16 ♬ Cleveland
【 L O U I S 】
Mir war kalt und heiß gleichermaßen.
Außerdem dröhnte mir der Schädel. Stimmen drangen zu mir durch, irgendwo wurde geklappert und ich blinzelte ins Halbdunkle. Leicht vibrierte die Matratze unter mir und ich begriff, dass Walter den Tourbus bereits wieder sicher über den Highway lenkte.
Die Jungs der Band diskutierten und lachten. Dafür, dass sie erst völlig entsetzt darüber waren, dass wir weiblichen Zuwachs bekamen, hatten sie sich schnell entspannt. Nun verhielten sie sich wieder wie die Neandertaler, die sie vorher waren.
Ich rieb mir müde die Stirn und merkte, dass ich mich kaum bewegen konnte.
„Ach ja", murmelte ich und neigte leicht den Kopf. Ein langes Bein lag über meinem, genauso ein Arm und... waren das Brüste, sie sich gegen meine Seite drücken? Der Zug der Erkenntnis fuhr nur langsam durch mein Hirn.
Taylors blondes Haar kitzelte mich und ich sah wieder an die Decke. Hätte man mir vor sechs Monaten erzählt, dass ich sie in meinem Tourbus hart und heftig ficken würde, ich hätte schallend gelacht und geantwortet, dass die Realität kein Wunschkonzert war.
Der Sex mit ihr war gut.
Verdammte Scheiße, er war genau das, was ich brauchte und sie scheinbar auch.
Obwohl sie es am Anfang so schrecklich kompliziert machte, so war sie gestern Abend mehr der Partner in Crime, statt die Beute, die es zu überreden galt.
Blonde Frauen waren eigentlich nicht mein Beuteschema. Briana war es damals nicht und Taylor Swift schon mal gar nicht. Sie hatte mich unbeeindruckt und kalt gelassen. Verstanden hatte das kaum einer meiner Freunde. Für mich war sie immer irgendwie blumig, prinzessinnenhaft und wie super doller starker, sauberer Weichspüler gewesen.
Erst seit sie bei mir eingezogen war, verstand ich, was außer mir scheinbar jeder vorhergesehen hatte.
Ihre Beine waren der Hammer. Lang und makellos. Ihre Brüste machten mich an, ohne, dass sie mir viel von ihnen präsentieren musste und ihr Hintern passte perfekt in meine Hände.
Auch wenn ich es niemals laut aussprechen würde, aber Omar hatte sie krass in Form gebracht. Sie entsprach nun wieder völlig Hollywoods Maßstäben. Ich sah jedoch auch, wie schwer es ihr fiel sich beim Essen zusammenzureißen. Schadenfreude darüber, wie sie sich quälte, konnte ich nur mit Mühe und Not unterdrücken.
Genauso wenig, wie dieses merkwürdig aufbauschende Gefühl von Macho-Mann-ich-bin-der-Größte. Es war schäbig und dumm, aber die Tatsache, dass sie unter mir stöhnte, obwohl sie mich vor ein paar Jahren noch ignorierte, als wäre ich ein Niemand, gab mir Genugtuung.
Tja, wieso hätte die Queen of Pop sich auch mit mir abgeben sollen? Für sie zählte Harry, der alleine schon wegen seines Nachnamens das Potenzial einer Marke mit sich brachte. Die Presse liebte ihn, die Kritiker ebenso und das Scheinwerferlicht schien ihm zu folgen, wie die Motten dem Licht.
Ich holte tief Luft und beschloss nicht weiter daran zu denken, wie schlecht und unbedeutend ich mich damals fühlte, nur weil sie mit jedem bei einem Gruppentreffen sprach, nur mit mir nicht.
Leicht bewegte Taylor sich neben mir und ich streckte mich nach meinem Handy.
„Wie spät ist es?", fragte Taylor mit müder Stimme und ich antwortete: „Halb zehn. Vor elf Uhr muss ich nicht antreten." Sie schob die Gardine etwas zur Seite und ließ qualvolle Sonne herein. Als sie von mir abrückte, da fühlte sich die Haut, die nicht mehr die ihre berührte, prompt kalt an. Die Decke unter die Achseln geklemmt rutschte sie auf ihre Seite und massierte sich die Schläfe.
