3 . . . porzellanpuppe in lingerie

Mittlerweile starre ich so lange auf die Bildschirme, die an meinen Laptop angeschlossen sind, dass sie zu verschwimmen beginnen. Meine Augen brennen vor Müdigkeit, fühlen sich bei jedem vergehenden Wimpernschlag schwerer an. Ich spüre, wie die Wirkung des Energy-Drinks abnimmt und das Adrenalin nur noch stockend durch meine Adern pumpt.

Scheiße nochmal, denke ich und schaue zwischen den sechs Bildschirmen her, die an der Innenverkleidung meines Vans hängen, verdammte Scheiße! Mir läuft der kalte Schweiß die Stirn hinunter, perlt ab, sodass ich blinzeln muss, damit meine Augen nicht noch mehr brennen als sonst schon.

Mir ist es gelungen, die Informationsquelle abzufangen und nach zu verfolgen, um den Empfänger ausfindig zu machen. Doch ich war viel zu geblendet von meiner Selbstsicherheit. Es hätte mir klar sein sollen, dass die Verfolgung zu simpel für solch einen komplizierten Code war. Etwas konnte ich decodieren, jedoch ist das nicht mal mehr ein Viertel vom Ganzen.

Jeder meiner Bildschirme sind schwarz grundiert, während immer wieder die verschlüsselten Nachrichten aufflackern. In einem giftigen Grün stechen verschiedene Buchstaben und Zahlen durcheinander auf, leuchten abwechselnd schnell und stark, sodass sie den Code schwerer als erwartet chiffrieren.

Doch das ist nicht alles.

Mit meiner Hand stütze ich mich vom Schreibtisch ab, der immer noch mit den leeren Verpackungen meiner Essenbestellungen vollgestellt ist. Nur ein Stück rolle ich durch den Van, ehe ich den Schalter zwischen meinen Fingern spüre und ohne zu zögern umlege.

Mir stockt der Atem.

Wie kann das möglich sein?, frage ich mich und betrachte die Cluster, die sich durch den Beamer um mich begeben, wie? Es ist größer, als ich dachte, viel, viel größer. Es sind neongrüne Fäden, mal dünner, mal dicker, die in meinem Van projiziert werden. Durch diese Fäden werden bestimmte Einzelteile miteinander verbunden - Zahlen und Buchstaben, was insgesamt den Cluster ergibt.

In meinem ganzen Leben habe ich schon Millionen von Codes geknackt, doch das hier ... Hart muss ich schlucken, als ich mich mir über die Schulter schaue, und die giftgrünen Fäden durch den ganzen Van strahlen. Etwas in mir munkelt, dass der Van selbst für diesen Cluster zu klein ist, wie habe ich es mir vorgestellt, ihn auf sechs meinen Bildschirmen zu komprimieren?

Ich bin wie gefangen. Diese Quelle ist monströs, lässt meine Muskeln verhärten, weswegen ich mich nicht mehr regen kann und bloß den mal stärker und mal schwächer leuchtenden Chiffrierung.

Ein gewaltvolles Poltern ertönt.

Noch einmal.

Und noch einmal.

Ich bin wie eingefroren. Den kalten Schweiß, der sich in meinen Händen ansammelt, kann ich nicht einmal irgendwo abwischen, zu steif bin ich. Habe ich einen Fehler gemacht und sie haben mich in der Zeit aufgespürt, in der ich versuchte, ihre Nachricht zu decodieren?

Erneut ertönt ein dumpfes Klopfen und das einzige zu dem ich im Stande bin, ist mit der Wimper zu zucken. Nein, ich habe mich abgesuchter. Die Verbindung zu den staatlichen Servern ist abgekapselt und selbst mein Internet stammt direkt von dem Satelliten im All und nicht von der Erde.

»Veritas!«

Ich schnappe nach Luft, als ich wie ein Klappmesser aufspringe. Mein Atem ist flach und mein Puls rast gefährlich schnell. Meine Haare kleben an meiner feuchten Stirn, weswegen ich sie mir aus dem Gesicht streichen muss, um zu sehen, wer vor dem Leihwagen steht und an der Fensterscheibe klopft, die ich mit Zeitungspapier zugeklebt habe.

Tief ein und ausatmen, ermahne ich mich selber, es war nur ein beschissener Traum. Und trotzdem spüre ich, wie schwer sich mein Kopf anfühlt, genauso wie der Anblick des Clusters, der meine Nerven bis auf den letzten Hauch gereizt hat - selbst im Schlaf.

