Thirty-Four | Instabil | XXXIV

PoV. Leo

(Lemon!)

"S-Scott", stöhne ich fast schon verzweifelt während er erneut in mich stößt. Ein unvorstellbar starkes Kribbeln durchzieht meinen ganzen Körper, als er erneut diesen einen Punkt trifft. Seine Größe ist so unglaublich perfekt. Nach Fabrice ist das eine ganz andere-

Der Gedanke zerschellt als Scott erneut in mich stößt. Ich klammere mich an seinen Schultern fest. Seine Muskeln arbeiten. Wie Maschinen bewegen sie sich im Takt seines Stoßens. Meine Heat ist zu einem Feuerwerk an Gefühlen geworden, welche durch meinen Körper preschen und jeden Winkel in funkelnde Empfindungen tauchen. Das wievielte Mal hatte ich meine Heat jetzt gehabt?

Eigentlich jedes Mal, wenn ich Scott nackt oder halb nackt gesehen habe. Meinen Boyfriend! Er ist meins... er... ich klammere mich erneut an ihm fest während ich komme. Mein ganzer Körper beginnt zu zittern. Ich spüre seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Seine Hand greift feste in meine Haare, während sein anderer Arm sich rechts von mir abstützt.

Mein Orgasmus hält mehr als zehn Sekunden an. Es ist ein dröhnendes Gefühl, welches meine Adern pulsieren lässt. Ich stöhne laut seinen Namen, als ich mich von dem Gefühl treiben lasse. Er ist wirklich das beste, was mir je passiert ist. Er... er soll mich markieren!

(Lemon Ende)

"Argh!", ruft Scott aus und zieht sich aus mir zurück. Seine Präsenz verschwindet, als er sich frustriert auf die Bettkante setzt. Schwer atmend sehe ich seinen Rücken an. Seine Brust hebt und senkt sich schnell, und doch sieht er sauer den Boden an. Ich sehe zur Decke. Ich weiß, er hat irgendwas. Seit Fabrice aufgeflogen ist. Zitternd richte ich mich auf und krabble auf seinen breiten Rücken zu. So eine perfekte Form. Ich bleibe hinter ihm sitzen. Langsam fahre ich die Konturen seines Körpers nach. Er riecht so gut. So unglaublich gut.

"Ich kann nicht kommen, es tut mir leid", murmelt er dann. Ich weiß, er hält seine Aggression nur zurück. Ich lege einen Arm von hinten über seine Schulter und schmiege mich an ihn. "Ist schon okay, ich kann einfach deinen wundervollen Unterdrücker-Stift nehmen", erwidere ich und schließe die Augen. Meine Heat fordert mich derweil ungeduldig nach einer Fortsetzung an, doch ignoriere ich es bestmöglich. "Aber... das kann doch nicht sein!", ruft Scott aus und steht auf, wodurch ich etwas zurückfalle.

"Ich bin dein Alpha... ich muss dich doch befriedigen können", fährt er resigniert fort. Mein Blick fällt auf seine leicht pulsierende Erektion. Sofort schnellt meine Heat zurück und legt mein logisches Denken lahm. Scott macht ein resigniertes Geräusch und dreht sich dann zum Badezimmer um. Etwas schuldbewusst sehe ich ihm nach, dann lasse ich mich wieder zurück fallen und sehe die Decke an. Fabrices Verrat macht ihm schwer zu schaffen. Das Ganze ist jetzt fast vier Tage her. Und doch macht er sich noch Vorwürfe, er hätte Fabrice durchschauen müssen.

"Hier", höre ich ihn sagen. Er hat sich seine Jogginghose angezogen, durch welche man seine Erektion und ihre Größe voll und ganz erkennen kann. Er wirft mir den Stift hin, dann setzt er sich wieder auf die Bettkante und fährt sich gestresst durch die Haare. Etwas enttäuscht setze ich den Stift an meinen Unterarm an und lasse ihn einmal klicken. Ein leichter Schmerz durchzieht mich. Dann spüre ich, wie meine Heat zu weichen beginnt. Ich weiß, wie ungesund dieses Zeug ist. Der Heat folgt die Müdigkeit, die mich früher immer ausgeknockt hat. "Lass uns was essen gehen", höre ich Scott murmeln. Müde gähne ich, dann nicke ich jedoch.

