38 . . . schüsse, blut und der duft des todes

WAS?

In mir wurde ein Schalter umgedreht. Unmengen an Adrenalin schießt mir durch die Venen. Legionen an Gefühle bekriegen sich in mir. Das geht nicht! Ich kann nicht ... nein! Wild reiße ich an den Fesseln. Nein, nein, nein!

Ich kriege keine Luft. Durch die unregelmäßige Atmung, erscheinen vereinzelte, schwarze Punkte vor meinem inneren Auge. Das wühlt das Chaos an Empfindungen weiter in mir auf. Jetzt kann ich mich kaum noch auf meine Sinne verlassen, was mich weiter in Unruhe bringt.

Einzig, dass noch nichts geschehen ist, verdeutlicht eins: Savio, ich meine Nevio, hadert daran, den Befehl seines Vaters folge zu leisten. Drastisch hämmert mein Herz, erschwert mir weiterhin das Atmen.

»Nevio!«, bölkt Gianni. Eine gewaltige Hitze wandelt mich in eine einzige Flamme. Es verbrennt mich; meine Empfindungen und meinen Verstand. »Schlitz ihr den Hals auf oder ich werde ihr das Leben nehmen.«

»Sabido!«, schluchze ich. Plötzlich fühlt sich meine Zunge ganz taub an und mein Mund ist ganz trocken. Selbst meine heißen Tränen, die in Bechen meine Wange hinunterfließen, nützen nicht. Eher brennt meine aufgerissene Lippe von der salzigen Flüssigkeit.

Zwischen den schwarzen Punkten und der unscharfen Perspektive, erkenne ich keinen bewegenden Umriss. Niemand regt sich ansatzweise.

»Bastardo«, knurrt Gianni. Schemenhaft erkenne ich, wie er das Messer ergreift, was schon mit blutbeschmiert schimmert. Die bebenden Schritte, mit denen Gianni Ballini auf mich zukommt, bringen den Boden unter mir zum Beben.

»Warte!«

Der saure Geschmack meiner Galle bleibt in der mulmigen Magengegend. Dachte ich.

»Lass mich beenden, was ich angefangen habe«, spricht Savio weiter.

Nichts außer Magensäure sammelt sich in meinem Mund, was ich glücklicherweise wieder runterschlucken kann. Weil es noch vor Giannis Aussage geschieht: »Quäl sie, figliolo.«

»Glaub mir, das habe ich schon auf verschiedensten Arten und sie hat mir immer dafür gedankt.« Wie bitte?

Mir wird ganz schwummerig. Bleib wach, rüttelt mein Unterbewusstsein an mir, wodurch ich meine Augen wieder aufreiße und einen Savio dabei beobachte, wie er sich freudig die Lippe beleckt.

Jede Faser meines Körpers ist zum Zerreißen angespannt, da ist das Zittern kaum hilfreich. Der Schweiß unter meinen Achseln läuft längst meine Taille hinunter, genauso bemerke ich eine Perle mein Rückgrat hinunterkullern.

Mein Herz setzt aus. Im aggressiven Licht glänzt das blutrote Messer. Es flüstert mir etwas Fremdes, was nicht aus dieser Galaxie Kommendes zu. Ein Zeichen aus der Hölle? Moment, werde ich in die Hölle kommen? In diesem Moment, als Savio mit einer undurchdringlichen, eisernen Miene auf mich zuschreitet, überlege ich tatsächlich, ob ich nicht doch gläubig bin.

»Keine Sorge«, beendet der Capo das bewaffnete Auftreten seiner Soldati. Mit einer Handbewegung sorgt er dafür, dass die uniformierten Männer von den Gewehren ablassen und Savio gewähren.

Ein wenig Blut tropft vom Messer auf Savios Stahlkappenschuhe, die in demselben schwarzen Camouflage verziert sind, wie seine Hose. Eine Kette funkelt um seinen Hals, die das enganliegende Oberteil beult. Nur flüchtig nehme ich die Quaderform wahr, denn erneut behindern Tränen meine Sicht.

