7-1 Gedächtnismanipulation
gewidmet Rickelmann885, der mich erinnert hat, regelmäßig zu updaten.
Bei diesem Kapitel überlegte ich zuerst, ob ich die Gedächtnissauger durch irgendein anderes Wesen ersetzen sollte - aber damit wäre der Effekt, die Geschichte aus den Original-Überschriften zu entwickeln, verschwunden. Ich wühlte mich also durch die Fabelwesen und fand zu meiner Überraschung Geschöpfe, die tatsächlich Erinnungen aufsaugen. Dass sie in Süd- und Ostasien sogar als eigentlich gute Wesen betrachtet werden, gefiel mir noch besser. Denn ich bin immer noch davon überzeugt, dass es beim Einzelnen liegt, ob er bösartig wird und nicht bei einer ganzen Rasse.
„Tirili?" Verflixt, dachte Arniri und biß sich auf die Lippen. Sie hatte sich fest vorgenommen, diesmal mit ‚Hau?' den Eintritt anzufragen, aber das gewohnte ‚Tirili' war ihr prompt über die Lippen gekommen, bevor sie es hatte zügeln können.
Von drinnen kam kein Laut zurück. Die alte Kitsune am Schreibtisch schrieb ungerührt weiter.
„Äh – HAU?" versuchte es Arniri noch einmal. Diesmal sah die Frau auf. „Hm?" Ihr Blick war verschwommen, als sei sie gerade aufgewacht. Sie sah sich um, entdeckte Arniri und stand hastig auf. „Oh, verzeih mir, Liebes, ich war gerade in Gedanken", entschuldigte sie sich, kam rasch auf den Spiegel zu und entriegelte ihn. „Du bist sicher Arniri, oder?"
„Ja. Ich möchte zu Feno."
„Zu wem? Achso, Fenyro. Tut mir leid, an den neuen Namen bin ich noch nicht gewöhnt."
„Gehören Sie auch zu den Leuten, die ihn Fennylein nennen?" fragte Arniri, schon bereit, den Partner zu verteidigen. Die alte Kitsune lachte leise. „Nein, Liebes, ich fand das schon immer recht gemein. Und ziemlich interessant, dass diese Sticheleien immer mehr zunahmen, je mehr Fenyro seine Begabung zeigte." Sie hatte sich wieder an den Tisch gesetzt, den Pinsel in die Hand genommen und die Augen auf das Papier gerichtet. Arniri spürte die Ungeduld der alten Frau, ihren Text fortzusetzen und bat daher nur: „Können Sie mir schnell sagen, wo Feno ist? Ich finde ihn dann schon alleine."
„Hm? Oh, ja, du wirst ihn nicht in seinen Räumen finden. Geh zwei Stockwerke höher, mit der Treppe im Rücken nach links und die fünfte Tür links, da dürften er und Tendris gerade sein." Die Kitsune schrieb bereits wieder, bevor sie die letzten Worte gesprochen hatte. Arniri bedankte sich und sauste aus dem Raum.
Eine Minute später besann sich die Kitsune. „Liebes, ich will dir noch sagen, du solltest die Tür nicht so einfach öff ... oh, sie ist schon fort. Immer diese hastige Jugend, nie halten sie einen Moment inne. Ach, was wollte ich doch?" Ihr Blick fiel auf ihren Papyrus und sie lächelte. „Ach ja, ich weiß schon." Und sie schrieb eifrig weiter.
Arniri zählte die Türen ab und zog an der Klinke. Die Tür schien zu klemmen, Arniri stemmte beide Beine auf den Boden, zerrte mit aller Kraft und die Tür öffnete sich so plötzlich, dass die Elbin auf dem Hinterteil landete. Sie murmelte etwas wenig Erbauliches, stand auf und betrat das dunkle, fensterlose Zimmer hinter der Tür.
Fast sofort verlor sie das Gleichgewicht. Der Raum war, wie sie in einem aufblitzenden Feuerschein sehen konnte, 20 Meter im Durchmesser und kugelrund – komplett, auch der Boden. Und vollkommen leer. Nichts hinderte die erschrockene Arniri, über steinharte, glasglatte Lava auf den niedrigsten Punkt zuzurutschen.
Ein Feuerball zischte haarscharf über sie hinweg, prallte über ihr ab und zerbarst in einzelne Feuerpfeile. Zum Glück rutschte sie noch, sonst hätte sie sich böse Verbrennungen zugezogen.