Ich schaue zur Uhr. Es ist kurz vor vier. Die letzten Tage haben wir eigentlich nur mit Sex verbracht. Und mit seinen Sorgen. Während ich ihm schweigend durch den Flur zum Aufzug folge flucht er erneut über Fabrice. "Er hat dich ausgenutzt. Er hat uns unnötig leiden lassen. Ich hoffe nur, mein Vater weiß bereits davon und ist nicht sauer...". Ich höre nicht richtig zu. Ich hatte mir die Beziehung mit Scott ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt. Fabrice hat alles zerstört. Scott ist gar nicht mehr er selbst. Obwohl. Wann ist er das schon?

Verdammt! Er ist nicht mehr so wie früher! Er zeigt sein wahres Selbst! Diese dunkle Stimmung färbt auch auf mich ab. Ja, ich bin auch sauer, dass Ty ausgebrochen ist. Und doch möchte ich mich irgendwie grade nicht darum kümmern. Ich will richtig mit meinem Scott zusammen sein-

Warte... dieser Geruch...

"Scott?", wimmere ich. Er sieht zu mir runter, während der Aufzug zum stehen kommt. "Ist das...", will ich fortfahren, da ertönt ein 'Ping' und die Frauenstimme säuselt "Erdgeschoss, Hauptlobby". Die Türen gleiten auf, Scott zieht scharf die Luft ein, mein Blick gleitet auf...

Main-Senator Cade Harvey?! Scotts Vater?

Um ihn herum sind einige Hotelmitarbeiter gescharrt. An den Wänden der Lobby sind Security-Alphas postiert. Die Stimmung ist angespannt und ein jeder muss erkannt haben, dass etwas Schlimmes passiert ist.

"Okay... er hat es wohl grade erfahren", wispert Scott. Ich schlucke und sehe im Raum umher. Alle Blicke haben sich auf uns gelegt. Auch der von Cade Harvey. Das Grün seiner Augen ersticht mich förmlich. Seine breite Figur ist aufgebaut, als wäre er bereit, gegen einen Stier zu kämpfen. Seine Haare sitzen nicht mehr so perfekt, wie ich sie in Erinnerung hatte. Und sein-

"DU!", schallt seine Stimme durch den Raum wie ein Messer. Ich springe zurück, auch wenn uns noch ungefähr zwanzig Meter trennen. Und er hat nicht mal auf mich gezeigt, sondern auf Scott. Dieser hat sich ebenfalls angespannt, jedoch nicht ängstlich, sondern wütend.

"Sieh' einer an, wer mit mir redet", faucht er seinen Vater an und tritt aus dem Aufzug heraus. Geschockt starre ich ihn an. Was traut er sich da? Doch Cades Augen sind wutverzerrter, seine Haltung aggressiver. "Du inkompetentes Stück! Du dämlicher Idiot! Du ungebildetes, unnützes Ding!", bellt Harvey durch die Halle und kommt auch auf Scott zu.

"Pass auf, was du sagst. Die Presse hört alles", erwidert Scott nur unbeeindruckt. Ich bin zu Stein erstarrt. Mein Herz pocht mir bis zum Hals, während ich vom Aufzug aus alles beobachte. Wie zwei Raubtiere sehen sich Vater und Sohn an. Beide so ähnlich und doch so unterschiedlich. "Ich habe grade den Bericht bekommen. Über Fabrice Leroux. Klingelt da was?", zischt Harvey seinen Sohn an. "Du hast ihn entkommen lassen! Du hast es zugelassen, dass dieser...", er deutet auf mich ohne mich anzusehen, "dass dieser Omega da alles über Ty Quyen einfach so erzählt hat! Wie kann das sein, frage ich mich?", fährt er dann betont ruhig fort.

