4-1 Nächtliches Intermezzo

gewidmet theKinsor, der wie ich gerne mit weniger bekannten Fabelwesen arbeitet

In vielen Fantasy-Stories werden lauter neue Fabelwesen erfunden. Zwar habe ich nichts gegen die Fantasie der Autoren und auch mir macht es Spaß, neue Arten zu erfinden. Hier allerdings möchte ich mich weitgehend auf Wesen konzentrieren, die bereits in Sagen und Märchen aufgetaucht sind. Denn während die Fantasy- Literatur sich die "Creme de la Creme" heraussuchte, sprich vor allem Vampire, Elfen, Zwerge und Werwölfe, sind sehr viele Geschöpfe außer acht geblieben. Ich habe mich durch etliche Seiten gelesen, die Fabel- oder Kryptowesen aufführen und war überrascht von der Vielfalt. Nur um das Universum der Fabelwesen etwas abwechslungsreicher zu gestalten, ist es wirklich nicht nötig, Neues zu erfinden. Die bisher beschriebenen Geschöpfe reichen da völlig aus.

Psscht, Kind! Emm! Kleines! He! Emm, Mädel, wach doch endlich auf!"

Die Stimme war leise, aber eindringlich und die Worte wurden immer wieder wiederholt, bis es endlich in Emms Träume drang.

„Hrrmpf!" Emm reagierte ungehalten. Sie fühlte sich noch völlig unausgeschlafen und hatte keine Lust, ausgerechnet jetzt schon aufzustehen.

„Emm, kleine Kollegin, hörst du mich?"

Plötzlich war sie hellwach. Das war nicht die Stimme ihrer Mutter und sie kam aus Richtung ihres Spiegels. Sie warf einen Blick auf die Uhr – halb zwölf. Das war kein Weckruf zur Schule, sondern jemand am Spiegeltor!

Sie hüpfte aus dem Bett und sauste zum Spiegel. Die monströse, häßliche Gestalt auf der anderen Seite erschreckte sie diesmal nicht. „Dormin, hallo! Was machst du hier?"

„Karkar, Emm! Ich brauche deine Hilfe. Darf ich kurz rein? Durch den Spiegel zu sprechen ist ein wenig umständlich."

„Aber natürlich", inzwischen hatte Emm verstanden, dass Besucher nur auf ihre ausdrückliche Einladung hereinkommen konnten, selbst wenn das Tor offen war. Oder durch Manipulationsmagie wie damals Ukrien, aber die anzuwenden galt als sehr unhöflich, hatte ihr Lusa erklärt. Zudem verfügten nur wenige Wesen über eine solche Magie. Orks jedenfalls nicht.

„Komm rein und setz dich", schlug sie vor. „Und sag mir, was los ist. Sollten wir nicht Feno und Arniri dazuholen?" Sie war jetzt ganz bei der Sache und überaus aufgeregt. Offenbar hatte Dormin den ersten offiziellen Auftrag für ihr Team.

Dormin lächelte, was bei seinen prachtvollen Zähnen nicht gerade vertrauenerweckend aussah. „Nein, Emm. Ich habe schon gehört, dass ihr drei nun eine Schicksalsgruppe bildet, aber zurzeit brauche ich nur dich." Er sah etwas zweifelnd auf Emms Drehstuhl vor dem Schreibtisch, den zierlichen Armstuhl davor, den Sitzsack in der Ecke und hockte sich schließlich auf Emms Bett – die einzige Sitzgelegenheit im Zimmer, von der er hoffte, dass sie unter ihm weder zusammenbrechen noch platzen würde.

Emm setzte sich auf ihren Drehstuhl. „Warum hast du mich gerade Kollegin genannt?"

Dormin grinste sie an. „Weil du eine Torwächterin bist. Hast du nicht bemerkt, dass auch ich ein Wächter bin?"

„Oh", angesichts der Spiegel in Dormins Haus hätte sie sich das eigentlich denken können, dachte Emm ärgerlich.

„Naja, an dem Tag wirst du anderes im Kopf gehabt haben", schmunzelte Dormin. „Ich erkannte sofort, dass du die gleiche Bestimmung hast. Mit mehr Übung wirst du auch erkennen, wer ein Wächter ist und wer nicht. Ich mache das schließlich schon seit 300 Jahren, du fängst gerade erst an."

