehen ihn sogut es geht an mich. Sofort legt er seinen Kopf auf meiner Brust ab. Bei mir machen sich die Tränen auch schon wieder bereit, trotzdem bleibe ich still. Das hier ist um einiges schlimmer. Auch, wenn ich erwartet hab, dass Jack ein paar Reaktionen oder Gefühle zeigt, ist das hier ganz und gar nicht gut.
"Ich will das einfach nicht nochmal."
"Schon gut, Jack, ich weiss."
Beruhigend fahre ich über seinen Rücken und seufze erneut, als mir auffällt, wie kalt Jackson ist. Es ist kühl draußen und ohne Tshirt hier zu sitzen, ist vielleicht nicht ganz vorteilhaft. Ich meine, eine Erkältung wäre jetzt doch überhaupt nicht gut, oder?
"Du hast selber gesagt, dass wir nicht wissen, was passiert."
Meine Lippen pressen sich kurz aufeinander, einfach, um mein Schluchzen nicht vollkommen raus zu lassen. Das macht es nicht besser. Natürlich nicht. Einer muss doch ruhig bleiben, oder? Und wenn er es gerade nunmal nicht sein kann, dann sollte ich zumindest nicht auch noch nachgeben.
"Ich hab doch keine Ahnung davon, Jackson. Was weiß ich schon von Medizin?"
"Ich kenn dich gut genug um zu wissen, dass du Stunden mit lesen verbracht hast, bis du den Durchblick hattest. Vertue ich mich?"
Ich murre unzufrieden und murmel nur ein:"nein.",weil er es damit nunmal eins zu eins auf den Punkt getroffen hat.
"Du wirst mit kommen, oder?"
"Immer."
Fünf Tage die Woche, und das, für mehr als vier Wochen. Die wirklich super nette Ärztin hat uns die ersten Termine schon gegeben, je nach dem was sich ergibt, wird es vielleicht nunmal auch noch einige Zeit länger brauchen, bis Jackson die Strahlentherapie vollkommen hinter sich hat.
"Wir schaffen das, versprochen. Du bleibst heute erstmal den ganzen Tag im Bett und ruhst dich aus- und wir könnten deine Haare färben, wenn du Fit bist, das wolltest du doch, oder? Dunkelbraun? Schwarz?",schlage ich vor.
"Schwarz."
"Genau. Wir fahren vor dem Termin noch in die Drogerie und kaufen Haarfarbe."
"Lucy hat noch welche.",murmelt er und drückt mich noch ein bisschen mehr an sich.
"Noch besser."
Sanft kratze ich über seinen Nacken, weil ich weiss, dass er das mag.
"Soll Lucy doch mit ins Krankenhaus? Wenigstens heute?"
"Lieber nicht. Mit dir ist- es ruhiger."
Es ist gestern doch ganz schön eskaliert zwischen den Beiden. Einfach nur, weil Lucy darauf bestanden hat, dass sie mit ins Krankenhaus kommt, Jackson das aber strikt verweigert hat. Mit der Begründung, dass sie zur Schule müsse, ich bin mir aber sicher, dass es nicht nur daran liegt.
"Wir legen uns noch eine halbe Stunde ins Bett, zum warm werden, in Ordnung?"
Jackson nickt, weswegen ich langsam aufstehe und ihm auffordernd meine Hand entgegen halte. Still laufen wir den breiten Gang entlang, bis wir wieder in sein Zimmer einbiegen.
Ich lasse mich auf dem so verdammt bequemen Bett nieder, damit Jack es mir gleich tut.
"Na komm her."
Ich breite meine Arme aus und lächel ihn leicht an. Sofort rückt er zu mir und legt seinen Kopf wieder auf meiner Brust ab, schlingt seine Arme um mich.
"Alles wird gut."
"Wenn du das sagst ist das nicht sonderlich glaubhaft, Chloe."
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Das kann ich nach vollziehen.
"Nein, wirklich. Ich glaube fest daran, mi Corazon."
Lächelnd küsse ich seine Stirn und schließe meine Augen. Es muss alles gut werden.

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