„Kater?", fragte ich und ihre Mundwinkel zuckten: „Nein. Nur, wenn du vom Muskelkater sprichst."
Ich musste lachen, doch sie schob hinterher: „Ich meine das ernst. Außerdem tut mir die Hüfte weh." Sie tastete über besagte Stelle und als sie die Decke etwas anhob, da verstummte ich, denn ich sah die ersten blauen Flecke. Genau an jener Stelle, wo ich sie in der Nacht ziemlich hart angefasst hatte.
„Sorry", entwich es mir ehrlich und sie seufzte: „Schon okay. Ich muss mich eh nur irgendwo stoßen und schon bekennt meine Haut Farbe."
„Sie könnte einen anderen Farbton bekennen", warf ich locker ein und irritierte sie damit. Leicht setzte ich mich aufrecht hin und sämtliche Müdigkeit verschwand aus meinen Knochen. Stattdessen hatte ich das Gefühl herausgefordert zu sein. Ich bewegte mich und ignorierte dabei, dass ich noch immer nackt war.
Taylor hob den Kopf und schien abzuwiegen, ob sie auf Fluchtmodus schalten sollte oder besser doch entspannt blieb. Lautlos kletterte ich aus dem Bett und zog sie dann an den Knöcheln zu mir. Krampfhaft hielt sie das Laken fest, aber ich hatte kein Interesse daran es ihr wegzunehmen. Schließlich hatte ich bereits gesehen, was sich darunter verbarg.
Ich betrachtete sie amüsiert und neigte leicht den Kopf. Schließlich sprach ich: „Ich bin dir noch etwas schuldig."
„Ich habe keine Ahnung, was du meinst", behauptete sie und schob hinterher: „Eigentlich sind wir quitt und ich habe gestern alle Raucher-Punkte artig abgearbeitet, findest du nicht?"
„Der Einzige, der gestern gearbeitet hat, war ich und nein, du hast keinen einzigen Kippen-Punkt abgearbeitet", korrigierte ich sie belustigt. Von nebenan hörten wir, wie Oli und Michael diskutierten. Taylor sah nervös an mir vorbei zur Tür und diesen Augenblick nutze ich aus.
Vor dem Bett ging ich auf die Knie und zog sie an den Beinen noch weiter zu mir. Sie schnappte überrascht nach Luft und als sie begriff was ich vorhatte, da flüsterte sie geschockt: „Bist du verrückt!"
Schmunzelnd schob ich die störende Decke etwas zur Seite und betrachtete die langen hübschen Beine. Ich erinnerte mich zu gut daran, wie sich genau jene Beine um meine Hüfte schlangen, als ich sie das erste mal fickte.
„Nein", antwortete ich leise. „Nur ein bisschen irre."
Meine Lippen strichen an den Innenseiten ihre Schenkel entlang. Ich rechnete damit, dass sie sich von mir lösen würde, weil ihr die Angelegenheit zu heikel war. Doch stattdessen bewegte Taylor sich keinen Zentimeter. Sie war mutiger als ich von ihr erwartet hätte und ich begann nachzuholen, was ich in der Nacht nicht richtig gemacht hatte.
Sanft streichelte ich sie und achtete auf jede Regung ihres Körpers. Taylor war angespannt und lehnte sich nervös zurück. Also beschäftigte ich mich weiter mit ihren Schenkeln und sorgte dafür, dass ihre Beine sich auf meinen Schultern ablegten.
Dann verschwand mein Kopf völlig und ich merkte, dass sie kurz zuckte, obwohl ich überhaupt nichts getan hatte. Mein Haar kitzelte sie und ich änderte meinen Plan. Eigentlich wollte ich sie schmecken und ihre Nässe riechen, aber das sollte ich mir besser für ein anderes Mal aufheben.
Es stand außer Frage, dass es ein weiteres Mal definitiv geben würde.
Ich richtete mich auf und betrachtete Taylor. Ihre Anspannung war förmlich zum Greifen. Wie zufällig strichen meine Finger nun über ihre warme Mitte. Erst einmal, dann ein zweites Mal. Schließlich begann ich das kleine Nervenzentrum zu stimulieren. Leicht und ohne viel Druck.