„Na, so lange werde ich sicher nicht dabeibleiben", erwiderte Emm trocken. „Aber was ist jetzt eigentlich dein Problem, weshalb du gekommen bist?"

Dormin seufzte. „Ich erhielt Besuch von zwei Wechslern – Ufitis. Sie werden verfolgt und ihre Verfolger können ihnen in jede Dimension nachreisen. In Allendun wird man nicht so schnell nach ihnen suchen, weil dies keine geeignete Welt für Ufitis ist. Das bedeutet aber leider auch, dass ich nichts zu essen für sie habe. Du könntest es ihnen jedoch beschaffen."

„Essen sie Menschenfleisch oder –blut?" fragte Emm beklommen. Sie erinnerte sich noch gut an die blutsaugenden Tiere und Pflanzen in Allendun. Dormin sah sie verdutzt an. „Nein, natürlich nicht, sie sind reine Frutarier. Achso, du kennst Ufitis nicht?"

„Nein", gab Emm zu. „Ich versuche zwar gerade, möglichst viel über Fabelwesen herauszubekommen, aber Ufitis habe ich noch nicht im Netz gefunden. Außerdem ist das, was wir wissen, wahrscheinlich eh Unsinn, aber so würde ich wenigstens die Namen erfahren." Sie hatte den PC bereits eingeschaltet und gab nun UFITI in die Suchleiste ein.

„Was ist das denn für ein Spiegel?" erkundigte sich Dormin neugierig und kam näher. „So einen habe ich noch nie gesehen."

Emm lachte. „Vermutlich nicht. Das ist kein Spiegel, sondern ein technisches Gerät aus meiner Welt. Es dient der Speicherung und Verarbeitung von Informationen. Und es hat Zugriff auf das Internet – das ist eine Art gedachtes Netz, in dem man Informationen sammeln und abrufen kann."

Dormin begriff rasch. „Damit hast du also Zugriff auf das gesammelte Wissen der Menschen?"

„Nicht auf alles, nur auf das, was ins Netz gestellt wurde", erklärte Emm. „Aber das ist auch schon eine ganze Menge."

„Das ist sehr praktisch", Dormin beugte sich über Emm, um einen besseren Blick auf den Monitor zu bekommen und stützte die Arme rechts und links von ihr auf dem Schreibtisch auf. In diesem Moment erschienen die ersten Suchergebnisse.

„Puh, unter Ufiti zeigt er mir eine Affenfrau, die Merkmale von Gorillas hatte, aber eine Schimpansin war", stellte Emm fest. „Und dass Ufiti das afrikanische Wort für Geist ist und man mal meinte, dass die Affen in Bili ne neue Art sind, man aber dann entdeckt hat, dass sie doch zu den bekannten Schimpansen gehören."

Dormin nickte. „Davon habe ich gehört. Die Ufitis waren damals sehr beunruhigt, dass man sie finden könnte und haben die Kolonie in Bili aufgelöst. Aiwa und Dezor stammen aus der Hauptansiedlung in Malawi. Dort sprechen die Einwohner zwar von den Ufitis, aber die wenigsten sehen mehr als eine alte Sage darin. In Bili, das liegt im Kongo, haben sich einige Ufiti-Familien niedergelassen, weil die dortigen Affen ihnen ähneln und sie leicht verwechselt werden können. Nachdem man jedoch diese Äffin fing und man sie nach der südafrikanischen Sage Ufiti nannte, fürchteten die echten Ufitis, ebenfalls eingefangen zu werden und gingen ins südliche Afrika zurück. Auch dort leben sie sehr zurückgezogen und zeigen sich niemals den Menschen."

„Du weißt aber so einiges über meine Dimension", wunderte sich Emm und Dormin seufzte. „Eigentlich nicht, aber ich behalte die Sagen und Berichte über diejenigen Geschöpfe im Auge, die noch bei euch leben. Schließlich muss ich immer damit rechnen, dass jemand zu mir flüchtet und mich um Hilfe bittet – wie eben jetzt Aiwa und Dezor."