„Arniri!" Fenos Stimme kam von irgendwo weit über ihr. Die Elbin, endlich am Boden angekommen, sah verwirrt auf, konnte jedoch zunächst nichts erkennen. Dann jedoch leuchteten zwei Gestalten auf – Feno und Tendris, beide von Flammen umgeben und sie flogen auf sie zu. Beide waren lediglich mit kurzen Hosen bekleidet, ihre Haare verwirrt, Tendris' Gesicht war rußverschmiert und Fenos Brust sah aus, als sei dort ein Beutel mit Pech explodiert.
Tendris erreichte Arniri zuerst und kniete sich neben sie. „Wie kommst du denn hier rein? Ich hatte doch die Tür verschlossen!"
„Bist du verletzt?" Feno kniete schon auf ihrer anderen Seite.
„Ich glaube nicht, nur sehr erschrocken. Ich bin an ebene Fußböden gewöhnt, weißt du." Arniri konnte schon wieder lächeln und setzte sich jetzt auf. „Hm, etwas schwindlig, aber nach der Rutschpartie ist das klar. Das war ein recht heißer Empfang."
Tendris nickte. „Du hast Glück gehabt, ich hätte dich auch direkt treffen können. Wenigstens hat dich keiner der Querschläger getroffen."
„Natürlich nicht! Hast du nicht gesehen, dass ich einen Schutzschild aufgebaut hatte?"
Tendris sah ihren kleinen Bruder verblüfft an. „Nein – aber jetzt fällt mir auf, dass keiner der Querschläger in Arniris Richtung ging. Wie hast du das hinbekommen, obwohl du sie nicht sehen konntest?"
Feno zuckte die Achseln. „Ich habe sie gespürt. Ich wußte nicht, wer hinter mir war, aber ich konnte erfassen, wo die Person war und habe die Luft über ihr verdichtet."
„Es hätte auch jemand von uns sein können. Dann wäre der Schild nicht nötig gewesen."
„Ja, aber dann hätte es nicht geschadet. Und wie du siehst, war es ja richtig."
Tendris nickte versonnen. „Du denkst und reagierst unglaublich schnell. Und Inari glaubt immer noch, du seist zu jung für dieses Training – du bist eigentlich schon darüber hinaus."
Feno zuckte die Schultern. „Mit deiner Schlagkraft kann ich noch lange nicht mithalten."
„Nein, und das wirst du vermutlich auch niemals. Aber mit deiner Reaktionsschnelligkeit und deiner Kontrolle gleichst du das sehr gut aus."
„Wie konntest du mich denn spüren?" fragte Arniri und Tendris lächelte. „Was glaubst du, warum hier kein Licht ist? Wir haben nicht nur Feuerball abwehren trainiert, sondern auch, unseren Gegner im Dunkel ausfindig zu machen."
„Ich habe die Luft im Dojo mit meinem Denken erfaßt", erklärte Feno. „So hab ich gleich gemerkt, dass jemand die Tür öffnet und die Kuhle herunterschlittert. Ich spüre, wo Luft ist und wo keine und dein Körper verdrängt ja die Luft."
„Ich hatte mich leider zu sehr auf Feno konzentriert und den letzten Ball noch abgeschossen", entschuldigte sich Tendris. „Und Feno wich ihm aus, dadurch hätte ich aber beinah dich getroffen."
„Naja, ist ja nichts passiert", Arniri dachte lieber nicht daran, dass sie einen Feuerball wohl kaum ohne größere Verletzungen überstanden hätte.
„Und wie bist du jetzt reingekommen? Wieso bist du überhaupt einfach so in ein Dojo spaziert?"
„Das wußte ich doch nicht. Die ältere Dame im Torraum sagte nur, dass ihr hier seid. Und die Tür klemmte zwar, ließ sich dann aber öffnen."
Feno grinste. „Klar ließ die sich öffnen. Ich habe mir gleich gedacht, dass du eine Hexe bist und verschlossene Türen öffnen ist für die meisten ein leichtes."
Arniri wurde rot. „Ja, kann sein, dass ich meine Magie angewandt hab", gab sie zu. „Aber nicht absichtlich."
Tendris runzelte die Stirn. „Trotzdem, wer schickt dich hier rein, ohne dich vorzuwarnen?"
„Ist vielleicht die alte Dame im Torraum der Nogitsune, der Emm töten wollte?" fragte Arniri. Die beiden Geschwister sahen erst sie, dann sich an und sagten wie aus einem Mund: „Großmutter!"
„Ich dachte, sie hätte ihr letztes Buch fertig?" wunderte sich Tendris. Feno zuckte die Achseln. „Das hindert sie ja nicht, gleich ein neues anzufangen." Er wandte sich seiner Gefährtin zu. „Tut mir leid, aber wenn sie gerade ein Buch schreibt, nimmt sie kaum etwas anderes wahr. In solchen Phasen wird sie im Allgemeinen nicht zum Wachdienst eingeteilt, aber wenn sie mitten in ihrer Schicht eine Inspiration hatte ..." er lächelte etwas hilflos. „Sei ihr nicht böse, ja? Sie ist sehr lieb, nur manchmal etwas achtlos."
