42 . . . die ablenkung

»Heilige Scheiße!«

Reflexartig halte ich mir die Ohren zu, viel zu laut schreit Aria neben mir. So wie sie am Zappeln ist, könnte man glauben, dass sie diejenige ist, die gleich auf geheimer Mission geht. Obwohl ... Auch wenn ich versuche, es zu verstecken, schwippt etwas Elektrisierendes durch meinen ganzen Köper. Das Adrenalin prickelt auf meiner Haut wie kleine Stromschläge, durch die mir immer mehr bewusst wird, was mich erwarten wird. Dazu blicke ich der Bestätigung in dem Spiegel direkt entgegen.

Elegant winkle ich mein Bein an, pose in jegliche Richtungen. Ein langer Stoff, der wenig verhüllt. Schwarze Seide liegt mir mit Spaghettiträgern auf den Schultern, verläuft mit einem tiefen V-Ausschnitt bis kurz vorm Bauchnabel. Meine Brüste fühle sich schwerer, praller und einfach perfekt für dieses Kleid an. Es umschmeichelt meine eher schmale Taille und lenkt von meiner weniger breiten Hüften ab, indem ein Schlitz beim ersten Drittel meines Oberschenkels beginnt.

Es verleiht mir diesen James-Bond-Touch. Verdammt! Ich fühle mich heiß und begehrenswert in diesem Stück Stoff, was meinen nackten Rücken präsentiert. Mein feuerrotes Haar bietet den perfekten Kontrast zu dem edlen Stoff, der dieselbe Farbe wie meine hohen Schuhe und meine Nägel teilt.

»Aria, du bist der Hammer!« Unkoordiniert fahre ich mir mit den Fingern durch die Haare; streiche diese aus meinem Gesicht, um das verführerische Make-up zu bewundern, was Aria federleicht gezaubert hat. »Unglaublich ...«, staune ich weiter.

»Du bist unglaublich, sieh dich doch mal an!« Ihre warmen Hände legt sie auf meinen Rücken. Mit einem gewissen Nachdruck zwingt sie mich, meinen ganzen Auftritt von Neuem zu betrachten.

»Woher habt ihr das alles?«

»Keine Plan«, gibt Aria zu und zuckt ahnungslos mit der Schulter. »Mamma-«

»Ich habe nur von Savio gesagt bekommen, wo ich die Sachen abzuholen habe«, spricht die Mutter aller Ballinis für sich selbst.

Er hat es für mich ausgesucht? Unbewusst fahren meine Hände über meinen Körper, den Savio auswendig kennt.

Ihre Lippen sind von einem liebevollen Lächeln geziert, was sich auflöst, als sie mich mit offenem Mund bestaunt. »Cielo! Sembri una dea!« Himmel! Du siehst aus wie eine Göttin!

Jetzt ist nicht nur mein Haar feuerrot. »Grazie.«

Fest hält sie mein Gesicht in ihren Händen, taxiert jede einzelne Sommersprosse. »Wir müssen ein Foto von euch machen! Er trägt einen Anzug, der perfekt zu deinem Outfit passt.«

»Ein Foto?«, hake ich nach. Unsicher lache ich auf, blicke hilfesuchend zu Aria, die empathisch wie ihre Mutter, klatscht.

»Ma, warte, ich hole den kleinen Casanova!«

»Va bene«, sagt Maria und bestaunt mich vollkommen verträumt. Die zierlichen Finger wickeln mein Haar ein, wie meine Mommy damals. Sie liebte es genauso, mit meinem Haar zu spielen. Immer wenn mich die andern Kinder damit geärgert haben, welche Farbe ich doch auf dem Kopf habe, ließ sie es nie aus, genau diese Kupferfarbe zu lieben. Genauso wie Maria in diesem Moment.

Meine Hände schlinge ich um die weiche Taille von Savios Mutter. Fest drücke ich sie an mich. Freiwillig, wie ich bemerke. Es war ein Instinkt, der mich meine Arme immer fester um die Frau schlingen lässt, die mir in diesem Moment genau dasselbe entgegenbringt, wie meine Mommy damals.

Ihr heißer Atem streift meinen Brustkorb, dadurch, dass sie kleiner ist als ich. »Nimm meinen Sohn genauso in den Arm«, flüstert sie ihre Bitte. »Er wünscht es sich, vertrau mir«, sind die letzten Worte, bevor sie sich aus der Umarmung befreit.