„Sind sie entdeckt worden?" erkundigte Emm und Dormin seufzte. „Ja, beinahe. Aiwa ist sehr unternehmungslustig und lief ständig zu den Menschenansiedlungen hinüber. Dezor konnte ihr nicht beibringen, sich zu verstecken und die Ältesten haben nun die Geduld verloren. Aiwa beobachtete die Menschen oft und vor einigen Tagen brachte sie einem Menschenkind ein verlorenes Spielzeug zurück. Sie legte es zum Glück nur auf die Haustreppe, aber sie wäre ums Haar erwischt worden."

„Und darum muss sie nun fliehen?"

„Nein, sondern weil sie zum Tode verurteilt wurde dafür."

Emm fuhr so plötzlich hoch, dass sie Dormin mit ihrem Kopf einen Kinnhaken verpaßte. „Aber sie können doch nicht .... Oh, sorry, Dormin, hab ich dir wehgetan?"

Der Ork lächelte. „Nein, ich bin hart im Nehmen. Und du offenbar ebenso gegen Todesurteile wie ich."

„Man kann doch nicht einen Menschen einfach töten – also ein Wesen – ein was auch immer. Und schon gar nicht wegen einer solchen Sache!"

Dormin nickte. „Und schon gar kein Kind! Darum habe ich die beiden auch aufgenommen. Dezor meinte, mehrere Wächter hätten sie schon abgewiesen."

„Kind?" Emms Augen wurden groß. „Wie alt ist Aiwa?"

„Etwa elf Jahre, das dürfte circa 3 Jahren eines Menschenmädchens entsprechen."

Emm starrte Dormin an. „Sie wollen ein Kleinkind umbringen? Was sind die Ufitis für Ungeheuer?"

Dormin zuckte die Achseln. „Weniger Ungeheuer, denke ich, als vielmehr voller Angst. Sie würden lieber heute als morgen aus Okziram fliehen, aber bislang hat man noch keine für sie geeignete Dimension gefunden. Ihre Angst vor euch Menschen gründet in sehr harten Gesetzen für alle, die sie der Gefahr aussetzen, entdeckt zu werden. Darum ist Dezor ja mit seiner Tochter geflohen."

„Warum findet man keine Dimension für sie, ich dachte, es gibt so viele?"

„Ich sagte schon, sie sind reine Frutarier. Und sie sind an Wälder und das Klima in Südafrika gewöhnt, natürlich auch an die Früchte, die dort wachsen. Ich habe nichts zu essen für Aiwa und du weißt vielleicht, wie kleine Kinder sind, wenn sie Hunger haben..."

„Ich habe eine kleine Schwester, ja", Emm grinste. „Als Liz drei war, war das auch immer ein Drama, wenn sie essen wollte und das Essen erst in fünf Minuten fertig war. Inzwischen holt sie sich einen Joghurt oder nen Grießbrei. Du willst also hier was zu essen für die beiden besorgen?"

Dormin sah etwas verlegen aus. „Eigentlich wollte ich dich darum bitten. Ich glaube nicht, dass ich mich unerkannt unter euch Menschen bewegen könnte." Er kramte in seiner Hosentasche. „Reicht das? Du wirst es ja bezahlen müssen."

Emm blickte auf die Geldscheine in seiner Hand und lachte. „Werft ihr alle so mit Geld um euch? Oder soll ich dir mehrere Paletten Bananen und Ananas kaufen?"

„Paletten?"

„Laß nur, das kann ich eh nicht." Emm kniete bereits an ihrem Schrank und zerrte ihren großen Wanderrucksack heraus. „Ich kaufe soviel wie hier reinpaßt. Haben sie dir genau gesagt, welche Früchte sie brauchen?"

Dormin zuckte die Achseln. „Dezor erwähnte allerdings Bananen, das andere nicht. Ich dachte, du würdest wissen, welche Früchte in Afrika wachsen."

„Nur so in etwa", gab Emm zu. „Dreh dich bitte mal um, damit ich mich anziehen kann. Weißt du, ich werde einfach von allen Südfrüchten, die ich finden kann, welche mitnehmen. Was meinst du, sollte ich auch Fruchtsäfte kaufen?"

„Ja, das ist sicher eine gute Idee. Ich bot ihnen Renmilch an, aber Dezor meinte, Milch würde sie krank machen. Und erwärmtes Wasser schmeckt nicht sonderlich, aber Aiwa braucht etwas Warmes."

Emm kam ein Gedanke. „Wie groß ist sie?"