Sie fühlte sich warm an und ich beugte mich vor. Kurz presste ich meine Lippen auf jene Stelle an ihrer Hüfte, wo sich der blaue Abdruck befand. Dabei hörte ich nicht auf sie weiter mit den Fingern zu reizten und über ihre Schamlippen zu streichen.
Unter meinem Daumen schwoll ihre Klitoris an und immer wieder ließ ich kurz von ihr ab, damit sie herunterkühlte. Nur, damit ich von vorne beginnen konnte.
Ich wusste, dass es dauerte, bis ich sie so weit hatte, wie ich sie haben wollte. Doch ich hatte Geduld und Zeit. Mit der Zunge leckte ich über die verfärbte Haut auf der Hüfte und machte mit der Hand kreisende Bewegungen. Leicht drückte Taylor sich in meine Richtung, so als würde sie wollen, dass der erste Finger in sie glitt. Allerdings ließ ich mich nicht überlisten und widmete mich nur stärker ihrem Kitzler.
Langsam hob ich den Blick, denn nicht ein Laut kam von ihr. Zu meinem Bedauern hatte sie sich richtig gut im Griff. Ihr Rücken wölbte sich wie eine Feder, die man mehr und mehr anspannte. Angestrengt stieß sie den Atem aus, aber das schien ihr keine Erleichterung zu verschaffen. Stattdessen krallten sich ihre Finger in das Bettlaken, das sie immer noch bedeckte. Es schien, als brauchte sie eine Barriere.
Immer noch bewegte sich meine Hand, mittlerweile spürte ich die verlockende Feuchte und sollte abwägen, ob ich sie noch einmal fickte oder sie fingerte wie sie das wollte. Mein Schwanz hatte nichts dagegen sich noch einmal in sie zu vergraben. Zu gut gefiel mir, wie sich ihr Körper meinem anpasste. Schlussendlich tat ich nichts von beidem, sondern machte einfach weiter.
Ich konnte nichts anderes tun, als sie schlicht dabei anzusehen. Irgendwann würde ich sie auf meiner Hand kommen lassen und prüfen, ob sie es lieber hatte, wenn man es ihr mit der Zunge oder den Fingern machte.
Taylor kam. Lautlos, plötzlich und doch heftig.
Ruckhaft umfasste ihre Hand meine und stoppte mich. Im selben Augenblick erzitterte ihr gesamter Körper. Jeder Muskel war angespannt und sie japste nach Luft. Heftig hob und senkte sich ihre Brust und sie sah noch immer auf meine Finger, die sich zwischen ihren Beinen, aber nicht in ihr, befanden.
Gelassen setzte ich mich zurück auf die Fersen und löste mich von ihr. Ich sah sie direkt an, als ich mir die Feuchte von den Fingern leckte und sie so schmeckte. Ihre Augen glänzten und ich war schrecklich zufrieden mit mir. Jetzt waren wir definitiv quitt.
„Wird Zeit fürs Frühstück", sprach ich leise und sah den leichten Tritt nicht kommen, der mich an der Schulter erwischte. Ich hielt so gerade ihren Fuß fest und musste breit grinsen: „Ach komm, du hast zumindest den Sport heute schon hinter dir."
Taylor fiel zurück auf die Matratze, ich hörte sie schnauben und angelte nach einer frischen Boxershorts. Ich musste heute einiges abarbeiten. Zum Radio, zur Autogrammstunde und Shelly pochte auf eine Trainingseinheit.
Außerdem hatte ich Telefonate mit der Familie vor mir. Und mit Sean, der drängte, ich sollte endlich mehr am dritten Album arbeiten. Ich hatte ihm schon durch die Blume gesagt, dass ich so etwas nicht zwischendurch konnte. Sobald die letzten Konzerte gespielt waren, würde ich mich zurückziehen und mir ernsthaft Gedanken machen.
