23. Anonym

Taehyungs P.o.V

Seufzend fuhr ich mir über mein Gesicht und nickte erschöpft. "Ja, ich glaube, sie planen tatsächlich etwas.", murrend lehnte ich mich etwas auf der Couch nach vorne. Jesse zischte unzufrieden und schüttelte den Kopf. "Ich hatte es bereits geahnt, aber ich dachte nicht, dass sie es wirklich versuchen werden...", nuschelte sie und zog einmal kräftig an der Zigarette zwischen ihren Fingern. Mina hob kurz darauf beiläufig die Hand um die Zigarette zwischen Jesses Lippen hervorzuziehen und selbst tief den Rauch zu inhalieren. "Also glaubt ihr, dass die Blades wirklich versuchen werden, unser Morphium zu stehlen?", aus ihren großen blauen Augen sah sie uns an. Nhan, welcher neben mir auf der Couch saß seufzte tief. "Verfickte Scheiße...", fluchte er unter seinem Atem. "Ich fürchte ja, Mina." Der schwarzhaarige Junge neben mir richtete sich etwas auf und blickte gespannt zu mir. 

"Woher willst du das wissen?", Nhan legte den Kopf schief. Der 23-Jährige war mit Jesse, welche mittlerweile 22 war, der Älteste aus unserer Gruppe und kümmerte sich um so ziemlich alles, seit der alte Bandenchef abgetreten war. "Na, ich bin ja Lucian und diesem Kay gefolgt, zwei Mitglieder aus den Blades. Sie haben manchmal über ein Projekt geredet, das anscheinend geheim ist. Keine Ahnung, es ist alles noch ziemlich unklar...", ich zuckte leicht mit den Schultern. Juna, die letzte Mitgliedern unserer Gang beugte sich etwas nach vorne, wobei ihre kinnlangen, braunen Haare nach vorne schwangen. "Also bist du dir nicht hundert prozentig sicher?", hakte sie kühl nach und musterte mich aus ihren kalten, braunen Augen. "Nein, nicht ganz. Aber als Yoongi letztens mit Namjoon die Lieferungen abholen waren, haben sie dort auch jemanden gesehen auf dem Weg nach Hause.", gab ich noch dazu.

"Na und? Das musste doch niemand von den Blades sein", murmelte Mina während grauer Rauch aus ihrer Nase quoll. Nun meldete sich Namjoon, welcher auf der Armlehne eines schwarzen Sessels saß. "Er ist uns ziemlich weit gefolgt. Wir mussten uns aufteilen um ihn abzuhängen." Nun verstummte die Blondine und grübelte nach. Mein Blick schweifte durch das Wohnzimmer Jesses. Unsere ganze Gruppe, bestehend aus mir, Namjoon, Yoongi, Jesse, Mina, Nhan und Juna trafen uns eigentlich jeden Samstag hier. Um zu besprechen, wo es Probleme gab, ob wir vorsichtiger sein sollten, ob die Kunden nicht mehr bezahlten und vieles weitere. Eigentlich waren die Bandentreffen immer ziemlich lustig. Meistens wurde auch irgendwann ein Joint herum gereicht und wir lachten zusammen bis spät in die Nacht. So waren wir auch auf unseren Gruppennamen 'Anonym' gekommen. Da niemand von uns sehr kreativ war, wir alle ein wenig high waren und dachten, das wäre der beste geheime Gruppenname aller Zeiten.

Jesse seufzte tief und schloss die Augen. Mina sah zu ihrer Freundin und drückte dem braunhäutigen Mädchen einen Kuss auf die Lippen um sie aufzumuntern. Sofort glitten meine Gedanken zu Jungkook. Ob ich ihn wohl je küssen könnte? Was wenn er rückfällig werden würde, und wieder Panikattacken bekommen würde? Oder noch schlimmer, mit mir Schluss machen würde, weil ich ihm zu nahe getreten wäre? Ich schüttelte den Kopf um all diese Gedanken loszuwerden und stand dann auf. "Na gut, ich gehe jetzt. Bis dann, Leute!", ich hob müde die Hand und verließ den Saal, gefolgt von Juna, welche wohl auch schon gehen wollte. "Hey, Tae", ich sah kurz zu dem großen Mädchen. Juna war ein ziemlicher Muskelprotz. Ihr kurzes Haar unterstrich ihr kantiges Gesicht, die kühlen Augen ließen einen frösteln und sie war fast größer als ich. Doch das Mädchen war echt nett, wenn man sie besser kennen lernte. 

"Ja?" "Soll ich dich mitnehmen? Ich hab gesehen, dass du ohne Auto hier bist." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Nee, danke. Ich gehe noch zu meinem Freund, er wohnt hier gleich um die Ecke", bei dem Gedanken daran, dass ich meinen Kookie jetzt noch besuchen würde, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich hatte ihn jetzt seit gestern nicht mehr gesehen und fühlte mich, als wäre ich auf Entzug. Zu meinem Glück wohnte mein Kitten nahe an Jesse, sodass ich noch schnell zu ihm konnte, ehe ich mit dem Bus nach Hause fahren würde. Irgendwie hatte ich heute keine Lust gehabt Auto zu fahren, vor allem da wir meistens high nach Hause gingen und ich nicht bekifft hinters Steuer wollte. Doch in letzter Zeit waren die Bandentreffen ziemlich ernst und nüchtern gewesen... "Na gut, man sieht sich!" Die Riesin hob eine Hand und öffnete die Haustür, wo sie nach links abbog und ich nach rechts. "Ja, tschau!"

