39) Epilog - Bittersüß

Niall!"

Reflexartig zog ich den Kopf ein, als Lishs wütende Stimme über mich hinwegfegte und dabei sogar das Dröhnen der Bässe übertönte. Schien so, als hätte sie mich nun schon zum dritten Mal beim Quatschen erwischt. Dabei war heute nicht einmal viel los. Niemand wartete darauf, bedient zu werden, nirgendwo herrschte heilloses Chaos, der Geschirrspüler war auch noch nicht fertig.

Meine Chefin stresste trotzdem völlig ungerechtfertigt herum und warf mir die unnötigsten Aufgaben an den Hals. Wassertropfen vom Abtropfblech zu wischen, zum Beispiel. Oder den Boden zu kehren, obwohl der blitzblank glänzte. Meine Theorie lautete, dass sie es einfach nicht abkonnte, mich gutgelaunt zu sehen. Noch weniger schien sie es gutzuheißen, dass mein Freundeskreis vor mir an der Bar saß und zusammen mit mir dem Ende meiner Schicht entgegenfieberte.

Louis, Harry und Maren waren alle drei gekommen, Zayn würde nachher noch auftauchen. Das erste richtige Kennenlernen. Wochenlang hatte ich hierauf hingefiebert. Wochenlang hatte ich ungeduldig und nervös darauf gewartet, dass der Rest des Semesters und die Prüfungsphase verstrichen, um Zayn meinen Freunden endlich offiziell vorstellen zu können.

Louis kannte ihn im Prinzip ja noch überhaupt nicht und war bereit dafür, ihm eine Rede zu halten, was Herzensbrecherei, Schwangerschaft und solchen Blödsinn anging.

Harry verhielt sich wie ein stolzer Papa und wurde nicht müde, zu betonen, dass er unsere Beziehung aktiv gefördert hatte. Die Sache mit dem Ausweis verschwieg er in seinen Erzählungen tunlichst.

Und Maren ... nun ja. Maren hatte mir schon unzählige Male gesteckt, wie schade sie es fand, dass Zayn und ich keine Kinder zeugen konnten, da sie felsenfest davon ausging, dass aus unseren Genen ein unwiderstehlicher Prinz Charming hervorspringen würde. Ein kleiner Mr. Malik mit Babyface.

Wie süß.

Louis hatte bei dieser Verkündigung so getan, als müsste er sich übergeben, während Harry nur hochmütig pikiert den Kopf geschüttelt hatte. Ich hoffte inständig, Maren band ihre Theorie nicht auch noch Zayn auf die Nase, denn der würde mich diese Theorie bis an mein Lebensende nicht vergessen lassen.

„Niall, die neuen Gläser sortieren sich nicht von selbst ein." Unwirsch knallte mir Lish einen Karton hin, in dem es bedenklich klirrte. „Hör auf zu quatschen und mach was für dein Geld."

Seufzend verdrehte ich die Augen, kam der Aufforderung jedoch nach. Meines Wissens hätten wir die Gläser rein planmäßig erst morgen vor Eröffnung eingeräumt und von den alten welche aussortiert, aber Lish konnte einfach nicht aus ihrer Diktator-Haut.

„Immer noch eine Diktatorin, was?", kam es prompt von Louis. „Ich verstehe gar nicht, was sie hat. Gerade ist sowieso nichts los. Die Leute sind alle noch drüben im Kelly, dort gibt's heute bis Mitternacht Freigetränke. Und wenn die nachher eintrudeln, ist deine Schicht vorbei. Gut für dich. Wann wollte dein Sugardaddy nochmal kommen?"

„Ey!" Wie vom Blitz getroffen wirbelte ich zu ihm herum, den klirrenden Karton in den Händen. „Sag mal, geht's vielleicht noch ein wenig lauter?"

„Absolut." Frech grinste er mich an. „Soll ich? Ich bin sicher, die Diktatorin wäre höchst interessiert an diesem speziellen Teil deines Privatlebens."

Finster funkelte ich ihn an. „Warte nur, bis ich hier fertig bin."

„Vermöbelst du mich dann etwa?" Genüsslich schlürfte Louis an seinem Drink. „Cool. Ich freu mich drauf."

