34

Nachdenklich schaue ich an die weiße und sorgfältig gestrichene Wand. Ich weiss nicht, was ich tun soll. Nicht, was ich sagen und nichtmal, was ich denken soll. Letztendlich bin ich nichts als froh, Jackson zu sehen und die letzten Stunden oder wohl eher ersten Stunden einfach nur mit ihm sein zu können.
"Ich liebe dich so.",flüster ich, und das leider zum sicherlich zehnten Mal in der letzten Stunde. Aber was solls. Ich liebe ihn, also kann ich das doch auch klar machen. Egal wie oft, immerhin sind es andere Umstände, ab morgen, vielleicht übermorgen sollte sich der Gebrauch dessen aber wieder reduzieren, denke ich zumindest.
"Ich dich auch, Chloe, ist schon gut."
Meine Arme legen sich wieder feste um ihn, meine Beine wickeln sich auch wieder um sein Becken, um den Abstand zwischen uns noch zu verringern.
"Magst du reden?"
"Wie- geht es dir?",will ich wissen, als mir auffällt, dass selbst das noch nicht durch gesprochen wurde. Jack hat mich abgeholt, vom Flughafen, und jetzt liegen wir seit sicherlich zwei Stunden still in seinem Bett und tun schlichtweg gar nichts, nichtmal reden. Nur die Fahrt verlief weitestgehend gut, nicht so gesprächig wie sonst, aber immerhin.
"Besser, und dir? Du siehst nicht gut aus."
Ich wische über meine Augen und seufze:"auch besser."
Auf Make-up hab ich schon verzichtet, nachdem die dunklen Schatten unter meinen Augen sich partout nicht abdecken lassen haben. Ich weiss nichtmal, ob ich alles eingepackt hab, was ich brauche, meinen Koffer gepackt hab ich heute morgen im halbschlaf und ich bin mir sicher, dass das ohne Ivans Aufforderungen zeitlich überhaupt nicht hin gehauen hätte. Der Tag wär um einiges einfacher gewesen, hätte ich noch einen Direktflug ergattern können. Stattdessen hab ich drei verdammte Stunden in München warten müssen, um meinen Anschluss nach London wahrnehmen zu können. Als ich dann endlich mal angekommen bin, war der Tag so gut wie rum, zumindest der Mittag, mittlerweile ist es kurz nach sieben am Abend und bis Jackson los muss ins krankenhaus ist es nicht mehr wirklich lange.
"Du hast nicht viel geschlafen, hm?"
"Nur ein bis Bisschen."
"Du kannst dich ausruhen."
Verwirrt schaue ich ihn an und schüttel den Kopf:"schlafen kann ich immernoch."
Ich setze mich langsam auf und seufze, während meine Finger über seine Schläfe fahren. Er wirkt ruhig. Nicht aufgewühlt, nicht nervös, einfach ruhig.
"Was denkst du, Jackson?"
"Hm?"
"Machst du dir keine Gedanken?"
"Bin einfach froh, dass du hier bist."
Mir werden seine Lippen aufgedrückt, weswegen ich zufrieden summe und ihn umarme.
"Schon, aber am ende kann ich mit nachdenken nichts an- der Situation ändern, also-"
Zustimmend nicke ich. Natürlich nicht. Nachdenken ändert nichts. Vielleicht sollte ich auch aufhören. Zumindest damit, die Laune zu verderben, Gedanken mach ich mir sowieso.
"Du darfst ab Mitternacht nichts mehr essen, richtig? Sollen wir- aus gehen? oder etwas bestellen? Tiramisu magst du doch, richtig? von diesem Cafe, wo wir letztens waren.",schlage ich vor und fahre nachdenklich über seine Wange.
"Bestellen?"
Ich nicke und schaue kurz raus. Regen, bestellen ist wohl die bessere Möglichkeit von beiden.
"Chloe."
Auffordernd blicke ich Jackson wieder an. Seine grünen Augen mustern mich eindringlich, weswegen ich mit einem unzufriedenen Murmeln auf setze. Er weiss, dass ich das nicht mag, dass ich es nicht mag wenn er offensichtlich versucht, irgendwelche Reaktionen zu schlussfolgern, zumindest nicht, wenn er das bei mir tut.
"Wir- genießen die Zeit einfach, hm?"
Wieder nicke ich. Bis Ende des Jahres sind es noch etwas mehr als zwei Monate, zwei Monate mit Jackson zu verbringen wird gut. Ich meine, er ist jung, er wird sich schnell erholen von der Operation, ganz sicher wird er das. 
Müde strecke ich mich und lasse meine Schultern kurz kreisen, weil sich das Ziehen in meinem Nacken wieder bemerkbar macht. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Jack es mir gleich tut, ehe ich merke, wie seine Finger sich an meinen Rücken legen.
"Ich bin- fünf Stunden geflogen, Jackson, fünf Stunden für- eigentlich zwei."
"Wieso bist du nicht-"
"Flüge sind wieder eingestellt, weil ein paar neue Coronafälle entdeckt wurden. Direktflüge gab es also nur von Ryanair. Ich fliege nicht mit Ryanair, bin nicht lebensmüde.",erkläre ich sofort, weil mir klar war, dass diese Frage die Erste von Jackson sein würde, ernte trotzdem ein leises Lachen von ihm.
"Du machst dir alles selber schwer, Chloe."
"Stimmt nicht."
"Schon."
"Ein Bisschen."
Ich drehe mich ihm entgegen und spitze abwartend meine Lippen, bekomme sofort einen Kuss aufgedrückt. Meine Mundwinkel zucken nach oben.
"Hab dich vermisst, so wirklich, Jackson."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top