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Eines Abends sagte ich irgendwann beim Telefonieren zu dir:
"Es ist überhaupt nichts schlecht daran, sich selbst zu lieben. Und wenn du denkst du bist der geilste Mensch der Welt, ist das genau richtig. Du kannst über dich denken: "Ich bin der geilste Mensch der Welt.", und - und dann kannst du raus in diese Welt gehen und zu allen super nett sein und gute Dinge machen. Denn nur weil du gut von dir denkst, musst du ja kein Arschloch sein. Du kannst auch einfach gut von dir denken, und: gut sein. Nichts ist falsch daran. Da bist du doch nicht schuldig oder so. Ich finde, jeder darf das von sich denken."
Plötzlich sagtest du: "Ich finde das grad so gut was du sagst. Ich glaub ich lass mir das hinter die Ohren tätowieren."
Ich musste lachen durch dein Redensarten-Durcheinanderbringen, was dem ganzen so eine absurde rohe Realitätsnähe gab.
"Glücksbringer. Oder als Hufeisen zwischen Augenbrauen.", sagte ich.
Wir lachten. Und weil ich gerade so in Schwung war und einen Zuhörer hatte (wobei, ich rede auch gerne mit mir selbst ich bin mir das wert und gleichzeitig nicht zu schade) deshalb sprudelte ich weiter:
"Und weißt du, manchmal laufe ich Abends nach Hause und denke mir: My Life is a Movie und ich bin der geilste und am meisten fühlende Mensch der Welt. Und so ein Künstlerego ist alright. Ich mache irgendwelche Sachen und trag sie in die Welt, und auch wenn sie mir vielleicht nichts bedeuten findet irgendjemand es super, ohne dass ich es weiß. Deshalb ist es doch nichts Schlechtes, einfach offen zu sein. Würde jeder alles verstecken, wäre es kacke und totale Verschwendung. Ich meine: klar, Geheimnisse und so sind wertvoll, aber ist doch auch schön, Wertvolles zu teilen, oder?"
Ich habe es mir nur ein meine Notizen geschrieben, weil es mir so viel bedeutet hat, aber in unserem Gespräch sagtest du diese dreiSätze:
Danke das ist so toll was du sagst
Du bist toll
Ich liebe was du sagst
Und die haben mir echt viel bedeutet.
Dann redeten wir noch eine ganze Weile darüber wie es dir geht, über deine Probleme, ich hörte dir viel zu, wir waren wieder dort, wo wir schon so oft gewesen sind. Es war schon sehr spät und ich hatte dir auch schon etwas vorgelesen gehabt. Und wir hatten dieses Gespräch gehabt, wo ich irgendetwas Überschwängliches von mir gegeben, und du es so schön gefunden hattest. Nun ging es wieder über Schmerz und Schlafmangel und mein Herz weichte wieder ein bisschen auf, danach würde es sich wieder festigen. Doch plötzlich sagtest du:
"Sorry das klingt jetzt Ich brauche irgendwie... Schutz. - Ich fühle mich, als würde ich auf einem Acker stehen, und es blitzt und donnert. Und ich kann mich nirgendwo unterstellen. Ich fühl mich so blöd, weißt du?"
Das war ehrlich von dir gewesen. Und dann habe ich es dir gleich getan, und ich weiß nicht, entweder um dich aufzumuntern, oder auch um es endlich mal loszuwerden, oder vielleicht, ja, wahrscheinlich auch, weil ich noch an dir hänge, habe ich dir von diesem Buch hier erzählt. Und meinte, dass es wie ein Teil 2 von dem ersten Buch ist, obwohl es ja eigentlich im echten Leben keinen Teil 2 für uns gibt.
Du sagtest erstmal nichts. Wenn ich wirklich etwas fühle, ist das so ein kurzes Ziehen in meinem Bauch, eine Mischung aus Kribbeln und emotionalem Schmerz. Ich habe das lange nicht mehr gefühlt. Ich hab lange nicht mehr viel gefühlt. Beim Schreiben vielleicht. Und davon hatte ich dir jetzt erzählt. Und da sagtest du:
"Das klingt jetzt so blöd aber ich würde so gerne jetzt mit dir kuscheln."
Und da war es wieder. Dieses Ziehen im Bauch. Sehnsuchtshinzug.
Auch Tage später war es immer noch da, wenn ich an diesen Satz von dir dachte.
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