2. Kapitel: Ein verlorenes Kind
Hera wurde mit einer Situation konfrontiert, welche sie weder erwartet noch jemals daran gedacht hatte. Das Kanan sich auf der Mission verletzt hatte, war schon schlimm genug, aber dass er sich nun nicht mehr an das ganze letzte Jahr erinnern konnte...dass sprengte jeden Rahmen.
Erinnerungen waren nicht nur Erinnerungen, sondern sie bedeuteten so viel mehr. Das war etwas, was die Twi'lek sehr schnell erkannt hatte.
Diese befand sich am frühen Morgen im Cockpit der Ghost, wo sie sich zurückgezogen hatte und sich erhoffte in aller Ruhe ihren Kaf trinken zu können. Hera saß auf ihrem Pilotensitz, hatte ihre warme Tasse in den Händen und sah mit mulmigen Gefühl in den Hyperraum, wo sie sich noch immer befanden. Sie hatte kaum ein Auge zugetan nach den jüngsten Ereignissen und es schien so, als ob sie zum ersten Mal in ihrem Leben einfach nicht weiterwusste.
Wenn sie sich daran erinnerte, wie Kanan nach Ezras Flucht aus seiner Kabine reagiert hatte...
Kanan sah dem Jungen nur kurz nach. Dann legte er sich zurück in die weichen Kissen und seufzte leise auf. Er war erleichtert. Zumindest blieb ihm nun die Präsenz des Kindes fürs Erste erspart. Die Macht schien förmlich auf ihn einzuhämmern, was seine Anwesenheit anging und sich ihr fügen wollte er ganz sicher nicht.
Wie zur Macht kam ein machtsensitives Kind auf das Schiff? Und auch noch eines, welches die Dreistigkeit besaß ihn Meister zu nennen? Was hatte es hier zu suchen?
Hera tat sich eine Hand an die Stirn, während Sabine Kanan vollkommen fassungslos anstarrte.
„Das...das ist kein Witz. Du....du erinnerst dich nicht an Ezra?!"
Zeb schluckte schwer und rieb sich den Nacken.
„Karabast...das ist echt..."
Sabine schüttelte ungläubig den Kopf.
„Kanan, du kannst doch nicht...Es ist Ezra! Du würdest nie..."
„Ich kenne keinen Ezra und diesen Jungen erst recht nicht. Was ist denn in euch gefahren?", erwiderte der Jedi aufgebracht und entgeistert.
„Das fragen wir uns bei dir", murmelte die Mandalorianerin, verschränkte die Arme und verließ ohne ein Wort den Raum. Hera sah Zeb bittend an, welcher den Wink sofort verstand und Kanans Schulter drückte.
„Ruhe dich aus, Kumpel. Du hast einen harten Sturz hinter dir."
Damit ging auch Zeb. Hera betrachtete ihren Jedi nachdenklich und voller Sorge.
„Du erinnerst dich wirklich nicht", stellte sie fest und schluckte betroffen. Kanan verdrehte die Augen.
„Ich bin diesem Jungen noch nie begegnet. Was macht er hier? Hera, er ist..."
„Machtsensitiv? Oh, glaube mir, dass wissen wir alle", erwiderte die Twi'lek, wobei ihre Stimme etwas wie Trauer enthielt, was Kanan aber nicht bemerkte.
„Was macht ein machtsensitives Kind auf unserem Schiff?"
„Er gehört zu uns, Kanan. Er...er ist..."
Sie biss sich auf die Unterlippe und schien nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollte. Kanans deutliche Abneigung gegen Ezra war nicht zu übersehen und sie ahnte, dass sie es nun mit dem Mann zu tun hatte, welcher er vor allem gewesen war. Vor der Begegnung mit Ezra, vor der Wiederaufnahme seines Jedi – Trainings. Wenn sie richtig lag mit ihrer Vermutung, dann wollte dieser Kanan nichts mit der Macht zu tun haben. Sie musste ihn über alles und vor allem über Ezra aufklären.
Andererseits war ihr Jedi noch immer verletzt und Aufregung tat ihm bestimmt nicht gut. Er musste sich ausruhen und sich schonen.
Sie entschied sich dagegen ihm zu sagen, dass Ezra sein Padawan war. Zumindest für diesen Moment. Sie wollte ihren Freund nicht überfordern. Das war eine Unterhaltung für einen späteren Zeitpunkt.
Und vielleicht hatte sich die Sache mit seinen Erinnerungen schnell erledigt und es musste gar nicht zu diesem Gespräch kommen. Sicherlich würde Kanan sich bald erinnern.
