9) Das hier (!)
Attention: Man beachte das Ausrufezeichen👀
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Die weitere Fahrt verging mit unverfänglichem Smalltalk. Zayn war ein guter Autofahrer. Auf der Autobahn fuhr er weder halsbrecherisch schnell noch einschläfernd langsam, er legte keine Vollbremsungen oder hastige Lenkmanöver hin, und auf der Landstraße orientierte er sich ebenfalls an den Straßenverhältnissen. Irgendwie hatte ich auch nichts anderes erwartet. Zayn schien sich immer darum zu bemühen, so vernünftig und empathisch wie möglich zu sein, da gehörte sich bestimmt auch dazu, nicht versehentlich seine Beifahrer zu töten.
Als noch etwa eine halbe Stunde vor uns lag und wir alle oberflächlichen Gesprächsthemen abgearbeitet hatten, begann mein Handy zu vibrieren – Louis' Name prangte auf dem Display, mein alter Schulfreund aus Kensburgh. Offenbar heckte er mal wieder irgendetwas aus, aber ich war ihm dankbar dafür, angerufen zu haben, bevor sich peinliche Stille breitmachen konnte.
„Hey", begrüßte ich ihn argwöhnisch. „Was gibt's?"
„Nialler, du Pfosten!", krähte er in die Leitung, taktvoll und freundlich wie immer. „Dein Handy ist ja doch nicht kaputt!"
Verwirrt nahm ich das Ding kurz vom Ohr, um es anzustarren, wie um mich zu vergewissern, dass es in der Tat noch funktionierte. Außerdem schrie Louis laut genug, dass man annehmen könnte, ich hätte den Lautsprecher aktiviert. „Nein? Warum sollte es?"
„Du antwortest nicht auf meine Nachrichten. Und von denen habe ich dir in der letzten Stunde ..." Eine dramatische Pause trat ein. „Fünfzehn geschickt. Betrügst du mich?"
Ich grinste. „Sorry, du Ehemann. Es kann nicht jeder ständig am Handy hängen."
„Doch. Du. Außerdem bist du doch eh gerade daheim und hast nichts Besseres zu tun. Hast du nachher noch Lust auf die Bar?"
„Ähm." Ich schielte zu Zayn hinüber, der mit übertrieben abwesendem Gesicht auf die Straße sah, als würde er meinem Telefonat nicht lauschen. Was er jedoch tat. Ich sah es ihm an. „Ich bin noch auf dem Weg nach Hause und bin mir nicht sicher, ob ich ein Bar-Date heute noch packe, um ehrlich zu sein. War ein langer Tag."
„Du bist noch nicht daheim?" Jetzt klang Louis aufrichtig entsetzt. „Schweinerei! Soll ich dich vom Bahnhof abholen? Dann sparst du dir wenigstens die Busfahrt."
Wieder warf ich Zayn unwillkürlich einen Blick zu. „Danke für das Angebot, Lou, aber ... ähm ... ich habe heute schon einen Fahrer."
Eine kurze Pause entstand.
„Du hast schon einen Fahrer?", wiederholte Louis meine Worte langsam, als müsste er sie sich erst auf der Zunge und dann im Gehirn zergehen lassen, dann senkte er die Stimme. „Einen Fahrer oder einen Fahrer?"
„Was ist der Unterschied?"
„Ein Fahrer fährt dich. Ein Fahrer fährt dich und tut danach noch andere Dinge mit dir."
Ernüchtert stöhnte ich auf, konnte mir ein Lachen aber nicht verkneifen. Das war in der Tat eine hervorragende Frage, auch wenn ich bezweifelte, dass Zayn sich heute noch auf andere Dinge einlassen würde. Oder jemals wieder. Und ich? Würde ich mich wieder auf andere Dinge mit ihm einlassen, sollte ich nochmal die Gelegenheit dazu bekommen?
Hm. Ja. Vermutlich schon.
Fuck.
„Niall, hallo! Information, bitte!"
„Beruhig dich." Ich verdrehte die Augen. „Meine ganzen Züge fallen aus, und er fährt mich heim."
„Und dann?"