Als Maren sich daraufhin todernst bei ihm erkundigte, ob er denn auf Schmerzen stand und ein Gespräch nötig war, klinkte ich mich kopfschüttelnd aus dem Gespräch aus. Details über Louis' Sexleben musste ich nun wirklich nicht wissen.

Wehmütig spähte ich zum Eingang hinüber, während ich die neuen Gläser pflichtbewusst ausspülte und in den Schrank verfrachtete. Wo blieb Zayn nur? Zwar hatte ich ihn erst gestern Abend noch gesehen (und auf seiner Couch schmutzige Dinge mit ihm getan), aber es fühlte sich trotzdem an wie eine halbe Ewigkeit. Das war also diese wahre Liebe, von der alle so schwärmten? Verdammter, körperlicher Schmerz und akutes Heulbedürfnis, wenn man länger als ein paar Stunden voneinander getrennt war? Meine Güte, nie hätte ich mich selbst für so ein tragisches, klischeehaftes Emotionsopfer gehalten.

Seufzend schnappte ich mir das letzte Glas und stellte es in den Schrank, und gerade, als ich mich abwenden wollte, um den leeren Karton zu zerreißen und in den Müll zu werfen, tauchte er auf.

Er.

Zayn.

Es war wie ein Flashback zurück zu unserer allerersten Begegnung, exakt hier.

Gemächlichen Schrittes überquerte er den Eingangsbereich in Richtung Garderobe, wobei er sich bereits den langen Mantel von den Schultern schüttelte, ein freundliches Lächeln auf den Lippen, für alle, die es sehen wollten.

Mein Herzschlag beschleunigte sich um ein Vielfaches. Wie gebannt verfolgte ich, wie er ein paar Worte mit dem Kerl an der Garderobe wechselte, ehe er ihm den Mantel hinüberreichte. Darunter trug er einen seiner engen, schwarzen Rollkragenpullis, bei denen mir grundsätzlich das Wasser im Mund zusammenlief. Ich schluckte schwer, als er die Hand hob, um vorsichtig die Finger durch seine vom Winde verwehte Frisur gleiten zu lassen, wobei der Saum seines Pullis etwas emporrutschte und ein Stück tätowierte Haut offenbarte.

Abrupt wandte ich mich ab und schleuderte den Karton in den Müll, ging hinter der Bar in die Hocke und atmete durch, um mich abzureagieren.

Scheiße.

Zayn war so unfassbar sexy und attraktiv. Wie konnte es nur sein, dass ausgerechnet jemand wie er Interesse an jemandem wie mir hatte? Ich würde es nie verstehen.

„Hi, Zayn!", erklang da auch schon Harrys verdächtig gutgelaunte Stimme. Obwohl er sich nach der Fakultätsfeier geschworen hatte, nie wieder Alkohol anzufassen, war er schon bei seinem zweiten Cocktail. Von jetzt an würde ich mich einfach weigern, ihm weiteren auszuschenken. Was danach passierte ... das unterlag dann Lishs Verantwortung. „Schön, dass du es auch geschafft hast. Ich bin sicher, Niall ist..."

Ich bekam nicht mit, was ich seiner Meinung war, denn exakt diese Sekunde wählte der DJ, um besonders harte Bässe irgendeines hässlichen Remixes aus den Lautsprechern dröhnen zu lassen. Wie ich diesen Kram verabscheute.

„Niall?" Harrys chaotische Lockenpracht tauchte über mir auf. Er war immerhin der Einzige aus der Gruppe, der groß genug war, um sich so weit über die Bartheke zu strecken. „Zayn ist da." Neugierig schnüffelte er in meine Richtung. „Was machst du denn da? Versteckst du dich?"

„Was? Nein. Natürlich nicht." Schnell trocknete ich mir die schweißnassen Handflächen an der Oberschenkelpartie meiner Jeans. Warum zur Hölle war ich denn plötzlich so nervös? Lag es daran, dass Zayn heute ganz offiziell meine Freunde kennenlernte? Oder einfach an der wiederholten, bittersüßen Erkenntnis, dass ich völlig verrückt nach ihm war und ohne ihn nicht mehr leben konnte?

Fuck, sollte das zwischen uns aus irgendwelchen Gründen doch nicht funktionieren, würde ich mich nie von meinem gebrochenen Herzen erholen. Die bloße Vorstellung, Zayn zu verlieren, aus welchen Gründen auch immer, versetzte mich in Panikzustände.

