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Heute standen Leute in der Schlange beim Einkaufen vor mir,
und sie haben mich an uns erinnert, und ich hab sie nicht mehr angeschaut und nur neben ihnen gestanden.
Und sie waren so schön, dass ich es nicht ausgehalten hab. (Sondern nur die Vorstellung der beiden in meinem Augenwinkel ausgehalten hab, und mehr nicht.) Und ich hatte dieses komische Gefühl: Dass sie es verstanden haben. Manchmal, bei ganz besonderen Menschen, hab ich das Gefühl, dass man mehr versteht als man sollte, voneinander. Oder sie Dinge an einem sehen, die man selbst noch nicht erkannt hat. Oder umgekehrt.
Vorher habe ich den Typen bei den Nudeln stehen sehen in seinem blaugrauen cool gemusterten Fleecepulli, der roten Jogginghose und den subtil-special Sneakern, und den wilden müden Haaren, und ihn direkt angestarrt. Manchmal, bisher 2 mal sehr intensiv, manchmal starre ich alte Männer in Supermärkten oder sonstwo an. Manchmal überlege ich, was wäre wenn man an den Einkaufswagen stehen bleibt und einen Witz macht und sich wirklich verstehen würde, so ganz normal, wie Kennenlernen unter Gleichaltrigen. Oder auch nicht ganz normal, ist mir eigentlich egal. Aber manche strahlen so eine kindliche, neugierige und doch ruhige Art aus, nach der ich mich direkt sehne. Vielleicht wünsche ich mir das manchmal. Vielleicht ist das Projektion, oder vielleicht bin ich wirklich komisch.
Er in dem blaugrauen Fleecepulli suchte irgendetwas und ich mochte, wie er um sich schaute. Und weil ich kurz wollte, dass er etwas anderes sucht, flitzte ich scheinbar eilig und scheinbar auch suchend an ihm vorbei zurück durch die Gänge - und oft, wenn ich nur aus Spass und scheinbar eilig durchs Leben rannte, so war ich dann ja doch wirklich und ganz echt beschleunigt - so flitze ich an ihm und den Nudeln vorbei und summte eine richtig coole Melodie von einem Song aus den frühen 2000ern, den ich vorher aus einem Autoradio gehört hatte. Als ich abbog schaute ich zu ihm und er mich an, und das machte mich froh, ihn kurz anzuschauen, das reichte schon.
Dann stellte ich mich an der Kasse hinter ihn und dann seine Freundin neben ihn. An ihn angelehnt. Und wie sie redeten und sich anschauten und er sie am Hals küsste. Sie redeten nicht viel, aber ein bisschen so wie ich manchmal mit meines Dates redete. Nur dass dann nicht sowas schönes zurück kam. Sie lief noch zweimal los, um eine Limo zu holen, und er und ich blieben neben einander stehen und ich starrte auf das Kassenband. Irgendwann rief er ihren Namen, und "Wir sind gleich dran.", und ich weiß nicht, wie ich das noch genauer in Worte fassen soll, aber die beiden waren so schön und friedlich und gemütlich. Wie ihr so ein alter Autoschlüssel an einem Schlüsselband um den Hals hing und wie er etwas auf dem Kassenband nochmal gerade rückte.
Die beiden waren so schön und plötzlich fühlte ich mich so alt und einsam, obwohl beides nicht stimmte. Und gleichzeitig fühlte ich mich ein bisschen wie ein abgefuckter ferner Gott der alles anguckt und schön und liebenswert findet und aber selbst kein Teil davon ist. Und vielleicht hab ich echt einfach nen kleineren oder größeren Schaden und ein in der Masse fluides - beinahe dümmlich liebenswertes - fragiles Ego.
Vielleicht fand ich die beiden aber auch einfach nur schön und das war ok und
wie ich die beiden anstarrte, wollte ich irgendwie sagen:
"Ich wünschte ich hätte mich so verwirklicht wie ihr."
"Du bist jünger als wir.", hätten sie dann vielleicht gesagt.
"Ich weiß.", hätte ich dann vielleicht gesagt.
Und auch wenn ich es mir selber noch nicht so ganz glaub', und du mir vielleicht nicht auch, trotzdem - ich hab das Gefühl, seit ich die beiden gesehen hab, bin ich nicht mehr interessiert an allem was grad so halbherzig läuft. Vielleicht wieder interessiert an dir, oder der Idee von dir, oder jemandem, der so ist wie du. Ich weiß es nicht. Fühlt sich bisschen anders an, das Fühlen jetzt. Ich denke an das Schlüsselband um ihren Hals, und bestimmt hatten die beiden ein richtig cooles richtig altes Auto. Ich denke an das Band und sie und ihn, und merke mir das - Schlüsselmoment.
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