„Nichts." Ich drehte mich ein Stückchen von Zayn weg. „Louis, was willst du überhaupt? Langsam wird dieses Gespräch peinlich."
„Weil dein Typ dir zuhört?" Louis, der Idiot, gluckste vor sich hin. „Kann ich mit ihm sprechen?"
„Was? Nein!"
„Schade. Ähm. Eigentlich wollte ich nur wegen der Bar fragen, aber wenn es dir heute reicht oder du andere Pläne mit deinem Fahrer hast, muss das natürlich nicht mehr sein." Er summte nachdenklich. „Hast du morgen Nachmittag schon was vor? Wir könnten mal wieder zum Volleyball."
Ich kramte in meinem Gedächtnis. „Morgen Nachmittag passt. Aktuell ist es noch ruhig mit irgendwelchen Hausarbeiten und Projekten."
„Sehr gut!" So rüde und provokant Louis sich auch gab, konnte er es in Momenten wie diesem doch nicht ganz verstecken, wie sehr er unsere Freundschaft schätzte. Und die Terminlücken, die wir uns trotz allem immer wieder herausschlugen, um Zeit miteinander zu verbringen. Diese Zeit war über die letzten Jahre hinweg regelrecht kostbar geworden, die Gefahr, dass wir uns auseinanderlebten, immer größer. „Dann freue ich mich auf morgen. Aber pass auf, dass dein Fahrer dich nicht allzu hart rannimmt, sonst bist du beim Volleyball wieder zu nichts zu gebrauchen."
Das zum Thema rüde und provokant.
„Ich beende dieses Gespräch jetzt, du respektloser Creep. Bis morgen."
Louis keckerndes Lachen war das Letzte, was ich von ihm hörte, ehe ich den roten Hörer betätigte und ihn abwürgte. Kopfschüttelnd steckte ich mein Handy weg. Louis war einfach eine Nummer. Noch dazu war er auch mein ältester Freund, aber das hieß nicht, dass ich ihm für diese Konversation bei der nächstbesten Gelegenheit nicht eine reinhauen würde.
„Ähm." Zayn machte mit einem Räuspern auf sich aufmerksam. „Verzeih mir, dass ich ein paar Bruchstücke mitgehört habe, aber ich bin mir nicht sicher, was ich aus diesem Gespräch schließen soll."
„Ich auch nicht, glaub mir." Grinsend wandte ich meinen Blick aus dem Fenster. „Louis ist manchmal etwas übergriffig, aber er weiß, wo die Grenzen sind."
Ich spürte Zayns Augen auf mir ruhen, eindringlich und schwer.
„Niall", begann er dann mit Grabesstimme. „Bitte sag nicht, dass du jemanden mit mir betrogen hast."
„Was?" Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke, so heftig fuhr ich hoch. „Nein! Was zum Fick, Zayn, was denkst du nur immer von mir?"
„Sorry." Er wand sich sichtlich, klang so, als würde es ihm wirklich leidtun. „Ich suche wohl immer weiter nach Gründen, warum das Ganze ein Fehler war."
Ich atmete tief durch. Zig Entgegnungen lagen mir auf der Zunge, doch ich behielt sie alle für mich. Besser, ihm und mir zu ersparen, erneut über ein- und dasselbe Thema zu diskutieren und jedes Mal zu demselben Ergebnis zu kommen. Ein Ergebnis, das mich ebenso jedes Mal wieder auf die eine oder andere Art enttäuschte.
Ich verwirrte mich selbst. Wollte ich tatsächlich eine heimliche Bettgeschichte mit meinem Dozenten anfangen? Einer, der noch dazu ein enormes Problem mit unserem Altersunterschied zu haben schien, und jetzt alles gab, um das Verhältnis zwischen uns zu normalisieren?
Nein. Das zu wollen, wäre beschissen, egoistisch und selbstdestruktiv.
Ein Teil von mir wollte es trotzdem. Nämlich genau jener Teil, der Zayn jetzt von der Seite her begutachtete und erneut intensiv brainstormte, warum ich mich von diesem Kerl so angezogen fühlte. War es wirklich nur seine äußerliche Attraktivität? Das auf Erfahrung basierende Wissen, dass er gut im Bett war? Oder vielleicht doch auch seine empathische, verständnisvolle und reflektierte Persönlichkeit?