„Ich denke, etwa so groß wie ein dreijähriges Menschenkind", schätzte Dormin und zeigte die Größe mit der Hand an. Emm nickte. „Das paßt. Kleidung haben die beiden vermutlich auch nicht, denke ich."

„Nur wenig und viel zu leichtes", bestätigte der Ork. „Dezor habe ich bereits aus meinen Beständen eingekleidet, aber für Aiwa fand ich kaum etwas. Die Kleidung, die ich in ihrer Größe habe, ist zu weit für sie."

„Okay, ich habe aber etwas", Emm lächelte. „Ob ich Liz' alten Schneeanzug nun beim Schulbazar abgebe oder ihn Aiwa gebe, kommt aufs Gleiche raus, er wird noch genutzt."

Sie war inzwischen angezogen und setzte den Rucksack auf. „Ich gehe gleich, in der Nähe ist eine 24-Stunden-Tanke mit nem Rewe-to-go. Wird ne Stunde oder anderthalb dauern, nimm dir am besten derweil was zu lesen. Bye!" Sie war durch die Tür, bevor der verdatterte Dormin sie nach der Bedeutung der ihm unbekannten Begriffe fragen konnte.

Lächelnd schüttelte der Ork den Kopf. „Sie ist ja ein nettes Mädchen, aber sie hat eindeutig schon zuviel Umgang mit den Kitsunen gehabt!" Er nahm sich ein Buch aus dem riesigen Regal, setzte sich wieder auf Emms Bett und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.

„Was glaubst du eigentlich, wo du hingehst?" Deiks ruhige Stimme stoppte Emm kurz vor der Haustür. Langsam drehte sie sich und sah zu ihrem Kusin auf. „Ich muss nur schnell was besorgen", ihre Stimme klang leise und mutlos; sie glaubte selbst nicht, dass er sich damit zufriedengeben würde.

Tat er auch nicht. „Um diese Zeit? Dir ist schon bewußt, dass du nach zehn Uhr nicht mehr in der Öffentlichkeit sein darfst? Und ich glaube auch nicht, dass du um die Zeit zu Lara oder Asli willst."

„Bitte, Deik, es ist wichtig", flehte sie, doch er schüttelte den Kopf. „Nichts kann so wichtig sein, dass du mitten in der Nacht allein draußen rumlaufen mußt." Er blickte sie einen Moment lang aufmerksam an, dann seufzte er. „Warte kurz, ich bin gleich wieder da." Er ging ins Wohnzimmer zurück und kam gleich darauf mit einem Zettel wieder, den er gut sichtbar am Garderobenspiegel befestigte. Dann nahm er die Autoschlüssel von Emms Mutter vom Brett und zog sich seine Jacke an. „Wenn es wichtig ist, meinetwegen, aber nicht allein! Komm, ich fahr dich."

„Aber ..." protestierte sie, aber er zog sie mit sich und platzierte sie ohne Umstände auf dem Beifahrersitz. „Wohin also?"

Emm gab nach. „Zur Jet-Tankstelle", sagte sie leise.

Deik zog die Brauen hoch, fuhr aber trotzdem los. „Sag bloß, dir sind die Kippen ausgegangen?"

„Blödsinn!" Dann lachte Emm. Deik wußte schließlich genau, dass sie eine militante Nichtraucherin war.

Sie wurde jedoch rasch wieder still. Fieberhaft überlegte sie sich eine Ausrede für ihren Kusin, denn die Wahrheit konnte sie ihm unmöglich sagen.

Deik überraschte sie jedoch. „Emm, ich vertraue dir", sagte er ernst. „Ich habe schon bemerkt, dass du einige Geheimnisse hast, wenn ich auch nicht die leiseste Ahnung habe, was dahinter stecken könnte. Aber ich glaube, ich habe dich gut genug kennengelernt, um sagen zu können, dass es nichts Böses ist. Ich werde dich nicht fragen, warum oder für wen du das machst, was du jetzt vorhast. Aber ich werde auch nicht zulassen, dass du dich in Gefahr begibst. Und das tust du ganz sicher, wenn du nachts alleine 6 Kilometer zur Tankstelle läufst."

„Ich wollte mein Rad nehmen", verteidigte sich Emm. Deik schmunzelte. „Das hätte die Gefahr natürlich enorm verringert! Vor allem, da du mangels Radweg auf der Landstraße fahren mußt."

