4

Freitag, 21.02

"Fuck, wieso ist es hier so voll?",murmel ich und schaue entgeistert zu Jackson, als wir endlich die Rolltreppen erreichen.
"Ich habs dir gesagt."
"Elena meinte, man muss das Harrods gesehen haben.",argumentiere ich.
"In den meisten Fällen lohnt sich das aber nicht. Für- Weihnachtskram und Mitbringsel vielleicht noch, aber so richtig Zeit dich um zu schauen hast du nicht.",erklärt er worauf ich nicke. Das hab ich gemerkt. Auch, wenn die vielen Designertaschen für mich wirklich anziehend sind, von den etlichen Highheels wollen wir gar nicht anfangen, es war wirklich kaum genügend Platz dort, um sich zusammen mit den vielen Anderen um zu schauen. Fündig bin ich in der Abteilung für Kosmetik trotzdem geworden, und das auch nicht gerade wenig. Ob sich die halbe Stunde gelohnt hat, die wir in der Schlange zur Kasse standen, weiss ich um ehrlich zu sein trotzdem nicht.
"Und wieso sind hier alle so- so angezogen?! Wer geht so chic schon einkaufen? Wenn ich sehe, wie streng dieser Zopf ist, bekomme ich automatisch Kopfschmerzen."
Ich deute kurz in Richtung der Gruppe mit teils auch eher jüngeren Frauen, welche sicherlich nur ein paar Jahre älter sind, als wir. Durch die strengen Frisuren und biederen Kleider wirken sie aber um einiges älter, so, wie die meisten hier. Anständig anziehen und so etwas tragen, sind zwei verschiedene Sachen.
"Mit Rucksack und Jogginghose kommst du hier nicht rein, Chloe."
Mein Blick wandert kurz an ihm runter bevor ich nicke. Die karierte, engzulaufende Hose sieht mit den weißen Airforce nicht wirklich elegant aus, aber um einiges erwachsener, als die zerrissenen Jeans oder irgendwelche Jogginghosen, in denen er sonst nunmal die meiste Zeit herum läuft. Also hab ich mich in die wirklich hübsche Ledershorts gezwängt, welche zusammen mit der Strumpfhose zwar nicht sonderlich warm hält, mit meinen schwarzen Chelseaboots aber doch echt schön aussieht. Zumindest fühle ich mich wirklich wohl darin.
Wir verlassen das riesige Luxuskaufhaus weswegen ich erleichtert die frische Luft ein atme. Meine Finger legen sich um den anhänger meiner Kette, welcher sich in Schnörkeligen Buchstaben zu Jackson verzieht.
"Hey, Chloe."
Sofort schaue ich zu Jack und nicke fragend:"hm?"
"Leg deine Sachen ruhig hinten ab."
Er öffnet die Tür seines Autos, welches er gestern früh nebenbei schnell abgeholt hat, seinen Geburtstag haben wir nämlich zu zweit verbracht. Caitlyn hat darauf bestanden, dass er es keinen Tag vor seinem Geburtstag bekommt und hat da auch keine Ausnahme akzeptiert, Mom hat mir aber verraten, dass das nur daran lag, dass es früher noch nicht abholbereit war.
Ich räuspere mich und lege meine Sachen auf der Rückbank ab. Meine kleine Tasche mit Handy, Portmonee und Zimmerkarte hänge ich mir einfach wieder um und ziehe mir meine Kapuze über, denn der andauernde Nieselregen hier, tut meinen Haaren tatsächlich kein Stück weit gut. Das erste und einzige Klischee, dass London zu erfüllen scheint.
Sofort lasse ich mich auf dem Beifahrersitz nieder und beobachte Jackson still, wie er um das Auto herum joggt und sich neben mich setzt. Der Motor wird gestartet, los fährt er aber noch nicht. Stattdessen zieht er seine Jacke aus und legt sie über meine Schultern, weswegen ich sofort den Kopf schüttel.
"Zieh deine Jacke wieder an, Jackson, es ist kalt."
"Schon gut, die Heizung- wird gleich warm."
"Jack-"
"Wir diskutieren nicht.",unterbricht er mich. Ich verdrehe schmunzelnd meine Augen, drücke ihm kurz meine Lippen auf seine, flüster nur ein:"dankeschön.",mittendrin.
Jack schaut mich kurz an und drückt meine Hand leicht, bevor er sich räuspert und sich der Straße zuwendet, um los zu fahren.
"Es ist wirklich schön hier. Ich meine, irgendwie anders als zu Hause.",bemerke ich und schaue aus dem Fenster. Es ist schon Abend, mit sicherheit kurz nach Acht und auch, wenn wir eigentlich heute noch ausgehen wollten, bin ich ganz froh, dass wir den Abend doch im Hotel verbringen. Mom und Caitlyn waren heute Mittag mit uns in der Stadt, sind dann aber doch recht schnell wieder gegangen, ich denke, damit wir auch etwas Zeit allein haben. Vielleicht war es keine gute Idee, dass meine Mom mitgekommen ist, die meiste Zeit verbringen wir eigentlich zu zweit. Aber andererseits hätte das hier auch ein vollkommener Reinfall werden können, ob Jackson und ich uns verstehen würden, war anfangs immerhin unklar.
"Die Leuten hier sind freundlicher."
"Meine Schwester war mal in Barcelona, auf Kursfahrt. Lucy hat sich über die Menschen am Flughafen total aufgeregt.",erwidert Jack belustigt weswegen ich sofort nicke.
"Immer. Ein Tattoo zu viel? Vorurteile schlagen zu."
Ich lehne mich zurück und beobachte ihn wieder still. Unter dem schwarzen Langarmshirt malt sich seine Kette ab, seine Ärmel sind etwas hoch geschoben, so, dass sich auch hier Ringe und das schwarze Lederband mit der Gravur, welches meine einzige und leider auch beste Idee war, was eine Aufmerksamkeit zum Geburtstag betrifft, zeigen. Okay, er trägt wirklich viel Schmuck. Ich meine, verdammt, ihm steht das wirklich, besonders die kleinen, schwarzen Ohrstecker und der glitzernde Nasenstecker passen echt zu ihm, vielleicht auch, weil ich ihn nicht anders als so kenne.
"Alles gut?"
Ich zucke kurz zusammen, weil ich wieder in meinen Gedanken abgedriftet bin.
"Alles bestens.",antworte ich leise. Ich setze einen Kuss auf unsere miteinander verschränkten Hände.
"Mir bedeutet das hier wirklich viel, Chloe. Sogar so unbedeutende Sachen, wie- dich reden zu hören, dich morgens zu sehen wenn ich- aufstehe. Keine Ahnung was ich sagen soll, aber du verstehst schon, was ich meine.",erzählt er und zuckt mit den Schultern. Ich hab nichtmal erwartet, dass mir das so viel bedeuten würde. Trotzdem ist es wohl so. Und verdammt, ich kann mir vorstellen, dass es jetzt nur noch schwieriger werden wird.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top