Feste Schritte bringen den Boden unter uns zum Beben. Er kommt. Deswegen hat sie sich gelöst? Wieso? Weil sie nicht möchte, dass er weiß, wie sehr sie sich schon die ganze Zeit über bemüht, mich auf seine Gefühle aufmerksam zu machen? Oder, weil ...

Die Zeit bleibt stehen und die Begeisterung von Aria und ihrer Mutter dringen kaum wahrnehmbar zu mir durch. In diesem Moment gibt es nur ihn und mich, nein, nicht einmal mich. Denn alles, was ich sehe, alles, was ich will, ist er.

Maßgeschneidert schmiegt sich das weiße Hemd an seinem muskulösen Oberkörper. Er hat darauf geachtet, dass man die dunkle Tintenkunst durchsieht. Genauso wie ich es liebe. Einzig die schwarze Weste, die aus demselben Stoff wie mein Kleid besteht, hindert mich daran, mich beim Anblick der schwarzen Verzierungen auf seiner Haut zu verlieren. Doch das nehme ich ihn nicht übel. Dafür hat er die ersten Knöpfe seines Kragens geöffnet und trägt Manschettenknöpfe, dessen Farbton das Feuer meiner Haare widerspiegelt.

Beide hatten recht. Er hat unsere Outfits aufeinander abgestimmt. Überdies kupferfarbene Ringe seine Finger schmücken und ein dunkler Lidstrich das dunkle Gestein in seinen Augen beton. Vergessen wir, was ich zu seinen Bruder gesagt habe – Savio ist derjenige, der perfekt neu definiert. Und diese Definition ist meine Liebste.

Er bleckt sich die Unterlippe, was ein Kribbeln in meinen Lippen auslöst. Mir entgeht nicht, wie unverhohlen er alles an mir mustert. Wie denn auch, wenn ich jetzt schon das Gefühl habe, dass seine Hände überall auf mir liegen? Es wühlt mich auf und erregt mich zugleich. Besonderes, als unsere Blicke aufeinandertreffen.

Unser intensive Blickkontakt wird unterbrochen. Irgendwas erscheint wendelnd vor meinem Gesicht und ...

»Erde an Karoline«, reißt mich Aria aus der Trance. Der Engel grinst mich süffisant an. Fuck. Ihr ist wohl nicht entgangen, was sich gerade zwischen Savio und mir abgespielt hat. Nicht nur ihr.

Innerlich ziehe ich dreimal ein Kreuz vor meine Brust, um mich vor dem triumphierenden Grinsen von Mamma Ballini zu schützen. Oh nein ...

»Kinder! Kommt! Nimmt euch in den Arm«, dirigiert sie uns. Durch die aufdringliche Geste mit ihren Händen komme ich Savio schneller näher, als es mein Bewusstsein verarbeiten kann.

»Che carina!«, kommentiert Aria unseren Auftritt. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir befinden uns wirklich in einen Film und Aria ist die junge Frau, die aufgeregt vor dem Fernseher sitzt und die Spannung kaum aushalten kann.

Doch das kann ich selbst nicht.

»Du raubst mir den Atem«, haucht er mir ins Ohr. Nicht nur mein Verstand setzt in diesem Moment aus – mein Körper hat sich auf Autopilot umgestellt. Meine Nippel werden hart und ich bete darum, dass der Stoff dick genug ist, um meine Erregung zu verhüllen.

Er legt seine Hand um meine Hüfte, dass sie zum Teil schon mein Oberschenkel in Besitz nimmt. Himmel sei Dank, dass es das Bein ist, wo der Stoff zu keinem Schlitz geschnitten ist. Unsere Haut, nackt aufeinander, würde mich mehr aus dem Konzept bringen als jetzt schon.

Konzentrier dich, Karoline, scheiße ich mich insgeheim selbst zusammen, du darfst nicht schwach werden und vergessen, was ...

Ich beiße meine Zähne aufeinander.

Ganz sachte, beinah nur wie eine bloße Einbildung, streicht mir Savio die eine Strähne über die Schulter, die meinen Nacken vor purer Entblößung gehindert hat. Doch die Reaktion meines Körpers auf diese Geste von Savio unterstreicht, dass es sich nicht um eine Einbildung handelt. Alles in mir konzentriert sich auf den Punkt an meiner Halsbeuge, der mit seinen Fingern in Kontakt kam.