Nun das war zumindest das, was sie sich selbst einredete und was sie sich erhoffte. An die Alternative wollte und konnte sie gar nicht denken.
Hera schüttelte den Kopf.
„Er war ein Straßenkind, als wir ihn gefunden haben. Er ist ein sehr talentierter...Dieb und eine echte Bereicherung für uns alle. Für unsere Crew."
Für unsere Familie. Für dich.
Sie fühlte sich schrecklich. Nun erzählte sie Kanan praktisch, dass Ezra nichts weiter als ein guter Dieb war – was auch stimmte, aber das gehörte der Vergangenheit an. Zumal Ezra niemals nur ein Dieb gewesen war, sondern von Anfang an mehr. Sehr viel mehr.
Kanan hingegen sah nicht allzu begeistert über diese neuen Informationen aus.
„Ein Straßenkind? Wie konnten wir...Hera, Straßenkinder sind rücksichtslos und gefährlich."
Genau dieselben Worte, welcher er an dem Tag mit der ersten Begegnung mit Ezra gesagt hatte.
Hoffentlich erfährst du genauso schnell, wie beim letzten Mal wie sehr du dich irrst, dachte Hera.
„Ezra ist nicht gefährlich und auch nicht rücksichtslos. Er ist ein wirklich lieber Junge, der das Herz am rechten Fleck hat."
Sie deckte ihn zu.
„Ruhe dich erstmal aus, wir reden später weiter. Du musst dich schonen."
Es war Kanan anzusehen, dass für ihn das Thema noch lange nicht durch war. Aber ein Kuss auf die Wange seiner Twi'lek besänftigte ihn etwas und er schloss die Augen. Hera blieb an der Seite ihres Jedi, welcher bald darauf wieder eingeschlafen war.
Die Pilotin atmete aus und rieb sich die Stirn. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung wie sie mit dieser Situation umgehen sollte.
Absolut nicht.
Hera seufzte und nahm einen Schluck aus ihrer mittlerweile lauwarmen Tasse. In der ganzen Hektik oder mehr dem Chaos hatte sie wohl ihren Kaf nicht so warm gemacht wie sonst. Kein Wunder, denn ihre Gedanken befanden sich ganz woanders. Es war nicht nur Kanans Reaktion gewesen, sondern auch die Tatsache, dass sie Ezra seit seiner Flucht aus der Krankenstation nicht mehr zur Gesicht bekommen hatte. Natürlich hatte sie es versucht mit ihm zu reden, aber der Padawan wollte nicht aus seinem Zimmer rauskommen und als Hera mit dem Universalcode hineingelangt war, war Ezra bereits in den Lüftungsschächten verschwunden. Diesen Rückzugsort hatte er schon seit einer Weile nicht mehr aufgesucht, aber die jüngsten Ereignisse hatten ihn offenbar dazu veranlasst, was sie verstehen konnte.
Sie konnte nur erahnen, wie es dem armen Jungen ging. Ohne Zweifel war Kanans plötzliche Amnesie ein Schock, aber was das mit Ezra machen musste, wollte sie sich gar nicht vorstellen. Immerhin erinnerte sich Kanan an jeden anderen aus der Crew außer an ihn...dass musste dem Padawan schwer zusetzen.
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Und wie es das tat. Zeb erwachte etwas früher als es gewöhnlich der Fall war und lauschte mit seinen äußerst empfindlichen Ohren. Im Gegensatz zum gestrigen Abend, wo er allein im Zimmer gewesen war, hörte er leise Bewegungen und ein Rascheln, was ohne Zweifel von der oberen Koje kam. Der Lasat verzog das Gesicht und starrte zur oberen Koje, wo Ezra lag und sich vermutlich elendig fühlte. Zeb hatte es erst für einen Scherz gehalten genau wie Sabine, aber dass Kanan sich wirklich nicht mehr an Ezra erinnern konnte...
Der Kleine war eine Nervensäge durch und durch und trieb ihn gerne in den Wahnsinn. Aber er war ihre Nervensäge und in den vergangenen Monaten war Ezra ihm wie ein kleiner Bruder ans Herz gewachsen. Er war sein kleiner Bruder und gehörte zur Familie.
So etwas hatte er nicht verdient. Schon gar nicht nach dem Streit, welchen Meister und Padawan vor ein paar Tagen gehabt hatten...
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Wenn Zeb ehrlich war, dann hatte er nichts Gutes von der Unterhaltung zwischen Kanan und Ezra erwartet. Deswegen hatte er sich zusammen mit Sabine schnell verdrückt. Der Jedi war ohnehin nicht in einer angenehmen Stimmung gewesen die letzten Tage und hatte es mehr oder weniger öfters an Ezra ausgelassen. Wobei sich Zeb sicher war, dass Kanan es nicht bemerkt hatte.