***

Jungkooks P.o.V

Die Klingel unterbrach mein Gespräch mit meiner Mutter. Verwirrt blickte ich auf die Küchenuhr. Es war bereits halb Sieben, wer kam denn so spät noch zu uns? Meine Mutter sah nicht weniger irritiert aus, doch verschwand schnell im Flur um dem unangekündigten Gast die Tür zu öffnen. Genüsslich knabberte ich an meiner Schokoladentafel und lauschte, ob ich vielleicht heraus fand wer kam. Leider hörte man in der Küche nur entferntes Geschwätz, sodass ich nicht ausmachen konnte, wem meine Mutter gerade unten am Appartements Gebäude die Tür geöffnet hatte. Grinsend kam sie zurück in die Küche und rührte fröhlich in ihrem Kochtopf, wo gerade Nudeln kochten. "Wer war es?", nuschelte ich zwischen zwei Bissen und blickte neugierig zu der Schwarzhaarigen. Diese jedoch zuckte bloß mit den Schultern. "Lass dich überraschen!"

Ich runzelte die Stirn. "Ist Dad da? Er kommt mich doch erst nächsten Samstag besuchen." Grinsend zuckte meine Mutter mit den Schultern, während sie nun Plastikhandschuhe überzog um Tomaten klein zu hacken. Genervt verdrehte ich die Augen. Konnte sie mir nicht einfach sagen, wer da ist? War das so schwer? "Mom, wer-", ein lautes Klopfen unterbrach mich. Meine Mutter sah gespannt zu mir. "Willst du nicht aufmachen gehen?", zwitscherte sie fröhlich. Okay, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. "Du weißt, dass ich nicht gerne den Türknauf berühre!", murrte ich misstrauisch, während ich vom Stuhl hüpfte und an der Schokolade nuckelnd zur Tür spazierte. Dort zog ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und öffnete damit vorsichtig die Tür, ehe ich zwanghaft den Kopf schüttelte.

Warme Arme umschlangen mich. Erschrocken keuchte ich auf und riss die Augen groß auf. "Hey, Baby!", Taes raue Stimme ließ mich sofort entspannen. "Gott, Hyung! Erschreck mich doch nicht so!", quietschte ich, mit wild klopfendem Herzen, während ich mich sanft an meinen Freund kuschelte. Jetzt wo ich wusste, wer mich da umarmte, machte es mir viel weniger aus. Lachend löste sich Taehyung leicht von mir und strich mir sanft über die Wange. "Sorry! Also, darf ich rein kommen?" Leicht verwirrt, doch vor allem über die Maßen glücklich nickte ich und deutete ihm hineinzukommen, während ich immer noch an meiner Schokolade knabberte. "Klar, komm rein!" Zwanghaft schüttelte ich den Kopf, während ich mit meinem Freund im Schlepptau in die Küche ging.

"Hallo, Taehyung", grinsend begrüßte meine Mutter den Jungen, als wäre er ein Familienmitglied und nicht irgendein Fremder den sie erst einmal gesehen hatte. "Guten Abend, Miss." Jetzt etwas peinlich berührt, da ich befürchtete meine Mutter würde eins und eins zusammen zählen und begreifen, dass Tae nicht nur ein Freund war, räusperte ich mich. "Ä-Ähm... Ich gehe mit Taehyung in mein Zimmer", die Schokolade legte ich zurück in den Kühlschrank und versuchte schleunigst aus der Küche zu entkommen. Doch meine Mutter machte mir einen Strich durch die Rechnung. "Kookie! Willst du ihn nicht fragen, ob er hier essen will?", süßlich blinzelte meine Mutter mich an. Oh Scheiße. Sie wusste definitiv etwas. Sofort wurde ich knallrot und schluckte laut. "K-Klar! Tae? Willst du h-hier essen?", stammelte ich beschämt und blickte flehentlich zu ihm. Antworte schnell, damit wir von hier verschwinden können!

"Es würde mich sehr freuen", grinsend fuhr er mir über den Arm. Ich hörte meine Mutter scharf einatmen, und als keine Reaktion von mir kam, erstickt hauchen. "N-Na dann! Wir sind in meinem Zimmer. Ruf uns wenn das Essen fertig ist!" Ich umgriff die nackte Hand meines Freundes und zerrte ihn hinter mir die Gänge entlang, und erst als ich das erschrockene Keuchen meiner Mutter hörte, realisierte ich meinen Fehler. Jetzt wusste sie bestimmt, dass wir zusammen waren.

Ich hatte seit zehn Jahren nicht mehr freiwillig die Haut eines anderen angefasst.

Und das wusste meine Mutter.

Scheiße.

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Tja, jetzt weiß Kookies Mutter wohl bescheid über die Beiden ^^ Ich hoffe das mit den Gangs war nicht zu kompliziert? Ich werde es noch einmal etwas genauer erklären in einem späteren Kapitel, bis dann ist eigentlich bloß wichtig zu wissen, es gibt zwei Gruppen, eine versucht von der anderen zu stehlen. Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1408 Wörter

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