»Wir ...«, flüstere ich mit kribbelnder Zunge. »Wir waren ein Team.«

Ein Schimmer zieht am dunklen Horizont entlang. Ein Hauch von Emotionen, die bei seinem nächsten Wimpernschlag wie weggepustet sind.

»Es war ein Fehler, mir zu vertrauen.«

Langsam setzt sich sein Kehlkopf in Bewegung, als er schwer schluckt. Dem war so. Es war ein Fehler, für den ich jetzt mit meinem Leben bezahle.  Einen Fehler, den ich in diesem Moment hinter mir bringen möchte. Keine Ahnung was in mir dafür verantwortlich ist, jedoch bringt es mich dazu, Savio meine Kehle entgegenzustrecken. Ich fühle mich den Tod unerwartet näher. Lieber Sterbe ich, als den Schmerz einer gelogene Liebe die ganze Zeit in meinem leeren Brustkorb zu tragen. Nie habe ich es gewagt, jemanden zu vertrauen und jetzt ... jetzt führt mich meine eigene Furcht zum Tod. Ein Fehler. Und der Tod könnte meine Erlösung sein.

»Mach«, bitte ich ihn mit gebrechlicher Stimme.

In seinen Augen glänzt etwas. Es hält lange an und verschwindet nicht. Zwar kann ich es mir gesunkenen Lidern nur schwer erkennen doch ... Ist es eine Träne?

Ich möchte gerade nachsehen, da holt er mit dem Messer in der Hand aus, und ...

Nichts.

Dieselbe Hitze, wegen der ich am Leib verbrenne. Genauso wie damals in der Garage.

Es ist kein Schmerz, wahrscheinlich, weil es ein sauberer Schnitt ist. Der Mann, den ich liebte, vergönnte mir einen schnellen Tod. Er ist das Letzte, was ich gesehen habe, und das Erste, an was ich denke, wenn ich im Jenseits bin.

Oder?

Ein markerschütternder Schrei lässt mich meine Augen aufreißen. Was? Mein Kinn lege ich auf mein Brustkorb. Kein Schmerz, eher ein elektrisierender Schauer, der durch meinen unversehrten, lebendigen Körper strömt, denen ich in der Lage bin zu bedienen!

Er steht mit dem Rücken zu mir; das Shirt ist am Steiß aus seiner Hose gezogen und unordentlich über seinen Munitionsgürtel liegend. In jeweils einer Hand hält er zwei Pistolen, die durch den Rückstoß tückisch nah kommen.

»Er hat uns verraten!«, ruft der eine Typ aus dem linken Eck, gegenüber von uns. Einige Schüsse ertönen und ein weiterer Schrei ertönt. Wie eine Wildkatze biegt sich Savio, weicht einigen Idioten aus, die ihn im Nahkampf ausnocken wollen.

Währenddessen zieht Gianni Ballini ein Messer aus seinem Oberschenkel; fällt auf die Knie und stützt sich mit der Hand auf dem Boden ab, in dessen Arm ein zweites Messer steckt. Er hat nicht mich gemeint, als er vom Fehler gesprochen hat, wird mir klar, er meinte seinen Vater.

Als hätte mich Gianni gehört, hebt er seinen Blick. Donnernde Blitze schießen auf mich und treffen mich härter, als Kugeln in diesem Gefecht jemals könnten. Er ergreift das Messer und setzt sich auf seinen Hintern ab, was die Wunde im Oberschenkel nicht einfach so zulässt. Wie ein Löwe brüllt er vor Schmerz auf, umfasst das Messer noch fester.

»Ich werde nicht zulassen, dass du mich zerstörst«, schwört mir Gianni Ballini. Er hebt das Messer mit seinem heilen Arm an und ...

Ein weiterer Schuss ertönt, doch die Kugel fliegt zu schnell, als sie verfolgen zu können. Auf brutale Art zerfetzt sie die Schulter von Gianni, der mit gereizten Stimmbändern rau aufschreit. Es ist ein markerschütternder Schrei, ein Klang, der mich bis in meine Albträume verfolgen wird. Unmengen an Blut spritzt mir vor dir Füße.