Wahrscheinlich eine Mischung aus allem.
Ich sah den exakten Moment, in dem Zayn meinen Blick bemerkte, doch er erwiderte ihn nicht. Stattdessen umklammerte er das Lenkrad fester, starrte verbissen nach vorne.
Schien so, als wäre das Gespräch jetzt beendet.
Zwanzig Minuten später, nach einer kleinen Irrfahrt durch die Altstadt Kensburghs, weil ich Zayn immer zu spät sagte, wann er abbiegen musste, kamen wir vor meinem Elternhaus zu einem Halt. Die Lage direkt am Rande der Altstadt war Segen und Fluch zugleich. Einerseits war es nervtötend, wenn man genau von der anderen Richtung kam und quer durch die verwinkelten Gassen gurken musste, andererseits freute ich mich darüber, sämtliche Clubs und Bars zu Fuß erreichen zu können. Und die Supermärkte natürlich auch, versteht sich.
„Hier wären wir." Zayn stellte den Motor ab. „Du bist das schlechteste Navi, das mir jemals untergekommen ist. Sogar Google Maps ist besser."
In gespielter Empörung plusterte ich mich auf. „Ey! Sei froh, dass ich dich überhaupt navigiert habe."
Zayn zog die Augenbrauen hoch. „Sei du lieber froh, dass ich dich heimgefahren habe. Ich hätte dich auch an der Hochschule versauern lassen können."
„Wohl wahr." Ich schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln. „Danke dafür. Nein, wirklich. Ich weiß das zu schätzen, Zayn. Du hättest das nicht tun müssen."
„Doch." Er klang sehr überzeugt. „Alles andere hätte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können."
Ich musste lachen. „Gut zu wissen. Dann weiß ich, wen ich anrufe, wenn ich mal wieder in Dublin gestrandet bin."
Zayn stimmte in mein Lachen ein, dann senkte sich Schweigen über uns.
Mein Magen begann zu rumoren, je länger es andauerte. Plötzlich kribbelten sämtliche meiner Gliedmaßen, meine Kehle fühlte sich schlagartig eng an, und dann war er da wieder. Dieser Sog, der mich in Zayns Richtung zerrte. Dieses Flimmern zwischen uns, heiß und intensiv, als könnte jeden Moment das Armaturenbrett darunter zu schmelzen beginnen.
Ich sollte aussteigen.
Jetzt gleich. Bevor ich etwas Dummes tat. Oder sagte.
„Alles klar. Zur Haustür schaffst du es, oder?" Zayn mied meinen Blick. Plötzlich wirkten seine Bewegungen fahrig, seine Stimme klang gepresst. „Dann..."
„Zayn." Ich schnitt ihm das Wort ab, ohne es bewusst zu wollen. Das Herz klopfte mir bis zum Hals. „Möchtest du ... möchtest du noch mit reinkommen?"
Er erstarrte, seine Hand bereits auf halbem Wege zum Schlüssel, um den Wagen wieder zu starten. Doch als er sich mir dann zuwandte und endlich meinen Blick auffing, stockte mir buchstäblich der Atem. Die Luft zwischen uns stand in Flammen. Unnachgiebig züngelten sie über mich hinweg, sorgten dafür, dass mir der Schweiß ausbrach, und ich wusste, dass Zayn dasselbe fühlte. Ich sah es an der Art, wie seine braunen Augen plötzlich zu glühen schienen, wie sich seine Nasenflügel mit jedem seiner tiefen Atemzüge blähten. Die Art, wie sich seine Finger so fest um das Lenkrad schlossen, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ich musste mich zwanghaft davon abhalten, nicht danach zu greifen und jeden seiner Finger einzeln vom Lenkrad zu lösen, bevor er sich womöglich selbst wehtat.
„Niall." Er seufzte gequält. „Ich denke, wir wissen beide, worin es endet, wenn ich das tue."
Unschlüssig knabberte ich an meiner Unterlippe. In mir tobte ein Sturm gegensätzlichster Empfindungen, meine Kontrolle hing am seidenen Faden. „Wäre das denn so schlimm?"
