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"Trink nicht aus Gläsern.",murmel ich und bleibe dann wieder still, um mich konzentrieren zu können. Etwas umständlich verteile ich etwas von dem goldenen, groben Glitzer auf Lucy's Wangenknochen, darauf bedacht, ihr Make-up damit nicht zu zerstören. Sonderlich passend zu Halloween ist es nicht ausgefallen, damit hätte Lucy aber rechnen sollen, mir freie Wahl zu lassen war nicht die schlauste Idee. Trotzdem sieht es wirklich gut aus, größtenteils auf Gold und schwarz bezogen. Die Tatsache, dass sie am Ende noch den ein oder anderen Tropfen Kunstblut darauf verteilen und es somit in meinen Augen missstalten wird, stört mich vielleicht ein Bisschen. Ein ganz ganz kleines Bisschen.
"Nicht du auch noch."
"Vorsicht ist besser."
"Jackson nervt mich die letzten drei Tage schon damit, Chloe, ich lass mein Glas schon nicht unbeaufsichtigt.",entgegnet sie und lässt ein seufzen ab, weswegen ich skeptisch summe. Ich weiss, dass Jack sich Gedanken gemacht hat, ich meine, verständlich, Lucy hingegen scheint das ganze ziemlich auf die leichte Schulter zu nehmen. Auf Jacksons Angebot, dass wir ja mit kommen könnten, hat sie nur mit gequengel reagiert und es schlichtweg abgelehnt. Während sie also jetzt auf irgendeine überfüllte Hausparty am anderen Ende der Stadt geht, bleiben Jackson und ich hier, im warmen, mit Essen und Filmen, raus hatten wir beide nämlich keine große Lust.
"Fertig."
Ich lege die Sachen ordentlich zusammen, weil es Lucys Zeug ist und ich wahrscheinlich nicht einfach alles so hinterlassen sollte.
"Dankeschön."
"Viel Spaß dir dann und-"
"Ich pass auf mich auf.",unterbricht sie mich sofort und umarmt mich flüchtig.
"Das ist gut.",entgegne ich. Schmunzelnd winke ich ihr zu und schluffe langsam aus dem recht kleinen, aber wirklich hübsch eingerichteten Zimmer raus. Kleiner als Jacksons ist es auf jeden Fall, im Gegensatz zu ihm, geht ihre Tür von hier aus auch nicht ins Bad, sondern in ihr Ankleidezimmer, welches widerrum echt geräumig ist.
Ich biege ab und schließe die Türe hinter mir ab, um nicht nochmal aufstehen zu müssen.
"Hi."
"Chloe."
Nachdenklich schaue ich Jackson an. Er liegt still mit seinem Laptop vor sich auf dem Bett. Das große Pflaster an seiner Seite löst sich schon wieder langsam, auch wenn er es eigentlich noch drei Tage drauf lassen sollte, denke ich, wäre es wohl angebracht, es einfach schonmal ab zu machen. Ich meine, was kann schon passieren?
"Darf ich?",frage ich und deute auf das Pflaster worauf Jackson zögerlich nickt. Ich lasse mich neben ihm auf dem Bett nieder und schiebe meine Beine unter die Bettdecke, ziehe diese etwas hoch, weil Lucys Zimmer einer Eistrue gleicht und ich somit etwas unterkühlt bin, zumindest fühlt es sich schwer so an.
"Unikram?",will ich wissen und fange an, nebenbei den Kleber rundherum zu lösen.
"Bin fertig."
"Endlich."
Endlich. So wirklich endlich. Ich meine, ich hab kein Problem damit, dass Jack Sachen zutun hat, aber es ist Abend und besonders dann würde ich wirklich lieber mit ihm in Ruhe irgendwas machen, anstatt ihm dabei zu zu schauen, wie er trotz Krankschreibung Stundenlang Sachen abtippt. Das Pflaster lasse ich in die mülltonne wandern, ehe ich mich neben ihn fallen lasse und die Narbe begutachte.
"Ist nicht so schlimm.",murmel ich und lege meinen Kopf auf seinem Schulterblatt ab.
"Nicht?"
"Weiss nicht. Hab schlimmeres erwartet, denke ich."
Vorsichtig fahre ich drumherum, lasse es dann aber doch bleiben, weil ich ihm bei meinem Glück weh tue.
Ich hab wirklich etwas schlimmeres erwartet. Genauso, wie beim letzten Mal. Ich meine, ich weiss nichtmal, wieso. Im Endeffekt ist es schlichtweg eine Narbe. Eine Narbe und mehr nicht.
"Wenn du mich los lässt, dreh ich mich um."
Sofort lasse ich von ihm ab, nur um kurz darauf meinen Kopf wieder auf seiner Brust ab lege. Meine Arme schlingen sich feste um ihn, einfach, um den letzten Abstand noch zu verringern.
"Was machen wir?"
"Wir könnten- einen Film schauen. Oder wir spielen, Fifa, oder so, Ivan hat stundenlang gebraucht, aber mittlerweile hab ich es drauf, wirklich.",beschwichtige ich und ernte dafür ein leises Lachen von Jack.
"Wirklich."
"Ich glaub an dich."
Wegen dem ironischen Unterton in seiner Aussage, verdrehe ich nur meine Augen und ziehe leicht an seiner Haarsträhne.
Die Bettdecke wird mehr über uns gezogen, weswegen ich zufrieden summe und meine Beine unter seine schiebe.
"Was wird das?"
"Wärme."
Ich lächel Jackson still an, bekomme einen kuss aufgedrückt, zu kurz, meiner Meinung nach, aber immerhin.
"Du siehst hübsch aus, ich mag es lieber wenn du ungeschminkt bist. Ich meine- du bist immer schön, du weißt schon."
Schmunzelnd schaue ich ihn an:"ich weiss schon, Jack, ja. Dankeschön."
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