Jemand haut ihn mit einer Pistole auf den Hinterkopf, wodurch Gianni vollkommen das Bewusstsein verliert. »Waffen runter oder wir schießen!«

Eine Frau, die sich ihre dunklen Afrolocken hochgesteckt hat, steht hinter dem zusammengesackten Gianni Ballini. In ihrer ganzen Pracht nehme ich die Männer hinter ihr kaum wahr, die ebenfalls in den vor wenigen Stunden noch leeren Raum stürmen. Mitunteranderem jemand, der dasselbe Blut wie Savio teilt.

Raffaele und Estefany.

»Sie sagte Waffen runter!«, stützt der gebürtige Italiener seiner Partnerin den Rücken. Genauso wie sie, steht er voller Eleganz im Eingang. Um uns laufen Hilfskräfte, die unter den Befehl von dem Partner-In-Crime-Duo stehen.

Ein harmonisches Etwas erklingt, als Waffen auf den Boden geworfen und die überlebenden Männer von Gianni an die Wand gedrückt werden. Neben dem unterdrückten Stöhnen höre ich eine gewisse Person sofort raus.

»Douglas, jetzt lass mein Bruder los, er hat heute schon genug Sklave für unseren Erzeuger spielen dürfen«, dirigiert Raffaele professionell.

Erleichtert schlendert Savio zu seinem Bruder und nimmt ihn in eine brüderliche Umarmung. Einander klopfen sie sich auf die Schulter und halten sich dann eine ganze Weile weiter in den Armen. Was hat das alles zu bedeuten? Wieso ...?

Der eine flüstert dem anderen etwas zu, doch unter all diesem Stress wirkt sich ein nervender Tinnitus auf mein Ohr aus. Ich lebe noch, ist das Einzige, was ich begreifen kann.

»Karoline Jen Murphy?« Wegen der strengen Frauenstimme schaue ich vom Boden auf. Mich empfängt ein liebevolles Lächeln. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie gerne losbinden.«

Ja! Verdammt, ja! Da mir die Stimme fehlt, nicke ich hysterisch; versuche gleichzeitig, das Kribbeln loszuwerden, was meine linke Körperhälfte lähmt.

Ohne groß drüber nachzudenken, schneidet sie die Seile um meine Gelenke durch und hebt mich an. Schwach wie ich bin, falle ich ihr in die Arme, weswegen sie sich gegen mich fallen muss, um nicht unter meinem Gewicht zu Boden zu sinken. Dabei will ich sie nicht loslassen.

Zum ersten Mal nach geraumer Zeit spüre ich ein anderes Herz schlagen, fühle Wärme, die von jemand anderen ausgehen. Ich spüre, dass ich nicht allein bin. Eine Empfindung, die mich beruhigt die Augen schließen und eine Weile nicht mehr öffnen lässt.

. . .

Hach Mensch! Ich habe ja soooo lange auf deren Auftritt hingefiebert nh hihihi. Tja, kein Doppeltagent, sondern ein dreifacher hihihi. Kann man das überhaupt so sagen?

Da die liebe storywriterde mich gezwungen hat, doch nochmal meinen Laptop anzuschmeißen: Hier das neue Kapitel. Bedankt euch bei ihr :D

Ich hatte die Idee, dass wir demnächst eine Lesenacht machen. Wollte nur wissen, ob ihr es lieber hättet, wenn es am Ende ist oder nicht. Wäre glaube ich cooler, würden wir es wie bei den letzten beiden Bänden handhaben: Dass die letzten zwei Kapitel plus Epilog an einem Abend online kommen. Was haltet ihr davon?

Außerdem möchte ich noch Melissa20824 danke sagen ❤️
Danke für die lieben und actionreiche Kommentare im letzten Kapitel hihihi! Es freut mich total, wenn ich dann doch für eine Überraschung sorgen konnte, auch, wenn es eigentlich obvious war hihi!

xx

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