„Schrieb sie gerade etwas? Hat sie dich dauernd ‚Liebes' genannt?" Als Arniri auf ihre Fragen nur nickte, grinste Tendris. „Ja, das war Enwikko."
„Darf ich dich hochfliegen?" fragte Feno die Elbin. „Oder möchtest du lieber kraxeln?"
Arniri betrachte die spiegelglatte Fläche des Dojo und seufzte. „Ich glaube, fliegen ist besser." Trotzdem hielt sie die Augen fest geschlossen, bis sie vor der Tür des Dojos standen. Tendris schmetterte die Tür zu und verschloß sie energisch, dann griff sie nach den Kleidern, die an einem Haken neben der Tür hingen und zog sich wieder an. „Ich gehe mal und löse Großmutter ab, damit sie in Ruhe schreiben kann", sagte sie lachend.
Feno nahm seine Kleidung einfach auf den Arm. „Ich sollte mich erstmal waschen", stellte er mit einem Blick auf seine rußbeschmierte Brust fest. Auf Arniris fragenden Blick erklärte er: „Da hat sie mich voll erwischt."
„Tut das nicht weh?"
„Nein, die Hitze habe ich rechtzeitig absorbiert. Aber den Dreck bekam ich natürlich ab. Gehst du mit Schwimmen?"
„Machst du Witze? Bei der Hitze? Natürlich!"
Als sie am Schwimmbassin ankamen, kam gerade eine Kitsune mit 6 schwarzroten Zöpfen aus dem Wasser heraus. „Ach, Fennyli", sagte sie mit einem spöttischen Blick auf seine verrußte Brust. „Hast du mal wieder mit Kräften gespielt, die zu groß für dich sind? Soll ich dich saubermachen oder kannst du das schon allein?"
„Oh, ich hab mir Arniri mitgebracht, damit sie mir hilft", gab Feno gelassen zurück. „Du brauchst deine kostbare Zeit nicht mit mir zu verschwenden."
Die Kitsune war sichtlich verärgert, dass sich Feno nicht provozieren ließ. „Da tust du Recht dran, für solche untergeordneten Tätigkeiten eine Elbin zu verwenden. Aber scheuche sie nicht zu sehr herum, es könnte sein, dass sie mehr Magie hat als du. Eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, dass jemand weniger Magie haben könnte, es sei denn, deine zauberlose Menschenfreundin!" Sie war unterdessen in einen seidenen, feinbestickten Kimono geschlüpft und ging auf den Vulkan zu.
„Jonivra", rief ihr Feno nach. „Könntest du wohl im Torraum Bescheid sagen, dass wir hier unten sind, falls Emm kommt?"
Verblüfft drehte sich Jonivra zu ihm um. „Warum sollte ich ausgerechnet dir einen Gefallen tun?" Sie wartete die Antwort gar nicht ab, sondern stolzierte weiter.
„Darum vielleicht?" murmelte Feno. Arniri konnte nicht sehen, was er tat, aber Jonivra blieb plötzlich mit einem Fuß an einem unsichtbaren Hindernis hängen. Natürlich fiel sie nicht hin, sondern erhob sich schnell in die Luft, aber sie schien irritiert zu sein. Verwundert sah sie sich um, konnte aber nichts sehen, worüber sie gestolpert sein konnte. Sie sah mißtrauisch zu Feno, zuckte dann aber die Schultern und wandte sich ab.
Arniri mußte sich ein Lachen verbeißen. „Du hast sie stolpern lassen, stimmts?"
Feno grinste. „Ja. Es ist der gleiche Trick wie im Kaufhaus. Jonivra könnte einen Sturm entfachen, käme aber nie auf die Idee, einen winzigen Teil der Luft so zu verfestigen, dass er hart wie ein Stein ist. Ich kann keine großen Luftmassen bewegen, aber wie du siehst, reicht es auch aus, wenn man nur kleine Dinge kann." Er stand mit dem Rücken zum Bassin und ließ sich jetzt einfach nach hinten fallen. „Hm, ist das erfrischend!"
„Warte, ich komme!" Arniri zog sich rasch bis auf die lederne Unterwäsche aus und sprang ihm nach.
„Sollten wir nicht doch im Torraum Bescheid sagen?" fragte Arniri eine gute halbe Stunde später. „Vielleicht ist Emm schon längst da und sucht jetzt den ganzen Fuchshügel nach uns ab."