Endlich gab ich mir einen Ruck und erhob mich, und sofort sah ich mich Zayns vertrauten, tiefbraunen Augen gegenüber. Ein warmes Lächeln umspielte seine vollen Lippen, seine Körperhaltung war entspannt, doch als sein Blick auf mir landete, tauchten Falten in seiner Stirn auf.

„Hey." Besorgt legte er den Kopf schief. „Alles gut?"

„Ja." Meine Stimme klang ungewöhnlich piepsig. „Alles bestens. Ich bin nur gerade etwas ... überwältigt, glaube ich."

Die Falten in seiner Stirn vertieften sich. „Überwältigt?"

„Ein bisschen." Ich versuchte mich an einem Lächeln, das sich merkwürdig zittrig anfühlte. Verdammte Scheiße, warum hatte diese Emotionsattacke nicht bis irgendwann später warten können? Warum ausgerechnet jetzt? „In zehn Minuten bin ich hier erlöst, dann komme ich rüber, okay?"

Zayn nickte zögerlich. Natürlich war ihm mein enorm unsportlicher Themenwechsel nicht entgangen, aber selbstverständlich war er empathisch genug, nicht nachzuhaken. Er schien zu wittern, dass das ein Gespräch für eine ungestörte Gelegenheit unter vier Augen war.

„Nur noch eine kleine Frage." Er beugte sich weiter nach vorne, stützte sich mit den Ellbogen auf der Bar ab. Seine Augen funkelten. „Wie gerne sieht es deine Chefin, wenn du während der Arbeitszeit mit irgendwelchen Typen knutschst?"

Für einen kurzen Moment verflüchtigten sich meine akuten Verlustängste. Verstohlen sah ich mich nach Lish um, doch die war am anderen Ende der Theke voll und ganz mit einer Gruppe Mädels beschäftigt und schenkte mir keinerlei Aufmerksamkeit.

„Also, jetzt gerade sieht sie es gar nicht." Verschwörerisch rückte ich ihm entgegen, soweit es die Bar zwischen uns zuließ. „Du hast freie Bahn."

„Sehr gut." Seine warme Hand umfasste meine Wange. „Dann werde ich dich jetzt küssen."

Ja, bitte.

Wie immer explodierte ein Funkenregen in mir, als sich unsere Lippen berührten, und am liebsten wäre ich mit vollem Körpereinsatz über die Theke geklettert, hätte Zayn zu Boden gestoßen und mich dann schamlos auf ihn gesetzt.

„Schlimme Schicht?" Sein Daumen malte beruhigende Kreise auf meine Wange. Unsere Lippen waren nach wie vor nur Millimeter voneinander entfernt, gaben der Konversation ein Höchstmaß an Intimität. „Du wirkst ziemlich durch den Wind."

„Es liegt nicht an der Schicht, die war total ruhig." Ich wollte noch etwas hinzufügen, doch dann registrierte ich aus dem Augenwinkel, dass Lish auf mich zudampfte. Hastig ließ ich von Zayn ab und schnappte mir ein Geschirrtuch, als hätte ich ihm nicht gerade die Zunge in den Hals gesteckt.

„Horan!" Lish baute sich vor mir auf, wobei ihr mörderischer Gesichtsausdruck ihre kleine, schmächtige Körperstatur wettmachte. Aus ihrem dünnen Zopf hatten sich mehrere Strähnen gelöst und standen wüst in alle Richtungen ab. „Das verstehst du unter Arbeit?"

Ich warf Zayn einen verhaltenen Blick zu. „Ähm ..."

„Ach, das war meine Schuld ..." Zayn schielte auf Lishs Namensschild, klimperte dann ein bisschen mit seinen lächerlich langen Wimpern. „Lish. Ich konnte mich nicht beherrschen. Außerdem hatte er sowieso gerade keine Kundschaft, diese Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen. Wird nicht wieder vorkommen."

Dann schenkte er ihr ein derart entwaffnendes Hündchenlächeln, dass ich förmlich sehen konnte, wie die sonst so knallharte, durch nichts zu erweichende Lish darunter dahinschmolz. Zayn Malik und sein gottverdammter Charme. Hätte er sich damals auf der Titanic befunden, hätte er den blöden Eisberg vermutlich mit bloßen Blicken zum Schmelzen gebracht.