„Okay, du hast schon recht", gab Emm zu. „Aber es ist eben wichtig."

„Das glaube ich dir sogar. Ich habe dich als ein sehr vernünftiges Mädchen kennengelernt. Trotzdem bist du erst vierzehn und es gibt Dinge, die du nicht – oder nicht alleine tun solltest. Dann erinner dich bitte daran, dass du einen volljährigen Kusin mit Führerschein hast, der keine Fragen stellt, okay?"

„Ich möchte dich da aber nicht reinziehen", begann Emm, doch Deik unterbrach sie. „Das mußt du auch nicht – nicht mehr als nötig. Ich sagte doch, ich vertraue dir. Ich bin mir sicher, dass du nichts Illegales tust. Vermutlich hat das mit deinen neuen Freunden zu tun, die scheinen beide irgendwie nicht aus dieser Welt zu sein ..." Emm erschrak, beruhigte sich aber, als Deik weitersprach, „... deine Mutter vermutet, dass sie politische Flüchtlinge sind und das erscheint mir auch recht wahrscheinlich. Falls das zutrifft – ich bin dagegen, dass Krieg und politische Differenzen auf dem Rücken von Kindern ausgetragen werden, also sehe ich ein, wenn du da helfen willst. Keine Angst, ich werde nicht herauszufinden versuchen, ob meine Vermutung zutrifft, damit ich gar nicht erst auf etwas stoße, was ich als „guter Bürger" vielleicht doch melden müßte. Wir haben uns ja schon öfters über Zeitungsartikel unterhalten und ich habe festgestellt, dass du ein gutes, sicheres Urteil hast. Darauf vertraue ich einfach. Kannst du mir das glauben und mir dann ebenfalls vertrauen?"

Emm dachte nur kurz nach. „Ja, ich denke schon."

„Das ist gut. Dann möchte ich von dir das Versprechen, dass du dich immer an mich wendest, wenn du einen Erwachsenen brauchst. Nicht dass ich mich als sonderlich erwachsen bezeichnen möchte", Deik grinste, „aber immerhin bin ich volljährig und kann Dinge tun, die für dich noch gefährlich sind. Und ich kann nicht einfach zusehen, wie du dich in Gefahr begibst. Oder deine Freunde. Ich finde die beiden nämlich auch sehr nett und sie wirken nicht so auf mich, als hätten sie was Böses vor."

„Nein, haben sie auch nicht", versicherte ihm Emm sofort. „Es gibt nur ein paar Probleme, weißt du. Und – Arniri sucht ihren Vater und ihre Brüder und das ist nicht so einfach."

Deik nickte. „Irgendsowas hab ich vermutet. Ihre Familie läßt sich vermutlich nicht übers Einwohnermeldeamt finden. Aber wie ist das, ist sie etwa alleine hier?"

„Nein, sie lebt bei ihrer Großmutter", auch diese Information konnte sie Deik ruhig geben. Emm war froh, dass sie ihren Kusin nicht belügen mußte. Er wußte, dass sie ihm etwas verschwieg und nahm einfach die Informationen an, die sie ihm gefahrlos geben konnte.

„Und Feno?" fragte Deik. „Ist er unbegleitet hier?"

„Nein, im Gegenteil", Emm grinste, auch hier konnte sie die Wahrheit sagen. „Er wohnt in nem Megawohnblock, unter anderem mit der kompletten Familie – Eltern, Schwestern, Tanten, Kusins und so weiter. Hab die auch noch nicht alle kennengelernt."

„Also sind die beiden nicht ohne Schutz", Deik nickte. „Das genügt mir zu wissen, Emm, andernfalls hätte ich dir vorgeschlagen, das Jugendamt einzuschalten. So wie ich Tante Aleit kenne, hätte sie die beiden gerne in Pflege genommen; uns hat sie ja auch sofort eingeladen, als Vater das Angebot aus Shanghai bekam."

„Glaub ich auch", Emm mußte grinsen bei der Vorstellung, Arniri und Feno in ihrer Familie aufzunehmen. Wie ihre Mutter wohl reagiert hätte, wenn Feno vor ihren Augen eine Spinne verspeist oder Arniri nach einem Einkaufsbummel ihr Beutelchen entleert hätte?


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