„Quatsch, die wissen sicher schon, wo wir sind. Ist ja nicht so, als wären wir besonders leise gewesen und es sind so einige Leutchen hier vorbeigegangen."
Arniri wurde rot, lachte dann aber. Es war schön gewesen, mit dem jungen Kitsunen im Wasser herum zu albern und sich gegenseitig zu bespritzen, wie früher mit ihren Brüdern. Zu dritt hätte es allerdings noch mehr Spaß gemacht. Was sie zu ihrem ursprünglichen Gedanken zurückführte. „Aber sollte Emm dann nicht schon da sein?"
„Eigentlich schon", Feno runzelte die Stirn. „Wir sehen besser mal nach." Er erhob sich elegant aus dem Wasser. Arniri sah ihm neidisch nach, sie mußte sich mühsam und wenig graziös am Rand des Bassins hochziehen. Und dann nahm sie auch noch zuwenig Schwung und fiel wieder zurück.
„Gib mir mal deine Hand", Feno ergriff ihre Rechte und zog sie mühelos aus dem Wasser. „Wir sollte wirklich bei Gelegenheit Stufen einbauen, schließlich baden nicht nur Kitsunen hier."
„Danke", das bezog sich nicht nur auf die Hilfe, sondern auch auf Fenos sachliche Feststellung, dass es für alle Nicht-Kitsunen nicht so einfach war, aus dem tiefen Bassin zu klettern.
Feno zog sich bereits an, während Arniri sich noch das Wasser von der Haut wischte. „Wieso bist du schon trocken? Und deine Unterwäsche?"
„Oh, ich habe das Wasser verdunsten lassen", Feno blickte sie nachdenklich an. „Soll ich dir helfen?"
„Untersteh dich!" Die Wassertropfen von Armen und Beinen streifen machte Arniri lieber selbst.
„So meinte ich das nicht!" Plötzlich umgab ein warmer Luftstrom die Elbin, trocknete ihre Haut und ihre Wäsche. „Oh, du bist ja wie ein Föhn!"
„Ein was?"
„Emms Familie hat sowas im Bad, Aleit trocknete mir damit die Jeans, nachdem ich mir den Fisch abgewaschen hatte. Ein Gerät, das heiße Luft macht."
Feno lachte. „Ja, heiße Luft machen kann ich gut!"
„Danke, das reicht schon." Arniri zog sich die grüne Jeans, das helle Lederhemd und die ledernen, kniehohen Stiefel wieder an. Sie grinste zu Feno, der in graue Jeans, orangefarbenen ärmellosen Kittel, rote Chucks und gelben Haori gekleidet war. „Du mischst auch, wie?"
Feno lachte. „Ja, ich mag die Jeans, sie haben wenigstens ordentliche Taschen."
Sie liefen rasch zum Torraum. Tendris hockte auf dem Schreibtisch und las die beschriebenen Blätter durch, während die alte Kitsune weiterhin eifrig schrieb. Als die beiden eintraten, sah sie auf und lächelte ihnen zu. „Ihr dürft euch auf was freuen, Großmutters neues Buch ist toll!"
„Das sind sie alle", Feno ließ sich nicht ablenken. „War Emm schon da?"
„Nein, wollte sie heute kommen?"
„Eigentlich schon. Wir gehen besser nachsehen, ja?" Schon stand Feno an einem der Spiegel und öffnete ihn.
„Äh, ich sollte besser Inari Bescheid geben", fing Tendris an.
„Ja, tu das", Feno betrat bereits die Tunnel und zog die Elbin mit sich, eine sprachlose Tendris zurücklassend.
So schnell hatte Arniri noch nie die Tunnel durchquert. Während sie sich an jedem Tor orientieren mußte, erschnupperte Feno den Weg sofort und konnte daher einfach durch die Tunnel rennen, Arniri im Gefolge. Schon bald erreichten sie Emms Spiegel, öffneten ihn von der Tunnelseite und spähten hindurch.
Emm saß auf ihrem Bett, vor sich ihren Block, in den Händen die Gitarre. Sie spielte einige Töne, schüttelte dann den Kopf, kritzelte etwas auf den Block und versuchte eine andere Tonfolge.
„Hat die uns vergessen?" wunderte sich Arniri. Feno zuckte die Achseln und rief Emm aus dem Spiegel an: „Hi, Emm! Wolltest du nicht heute kommen?"
Emm fuhr zusammen, ließ die Gitarre fallen und starrte entgeistert zum Spiegel. Zögernd stand sie dann auf und näherte sich der glatten Fläche. Als sie die beiden Gestalten sah, begann sie zu schreien.
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