18

Ich schaue auf den Fragebogen vor meiner Nase. Alles ist ausgefüllt. Weitestgehend. Dass ich mehr als genug geschrieben habe, weiß ich. Dass ich alles geschrieben hab, was nötig ist, ebenfalls. Aber verdammt, das hier ist der letzte Schritt zur Freiheit. Ich meine, sobald ich dieses Ding abgegeben habe, bin ich schlicht weg fertig. Mit der Schule, mir den ganzen Idioten hier, die mir jahrelang schon die Nerven rauben.
Seufzend stehe ich auf und packe meine Tasche so leise es geht zusammen, bevor ich mit meinem Aufgabenbogen in der Hand den Gang lang laufe, bis ich am Tisch der Vertretungslehrerin ankomme. Wortlos lege ich die übereinander liegenden Blätter darauf ab.
Die junge Frau, welche mit sicherheit gerade erst mit ihrem Studium fertig ist, lächelt mich freundlich an, was ich sofort erwider. Ich ziehe mein Handy aus der Seitentasche meiner Handtasche und stecke schonmal meine Kopfhörer in meine Ohren, ehe ich den Klassenraum verlasse. Meine Spotify Playlist stelle ich, wie so oft, auf Shuffle während ich mich auf den Weg mache, endlich das kahle und so unfreundlich wirkende Gebäude zu verlassen. Die Zeit verlief wirklich wie im Flug, aber das ist gut so. Ich werd jetzt erstmal arbeiten, Geld verdienen und mich nächstes Jahr vollkommen auf mein Studium konzentrieren.
Sofort atme ich erleichtert auf als mich die kühlere Luft umgibt. Es ist warm. So so warm. Der Wind tut also mehr als nur gut.
Abgelenkt wähle ich Jacksons Nummer. Nach ein paar, höchstens zwei der allzu bekannten Tutgeräusche ertönen, kurz Geraschel bevor ich ein entferntes:"hey.",höre.
"Ich bin durch.",murmel ich. Mit schnellen Schritten laufe ich zum Strand, welcher zum Glück nicht all zu weit weg ist von meiner Schule.
"Liefs gut?"
"Sehr gut. Hab alles erledigt, hoffe nur, dass ich den Durchschnitt von 1,5 erreiche."
"Sonst- kannst du kein Psychologie studieren?",hinterfragt Jack weswegen ich bejahend summe.
"Exakt."
"Schaffst du."
"Denk ich auch."
Ich rolle meine Haare ein und drehe sie zu einem Dutt, einfach, weil es so verdammt warm ist und die Sonne mal wieder brennt.
"Wo bist du?",will ich wissen.
"Auf dem Weg zum Training."
"Fitnessstudio oder Boxen?"
"Letzteres."
"Geht es deinem Rücken besser? Denk dran, dich nicht so rein zu hängen, Jackson.",erinnere ich ihn weil ich weiß, dass er Gestern halb tot im Bett lag. Von der empfohlenen Schonzeit ist wie schon erwartet nichts.
"Schon viel besser. Keine Sorge, Chloe."
"Wann ist dein nächster Kampf?"
"Freitag. Nichts besonderes, kein richtiger Gegner, denk ich.",entgegnet Jack weswegen ich seufze. Ich hab absolut keine Ahnung wieso, aber er hört sich wirklich nicht ganz glücklich an.
"Ist irgendwas passiert?"
"Hab- Stress mit Mom, halb so schlimm."
"Wegen der Sache mit deinem Dad?",hinterfrage ich neugierig und höre nur, wie Jack bejahend brummt.
"Ich- er hätte lieber, dass ich was richtiges werd, damit ich die Firma irgendwann übernehme, was für mich nie auch nur ein Gedanke war. Mom ist mir auf jeden Fall in den Rücken gefallen, dass- ich ihm doch den Gefallen tun sollte."
"Hast du mit ihr darüber geredet?"
"Nein, keine Zeit."
"Du hast Zeit.",antworte ich sofort.
"Nein."
"Jackson."
"Egal, ich hab dich."
"Du versuchst das mit Caitlyn zu klären, vielleicht nimmst du es ihr zu böse."
Er seufzt, auffällig laut, weswegen ich schmunzeln muss. Ich weiß, dass er sich auch mal schnell angegriffen fühlen kann, und vorallem, dass er genauso schnell trotzig wird, sobald man erwähnt, dass er vielleicht nicht im Recht ist.
"Versprochen?"
"Versprochen.",brummt er nur.
"Schmollst du jetzt?",hinterfrage ich.
"Ja."
Belustigt schüttel ich den Kopf. Ich lasse mich auf dem Stein nieder, welcher den Strand und die Promenade voneinander trennt.
"Was machst du?"
"Ich- war bis eben in der Uni und jetzt sitz ich am Strand um runter zu kommen. Und du? Bist du schon da? Sollen wir auflegen?"
"Ja aber- noch nicht auflegen, bitte."
"Schon gut, ich bleib dran.",flüster ich. Seufzend ziehe ich meine Flipflops aus und vergrabe meine Füße im warmen Sand.
"Ich vermisse dich."
Meine Finger legen sich um meine Halskette, um den Anhänger mit seinem Namen, einfach, weil ich mir das die letzten Wochen angewöhnt habe.
"Ich vermisse dich auch, Jackson."
"Hast du- in den Sommerferien etwas vor? Ich meine- wir sehen uns doch, oder?"
"Natürlich, Jackson."
"Wir könnten zusammen weg fahren, oder fliegen, wie auch immer.",schlägt er vor worauf ich sofort nicke. Als mir wieder auffällt, dass mein Nicken zu wortlos ist, damit Jack es hört, lasse ich es wieder.
"Das klingt wirklich schön. Wir reden da bald in Ruhe drüber, okay? Am Wochenende?"
Ich höre nur, wie Jack bejahend vor sich hin brummt weswegen ich erneut seufzen muss. Ein Urlaub mit ihm wär wohl wirklich eine nette Idee. Nur ein paar Tage, irgendwo, weiter weg und alleine, nur wir zwei nunmal.
"Te quiero."

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