Verdammt, wer erlaubt es sich zur Hölle nochmal, wie ein Bekloppter an der Scheibe meines Leihwagens zu klopfen? Das ich mit zittrigen Fingern versuche die Zeitung von den Scheiben abzubekommen, schreibe ich meiner Wut zu; ignoriere, dass es immer noch eine Kursreaktion des Albtraums ist. Das grelle Sonnenlicht dringt bei der erstbesten Gelegenheit durch das Fenster, als ich die Zeitung abziehe. Ich kneife sie zusammen, um den brennenden Schmerz vorzubeugen, doch wie sich herausstellt, muss ich das nicht einmal, da sich eine Gestalt breitbeinig vor die Hintertür gestellt hat.

Ups ... Am liebsten würde ich die Zeitung wieder an Scheibe befestigen und dankbar dafür sein, dass der Wagen noch verschlossen ist. Was will der denn hier?

Ich kann es mir unterdrücken, meine Augen zu verdrehen, wodurch ich die Person außerhalb des Leihwagens provoziere. In seinem kantigen Kiefer zuckt ein Muskel, sticht riskant aus den schon grimmigen Zügen hinaus.

Marshal Ballini hat sein schwarzes Haar in Wellen nach hinten gegelt, trägt ein weißes Hemd, was locker über seinen breiten Oberkörper hängt. Die ersten Knöpfe sind offen, sodass die Krangenenden voneinander abstehen und man zwischen dem Gold seiner Kreuzkette, feine Brusthärchen ausmachen kann. Heilige Scheiße, denke ich mir, als ich die Tattoos unter den beinah transparenten Stoff entdecke.

Kaum merklich schüttle ich den Kopf, als ein Finger von meinem Gesicht erschient und mich aus der Taxierung reißt. Grob deutet er mit seinem Finger auf die Hintertür, die immer noch verschlossen ist. Im Moment ist sie der einzige Grund, wieso ich von ihm noch nicht am lebendigen Leib aus dem Auto gezerrt wurde. Na ja ... Wenn wir ehrlich sind, wissen wir, dass ich ihm die Hölle heiß machen würde, würde es dazu kommen.

Ich lege meinen Kopf zur Seite und lasse ihn knacken. Diese Sitzbank ist alles andere als gemütlich, nuschle ich in Gedanken, während ich die Hintertür entsperre. Kaum lasse ich mich wieder auf der Rückbank fallen, wird mir schon dir Tür aufgerissen und eine bullige Hitze steigt mir zum Kopf.

»Habe ich mich gestern etwa unklar ausgedrückt, als ich dir sagte, dass du pünktlich sein sollst?«, knurrt er. In seinen Augen glüht regelrecht die Asche und es genügt lediglich ein Funken vor Zorn, der bloß aufspringen muss, damit sich ein höllisches Feuer entzündet.

Ich lasse meine Braue in die Höhe wandern und lache heiser auf. »Dir auch einen wunderschönen Morgen, badboy«, grinse ich ihn hinterhältig an.

Er legt seine Stirn in tiefere Falten und man kann nicht einmal mehr die emporsteigenden Flammen in seinen Augen sehen, so sehr formt er sie zu schlitzen und lässt seine dichten Wimpern das Feuer verdecken. Er fordert mich regelrecht stumm dazu auf, mich zu erklären, was ich nur mit einem Seufzen quittiere.

»Sorry, aber ich kann mich nicht dran erinnern, dass wir eine Uhrzeit ausgemacht haben«, gestehe ich wahrheitsgetreu und zucke mit der Schulter.

Die vollen Lippen vom Badboy trennen sich voneinander, sodass er mich mit offen stehenden Mund anschaut, aus dem kein einziges Wort stolpert. Hat der böse Junge etwa dieses bedeutsame Detail vergessen?

»Hey, Anfängerfehler«, winke ich ab und lehne mich ihm entgegen. Meine Mundwinkel fangen an zu zucken, als ich mich seinem Ohr nähere. »Passiert mal, schon vergessen.«

Ihm entkommt ein entrüsteter Laut. Schneller als ich folgen kann, hat er sich von mir entfernt und bedeutet mir, auszusteigen. »Wie viel dein kleiner Knackarsch auch wert sein mag, ich schwöre es dir, ich werde dir Eigenhändig den Hintern aufreißen, wenn du nicht endlich aussteigst und wir die Fähre nach Natucket Island verpassen«, versichert mir Ballini.