„Aha." Anstatt mich zu töten, wandte Lish sich wieder ab. „Niall, im Lager müssen noch ein paar Sachen einsortiert werden. Du hast noch ein paar Minuten. Sechs, um genau zu sein."

Ich unterdrückte ein Seufzen. Sie wusste so gut wie ich, dass es sich mit sechs Minuten Restzeit beim besten Willen nicht lohnte, noch im Lager durchzustarten, aber wenn sie es trotzdem anordnete, blieb mir wohl nichts anderes übrig.

Ich winkte den anderen zu. „Bin gleich wieder da."

Während ich mich auf den Weg durch die Hintertür machte, hörte ich noch, wie Maren ein verstört-entzücktes „Es ist so komisch, zu sehen, wie sie sich küssen" zum Besten gab, und ich musste mir ein Lächeln verkneifen. An den Anblick von Zayn und mir würde sich Maren wohl oder übel gewöhnen müssen, denn ich hatte nicht vor, ihn mir durch die Lappen gehen zu lassen.

Und andersherum hoffentlich auch nicht.


Die Nacht verlief gut. Sobald meine Schicht geendet hatte, verzogen wir uns mit unseren Drinks auf die gegenüberliegende Seite des Clubs, um dort außerhalb von Lishs Radius einen Tisch zu besetzen. Wir stießen auf das erfolgreiche Ende des Semesters und die bestandenen Prüfungen an, ebenso auf die Tatsache, dass Zayn und ich nun hochoffiziell ein Paar sein durften.

Maren hatte die größten Schwierigkeiten, Zayn beim Vornamen zu nennen und freundschaftlich mit ihm umzugehen. Verübeln konnte ich es ihr nicht, immerhin hatte sie Monate damit verbracht, ihm zweimal pro Woche als Dozent zu begegnen.

„Ich finde auch das da immer noch gewöhnungsbedürftig." Theatralisch wedelte sie in unsere Richtung, insbesondere auf Zayns Hand, die auf meinem Knie lag. „Außerdem brauche ich wohl noch eine Weile, bis ich dich nicht mehr automatisch Mr. Malik nenne, tut mir leid."

Zayn grunzte nur amüsiert. „Ich glaube, so viel Zeit haben wir."

Bei dieser Wortwahl zog sich prompt wieder alles in mir zusammen. Ich hoffte verdammt nochmal, dass wir so viel Zeit hatten. Ich wollte überhaupt keine zeitliche Begrenzung bei dem, was wir hatten, ich wollte, dass es auf ewig hielt.

Was, wenn Zayn das nicht so sah? Was, wenn er jetzt gerade zwar Gefühle für mich hatte, diese sich mit der Zeit aber wieder verflüchtigten, wenn wir uns nicht mehr so oft sahen? Oder wenn diese merkwürdig heiße Aufregung, etwas halbwegs Verbotenes zu tun, endgültig verflog und Ruhe einkehrte und es ... langweilig wurde? Normal und alltäglich? Was, wenn er irgendwann bemerkte, dass er doch lieber jemanden in seinem eigenen Alter hätte?

Das war ausgemachter Schwachsinn, und ich wusste es eigentlich auch. Warum ich diese Gedanken trotzdem so an mich heranließ, war mir ein Rätsel. Zum Glück bestanden Louis und Maren exakt in dieser Sekunde auf eine gemeinsame Tanzeinlage, sodass keine Zeit mehr dafür blieb, mir weiterhin den Kopf über unnötige, unrealistische Dinge zu zerbrechen. Oder mich unter Zayns sorgenvollen, forschenden Blicken zu winden, die er mir in einem fort zuwarf, wenn die Aufmerksamkeit der Gruppe woanders lag.

