19 (alte Texte 1)

Du hast das gütigste Herz, das ich kenne.

Ich hab mal zu dir gesagt: "Wenn ich mich mirkoskopisch klein schrumpfen könnte, würde ich deinem Serotonin sowas von in die Fresse schlagen." Du lachtest und sagtest, dass es doch dann erst recht nichts mehr macht. "Stimmt.", meinte ich da, "Nein - Ich würde es am Kragen packen. Ich würde sagen: 'Freundchen... das ist jetzt kein Spass mehr.". Du  grinstest und unterbrachst mich "Haha, das ist kein Spass mehr. Oh mann.".

Ich  guckte dich nur an, lachte nicht mit. "Naja, das ist doch witzig!", riefst du. Aber ich wusste, dass du es gerade nicht witzig fandest, und das nur sagtest, um ihn zum lachen zu bringen. Aber den Gefallen tat ich dir, also lächelte ich. Eyy, Serotonin, das ist jetzt kein Spass mehr, dachte ich. Es stimmte. Ich sagte: "Naja, ich würde halt sagen: 'Das ist jetzt kein Spass mehr, du gehst jetzt da raus und machst verdammt nochmal deinen Job!'." Du nicktest, ich sah dich an und gestikulierte weiter "Und dann würde ich es rausschubsen und ihm sowas von in den Arsch treten.". Du nicktest wieder, etwas kämpfender.

Ich schaute ins Leere und dachte daran wie scheiße unfair das ist. Es war irgendwie schwer sich das vorzustellen, dein Kopf und was darin abging. Du spielst heiler Mensch. Du spieltst das so gut.

"Ich bin froh, dass du mir das alles gesagt hast, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann.", sagte ich.

"Aber es macht dich traurig, oder?", fragtest du.

"Natürlich, ja. Aber irgendwie nicht so sehr wie es wahrscheinlich sollte." "Soll es aber nicht!" du schüttest mich ein bisschen, ich lass mich schütteln. "Ich weiß, aber trotzdem. Es ist wie, als würde ich eine weiße Fläche haben, und man würde mir sagen, die ganze Rückseite ist schwarz. Klar kann ich mir das iiirgendwie versuchen vorzustellen, aber die Dunkelheit von dieser schwarzen Fläche könnnte ich erst begreifen, wenn ich wirklich die andere Seite sehen würde. Meine Vorstellungskraft reicht einfach nicht aus, auch wenn ich weiß, wie schwarze Flächen aussehen. Und das macht mich traurig, aber ich bin wirklich froh, dass du es mir gesagt hast, das war richtig. Sonst wäre es komisch und noch mehr unfair.", versuchte ich, meine Gedanken zusammen zu fassen, oder überhaupt erstmal zu fassen zu kriegen. Du schautest mich tief aber ohne irgendwelche Wertungen an.

Diesen Blick kenn ich nur von dir, er ist so ehrlich und offen, aber irgendwie auch... einsam und wissend. Und stark, aushaltend, abwartend, und trotzdem weich und neugierig. "Naja, wenn ich es dir nicht erklärt hätte wäre halt alles normal.".

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, es wäre nicht normal. Ich hab das unterbewusst immer gespürt, jetzt verstehe ich es aber. Was denkst du, warum ich so viel Lust habe, dir Kleinigkeiten ausm Netto mitzubringen, dich zum Lachen zu bringen, mir Zeit für dich zu nehmen? Weil ich irgendwie spüre, dass du das verdient hast, weisst du. Dass du das verdient hast, weil du kämpfst und das brauchst.". Dann wusste ich nicht mehr, über was ich weiter reden sollte. Du  sagtest auch nichts mehr, und so war es richtig. Ein paar Sekunden, vielleicht eine halbe Minute schauten wir schweigend in dein Zimmer, dann redeten wir über etwas anderes.


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