»Hm«, mache ich, als ich meine Beine aus dem Auto hängen lasse. Meine Zehen berühren den schon glühenden Asphalt, weswegen ich sie schnell wieder in die Luft halte und Ballini meinen knallroten Nagellack präsentiere. »Hört sich für mich vielmehr nach einer Einladung an, statt nach einer Bestrafung.«

Wieder einmal trennen sich die Lippen von Ballini voneinander und ich kann nicht anders, als zu schmunzeln.

»Reg dich ab, Badboy, es war nur ein Spaß«, erkläre ich und füge noch hinzu: »Mach dir bloß keine Hoffnung.«

Trügerisch lacht er auf und schüttelt sein Kopf, ehe seine Hand auf seinem Brustkorb Platz findet und er mich mit gesunkenen Mundwinkeln anguckt. »Das hat mich echt getroffen«, gibt er sich theatralisch zu verstehen.

Beeindruckt von diesem Schauspiel muss ich breiter grinsen. »Der war echt gut«, lasse ich ihn wissen und springe aus dem Wagen.

Anerkennend klopfe ich ihm nochmal auf den Brustkorb, bevor ich auf Zehenspitzen versuche, dass meine Füße nicht unter Lava verbrennen. Es ist verdammt heiß und obwohl ich gerade nur ein oversized Star-Wars-Fanshirt trage, spüre ich, wie sich meine Haare vor Nässe im Nacken kräuseln. Instinktiv fahre ich mir durch den Nacken und spüre, wie sich die Schweißperlen an meinen Fingern heften.

»Sei dir bewusst, dass es das letzte Mal war, dass ich dich aus deinem Schönheitsschlaf wecke«, gibt er mir zu verstehen.

Ich schaue vom offenen Kofferraum zu Marshal Ballini, der mit vor der Brust verschränkten Armen, lässig gegen den Leihwagen lehnt.

»Weil eigentlich ich diejenige bin, die den Badboy babysittet?«, grinse ich frech, währen dich meinen Sportbeutel öffne und frische Wäsche hinausziehe.

»Tzz«, macht Ballini und schaut sich über die Schulter zu mir. »Weil du den Schlaf dringend nötig hast.«

Was? Für einen kurzen Moment halte ich in der Bewegung inne und schaue den Mann neben mir unglaubwürdig an. Hat er das ...? Er hat ... Ich lache trocken auf und schüttle fassungslos den Kopf.

»Wow, der gesessen«, gebe ich zu und bin mir gleichzeitig meinem nächsten Schachzug bewusst. Ein triumphierendes Grinsen schleicht sich auf Ballinis Lippen, als er sich erneut zu mir über die Schulter blickt. Doch das Grinsen ist verschwunden, sobald ich mir das Shirt über den Kopf gezogen habe.

Eigentlich ist diese Aktion reiner Selbstmord, denn meine Haut ist so empfindlichen den Sonnenstrahlen gegenüber, dass ich morgen mit Sicherheit wie ein Seestern rot leuchten werde. Dennoch ist es mir wert, denn ich kann diesen Idioten nicht einfach das letzte Wort haben lassen. Wenn du nicht krebsrot wie deine Unterwäsche wirst, spottet mein Unterbewusstsein. Das ist es mir wert.

Nur noch in roter Lingerie stehe ich vor Ballini, die ein starker Kontrast zu meiner blassen Haut ist. Viele Leute haben behauptet, dass mich meine blasse Haut, die Sommersprossen im Gesicht mit einem Rosenhauch auf den Wangen, sowie die rote Mähne zu einer Porzellanpuppe wandeln - eine Porzellanpuppe, die gerade rote Spitzenunterwäsche trägt und den Mann gegenüber sprachlos macht.

Mir ist bewusst, dass wir nicht alleine auf diesem Rasthof sind, doch ich schäme mich nicht für meinen Körper, der an einigen Stellen zu dürr wirkt und einen besseren Polster vertragen könnte. Es ist eben mein Körper und ich fühle mich unausgesprochen wohl drinnen. Dazu tragen verträumte Blicke wie die von Ballini bei.

»Was ist, badboy?«, möchte ich wissen, während ich nach der Bluse greife, die ich mir parat gelegt habe. »Wenn willst kannst du gerne ein Foto machen, doch als Vorlage für-«

Er stützt sich vom Wagen ab und dreht die Schlüssel gekonnt um seine Finger, sodass es klimpert und ich mich anstrengen muss, seiner intensiven Musterung ja standzuhalten.