„Ja." Zayn straffte den Rücken, offenbar in dem Versuch, standhaft zu bleiben, doch seine zweite Hand, die inzwischen auf seinem Oberschenkel lag, bebte. „Das wäre es."
Aus irgendeinem völlig irrationalen Grund traf mich diese Feststellung bis aufs Mark, obwohl ich sie inzwischen schon unzählige Male gehört – und selbst gedacht – hatte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich davon verletzt, und genau diese Verletztheit trieb mich schließlich an, doch noch auf eine Dummheit zurückzugreifen.
„Wirklich?" Langsam löste ich den Sicherheitsgurt. „Du findest das hier schlimm?"
Es war falsch.
Es war unfair und falsch, das hier zu tun, wo ich doch genau wusste, dass Zayns Zurückhaltung und sein verzweifeltes Festklammern an der Vernunft nur noch am seidenen Faden hingen, und ich nur gewinnen konnte.
Aber ich tat es trotzdem.
Blitzschnell beugte ich mich über die Mittelkonsole, schnappte mir sein Kinn und küsste ihn.
Seine Lippen fühlten sich exakt so an, wie sie mir in Erinnerung geblieben waren. Weich und sanft, in starkem Kontrast mit den rauen Stoppeln seines Dreitagebarts, der seinen Mund umgab und mich an der Wange kratzte.
Zwei schreckliche Sekunden lang rührte er sich nicht. Zwei schreckliche Sekunden lang befürchtete ich, er könnte mich von sich schieben, rücksichtsvoll, aber mit Bestimmtheit. Oder vielleicht stieß er mich auch entsetzt weg, um mir eine Standpauke bezüglich Grenzüberschreitungen zu halten und mir zu sagen, mich in Zukunft komplett von ihm fernzuhalten und am besten auch seinen Kurs zu verlassen.
Doch nichts dergleichen geschah, und als irgendwann das Leben in seinen Körper zurückkehrte, nutzte er es nicht, um mich wegzustoßen. Nein, er nutzte es dafür, gierig nach mir zu greifen und den Kuss zu erwidern. Plötzlich waren seine Hände überall. In meinem Nacken, an meinem Rücken, an meiner Taille, gefährlich nah an meinem Hintern.
Ohne meine Lippen von seinen zu lösen, rutschte ich immer weiter über die Mittelkonsole, dankte dem Himmel, dass sein blöder Corsa modern genug war, um keine mechanische Handbremse mehr zu besitzen. An einem Hebel hätte ich mir jetzt nur die Eier gestoßen. Zayns Finger glitten erst unter meine dünne Jacke, dann unter den Stoff meines Shirts, tanzten spielerisch und neckend über meinen nackten Rücken hinweg. Unwillkürlich wölbte ich mich, als sich prompt eine Ganzkörpergänsehaut zu Wort meldete, keuchte in seinen Mund, als er mich mit einem kräftigen Ruck vorwärts zog und in seinen Schoß beförderte.
Innerlich reckte ich triumphierend die Fäuste.
Sah ganz so aus, als käme ich heute doch noch in den Genuss, meinen Hintern an ihm zu reiben.
Also tat ich genau das, nahm mit Zufriedenheit wahr, wie er unter dem Stoff seiner Jeans hart wurde. Fahrig fummelte ich an seinem Gürtel herum, gierte danach, ihn in die Hände zu kriegen, doch er kam mir zuvor. Zielgerichtet landete seine Hand in meinem Schritt und griff zu, und ich musste jegliche Bewegung einstellen, biss fast auf seine Unterlippe, in dem Versuch, ein Wimmern bei mir zu behalten.
Verdammte Scheiße, Mann. Wieso war er nur so gut in allem, was er tat?
Keuchend vergrub ich die Finger im dicken Material seines Winterpullis und ließ die Stirn an seine Schulter sinken, als er den Knopf meiner Jeans löste und seine Hand dorthin gleiten ließ, wo ich sie gerade am meisten wollte. Er wusste genau, wie er mich in den Wahnsinn treiben konnte, reduzierte mich mit den gekonnten Bewegungen seiner Hand und seiner Finger binnen Sekunden auf ein Wrack. Kurze, stoßartige Atemzüge verließen meinen Mund, während ich mich in seinem Schoß wand und versuchte, mit meinen Bewegungen Druck auf seinen Schritt auszuüben, das Gesicht in seinen Nacken gepresst. Seine zweite Hand lag warm und kräftig an meiner Taille, gab mir den nötigen Halt und verstärkte ihren Griff beherzt, als mein Höhepunkt über mich hinwegspülte.