„Muss ich dich heute irgendwo anfeuern?", fragte Taylor und ich merkte, dass sie mir beim Anziehen zusah. Ich zog mir das Shirt über den Kopf und war in eine Jogginhose geschlüpft. An ihren Augen sah ich, dass sie es hasste. Doch ich war nicht völlig blöd und hatte bereits gemerkt, dass Claudia die Jogginhosen hatte verschwinden lassen. Auf der Bühne würde ich also keine mehr tragen.
„Nein. Nur morgen musst du mir den Rücken freihalten. James kommt vorbei und besucht mich samt Kamerateam backstage." Ich hielt das für keine gute Idee und Taylor auch nicht.
„James Corden? Ich dachte, dass er seine Show aufgegeben hat."
„Hat er auch, aber er macht Gastbeiträge für Jimmy Fallon", sprach ich langsam. „Zu meiner Verteidigung, als ich seinen Besuch zusagte, da wusste ich noch nicht, dass ich mich in einem SM-Knebelvertrag wiederfinden würde."
„Ich sollte mich besser dünn machen", überlegte Taylor, aber ich sah das anderes: „Nein. James wird sowieso schon misstrauisch sein. Besser wäre es, wir sondern verknallte Fake-Luft ab."
Sie sah an die Decke und ich schlüpfte in Turnschuhe: „Wir kriegen das hin." Darauf sagte sie nichts und ich strich mir durch das chaotische Haar: „Also, ich schätze Walter hält den Bus bald für Frühstück an. Soll ich irgendwas bestimmtes besorgen?"
„Kaffee mit Karamelsirup", kam es wie aus der Pistole geschossen von ihr, aber dann schob sie hinterher: „Warte... vielleicht doch besser ein Wasser und irgendwas mit Obst."
Als hätte sie Angst, dass Omar einen Stalker losgeschickt hatte und ihr in LA die Leviten las. Ich betrachtete sie und würde ihr diesen verdammten Kaffee kaufen. So sehr ich sie auch in Topform mochte, genauso sehr nervte es mich ihren inneren Kampf zu beobachten, ob sie sich etwas gönnte oder nicht.
Ich zog die Tür hinter mir zu und sah, dass die Hälfte der Band noch oder schon wieder im Reich der Träume war. Unten brüteten Oli und Michael über Unterlagen und Pläne. Vorne dröhnte Walter: „Oi, Louis! Kurze Rundmail für dich. Wir müssen heute Nacht durchfahren, damit wir pünktlich in Cleveland sind."
„Das Rocket Mortgage Field House ist ausverkauft", teilte Oli mir breit grinsend mit. „Danach steigen wir in Indianapolis endlich in einem Hotel ab."
„Gott sei Dank", murmelte ich, denn das hieß, dass wir unsere Kleidung waschen lassen konnten und endlich einmal zwei Tage am selben Ort blieben. „Halten wir demnächst irgendwo, wo wir uns Frühstück holen können?"
„Schon in Aussicht", rief Walter. „Geht doch nichts über Fett um sich die Atrien freizupusten."
Oli ging mit mir sämtliche Termine durch und ich merkte, dass ich immer unruhiger wurde. Mir fehlte die erste Fluppe des Tages. Normalerweise hätte ich sie mir einfach angesteckt, aber ich wusste, dass Taylor nicht die Einzige war, die es nicht mochte, wenn ich im Inneren von Räumen rauchte. Deshalb hielt ich noch eine Stunde durch.
An der Raststätte angekommen, blieb Oli zurück im Bus und ich ging zusammen mit Michael, Zak und Matt los, um das Frühstück für alle einzukaufen. McDonalds hatte noch das Frühstücksangebot und wir deckten uns mit viel Kaffee ein. Automatisch wich ich dem Blick der Leute aus und zu unserer Erleichterung gelang es uns den Laden unerkannt zu verlassen. Merkwürdigerweise fiel ich weniger auf, wenn ich mit den Jungs unterwegs war, ohne einen bergigen Schatten hinter mir zu haben.
Sarkasmus off.
Im Bus sah ich, wie Taylor es nur mit ihrer Anwesenheit schaffte, dass die Jungs sich benahmen. Isaac und Steve hatten mehr an, als ihre Boxershorts. Normalerweise zogen sie sich erst an, wenn sie an die Luft mussten. Außerdem hatten sie aufgeräumt und gelüftet. Ich musste prompt schmunzeln.