Warme Zuneigung füllte mich in die Zehenspitzen, als ich die Wange an Zayns Schulter bettete, die Arme fest um seinen Körper geschlungen, während seine Hände kräftig und beruhigend an meinen Seiten lagen. Die ABBA-Ballade, die nun aus den Lautsprechern plärrte, hatte der DJ zwar mit irgendeinem dummen Beat unterlegt, war für mich aber immer noch romantisch genug, um mir diesen kleinen Moment zu erlauben. Mit meinem festen Freund. Denn das war Zayn inzwischen doch, oder? Wir hatten unserer Beziehung noch keinen Namen gegeben, und irgendwie hatte ich mich bisher auch nicht getraut, Zayn darauf anzusprechen. Wir hatten ‚Ich liebe dich' zueinander gesagt, ja, aber sollte das nicht reichen? Kam das nicht normalerweise nach dem wir-sind-jetzt-Boyfriends-Entschluss, sodass Letzterer gar nicht mehr offiziell beschlossen werden musste?

Fuck.

Was zur Hölle dachte ich hier überhaupt?

„Niall." Zayns Stimme war nicht mehr als ein heißes Wispern an meinem Ohr. „Langsam tut es mir weh, dir beim Denken zuzusehen."

„Tut mir leid." Unwillkürlich schlang ich die Arme noch fester um ihn, vergrub die Nase tiefer in seinem Shirt. „Mein Kopf ist heute zu voll."

„Das sieht man dir an." Seine Hand malte sanfte Kreise auf meinen unteren Rücken. „Sollen wir heimgehen?"

Dieser Vorschlag klang tatsächlich höchst verlockend. „Wenn es dir nichts ausmacht?"

„Überhaupt nicht." Er rümpfte die Nase. „Mir fallen gleich die Ohren ab."

„Vielleicht bist du einfach zu alt für Clubs dieser Art."

„Vielleicht", stimmte Zayn mir zu. „Aber sieh doch, was mir einer dieser Clubbesuche eingehandelt hat."

Was?" Schmollend schürzte ich die Lippen. „Ich wusste gar nicht, dass ich ein Objekt bin."

Zayns Brust vibrierte mit seinem Lachen. „Verzeihung, ist dir Sugarbabe etwa lieber? Dann werde ich in Zukunft dahingehend auf meine Wortwahl achten."

Ich löste mich von ihm, um ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anzusehen. „Diesmal hast du es gesagt. Aber ich stimme zu. Du bist schon ein außerordentlicher Sugardaddy. Könnte mir keinen Besseren wünschen. Ich meine, du bist attraktiv, hast Geld und ein Auto und eine große, teure Wohnung ... wie könnte ich da widerstehen?"

„Aha." Zayns braune Augen funkelten schalkhaft. „Ich hoffe doch sehr, dass du auch ohne das Geld und das Auto und die große Wohnung an meiner Seite bleiben würdest."

Plötzlich war meine Kehle seltsam eng. „Selbstverständlich würde ich das. Am besten für immer."

Das Blut in meinen Adern gefror, als mir aufging, was ich da soeben von mir gegeben hatte.

Oh Gott. War mit denn noch zu helfen?

„Sorry", ruderte ich hastig zurück. „Das war unpassend. Vergiss bitte einfach, dass ich etwas gesagt habe."

Mit diesen Worten wollte ich mich abwenden und den anderen zuwinken, um zu symbolisieren, dass wir uns verkrümeln würden, doch Zayns warme Hand an meiner Wange hielt mich davon ab. Ein verblüfftes, aber herzliches Lächeln umspielte seine Lippen, brachte seine Augen zum Strahlen.

„Für immer?", wiederholte er leise. Langsam glitt sein Blick über mein Gesicht hinweg, als hielte er nach etwas Ausschau. „Wirklich?"

Das Herz klopfte mir bis zum Hals, doch ich nickte verlegen. „Wenn es sich einrichten lässt, sehr gerne."

„Definitiv." Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Darf ich ehrlich sein? Eigentlich will ich dich schon seit einer halben Ewigkeit fragen, ob du bei mir einziehen möchtest, aber ich habe mich nicht getraut, weil ... du weißt schon." Er hielt inne, um sich zu räuspern, und plötzlich schimmerten seine Wangen in einem verdächtigen Rosaton. „Du bist erst zweiundzwanzig, Niall. Ich möchte dir nicht das Gefühl geben, dich in so jungem Alter schon auf etwas festlegen zu müssen. Oder auf jemanden. Ich mit meinen dreißig Jahren bin inzwischen bereit dafür, mir jemanden fürs Leben zu suchen, aber mit Anfang zwanzig war ich das noch nicht. Ich will dich zu nichts drängen."