Sämtliche Spannung fiel von mir ab, ließ zu, dass ich zittrig auf Zayn zusammensackte, die Hände schlaff an seinen Schultern.
„Zayn." Mehr als ein Wispern in sein Ohr brachte ich nicht zustande. „Jetzt du. Lass mich ..."
„Nicht mehr nötig." Sanft zog er die Hand aus meiner Hose, drückte mir einen beruhigenden Kuss ans Ohr, als ich zusammenzuckte, viel zu überempfindlich für jede Berührung. „Dein Hintern hat Talent."
Es war die Mixtur aus abgrundtiefer Befriedigung und Postorgasmus-Erschöpfung, die mich zu einem dümmlichen Kichern verdammte. „Danke. Ich werde es ihm ausrichten." Widerwillig löste ich mich von ihm und richtete mich auf, um ihm in die Augen sehen zu können. „Sicher, dass du nicht noch mit reinkommen möchtest?"
Zayn zögerte, und als er mir dann ein Lächeln schenkte, wirkte es zwar warm, aber sichtlich gepeinigt. Der Fluchtinstinkt, der mir aus seiner Körperhaltung entgegensprang, war überwältigend, aber die Resignation in seinen braunen Augen traf mich umso mehr. Er wusste, dass wir soeben wieder einen Fehler begangen hatten, mit dem wir uns nächste Woche herumschlagen mussten, und hatte nicht vor, diesen Fehler weiter zu verschlimmern.
„Nein." Trotz allem schlug er einen sanften Tonfall an. „Es ist besser, wenn ich das nicht tue."
Er verlor kein Wort darüber, dass es auch besser gewesen wäre, das hier nicht zu tun. Warum sollte er auch? Wir hatten es bereits getan. Es war zu spät, um etwas daran zu ändern.
Zu meiner Erschöpfung gesellte sich Enttäuschung. Nur ganz leise und klammheimlich, aber ich spürte, dass sie da war.
„Okay. Ja. Klar." Etwas unkoordiniert löste ich meine Gliedmaßen von seinen und war gerührt, als er mir dabei half, über die Mittelkonsole hinweg wieder in den Beifahrersitz zu klettern. Mein Körper stand noch immer in Flammen, erinnerte mich an den zutiefst zufriedenstellenden Orgasmus, den Zayn mir soeben beschert hatte. Meine unangenehm klebrigen Boxershorts waren wieder eine andere Geschichte, aber die würde ich mir nachher sowieso gleich vom Leib reißen.
Zayn sank in den Sitz zurück, raufte sich die Haare. „Fuck."
Schlagartig fühlte ich mich schlecht. Er hatte mehrmals gesagt, dass er denselben Fehler nicht noch einmal machen wollte. Dass er eine angemessene Distanz wahren wollte, Normalität zwischen uns.
Und was tat ich? Ich sah den winzigsten Moment seiner Willensschwäche, und nutzte ihn sofort aus.
„Zayn?" Ich rang um Worte. „Scheiße. Es tut mir leid, dass ich dich so überrumpelt habe. Das war nicht in Ordnung und ..."
„Nein. Bitte entschuldige dich nicht." Er unterstrich die Aussage mit einem festen Blick. „Hättest du es nicht getan, wäre das Ganze zwei Sekunden später auf mein Konto gegangen, glaub mir. Und damit könnte ich noch weniger leben."
Unruhig rutschte ich herum, verzog angeekelt das Gesicht, als meine Boxershorts nass an mir klebten. So heiß spontaner, dreckiger Sex im Auto auch sein mochte, musste man sich danach mit den ekligen Konsequenzen herumschlagen.
„Aber ... aber können wir es nicht einfach versuchen? Das hier, meine ich." Ungelenk deutete ich zwischen uns hin und her. „Vielleicht kriegen wir es besser gebacken, wenn wir es einfach ... na ja ... ausleben?"