»Wegen dir werde ich mich gleich verspäten.« Würde sein heißer Atem der einzige Grund sein, weshalb ich scharf die Luft einziehe ...

Zwischen meinen Pobacken drückt sich seine harte Erektion, wegen der sich meine Nippel jetzt definitiv durch mein Kleid abzeichnen. Egal wie dick das Material ist. Fester drückt er mich, was mich seinen harten Schwanz noch mehr spüren lässt. Er wächst immer mehr zwischen meinen Arschbacken.

»Savio.« Was war das? Ein Seufzen? Oder doch die freundlich gemeinte Bitte es zu unterlassen? Es ist kaum zu unterscheiden, jedenfalls ist Zweiteres die größte Lüge seit langem.

»Lächelt doch mal!«

»Und du benimm dich, Savio!«, zetert seine Mutter.

Ich muss lachen, allerdings eher vor Verzweiflung. Wie soll ich diese Nacht nur überleben?

»Wegen dir sau ich mir gleich die Hose ein.« Es ist ein Wispern, kaum zu hören und dennoch wie durch ein Lautsprecher für mich gehallt.

»Jetzt kommt schon«, beschwert sich Aria. »Savio, du hattest schon keins zum Abschlussball, also ...«

»Moment, er hatte kein Date?«

Hinter mir verlagert er sein Gewicht aufs andere Bein, was sich deutlich zwischen meinen Backen spürbar macht. Er schwillt immer mehr an.

»Nein«, antwortet Aria kurz. »Romero hat ihn sein Date ausgespannt, weil unser Savio lieber an sein Auto geschraubt hat, als an seiner Freundin, hat Romero sich das genommen, was für den Casanova bloß Deko war.«

Dieses Mal entkommt mir die Lachsalve viel mehr durch Unglaubwürdigkeit. »Was? Dein Bruder hat dein Date mit in sein Zimmer genommen?«

»Nein«, meldet sich auch Mamma Ballini zu Wort. »Bis dahin haben sie es nicht geschafft und wir mussten wegen ihnen eine neue Couch kaufen.«

Ich halte mir die Hand vorm Mund. Mein Bauch schmerzt schon, so viel lache ich. Und ich kann nicht aufhören. Die Vorstellung von Savios älteren Bruder ... und wie Savio unschuldiger denn je am Auto rumschraubt, das Mädchen dann noch, vollkommen hilflos Romeros Charme ausgesetzt, vor den Aria immer wieder spricht.

»Ja, tolle Geschichte«, meint Savio vollkommen verstimmt. »Jetzt lasst uns das Foto machen, die anderen müssten gleich kommen.«

Mein Interesse widme ich Savio, kann mir das breite Grinsen nicht unterdrücken. Dieser hat immer noch eine eher beleidigte Visage, die immer weicher und mit mehr Liebe gefüllt wird, umso länger wir uns in die Augen schauen. Auch mein Lächeln verblasst, zu gefesselt bin ich von dieser Dunkelheit, die mich nicht zum ersten Mal auf einen leidenschaftlichen Pfad lockt.

Dann blitzt es.

Doch der Moment zwischen uns ist nicht vorbei.

Dieses Mal mag Aria mit dem Film aus der Polaroidkamera vor uns wedeln, jedoch verführt mich im Moment alles an Savio. Vergessen ist meine eigentliche Intention.

. . .

Kaum lasse ich mich auf den Ledersitz der Limousine fallen, ziehe ich schon den Laptop auf meinen Schoß. Unsere ID's für den Acess zur Feier konnte ich zwar besorgen, allerdings hat sich vorhin noch etwas geändert.

»Hier.« Fanny übergibt mir die vier Armbänder, die noch, kurz bevor wir angebrochen sind, zum entscheidenden Detail unseres Eintritts wurden. Durch die letzte abgefangene Mail konnte ich aufschnappen, auf welche Weise wir unsere ID's für den Abend mit uns tragen.

Die Don Diamantes mögen vielleicht ein großes Geschäft hegen und auf Sicherheit achten, bloß vergessen sie seit dem Verschwinden des Capos, wie man eine Mafia möglichst unauffällig führt. Mails zu verschlüsseln ist zwar Standard, denselben Code zu benutzten, Dummheit.