Scott schweigt und sieht seinen Vater nur böse an. "Weißt du was?", zischt er dann. Ich krampfe zusammen. Ich habe so eine unglaubliche Angst. "Du bist ein egoistisches Arschloch, welches sich nur um sich selbst kümmert. Du hast nicht mal was gesagt, als wir dir Ty gebracht haben. Du hast Julie kein Wort des Lobes überbracht, nicht mal eine Strafpredigt haben wir bekommen! Nichts! Gar nichts! Du interessierst dich nur für deinen eigenen Scheiß! An Mums Stelle wäre ich auch abgehauen!-"

In mir gefriert alles zu Eis. Ich starre Cade Harvey an, wie er seinen Sohn anstarrt. Ich kann in seinem Gesicht so viel lesen. Wut, Enttäuschung, Verletzung. Und dann geht es sehr schnell. Er holt aus, um Scott ins Gesicht zu schlagen, doch dieser Duckt sich nur weg. Cade Harvey wirbelt herum und schlägt stattdessen auf einen der Tische in der Lobby.

Ich klammere mich an dem kleine Geländer im Aufzug fest. Meine Hände schmerzen bereits, und doch lasse ich nicht los. "Du kommst in den Bunker", presst Harvey heraus. "Du wirst isoliert, hast du verstanden?", fügt er dann hinzu, richtet sich auf und richtet seinen Anzug. "Und diese ganze Bagage hier... Talicia, Kolonell und McCorny... können sich schön aus meinem Hotel verpissen! Ich will keinen mehr hier sehen!", endet er dann seinen Monolog.

Ich schlucke. In der Halle ist es totenstill. In den Gesichtern der Bediensteten spiegelt sich Angst und Erschütterung. Doch etwas kursiert noch in meinem Kopf herum. Was ist mit mir? "Das kannst du nicht machen! Ich bin mit Leo zusammen! Wir sind Mates! Du kannst uns nicht trennen!", erwidert Scott, jetzt doch etwas panisch.

"Ich kann alles, du Sohn einer Hure. Alles, was ich will", zischt er Scott dann an und rauscht an ihm vorbei. Mir schießen Tränen in die Augen. Scott so verzweifelt zu sehen bricht mein Herz. Aber was heißt das für mich? Werde ich hierbleiben? Werde ich Scott noch sehen dürfen? Ich unterdrücke mein Schluchzen. Diese ganze Situation war zu viel für mich. Viel zu viel.

...

Ich sitze in meinem Apartment. Scotts wurde eben leergeräumt. Nicht von ihm selber, sondern von Mitarbeitern des Platinturms. Ich durfte ihn nicht mal mehr sehen. Nur noch seinen Pulli habe ich. Ich sitze auf dem Sofa und starre durch die Glasfront in den düsteren Himmel von Oxion. Die Stadt blitzt und blinkt wie eh und je. Und doch ist es nur ein weiterer Tag. Unwichtige Ameisen, welche halt ihrem Tagwerk nachgehen. Ich fühle mich leer, unwichtig. Diese ganze Silverstone-Tribe Geschichte ist mir momentan scheiß egal.

Ich kuschle mich in Scotts Pulli ein und lasse mich auf dem Sofa herab sinken. Ich vermisse ihn. Ich habe ihn grade erst bekommen. Obwohl er schon immer da war. Auch die Anderen durfte ich nicht mal mehr sehen. Wo auch immer sie hingebracht wurden, sie sind außerhalb meiner Reichweite. Meine Nachrichten kommen nicht an. Meine Anrufe blieben unbeantwortet. Auch meine Anfrage, ob ich zu meinen Eltern dürfe, wurde von der Security abgelehnt. Ich sei zu gefährdet, sagten sie mir.

"Dein Schicksaal ist es, mit Scott zusammen die Wahrheit herauszufinden. Nur dann kannst du diesem Wahnsinn ein Ende bereiten, Leo Wyne", hallt auf einem Mrs. Perkins Stimme in meinem Kopf wieder. Ich sehe wieder aus dem Fenster. Ich schiebe das Alles vor mir her, doch irgendwie weiß ich, dass mein Aufenthalt hier damit zu tun hat. Mit Perkins, mit Silverstone. Diese beiden Frauen... und mit mir natürlich. Doch welche Rolle ich in diesem großen Spiel spiele, ist mir noch schleierhaft. Mein Handy vibriert.

Sofort stürze ich mich darauf und schalte es ein. Eine neue Nachricht von einer unbekannten Nummer. Etwas zittrig öffne ich die Nachricht. 'Hey Kleiner, hier ist Scott. Ich habe ein Handy von einem der Securities... sagen wir, abgekauft. Ich vermisse dich unglaublich. Aber es gibt Hoffnung. Falls du es schaffst, triff mich um 19 Uhr. Sag der Security-Alpha Ayleen, dass du 'Mary' sehen magst. Das war schon immer das Codewort. Ich liebe dich xx. Scott <3'.

