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Freitag, 14.02
Nervös schaue ich in die Scheibe, welche mich aber nur blass zeigt. Das Braun meiner hochtaillierten Jogginghose spiegelt sich in meiner karierten Jacke wieder, genauso wie das Rosa meines Tops. Jetzt im nachhinein kann ich wirklich nur sagen, dass ich echt froh bin, mich für Jogginghose und bequeme Sachen entschieden zu haben, denn die Zeit im Flugzeug hat sich doch schon ganz schön gezogen. Vielleicht auch nur, vor lauter Unruhe und Aufregung. Wahrscheinlich nur deswegen, sonst vergehen knapp drei Stunden nämlich wie im Flug.
Ich laufe auf das Kofferband zu, auf welches noch immer neue Koffer geworfen werden und ziehe sofort meinen davon runter, um kurz darauf meine Tasche darauf ab zu stellen.
"Sollen wir?"
Abwartend schaut meine Mom mich an, weswegen ich langsam nicke. Zum gefühlt zehnten Mal in der letzten halben Stunde fahre ich durch meine dunkelbrwunen, hüftlangen Haare. Teils, in der Hoffnung, meine Nervosität dadurch irgendwie in den Griff zu bekommen, vielleicht aber auch, weil ich mich meistens sofort unwohl fühle, sobald meine Haare nicht sitzen und ich das gerade überhaupt nicht gebrauchen kann.
"Ich- glaub schon."
Hastig mache ich mich auf den Weg und rase der Menschenmenge hinterher, mit der ich mir bis vor einer halben Stunde noch das Flugzeug geteilt habe. Um ehrlich zu sein, bin ich so verdammt aufgeregt, dass mir nichtmal danach ist, zu reden.
Ich meine, worüber denn bitte? Auf der Hinfahrt zum Flughafen in Barcelona hab ich Mom schon voll geredet, spätestens nach dem Check-in hat sich meine Unruhe aber bemerkbar gemacht.
Mein Kopf ist zu, mit Gedanken, dabei kann ich nicht mal genau sagen, woran ich denke.
Kurz bleibe ich stehen und schaue überfordert zu meiner Mom, und dann zu Jack, welcher nur gegen die Wand lehnt und mit Caitlyn redet. Die schwarze, eng zulaufende Jeans, das ebenfalls schwarze T-Shirt und die Jeansjacke aus der sich das helle Futter kurz zeigt, als er sich mir entgegen dreht. Ich nicke. Jogginghose ist vollkommen in Ordnung. Anständig sehe ich immerhin trotzdem aus.
Ich laufe noch etwas weiter und bleibe vor ihm stehen, werde aber sofort in eine Umarmung gezogen.
"Chloe."
"Hi.",flüster ich nur und seufze einmal erleichtert, weil ich jetzt doch hier stehe. Nach fast anderthalb Jahren nur telefonieren und schreiben, verdammt.
Wir lösen uns, zu schnell meiner Meinung nach, voneinander weswegen ich unsicher erst meine, und dann seine Mom anlächel. Sofort werde ich von ihr auch in eine herzliche, aber zum Glück kurze Umarmung gezogen. Ich meine, irgendwie ist das schon echt ganz schön überfordernd. Jackson zu treffen, ist für mich schon eine kleine Herausforderung, seine Mom gleichzeitig aber auch noch kennenzulernen, macht das Ganze nicht einfacher.
"Freut mich Sie kennen zu lernen, Miss-"
"Nenn mich doch bitte Caitlyn.",unterbricht sie mich sofort und entlockt mir damit ein schmunzeln. Ein paar Mal, vielleicht zwei- drei Mal, hab ich sie auf jeden Fall schon gehört, mit ihr geredet ebenfalls, nur kurz, wenn Jackson und ich telefoniert haben.
"Na endlich lern' ich dich auch mal kennen. Jackson erzählt ständig von dir, ununterbrochen."
"Ich- hoffe doch nur Gutes."
"Ausschließlich."
