Tag 2 Kapitel 7 ✔️
Samstag, 17. Dezember
9:17 Uhr
Keith wachte auf, nur um Lance gegen seine Schulter sabbernd vorzufinden.
Es war nicht der schönste Anblick - Der Junge war nicht wirklich schön wenn er schlief. Er schlief immer mit seinem Mund weit offen, Sabber von den Lippen laufend und schnarchend.
"Scheiße," murmelte Keith mit müden Augen und massierte seinen Nacken, der von einem scharfen Schmerz durchzogen wurde. Er kam ohne Zweifel von seiner schrecklichen Schlafposition, also konnte Keith Lance dafür verantwortlich machen.
Lance schnarchte gegen Keiths Schulter und verhinderte Keith jede Möglichkeit für eine Flucht. Nach Keiths vierten Versuch gab er endlich auf und schubste Lance gewaltsam von seiner Seite. Lance gab nur ein paar zusammenhangslose Laute von sich und kippte dann gegen den Kellerschrank und Keith kicherte nur, als er weiterschnarchte.
Die Vorstellung, dass die Sanchez Familie - eine Familie von Fremden - Keith mit Morgenfrisur zu sehen bekommen würde, sollte Keith eigentlich nervös machen. Normalerweise wäre es das auch, wären die Haare von Cleo und Benji nicht auch in so einem peinlichen Zustand.
"Morgen," gurgelte Cleo durch ihre Cheerios als Keith von der Kellertreppe auftauchte. "Hattest du Spaß auf der Couch zu schlafen?"
Keith rieb seine Augen. "Nicht im geringsten. Lance besabbert alles. Sogar meine Schulter."
Benji prustete und stellte sein Glas mit Orangensaft ab. "Das hast du davon, dass du nicht 'brav' warst."
Keith hätte geantwortet, doch fühlte es sich seltsam so an, als wäre dies nicht seine Aufgabe. Dies war Lances Bruder, Lances bester Freund, Lances Geschwisterteil. Es würde sich, naja, komisch für Keith anfühlen an der Scherzerei teilzuhaben.
"Deine Haare sehen übrigens gut aus. Nur so nebenbei." Cleo lächelte wieder zu Keith, diesmal den Mund voller Milch. Sich komisch fühlend, fuhr Keith seine Finger durch seine Haare und fühlte wie steif sie durch die Sofakissen geworden waren.
"D-Danke?" stotterte Keith, nicht wissend wie er reagieren sollte. Es war anders wenn Lance da war. Lance überschattete ihn immer indem er so enthusiastisch war. Keith konnte an der Seite stehen, lächeln und den Geschehnissen zusehen, ohne an ihnen teilzunehmen. Doch, ohne Lance? Dann fühlte er sich verletzlich. Und hier stand Keith nun, in seinen zerknitterten Klamotten vom Vortag, ganz allein in der Küche.
"Du brauchst keine Angst zu haben, weißt du."
Keiths Augen weiteten sich bei Cleos Worten und er spürte wie sich seine Schultern anspannten.
"Wirklich nicht," fuhr sie fort und stand dabei auf um ihre Schüssel in das Waschbecken zu stellen. "Wir werden dich hier nicht verurteilen. Ich weiß, es ist seltsam die Familie deines Freundes kennenzulernen, aber wir beißen nicht."
"Manchmal. Manchmal beißen wir nicht."
Cleo warf Benji einen bösen Blick zu, der ihn aber nur zum kichern brachte.
"Was ich versuche zu sage-"
Benji stand auf, unterbrach Cleo und legte seine Hand auf Keiths Schulter. "Ist, mach dir keine Sorgen, man. Cleo hat Recht- wir verurteilen hier niemanden. Wir sind nur froh, dass du Lance glücklich machst." Mit einem festen drücken von Keiths Schulter, hatte sich Benji wegbewegt um nun auch seine Schüssel ins Waschbecken, neben die von Cleo zu legen.
Keith biss sich auf die Lippe, als er Benji zusah, wie er auf dem Weg nach oben zwei Stufen auf einmal übersprang.
Er wusste, dass Benjis Worte gut gemeint waren. Und es war wahr- Sie haben Keiths Ängste gelindert, eingeschlossen die vor Missbilligung. Und trotzdem konnte Keith die Welle von Schuld nicht verdrägen. Sie logen zu seiner Familie und das schlimmste daran war, dass Keith damit weitermachen wollte.
Als Benji verschwunden war, führte Cleo Keith in der Küche herum. Sie zeigte ihm wo sich die Becher für Wasser und der Müslischrank befanden. Sie zeigte ihm sogar die Kinderschublade. Diese war eine 'spezielle' Schublade, die nur von Josie und ihren jüngeren Cousins benutzt wurde. Sie enthielt mehrere Sachen; Plastikschalen von den Ninjaturtels, Teller mit Disneyprinzessinendesign, sogar eine große Tasse mit Prinzessin Leia drauf. Manche Sachen wirkten alt, die Bilder auf dem Plastik schienen von dem vielen Gebrauch langsam zu verblassen. Ein Teller war anders, fand Keith, und er fragte sofort nach.
"Was ist das für einer?"
Cleo bemerkte den Teller und schnaubte. Es war ein weißer Teller, doch die ehemalige Farbe war nun eher ein leichtes gelb. Der Teller war von Farbe bedeckt, alles Bilder, die ein Kind gemalt hat.
"Meine Mom denkt, sie seie handwerklich begabt: Aber das ist sie nicht. Sie hat nicht einmal in ihrem Leben ein Kleid genäht, oder Einladungskarten gebastelt. Aber wie auch immer, als wir noch Kinder waren hat sie sich gerne neue Beschäfigungen für uns ausgedacht. Eine davon war, auf einen Teller zu malen, was irgendwie komisch ist? Wie auch immer, das ist Lances."
Eine Augebraue hebend nahm sich Keith den Teller aus der Schublade, um ihn genauer zu betrachten. Das Bild war schrecklich, wahrscheinlich war es entstanden, als Lance fünf, oder sechs war. Die Farbe die er benutzt hatte war ausschließlich Blau gewesen und die Linien waren dünn und wackelig.
Nachdem Keith den Teller ausführlich betrachtet hatte realisierte er, dass auf dem Bild zwei Leute zu sehen waren: Ein kleiner Junge und ein älteres Mädchen. Ihre Körper waren rund und ihre Arme simple Striche. Sie erinnerten Keith an Kartoffelleute. In der Ecke des Tellers war eine kleine Notiz, geschrieben in einer Handschrift, die offensichtlich Rosa gehörte.
'Sophia und ich' von Lance Sanchez
Im Alter von 6
März, 2001
Keith schluckte, als er realisierte, wie wertvoll der Teller in seinen Händen war. Vorsichtig legte er ihn wieder an seinen Platz zurück.
"Jedenfalls," fuhr Cleo fort und schloss die Schublade wieder. "Du solltest Lance aufwecken. Ich habe gehört ihr seit heute mit Babysitten dran?"
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