»I'm not perfect but I'm something similar«, liest er den Aufdruck meiner schwarz-transparenten Bluse vor. Er lässt seine Zunge herausschnellen und leckt sich über die Unterlippe. »Das einzige was du bist, Prima-Donna, ist eine Nervensäge, die denkt sie wäre besonderes.«

Ich puste beleidigt die Luft auf meinen Wangen, während ich mir meine schwarze Stoffhose über den Hintern ziehe. Eventuell war es sinnvoll, mich gestern nochmal aufgerafft zu haben zu duschen. Somit habe ich nach dem Duschen gleich frische Unterwäsche angezogen und muss Ballini nicht gleich mit meiner besten Freundin bekannt machen, denn das hat er definitiv nicht verdient.

»Sagt der Badboy, der seinen Körper mit Tattoos zukleistert«, schieße ich mit einem zuckersüßen Lächeln zurück.

Ballini schnappt nach Luft, möchte gerade etwas erwidern, da schmeiße ich ihn meinen Sportbeutel mit meiner Kleidung entgegen. Denn den Rucksack mit meinem richtigen Laptop, werde ich sowas von behalten. Es reicht mir schon, ich Perez gestern noch meinen Ersatzlaptop vorbeibringen musste.

»Hier«, sage ich und überreiche ihn die zweite Sporttasche. »Wenn deine Muskeln nicht nur gespritzt sind, dann kannst du wenigstens Gentlemen genug sein und mir die Taschen tragen.«

Ich setze den Rucksack auf und richte ihn nochmals auf meiner Schulter. Es ist der stille Kampf, den Ballini mit sich führt, weswegen ich breit grinse. Ja, er würde mich am liebsten selbst die Taschen tragen lassen, da bin ich mir absolut sicher, doch genauso sicher bin ich mir, dass er doch noch das letzte Stück Würde hat und sich den Titel ›Gentlemen‹ nicht abnehmen lässt.

»Na dann«, sage ich und gehe den ersten Schritt in Richtung schwarzen Tesla.

»Moment mal«, hält mich Ballini auf. »Habe ich erwähnt, dass ich mit dem Auto gekommen bin?«

Irritiert runzle ich dir Stirn. »Ist das nicht selbsterklärend?«, frage ich und bedeute mit meinem Blick auf die Schlüssel, die er immer noch in der Hand hält.

Er lacht leise in sich hinein. »Das sind die Schlüssel des Leihwagens, die ich einkassieren soll, weil eine Rebecca Lopez den Wagen schon seit ein paar Tagen wieder abgeben sollte.«

»Ich weiß nicht wovon du sprichst«, rechtfertige ich mich und kreuze meine Arme demonstrativ vor der Brust. Nicht nur die Hitze des Asphalts beißt sich durch meine Stiefeletten, sie verbreitete sich auch in meinem Gesicht, was ich gekonnt überspiele.

»Tja, dann sage ich dir mal so viel, dass du davon Bescheid weißt ...« Mit schweren Schritten kommt Ballini mir näher. »Du wirst deine Finger von diesen Kindergarten Schwindeleien lassen, denn du ziehst meinen Ruf runter. Es ist schon peinlich genug, dass ich auf so jemanden wie die aufpassen muss.«

»Was?«

»Du hast richtig gehört. Die Schlüssel habe ich eingezogen und wenn wir auf Nantucket Island angekommen sind, wirst du mir gehorchen und meinen Befehlen Folge leisten, verstanden?«

Ich schüttle nur mit dem Kopf. Diese Arschgeige glaubt doch nicht, dass ich mich von seinem Alpha-Macho-Gehabe beeindrucken lasse, oder? Mal wieder typisch für die Testosteron gesteuerten Volldeppen.

»Falsche Richtung«, ruft er mir hinterher, doch das einzige was er zu sehen bekommt ist mein Stinkefinger. Von solchen Idioten wie ihn bekomme ich noch Ausschlag ...

. . .
Hello mein lieber Ballini-Clan,
nochmal zu Beginn der Ansage, möchte ich mich bei euch für die vielen Glückwünsche auf meinem Board zu den Watty-Gewinn bedanken - ihr seid unglaublich! Mit so vielen Kommentaren habe ich absolut nicht gerechnet 😅

Hier habt ihr ein neues Kapitelchen :)

Hoffentlich geht es euch und euren engsten Freunden und Familienangehörigen gut!

Dieses Kapitel widme ich der lieben Majem51 ❤️
(Vielen lieben Dank für deine Votes und deine Kommentare, die mich immer schmunzeln lassen ;))

xx

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