Zayn vergrub das Gesicht in den Händen, stöhnte hinein. „Auf gar keinen Fall! Ich werde mich nicht auf eine Beziehung mit meinem Studenten einlassen, Niall! Verstehst du denn überhaupt nicht, was mein Problem ist? Mit unseren beruflichen Positionen stehen wir nicht auf derselben Stufe, zwischen uns gibt es ein Machtgefälle. Ich hätte durchgehend das Gefühl, dich auszunutzen."
„Meine Fresse, Zayn! Wer sagt denn etwas von einer Beziehung?" Aufgebracht raufte ich mir mein Haar. Die heute Morgen so sorgfältig zurechtgeföhnte Frisur hatte sich längst verabschiedet. „Ich will beim besten Willen keine Beziehung, aber ich fühle mich körperlich so dermaßen zu dir hingezogen, dass ich es nicht aushalte, und anscheinend geht es dir nicht anders, sonst hättest du es vorhin nicht so eilig damit gehabt, deine Pfoten in meine Hose zu kriegen. Außerdem wäre es nicht einmal verboten. Ich bin längst volljährig, und wir sind nicht an einer Schule, also bin ich auch nicht dein Schutzbefohlener oder so. Und bevor du mir wieder mit den Ethikrichtlinien der Hochschule kommst: Ich studiere nicht an der Hochschule, sondern an der Uni. Und wir müssen uns ja nicht erwischen lassen."
Zayn massierte sich die Nasenwurzel. „Du möchtest eine reine Fickbeziehung."
Seine unverblümte Wortwahl ließ mich das Gesicht verziehen, doch ich nickte. „Du etwa nicht?"
„Du machst mich fertig. Du machst mich sowas von fertig."
„Du mich auch, keine Sorge."
Erwartungsvoll verfolgte ich, wie er für einen Moment die Augen schloss. Die Rädchen in seinem Kopf arbeiteten auf Hochtouren. Ich konnte förmlich riechen, wie gerne er auf der Stelle zustimmen würde, wie gerne er sich auf so einen Deal, auf ein casual-hookup-Verhältnis einlassen würde. Er wusste so gut wie ich, dass es zu spät war, diese seltsame Anziehungskraft zwischen uns zu leugnen. Diesmal konnten wir es nicht einmal auf den Alkohol schieben, oder auf den Höhenrausch einer durchfeierten Clubnacht. Diesmal ging das Ganze einzig und allein auf unser Konto.
„Ich muss darüber nachdenken", verkündete Zayn schließlich. „Ich muss sehr genau darüber nachdenken."
Enttäuschung nagte an mir, doch ich schob sie in die hinterste Schublade meines Gehirns. Ich sollte mich dafür schämen, Zayn überhaupt in die Position zu bringen, eine solche Entscheidung treffen zu müssen. Es könnte ihn seine Job kosten. Klar, und mich meinen Studienplatz, aber Zayns Job schien mir an dieser Stelle schwerwiegender zu sein.
„Okay." Ich versuchte mich an einem Lächeln. „Dann bis Montag."
„Ja." Zayn fing meinen Blick auf. „Bis Montag."
Dann stieg ich aus, lief zur Haustür, ohne zurückzublicken. Erst, als sich das Motorengeräusch des Corsa zu entfernen begann, wagte ich es, über meine Schulter zu spähen und dem Wagen hinterherzusehen.
Mein Körper schrie förmlich danach, auf die Straße zu laufen und zu winken, um Zayn zu symbolisieren, dass er zurückkommen sollte. Was würde ich nur dafür geben, ihn heute Nacht in meinem Bett zu haben.
Abrupt wandte ich mich ab, sperrte die Tür auf und trat ein.
Ob eine solche Nacht jemals wieder stattfinden würde, hing einzig und allein von Zayn und seinem Entschluss ab.
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OH WELL.
Der "Dirty Deal" wurde vorgeschlagen. Ob Zaynie sich wohl darauf einlässt?👀👀👀
Hehehe.
😏
Dankeschön fürs Lesen & liebe Grüße!💕
Andi🌈
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