Zeb hatte nicht viel von dem Streit mitbekommen, aber es musste einer gewesen sein. Die Worte waren nicht zu verstehen gewesen, aber dafür war die Lautstärke unüberhörbar gewesen. Kanans Stimme war regelrecht durch die Decke gegangen und Ezra hatte sich nicht weniger laut zu Wort gemeldet. Sabine hatte sich auf die Liberator zurückgezogen und der Lasat hatte es ihr gleichgetan. Alles nur um dem Streit von Meister und Padawan zu entgehen.
Sie hatten gedacht, dass es sich um einer der vielen Meinungsverschiedenheiten handelte. Nicht wirklich etwas Ernstes.
Sie wurden wenige Stunden darauf eines Besseren belehrt.
Zeb kam als Erstes auf die Ghost zurück und war mehr als überrascht Kanan im Gemeinschaftsraum anzutreffen. Noch überraschter war er allerdings den Jedi mit einer Flasche zu sehen, deren Inhalt Alkohol war. Das war bereits das erste Zeichen gewesen, dass etwas absolut nicht stimmte oder mehr vollkommen schiefgelaufen war.
Das zweite Zeichen war die Tatsache, dass Kanan vollkommen elendig aussah. Seine so starke und fast schon erhobene Haltung saß zusammengesunken in der Ecke der Sitzbank. Vor ihm stand die Flasche mit dem Alkohol, welche allerdings noch geschlossen war wie Zeb auf den zweiten Blick festgestellt hatte.
Der Lasat räusperte sich und betrachtete den Jedi kritisch.
„Kanan?"
Der Machtsensitive seufzte und schüttelte den Kopf.
„Lass mich einfach, Zeb. Es war ein schrecklicher Tag."
„Das sehe ich. Ich meine es ist schon eine ganze Weile her seitdem du zuletzt...ich dachte eigentlich du wärst damit durch."
Der Lasat wusste von Kanans früherem Alkoholproblem und war deswegen umso überraschter, dass der Jedi einfach eine Flasche auf dem Schiff aufgetrieben hatte. Was immer auch passiert war, musste seinen Freund ziemlich mitgenommen haben. Und irgendwie hatte Zeb ein ungutes Gefühl dabei.
Kanan seufzte und warf der Flasche einen fast schon abschätzigen Blick zu.
„Bin ich auch...aber heute würde es mehr als guttun."
„Wegen deinen Streitereien mit Hera?", hakte der Krieger nach und Kanan zuckte nur die Schultern.
„Hey, das renkt sich schon wieder ein. Sie hat halt sehr viel Stress. Wieso lenkst du dich nicht etwas ab? Du und der Kleine könntet doch..."
„Nein."
Die Antwort war klar und deutlich.
„Nein, das ist keine gute Idee, Zeb. Ezra und ich....wir haben uns gestritten."
Nun gut, wenn Zeb ehrlich war, dann war das wirklich nichts Neues. So etwas passierte ständig, denn Meister und Padawan waren sich nicht nur sehr ähnlich, sondern auch die reinsten Dickköpfe.
Als ob Kanan seine Gedanken gelesen hätten, ergänzte er noch etwas:
„Richtig schlimm gestritten, Zeb. Ich...ich weiß nicht, wie das so eskalieren konnte..."
„Um was es ging es?", hakte der Lasat vorsichtig nach. Der Jedi schüttelte den Kopf.
„Er wollte mit Rex trainieren und irgendwie haben wir beide die Kontrolle über uns verloren. Zudem..."
Er fuhr sich über das Gesicht und Zeb hatte ihn selten so voller Schuld und Reue gesehen.
„Ich habe seine Eltern in einem nicht ganz guten Zusammenhang erwähnt und...ich habe ihn von der Wahl erzählt, Zeb. Von...von der Abstimmung damals."
Zerknirschter hätte der Jedi nicht aussehen können.
Der Lasat blinzelte.
„Du meinst doch nicht..."
Er konnte es nicht fassen. Sollte Kanan etwa soweit gegangen sein und die Abstimmung von jenem Tag erwähnt haben? Die, welche zum Gegenstand gehabt hatte, ob sie Ezra von dem Sternenzerstörer holten oder nicht. Welche an dem ersten Tag ihres Kennenlernens ergangen war. Wovon er zuvor ausgegangen war, dass diese Abstimmung niemals gegenüber Ezra Erwähnung finden durfte. Hatte Kanan tatsächlich...