Ich lächel sie leicht an und werfe einen kurzen Blick zu Jack, welcher sich ebenfalls mit meiner Mom unterhält. Okay. Ich sollte mich entspannen. Alles ist gut. Natürlich ist alles gut, Mom und Caitlyn vertragen sich bestimmt, Jack und ich hoffentlich auch.
Meine Mom schaut mich an und wendet sich dann Caitlyn zu.
"Wir gehen schonmal, Schatz.",entgegnet sie und deutet auf ihre Tasche. Wir hätten wirklich ehr Geld wechseln sollen. In Barcelona, am Flughafen oder in irgendeiner beliebigen Bank.
Sofort nicke ich und halte ihr mit einem entschuldigendem Lächeln mein Portmonee entgegen, was Mom nur mit einem Schmunzeln hinnimmt, ehe sie und Caitlyn mit den Koffern los spazieren, in Richtung Ausgang. Meine Finger legen sich um die Henkel meiner Tasche bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder dem wirklich so hübschen Jungen vor mir zu wende. Seine braunen Haare hängen wirr auf seine Stirn herunter und ich bin mir sicher, dass er schon etliche Male durch sie gefahren ist, so, wie ich nunmal auch schon.
"Hi.",wiederhole ich und nähere mich Jackson wieder, um ihn wieder zu umarmen.
"Hey, Chloe."
"Weiß nicht was ich sagen soll."
"Geht mir genauso."
Ich lehne meinen Kopf gegen seine Brust und seufze. Ich reiche ihm gerade mal bis zur Brust aber etwas anderes hab ich nicht erwartet, mit meinen 1,62 bin ich nämlich nicht die Größte. Durchschnittlich, denke ich.
"Du siehst wirklich hübsch aus."
Langsam löse ich mich von ihm und lächel Jackson still an, murmel einfach nur ein:"dankeschön."
Unsere Finger verschränken sich miteinander, so, als wäre es selbstverständlich.
Grinsend lege ich den Kopf in den Nacken:"ich bin so aufgeregt."
Zustimmend brummt Jackson vor sich hin, seine vollen Lippen verziehen sind aber ebenfalls zu einem Grinsen und ziehen somit meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Deine Zahnspange ist weg.",bemerke ich überrascht, worauf Jack nickt und leise lacht.
"Wurd ja auch mal Zeit."
"Chic."
Sowas von.
Jack räuspert sich und reißt mich somit aus meinen Gedanken, was wahrscheinlich aber auch fürs erste besser so ist.
"Wie war dein Flug?"
Ich muss schmunzeln während wir uns auch langsam auf den Weg zum Ausgang machen.
"Hinter mir das Kind hat andauernd gejammert und gegen meinen Sitz getreten. Hätte ich nicht im Hinterkopf gehabt, dass ich dich sehen werd, hätten sich meine Nerven wahrscheinlich verabschiedet.",erkläre ich und ernte dafür ein Lachen.
"Ich bleib dabei, dass du-"
Sofort unterbreche ich ihn, indem ich ein kurzes Summen von mir gebe und mit der Zunge schnalze:"Ich bin nicht schnell reizbar."
"Nur nicht."
"Wirklich nicht."
Wieder lacht Jack nur, weswegen ich seufzen muss. Das hier bedeutet mir wirklich viel. Alleine sein Lachen lässt mein Herz kurz aussetzen.
Ich piekse in seine Seite und schaue zu ihm auf ehe wir vor dem hellgelben Wagen stehen bleiben.
"Auffällig."
"Ist Moms.",entgegnet er hektisch was mich wieder schmunzeln lässt. Das hört sich eindeutig wie eine Rechtfertigung an, und nicht, wie eine einfache Anmerkung. Nervös lächel ich ihn an als ich merke wie seine Finger sich auf meine Wange legen.
"Darf ich?"
Sofort nicke ich was Jackson wieder mit einem leisen Lachen kommentiert. Seine Lippen drücken sich auf meine weswegen ich zufrieden summe. Was solls? Man lebt nur einmal, richtig?
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