Wir verteilten das Frühstück und ich drückte Taylor einen Becher in die Hand. Sie nahm den Deckel ab und roch misstrauisch. „Kakao?"
„Karamell hatten sie nicht", ich zuckte mit den Schultern und bemerkte, dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, als sie am Becher nippte. Er wirkte zufrieden, so als würde sie sich durch den Geschmack der heißen Schokolade an etwas erinnern und ich war versucht zu fragen, was es war. Aber stattdessen schwieg ich und betrachtete die überraschte Gefühlsregung.
„Ich möchte mir Oli für morgen leihen", sprach Taylor und mein bester Freund wurde so rot, wie ein Feuermelder. Irritiert fragte ich: „Wozu?"
„Cleveland ist eine hübsche Stadt und-!"
Prompt hob ich die Hand und sah meinen Kumpel an: „Willst du wirklich shoppen?"
„Ja!", sprach Oli eine Spur zu heftig und ich zuckte nur mit den Schultern: „Tja, dann viel Glück." Ich wusste jetzt schon, wie das ausging, aber ich würde meinem Freund die Erfahrung gönnen.
Alleine bei der Vorstellung zuckten meine Mundwinkel. Ich war erprobt darin eine zähe Shoppingtour durchzuhalten. Vier verrückte Shoppingmonster von Schwestern hatten mich abgehärtet. Aber Oli war... ein Opfer.
Das Lachen verging mir jedoch vor lauter Arbeit. Zwei Radiointerviews, eine Autogrammstunde, die sich verdreifachte und ein Livestream, den ich auf dem Flur zwischen den verschiedenen Radios abhalten musste, saugten mir die Energie aus den Knochen.
Danach ging Claudia mit mir neue Klamotten für Auftritte in der einen oder anderen Show durch. Das Richtige war noch nicht dabei. Sie wollte, dass ich auffälliger aussah und einen Stil kreieren, den man nachkaufte. Mir hätte es nicht gleichgültiger sein können.
Müde gähnte ich und als Claudia verzückt sprach: „Ich freue mich darauf dich und Taylor für einen roten Teppich einzukleiden. Das letzte Mal musste ich ihrer Personal-Assistentin den Vortritt geben. Meinst du, du kannst subtil einfließen lassen, dass ich die bessere Wahl wäre? Ach was rede ich da, du und subtil, da könnte ich deiner Freundin gleich ein leuchtendes Schild vor die Nase halten und Stepptanzen."
Mir dröhnte der Kopf und ich zog kräftig an der Zigarette: „Claudia... wieso denkst du, sie sagt nein, wenn du sie fragst?"
„Ich bitte dich!", fuhr mich die alte Frau an und schlug mir gegen den Arm. „Sie ist Taylor Swift!"
Da waren wir wieder. Das große Phänomen, wenn ein sehr bekannter Prominenter auf einen Sockel gehoben wurde. „Frag sie einfach."
Claudia musterte mich und holte dramatisch Luft, dann schnippte sie mit dem Finger: „Du hast recht, denn sie ist eine absolute Zuckerschnute."
„Tz", entwich es mir, aber sie hörte mich zum Glück nicht mehr. Mit Ach und Krach brachte ich zwischen Tür und Angel zwei Plicht-Telefonate hinter mich.
Lottie und ich telefonierten regelmäßig, damit ich bei Familiendetails auf dem Laufenden war. Meine Schwester hatte mir bei meinem letzten Anruf glücklich entgegengeheult, dass sie schwanger war. Lottie war zwischen Panik, Glück und völliger Überforderung gewesen.
Jetzt bekam ich alle zwei Tage ein Baby-Update per Bild. Unnötig, dass ich so detaillierte Informationen gar nicht haben wollte. Bei unserem heutigen Telefonat stieß sie jedoch eine Drohung aus, bei der ich eine Gänsehaut bekam.
„Wir kommen dich besuchen, Louis!", trällerte Lottie mir überschwänglich ins Ohr.