Mein Herz schlägt höher. So hoch, dass ich es kaum glauben kann. Ich springe auf und sehe auf die Uhr. Halb sechs. Ich muss aber auch noch diese Ayleen finden. Ich habe leider keine Ahnung, wie diese aussieht. Ich öffne meine Tür und sehe auf den Flur hinaus. Niemand zu sehen. Hastig husche ich über den Flur durch das leere Hotel in den Aufzug. Ayleen, Ayleen, Ayleen. Der Name rotiert in meinem Kopf. Komplett euphorisiert stürme ich in die Lobby und auf die NERO-Agenten zu, welche dort an einem Tisch sitzen und ihre Pause genießen.

Etwas überrascht drehen sie sich zu mir um. "Hallo... ehem", beginne ich, doch stocke. Ich bin es nicht gewohnt, vor so vielen Alphas zu reden. "Ich... ich suche eine... Ayleen...", stammle ich. Die Agenten tauschen einige Blicke, dann grinst mich einer an. "Du willst Scott treffen, richtig?", fragt er mit rauer Stimme. Mein Herzschlag stoppt. "Hey, ich verstehe das. Ich wurde auch von meinem Mate getrennt...", fährt er fort und sieht in die Ecke der Lobby. "Hey! Aily!", ruft er dann. Erst jetzt entdecke ich eine Agentin mit schreiend pinken Haaren, die sie zu einem Zopf gebunden hat.

"Ich komme ja jetzt, der scheiß Automat klemmt!", ruft sie zurück. "Der Kleine hier möchte was von dir... bestimmt was mit seinem Mate...", ruft er ihr zu. "Ich möchte zu Mary!", füge ich dem hinzu.

...

Aufgeregt sitze ich auf dem Beifahrersitz von Ayleens Wagen. Ein dunkler, unauffälliger Wagen. "Es ist unglaublich lange her, dass Scott nach Mary gefragt hat. Es war immer seine Flucht vor seinem Vater, als er noch klein war. Ich habe es ihm ermöglicht, weil ich seinen alten Herrn selbst nicht ausgehalten habe. Und so haben wir Mary erfunden", erklärt sie mir beim Fahren. Sie biegt in eine Seitenstraße. Der Himmel ist bereits dunkel und es hat erneut zu schneien begonnen.

Wir sind bereits etwas außerhalb, im Stadtteil Gigabyte. Ayleen hält an. "Hier ist es", fährt sie fort und deutet auf eine Litfaßsäule. Etwas irritiert sehe ich sie an. Sie steigt aus und geht auf die Säule zu. Etwas nervös folge ich ihr. Im Licht des Scheinwerfers drückt sie auf eines der Poster, welches etwas von den anderen versteckt wird. Auf einmal öffnet sich ein kleines Fenster, in dem ein Nummernfeld zum Vorscheinen kommt. "Der Code ist '1312'", wispert sie mir zu. Scotts Geburtstag, der 13. 12., schießt es mir durch den Kopf. Ayleen tippt die Nummer ein, das Fenster schließt sich wieder und die gesamte Säule öffnet sich.

Überrascht starre ich auf das sich auftuende Loch im Boden. Ich erkenne eine kleine Leiter, welche ins innere führt. "Das sind die Underground-Labs. Bitte sei vorsichtig da unten, okay? Ich komme dich in genau zwei Stunden wieder abholen. Sei pünktlich!", ordnet sie dann an. Ich nicke nur voller Vorfreude. Dass ich diese Labs so schnell nicht verlassen würde, kann ich ja nicht wissen. Auch, dass Ayleen bezahlt wurde, mich hierhin zu führen, sich diese Geschichte auszudenken, und mir diese Nachricht zu schicken... alles Teil eines perfiden Plans. Ein Plan, der die familiäre Instabilität der Harveys zur Gänze ausnutzt.

Und doch klettere ich ahnungslos diese Leiter hinunter, in ein Reich der Vergangenheit. Der Spieß wird sich wenden...

To be continued in 'Echos der Zeit: Teil 1'

(2220 Words)

...

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