»Danke.« Die fetten Metallarmbänder wende ich im gedämmten Licht des Wagens. Hier. Ein einfacherer Anschluss, wie bei unseren Smartphones. Wenn eine Mafia an Sicherheit verliert, ist die stärkste Säule dieser Architektur abgerissen worden.

»Wann kommt denn dein Liebster?«

»Keine Ahnung, er musste noch was erledigen«, erwidere ich rasch. Ein neues Fenster öffnet sich auf dem Desktop, als ich das erste Armband mit dem Laptop verbinde. Jetzt müsste ich simpler weise nur noch diese Datei auf den Speicher des Schmuckstücks ziehen und ...

»Was?«, frage ich unverfroren nach.

Fanny und Raffaele tauschen einen undefinierbaren Blick aus. Was verheimlichen die? Was es auch ist, es muss was mit dem zutun haben, was ich geantwortet habe. Nur was?

Um eine gemütliche Sitzposition zu bekommen, rutscht Fanny auf dem Ledersitz rum. Dabei schmiegt sich das enganliegend, weinrote Kleid an ihren Hammer Kurven. Raffaele weiß, was er an ihr hat, denn mit diesem hungrigen Ausdruck in den Augen, schmiedet er schon seinen Plan, was er nach dieser Nacht mit seiner Frau anstellen wird.

Die Autotür wird aufgerissen.

»Sorry, ich musste mich um ein Problem kümmern.« Schwer lässt er sich auf den Sitz neben mir fallen. Ein Anflug seines männlichen Dufts, gemischt mit Schweiß und einen Hauch erst eben erfolgter Befriedigung umhüllt mich.

Konzentration!

»Wir können, Daniele«, gibt Fanny unserem Fahrer Bescheid.

»Wir haben eben einen Anruf von Angelo bekommen«, wechselt Raffaele das Thema.

Ruckartig setzt sich Savio kerzengerade auf. »Warte, durch die Zeitverschiebung müssten sie doch schon längst beim Feiern der Hochzeit sein.«

»Es gab keine Hochzeit.« Wieso auch immer, grinst Raffaele breit. Ich dachte, Angelo sei deren Bruder. Wieso heiratet er? Wieso sind wir nicht auf der Hochzeit und wieso ...?

»Porca puttana!«, schreit Savio freudig auf.

»Er uns Valantina sind weg«, gibt sich Raffaele derselben Euphorie hin. »Kurz bevor es zum Ja-Wort kam, hat er endlich den Schwanz in der Hose gehabt und sie mit sich gerissen.«

»Gott sei Dank!«

»Du sagst es«, stimmt Fanny ihrem Schwager zu. Dabei zwinkert sie mir zu.

»Das heißt, die beiden ...« Savio spricht es nicht ganz aus, was egal ist, denn Raffaele weiß, was er meint.

»Mein Bruder vögelt Valantina«, spricht Raffaele das Unausgesprochene laut aus. »Er wird sowas von noch eine Lektion von mir bekommen.«

Savio lacht. »Hätte man mir gesagt, dass Angelo und Valantina mal zusammenkommen und durchbrennen, dann hätte ich dich für verrückt erklärt.«

»Glaub mir, die sind verrückt!«, lacht Fanny mit.

Währenddessen rutsche ich immer tiefer in den Sitz. Weshalb auch immer deren Stimmung so erheiternd ist, der Mut verlässt mich, umso näher wir dem Ziel kommen ...

. . .

Wie ein Wolf sein Rudel anführt, geht auch Raffaele mit Fanny eingehakt voraus. »Ihr wisst, wie der Plan lautet und jetzt: Konzentration.«

Den tadelnden Ausdruck bekomme ich ab, denn bis auf den letzten Moment weigere ich mich, bei Savio einzuhaken. Nicht, weil ich es nicht kann – ich halte mich selbst auf. Es war eine Berührung von einer Binnensekunde, der ich mich mehr hingegeben habe als alles andere in den letzten Tagen. Wie soll es sein, wenn ich mich bei ihm einhake und der Körperkontakt andauert?

»Glaub mir, Prima-Donna«, murmelt der Badboy mir ins Ohr. »Ich will professionell bleiben, aber meine Beherrschung ...«

Er deutet unser Gespräch im Präsidium an.