Der miserable Gesichtsausdruck und die zusammengesunkene Körperhaltung des Jedi sprachen Bände. Zebs Vermutung wurde kurz darauf von einem Nicken von Kanan bestätigt, welcher äußerst niedergeschlagen wirkte und ziemlich hilflos.
„Allerdings. Ich bin so ein Idiot."
Zeb seufzte und erinnerte sich an jenen Tag und natürlich an die Abstimmung. Sowie an seinen eigenen Part, was ihn dazu brachte sich verlegen den Nacken zu reiben und den Blick Richtung Boden zu wenden.
„Na ja du hast dir nichts vorzuwerfen. Es...es waren eher Sabine und ich, die ziemlich idiotisch und gemein waren. Wir wollten nicht für ihn zurückkehren, du, Hera und der Bleicheimer waren anderer Meinung. Zum Glück kann ich da heute nur sagen..."
Erneut schüttelte Kanan den Kopf und Zeb hatte das Gefühl, dass da noch mehr hinter steckte. Da es nicht nur bei der Erwähnung der Abstimmung geblieben war.
"Kanan, was hast du...?"
„Ich...ich habe Ezra den Eindruck vermittelt, dass ich meine Wahl getroffen habe...weil er mein Holocron hatte. Das ich nur deswegen entschieden habe, dass wir zurückkehren", stammelte der Jedi, wobei seine Stimme mitten im Satz anfing zu brechen.
Zeb starrte ihn einen langen Moment an, dann tat er eine Pranke an seine Stirn. Manchmal hasste er sein Gefühl. Er wusste und hatte Erfahrung damit, dass Kanan gerne mal redete ohne nachzudenken, aber dass...
„Kanan...Hera wird dich umbringen."
Der Jedi seufzte schwer und schüttelte den Kopf.
„Ob du es glaubst oder nicht, aber das ist gerade mein kleinstes Problem..."
„Karabast..."
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Zeb hatte Kanan selten so niedergeschlagen und voller Schuld gesehen wie an jenem Tag. Doch er war damals nicht der Einzige gewesen. Wenig später hatte Ezra genau denselben Eindruck gemacht, nur dass er kein Wort über den Streit verloren hatte. Die kleine Loth – Katze hatte es auf ihre Art gemacht und war eher jedem und besonders Kanan aus dem Weg gegangen.
Nun ja bis zu der Mission...
Und nun erinnerte sich Kanan nicht mal daran, dass er und Ezra sich gestritten hatten. Geschweige denn wie sehr er den Kleinen verletzt hatte. Und wie verletzt Ezra noch immer war.
Der Lasat seufzte leise und hob etwas seinen Kopf, lauschte mit seinen großen Ohren in der Dunkelheit.
„Kleiner?"
Es war ein leichtes Rascheln zu hören und Ezras leise Atmung, aber keine Antwort kam. Zeb ließ sich davon nicht beirren und setzte sich auf.
„Kid?"
Ein erneutes Rascheln.
„Lass mich in Ruhe, Zeb."
Der Krieger musste nicht das Gesicht des Jüngeren erblicken, um zu wissen, dass Ezra geweint hatte oder mehr dabei war. Seine Stimme verriet ihn.
„Hey, das wird schon wieder. Kanan ist bald wieder der Alte, vermutlich weiß er morgen wieder alles. Seinen Dickkopf kann nichts so leicht erschüttern, du kennst ihn doch."
Er hörte wie Ezra sich etwas bewegte.
„Und was wenn nicht? Wenn er mich komplett vergessen hat?"
Der Schmerz und die Furcht in seiner Stimme war kaum zu überhören und bereitete Zeb einen Stich ins Herz. Der Lasat zögerte nicht, kletterte aus seiner Koje und stellte sich vor Ezras. Etwas unsicher streckte er eine Pranke nach dem Jungen aus und wuschelte sanft durch sein Haar. Auch wenn er nicht der Typ für Liebkosungen oder sanfte Worte war...Ezra schien das zu brauchen und für ihn musste er es wenigstens versuchen.
„Dich kann man doch gar nicht vergessen. Glaube mir, ich habe es versucht."
Der Scherz ging daneben, denn Ezra rollte sich nur noch mehr zusammen und duckte sich von ihm weg. Zeb seufzte.
„Ich weiß das ich nicht so gut in solchen Dingen bin...aber es tut mir Leid. Das ich damals dagegen gestimmt habe...ich hätte das schon längst sagen sollen. Sabine geht es genauso und ich bin mir sicher, dass Kanan es nicht so gemeint hat."
Zeb zuckte fast zusammen als er ein leises Schluchzen von Ezra vernahm. Das war er von dem Kleinen so gar nicht gewohnt und es erschreckte ihn auch etwas. Ezra ließ nie jemanden seine Tränen sehen.