„Wer ist wir?", horchte ich und saß auf der Feuertreppe des Einkaufszentrums, wo ich die zweite Autogrammstunde hinter mich brachte. Wir mussten warten, bis Walter mit dem Tourbus kam, denn noch immer waren Fans in ganzen Gruppen unterwegs und meine Sicherheit nicht gewährleistet. Irgendein Typ bei der Veranstaltung hatte gepennt.
Mittlerweile zog sich der Himmel zu und das hier war meine vielleicht letzte Raucherpause. Hinter mir scannte Shelly die Umgebung nach potenzielle Fan-Gefahr ab.
„Phoebe, Daisy und ich", flötete sie. Automatisch rieb ich mir über die Stirn. Meine Geschwister, außer die beiden Kleinen, waren bereits erwachsen und machten ihr eigenes Ding. Trotzdem bedeutete ein Abstecher von ihnen selten etwas Gutes.
„Wir wollen Briana besuchen und uns die Sonne LA's auf den Pelz scheinen lassen", plapperte sie weiter. „Außerdem sollen wir Eleanor ein Autogramm mitbringen."
Ich seufzte tief und Lottie lachte: „Du wusstest, dass sie dich danach fragt, Louis. Übergeh das nicht einfach." Meine Exfreundin war ein großer Fan von Taylor und für manch einen schien Eleanors Bitte merkwürdig. Doch nicht bei uns, denn wir waren als Freunde auseinandergegangen.
Als echte Freunde.
Auch das war möglich.
„Ich dachte, ich kann das totschweigen", gab ich zu und Lottie kicherte: „Keine Chance. Wir werden deiner Neuen auch gründlich auf den Zahn fühlen. Phoebe und Daisy sind schon ganz aufgeregt."
„Und du nicht, oder was?"
Eigentlich wollte ich Lottie so richtig die Laune verderben und fragen, ob sie endlich fetter geworden war wegen der Schwangerschaft. Doch ich konnte es nicht. Sie versprühte so viel Sonne und Freude, dass ich ihr schließlich doch nur zuhörte.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie nur darauf wartete, ich würde endlich an- oder zurückrufen. Dabei sollte sie genug mit ihrer neuen Familie zu tun haben.
Nach der üblichen halben Stunde verabschiedete ich mich, denn ein Telefonat mit meiner Schwester war nach dreißig Minuten zu beenden. Sprich, es war nicht zu lang und nicht zu kurz, damit es unhöflich rüberkam.
„Bis zum nächsten Mal, Lottie", damit legte ich auf und sah auf dem Display meines Handys, dass Harry versuchte mich zu erreichen. Meine Güte, was war denn heute nur los? Ich schnippte die Kippe weg und zündete mir eine Neue an, erst dann startete ich den Rückruf.
„Was gibt's?", begrüßte ich ihn sobald er abgehoben hatte.
„Donnerwetter", sprach Harry gespielt beeindruckt. „Überspringst du mittlerweile sogar den britischen Smalltalk?"
„Ich habe nicht allzu viel Zeit", antwortete ich und sah Shelly an, der winkte allerdings ab. Was bedeutete, dass ich sie durchaus hatte. „Also, wieso rufst du an?"
Harry lachte schadenfroh und dann verkündete er, als habe er sich mit meiner Schwester abgesprochen: „Die Jungs und ich leisten dir auf Tour Gesellschaft!"
„Auf gar keinem Fall!", dröhnte ich und stand auf. Wieso wollten mich alle besuchen? Und dann auch noch gefühlt gleichzeitig!
„Auf jeden Fall!", widersprach mir Harry. „Das kommt davon, wenn man die Anfragen seiner Buddys ignoriert."
„Ich habe Niall und Liam nicht ignoriert", verteidigte ich mich. Sondern einfach zu viel um die Ohren. Außerdem war ich... beschäftigt.
Mein Kumpel johlte erneut: „Erklär es ihnen selbst und persönlich."
„Nein, ich meine, Harry, ihr könnt nicht kommen. Ich habe jetzt schon Stress ohne Ende. Rede es ihnen aus."
„Was kriege ich dafür?"
Und da machte ich den Anfängerfehler schlecht hin, denn ich ging ihm in die Falle.
„Was willst du?"
Es lag auf der Hand. Trotzdem wartete ich darauf, dass er es offen aussprach.
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