»Wir dürfen nicht auffliegen«, ist das Erste, was mir einfällt. Wie soll ich ihn hilfreiche Tipps geben, wenn meine eigene Disziplin die Fassung verliert?

»Ich weiß.«

Mit diesen Worten entfernt er sich wieder von mir. Er führt mich den Kiesweg entlang zu diesem großen Altbau. Ein wunderschönes Anwesen, in dem sich pure Hässlichkeiten verstecken, denke ich mir. Ein großes Tor steht offen. Einige Männer in dunkeln Anzügen stehen an den Seiten und checken die Gäste vor uns ab. Sie halten irgendwelche Scanner an den Armenbändern der Personen, welche ebenfalls chic gekleidet sind.

Bitte, lass den Plan aufgehen, bitte, bitte, bitte ...

»Ihr Armband, Miss«, bittet der Typ mit der polierten Glatze.

»Natürlich«, komme ich ihn direkt entgegen. Bitte, bitte, bitte ...

Ein summendes Geräusch geht von dem Gerät aus. Dann piept es in einem schrillen Ton. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen.

Der Glatzkopf hebt seinen Kopf. Bitte, bitte, bitte! »Ma'am, ich wünsche Ihnen viel Spaß.«

Herr im Himmel! Einige Kanten entstehen um meinen Lippen, als ich mich zu einem Lächeln zwinge. »Ich danke Ihnen, Sir.«

Ich hake mich bei Savio wieder ein, sobald er auch mit dem Scan durch ist.

»Der Typ hat mich mit meiner echten Identität angesprochen«, merkt er an. Die tiefen Furchen liegen schwer auf seinen Augenbrauen, neigen diese dadurch zur Nasenspitze.

»Nun ja ...« Ich beiße mir verlegen auf die Unterlippe. »Da deine Akte mit deiner wahren Identität leer ist, viel mir die Arbeit so einfacherer.«

»Und was hast du da reingeschrieben?«

»Das, was ich über dich weiß.« Und liebe, hallt es nach.

Er nick ahnend.

Wir schreiten über das große Gelände, was perfekt zur viktorianischen Burg passt. Von den ganzen Rosenranken, die an jeglichen Pavillons und Sitzgelegenheiten entlangwachsen, bis hin zu den kleinen mit Kerzenlicht erhellten Laternen. Es wirkt romantisch, während ein genießerischer Duft von Whisky in der Luft hängt.

»Alles, was du über mich weißt, ist wahr.« Er schaut runter zu den Pflastersteinen. Man könnte meinen, dass er viel mehr mit sich selbst gesprochen hat. »Meine Sucht, meine Liebe zu Autos, meine Liebe zu dir. Alles. Vielleicht habe ich dir noch nicht alles erzählt aber ... ich weiß genauso wenig über die wahre Karoline Murphy.«

Er hat recht. Woher soll er alles über mich wissen, wenn wir gerade mal einige Monate zusammen auf dieser Insel verbracht haben? Genauso kann ich nicht alles über ihn wissen, gerade, wenn wir uns momentan in einen stetigen Kreis befinden.

»Ja, du hast recht.« Mit meiner anderen Hand halte ich mich an seinem Arm fest, in den ich mich eingehakt habe. »Es ist einfach kompliziert. Du heißt eigentlich Nevio, doch deine Vergangenheit war so grausam, dass du eine komplett neue Akte hast. Es ist ... ungewöhnlich.«

»Ungewöhnlich ist gar kein Ausdruck für dich, Veritas«, dreht er den Spieß um.

Meine Braue wandert in die Höhe. »Inwiefern?«

»Du hast auch nicht nur eine Identität«, erklärt er. »Also sind wir beide nicht gerade unschuldig.«

»Moment.« Ich lasse von ihm ab, damit ich ihn besser ansehen kann. »Du wusstest seit Beginn, dass ich mich hinter einer anderen Identität verstecke, das kannst du nicht vergleichen. Und außerdem war ich immer noch ich. Nur habe ich dir zu Beginn meinen wahren Namen verheimlicht und trotzdem offenbart.«

»Ich war auch immer ich«, wiederholt er mich. Er schüttelt breitgrinsend den Kopf und läuft an mir vorbei, hinauf auf die Mauer, von der links und rechts breite Treppen den Weg weiterhinunter einleiten. »Mein Name war anders, aber ich war ich.«

Schön. Was auch immer! Mir egal, was er eben meinte, nur lenkt er gerade ziemlich gut Aufmerksamkeit auf uns. Die Leute, die eigentlich Vorbeigehen wollen, um die Treppen nach unten zu nehmen, verharren. Gott, nein! Das ist peinlich!