Er musste wirklich verletzt sein. Oder mehr noch verletzter als er es zuvor gewesen war.
„Natürlich hat er es so gemeint. Deswegen...deswegen hat er mich auch vergessen. Nur mich. Jetzt ist es für ihn doch umso leichter mich komplett loszuwerden."
Zeb stand etwas wie bestellt und nicht abgeholt dar. Er wusste gar nicht was er tun, geschweige denn sagen sollte, um Ezras Leid zu mindern. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, ob er das überhaupt konnte. Aber er wollte es zumindest versuchen.
„Rede keinen Quatsch, kid. Er hat das ganze letzte Jahr vergessen. Nicht nur dich."
Das schien es irgendwie nicht besser zu machen, denn Ezra antwortete nichts darauf. Zeb rieb sich den Nacken, dann seufzte er und trat den Rückzug an. Das war nicht sein Gebiet und ehe er den Kleinen noch mehr verletzte...
Er musste gar nicht ins Cockpit um Hera zu finden, denn die kam ihn schon auf dem Flur entgegen. Sie erkannte sofort an seinem besorgten Blick, dass etwas los war und eine Kopfbewegung Richtung Kabine genügte, um zu verstehen, um was für eine Angelegenheit es sich handelte.
Die Twi'lek atmete tief durch und betrat die Kabine der beiden Spectres. Durch das Licht vom Flur konnte sie Ezras zusammengerollte Silhouette sehen, welche ihr den Rücken zugedreht hatte. Hera ging leise auf ihn zu und legte eine Hand an seinen Rücken.
„Ezra?"
Statt einer Antwort hörte sie ein leises Schluchzen, welches ihr das Herz brach. Die Pilotin zögerte keine Sekunde und kletterte auf die obere Koje, setzte sich neben den Jungen.
„Ezra, es tut mir so leid."
Sie strich über seinen Arm.
„Ich weiß, wie schrecklich das für dich sein muss. Aber Kanan wird sich wieder erinnern."
„Vielleicht will er das gar nicht. So hat er mich zumindest vergessen und muss sich nicht mehr mit mir rumschlagen. Dann ist er mich los."
Hera blinzelte, dann seufzte sie schwer.
„Ich weiß, dass euer Streit...schrecklich war. Und es ist umso schlimmer, dass ihr euch nicht ausgesprochen habt. Bevor...das passiert ist."
Sie streichelte seinen Arm.
„Kanan wird sich an dich erinnern und dann kommt alles wieder in Ordnung. Er würde dich niemals freiwillig vergessen oder gar dich loswerden wollen. Du bist ihm viel zu wichtig."
„Das dachte ich auch, aber dann habe ich erfahren, dass er nur wegen dem dummen Holocron zurückkommen wollte und nicht wegen mir. Ich...ich war ihm völlig egal", kam es schniefend zurück, wobei sich Ezras Stimme so gebrochen anhörte.
„Das stimmt nicht. Ich bin mir sicher, dass er sich nur sehr unglücklich ausgedrückt hat", erwiderte die Twi'lek sanft.
„Du bedeutest Kanan sehr viel. Das weißt du doch."
Ezra antwortete nicht auf ihre Worte. Die Twi'lek seufzte und nahm ihn bei den Schultern, zog ihn zu sich.
„Komm her."
Sie umarmte ihren jüngsten Spectre.
„Kanan ist seit unserem Aufeinandertreffen mit den Klonen sehr gestresst und vor allem was Rexs Anwesenheit angeht. Er ist sehr besorgt und muss seine alten Dämonen bekämpfen. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, aber er will uns nur beschützen. Vor allem dich."
Sie strich ihm über den Kopf.
„Er würde sich es niemals verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde. Er hat mehr als überreagiert bei eurem Streit und viele Dinge gesagt, die er nicht hätte sagen sollen. Aber er will immer nur das Beste für dich, Ezra."
Hera drückte ihn sanft.
„Es kommt alles wieder in Ordnung. Kanan wird sich bald erinnern und wir werden ihm dabei helfen."
Ezra blinzelte ein paar Tränen weg.
„Glaubst du wirklich?"
„Oh ja. Ich kenne Kanan und er ist so stur wie kein Zweiter. Wobei sein Padawan ihm da große Konkurrenz machen kann."
Sie lächelte und legte ihren Kopf auf seinen.
„Es wird alles gut, Schatz. Versprochen."
Der Padawan vergrub sich in den Armen der Twi'lek und konnte die massiven Schuldgefühle in sich nicht unterdrücken.
Es ist alles meine Schuld.
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