Er verhaspelte sich und räusperte sich erneut, um sich dann ohne Punkt und Komma um Kopf und Kragen zu reden, doch mein Gehör hatte sich schon abgeschaltet. Fassungslos starrte ich ihn an, meine Hände noch immer an seinen Unterarmen, an die sie irgendwann gerutscht waren. Zayn wollte, dass ich bei ihm einzog? Zayn wollte wirklich eine Zukunft für uns? Vorzugsweise eine im für-immer-Format?

„Zayn", platzte es schließlich aus mir heraus, als sein panisches Gelaber kein Ende nehmen wollte. „Zayn, hör auf zu reden. Scheiße, natürlich will ich bei dir einziehen! Ich hatte eher befürchtet, dir wird es mit mir irgendwann zu blöd. Dass du dir irgendwann lieber jemanden suchst, der nicht noch studiert und noch nicht einmal mit einem Bein komplett im Leben steht."

„Darüber hast du dir jetzt die ganze Zeit Gedanken gemacht?" Aufrichtiges Entsetzen spiegelte sich in seiner Mimik. „Niall, das ist ... das ist Bullshit. Ich liebe dich. Ich habe noch nie für jemanden so tief empfunden wie für dich."

Glückseligkeit ließ meine Fingerspitzen kribbeln, und plötzlich konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lächeln.

„Das trifft sich gut." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen kleinen Kuss zu geben. „Ich liebe dich nämlich auch und bin mehr als bereit dazu, mich in deiner großen Sugardaddy-Wohnung einzunisten."

Tadelnd tippte Zayn meine Nase an. „So groß ist meine Wohnung jetzt auch wieder nicht."

„Stimmt." Ich überlegte kurz. „Dafür sind andere Dinge an dir groß."

Seine Augenbrauen zuckten. „Ach?"

„Ja. Dein Herz zum Beispiel. Und ..." Ich schürzte die Lippen, während ich meinen Blick vielsagend tiefer wandern ließ. „Und dein S-..."

„Stopp." Befehlshaberisch legte er mir den Zeigefinger an die Lippen, um sich suchend umzusehen. „Wir verlassen jetzt dieses laute Höllenloch, bevor ich etwas tue, was ich nachher bereue."

Taten wir. Die ausgiebige Sex-Session, um unseren neuesten Beschluss zu feiern, hoben wir uns allerdings für den nächsten Morgen auf. Jene intimen Momente nach dem Club, als wir frisch geduscht und eng aneinandergedrängt in meinem Bett lagen, leise über Gott und die Welt sprachen und dabei unschuldige Berührungen austauschten, waren zu wertvoll, um sie an gierige Hitze zu verschwenden.

Zufrieden bettete ich mein Ohr auf Zayns Brust, lauschte seinem stetigen Herzschlag, während seine Fingerspitzen sanft über meinen nackten Rücken hinwegtanzten.

Zayn war der Mensch, mit dem ich eine Zukunft wollte.

Er war mein Mensch.


--------- ENDE ---------
Dirty Dealing
(85.911 Wörter)


Sooooo, that's it, I guess. Lasst mir gerne eure Gedanken bzw. ein kleines Fazit zur Story da, auch wenn der Plot diesmal nicht ganz so tiefgründig oder ausgefeilt war wie sonst😂🥰

Die nächste Ziall-FF ist bereits online - eine Dystopie namens "Glimpses"🥰 Ich habe sie actually gestern  fertiggeschrieben, möchte aber erst noch im Ganzen drüberlesen, bevor ich sie hochlade. "Glimpses" ist das exakte Gegenteil von "Dirty Dealing", ich hab mir zum Teil die Zähne daran ausgebissen, bin letztendlich aber tatsächlich ziemlich stolz auf das Ergebnis👀🤭

Whatever. Schaut gerne rein, ich würde mich freuen❤

Ansonsten: Vielen lieben Dank euch allen fürs Lesen, Voten und Kommentieren - diese Unterstützung bedeutet mir eine ganze Menge!!!🥺❤

Liebe Grüße und Happy Ziall!
Andi🌈

P.S: Stalkt mich gern auf Insta via andrea_zmn_,  da sollte in den nächsten Monaten ein bisschen Marketing zu meinem nächsten Roman ("Bodyguard") auftauchen😏😏😏💕


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