»Karoline, ich habe dir nie etwas vorgemacht. Meine Gefühle waren echt, obwohl ich das Gegenteil gehofft habe. Du bist zur Hölle nicht einfach, sondern ziemlich verkorkst und eigen, aber genau das ist es, was ich liebe«, gesteht Savio.

Hör bitte damit auf! Die teils begeisterten, teils entsetzten Blicke drängen mich mehr zu Savio. »Komm runter«, flehe ich ihn an.

Ich halte ihn sogar eine Hand hin, doch die ignoriert er eiskalt. »Hör mir zu, Prima-Donna, nicht, dass du sagst, dass ich nicht ehrlich zu dir war!«

»Verdammt, komm runter!«, bitte ich mit aufeinandergepressten Lippen.

»Kannst du vergessen.« Er schlägt meine Hand wegen, die ich ihm durchdringend anbiete. »Eher springe ich, wenn du mir nicht zuhörst.«

Was? »Das ist nicht mal fünf Meter tief«, stelle ich seine Drohung in Frage.

»Und wenn ich kopfüber springe?«

»Du bist doch ...«, möchte ich ihn gerade beleidigen, als er einen Schritt nach hinten geht. Sein Fuß ist nur noch zur Hälfte auf dem Geländer und ... »Savio!«

Ein hallendes, tief aus seinem Brustkorb dringendes Lachen entkommt ihn. Trotz das er noch vor meiner Nase auf der Mauer steht, fällt er in meiner Fantasie. Aber er steht noch da!

»Karoline«, drängelt er mich um seine Aufmerksamkeit. »Hör mir bitte zu!«

Meine Hände stemme ich gegen meine Seiten; tippe ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden und warte. Das Zeichen für Savio.

»Du hast mich in den Wahnsinn getrieben«, fundiert er schamloser Weise, vor den ganzen Leuten um uns herum. Normalerweise würde es nichts mit mir anstellen. Normalerweise. Diese Behauptung kommt von Savio, wodurch die Bedeutung eine ganz andere Wendung bekommt.

»Du hattest Spaß daran zu sehen, wie du mich kriegst, wie du die Oberhand gewinnst. Du hast mich in meiner Rolle schwach gemacht, denn eigentlich müsste ich dich in die Knie zwingen und nicht andersherum. Doch Dominanz ist vielseitig. Und es ich bin nicht schwach, weil ich vor die auf die Knie sinke. Es ist das, was ich möchte und wozu ich bereit bin, damit es dir besser geht.«

Er breitet seine Hände aus. »Und wir sind ein Team«, liest er meine Gedanken. »Wir sind ein Team. Du und ich. Alleine stark und zusammen unschlagbar ...«

Ein Piepen betäubt mein Ohr, ehe eine Durchsage von Fanny kommt: »Genug für Ablenkung gesorgt, Savio. Wir brauchen jetzt eure Hilfe. Ihr müsst zum Van.«

Ablenkung.

Mittel zum Zweck.

»Wow«, mache ich. Ein Glück ist es dunkel, denn sonst würde jeder in unmittelbarer Nähe meine feuchten Augen bemerken. »Für einen Moment habe ich dir sogar Glauben geschenkt.«

. . .

Hach ja, der gute hat ein echt schlechtes Timing. Läuft halt nicht alles nach Plan ... (ob das eine Andeutung war fürs Ende?) ... Momentan schwebt mir tatsächlich ein anderes, letztes Kapitel vor, was besser zum Epilog passen würde.

Haha, Romero der kleine Kavalier .. schnappt er sich einfach Savios Freundin und nimmt die durch XD Fand die Vorstellung einfach genial und passend zu denen hahah! wahrscheinlich hat das Savio geprägt und er war deswegen so angepisst, als Romero Karoline über den Weg gelaufen ist ...

Dieses Mal zur später Stund, weil ich den ganzen Tag Besuch von meiner Famiglia hatte :D

xx

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