Fourty-Four | Der große Rat: Teil 1 | XLIV

"Mister Harvey... was glauben Sie, passiert heute?"

"Wir werden eine wunderbare Verhandlung führen, richtig?"

"Aber natürlich, genau das wird er denken, nicht?"

Cade Harvey schweigt. Unter ihm, weit unter ihm, tummeln sich die Autos und Menschen wie kleine Ameisen. Langsam dreht er sich zu seinen engsten Beratern um.

"Holt die Senatoren. Die Sitzung beginnt. Ich will, dass Scott dabei ist. Er darf es nicht verpassen! Er muss das Erbe fortführen!"

"Natürlich, Mister Harvey, Sir"

PoV. Leo

Meine Augen sind groß. Alypolis ist so anders als Oxion. So langweilig und doch unglaublich. Nikitas Auto passt nicht hier her. Ungefähr hundert Meter vor uns befinden sich etliche Schranken, fein säuberlich nebeneinander, und lassen nach und nach die Autos auf die Highway. Nikitas Geländewagen ist wie ein Ziegelstein zwischen Diamanten. Die blankpolierten, ungeduldig hupenden Autos links und rechts neben uns glänzen wertvoll aussehend in der Morgensonne. Silverstone tippelt auf dem Lenkrad herum, welches von abgewetztem braunen Leder überspannt ist. 

Seit neun Stunden sitze ich mit ihr im Auto. Seit wir aus Ciacaly aufgebrochen sind hat sich das Klima dramatisch verändert. Das tropische, wundervoll-sommerliche Klima ist zu einem grauen, stinkenden Großstadt Ambiente mutiert. Die Wohnorte, die links und rechts von dieser riesigen Autobahn aus zu sehen sind, lassen mich schlucken. Dunkle, regenverschmutzte Baracken. Bestimmt zehnstöckig ragen die Wohnblocks in den grauen Himmel. Sie sind mit Kabeln verhangen, die sich auch zwischen den Häusern spannen. Fernsehschüsseln lockern das bedrückende Bild nur minimal auf.

Bereits seit einer halben Stunde prangt die Skyline von Alypolis in weiter Ferne. Davor schichten sich Ebene um Ebene an Gebäuden und Dächern, blitzend und blinkend in der Wintersonne. Wie ein graues, unendliches Meer an Häusern. Hier und da durchbrochen durch einen höheren Turm oder Wolkenkratzer. Doch in der Mitte dieses Meeres ist die Ansammlung dieser hohen Gebäude am größten. Sogar auf diese Entfernung kann man die Konturen klar erkennen. Unfassbare Bauwerke. 

Wir trennen uns von der bestimmt zehnspurigen Autobahn. Unsere Auffahrt führt erst hoch, dann wieder runter, dann nach rechts, dann wieder hoch. Ich komme mir vor wie auf einer Achterbahn. Und dann stoßen wieder andere Spuren zu uns, und ehe ich mich versehe befinden wir uns auf einer hochgelegenen Highway. Auf einmal gibt Silverstone Gas. Ich quieke leicht auf, als ich in meinen Sitz gepresst werde. Doch scheint Silverstone das überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sofort sehe ich aus dem Fenster. Neben uns sehe ich eine weitere Highway, welche auf hohen Pfeilern befestigt ist. Doch auf einmal verschwindet diese Highway unter uns.

Ich schaue zur anderen Seite, wo ich noch mehr Highways vorfinde. Fasziniert verfolge ich das System an Straßen, die sich in schwindelerregenden Höhen über die Slums in Richtung Alypolis-Zentrum winden. Langsam beruhige ich mich wieder, ehe mein Blick auf den kleinen anmontierten Monitor auf dem Armaturenbrett fällt. Es sieht aus wie ein Navi. Und anscheinend steuern wir einen Ort inmitten dieses Liniengewirrs vor uns an. Je näher wir der Skyline kommen, desto mehr Form nimmt sie an und desto stärker erkenne ich einzelne Konstrukte. Sterile, kantige Türme. Nadel-Artige Spitzen und Türme. Und überall dazwischen ziehen sich wie Fäden die hochgelegenen Highways. 

Doch in der Mitte der Skyline sticht ein Bauwerk besonders heraus. Ein verdammt dünner Turm, der sich wie ein Seil zwischen Himmel und Erde spannt. Daran ist ein Glas-Dings befestigt, ganz weit oben. Irgendwie strahlt dieser Turm etwas unheimliches aus, doch ehe ich mich näher damit befassen kann biegen wir auf einmal von der riesigen Highway ab. Ich klammere mich in meinen Sitz, um durch die enormen Kräfte der Geschwindigkeit nicht weggeschleudert zu werden. Irgendwann ist die Runde Auffahrt auch mal zu Ende und wir befinden uns in einem normaleren Großstadt-Ambiente.

Silverstone fährt über einige Schnellstraßen und folgt dem komischen Navi. Nachdenklich sehe ich die rote Markierung auf seinem Bildschirm an. Ob das Ziel Scotts Aufenthaltsort ist? "Wir werden zu Fuß weiter gehen", ordnet sie auf einmal an, nachdem sie den Wagen geparkt hat. Sofort schlägt mein Herz höher. Ich werde Scott wiedersehen, ich werde ihn und die anderen alle wiedersehen! Alles wird wieder gut! Die Wahrheit ist raus und wir können sie zu zweit vollenden! Ich grinse über beide Ohren und springe aus dem Auto. Doch trotzdem kann ich meine dunklen Gefühle nicht komplett verdrängen. Sie lauern dort, sie warten nur darauf, wieder hervorstoßen zu können.  

Als ich ausgestiegen bin empfängt mich eisige Kälte. Dicht gefolgt von einem widerlichen Geruch. Es erinnert mich etwas an den Benzin-Rasenmäher meiner damaligen Nachbarn gemischt mit etwas, was an Gas-Geruch erinnert. Ich huste leicht. Diese Stadt ist wirklich alles andere als einladend. "Willkommen in Alypolis", grinst mich Silverstone an. Ich lächle matt. Ich weiß immer noch nicht genau, was ich von ihr halten soll.  Die Angst, die ich vor ihr hatte, ist irgendwie weg. Ich glaube ich beginne, unbewusste Parallelen zwischen uns herzustellen. Dann sehe ich mich um. Die Gebäude sind etwas tiefer als vorher. Es gibt keine Reklamen mehr, anscheinend handelt es sich hier um Wohnhäuser.

"Mirando-Allee", lese ich laut das Straßenschild vor. Dann sehe ich die Straße herab. Ganz normale Häuserreihen, vielleicht vier bis fünf Stockwerke. Hier und da ein Balkon. Doch eine Seite der Straße zeichnet eine Lücke, in der eine altmodische, prunkvolle Villa steht. Ihre besten Tage müssen jedoch auch schon vorbei sein. Ob Scott da drin ist? Das würde aber gar nicht zu seinem Stil passen... Silverstone holt mich aus meinen Gedanken. "Leo, wir müssen jetzt zusammen arbeiten". Ich sehe sie an. Ihr Blick ist müde und mild. Ihre Haltung erschöpft.

Diese Frau ist undurchschaubar. Und doch brauche ich sie, um die anderen zu überzeugen. "Er ist dort drin", fügt sie hinzu und deutet auf eben jene Villa. Ich weiß nicht, wie sie einen Premium-Prominenten so einfach aufspüren konnte. Doch anscheinend wird sie ihre Wege haben... 

PoV. Scott   

- Zeitpunkt der Ratssitzung  -

Der Regen erzeugt ein dumpfes Trommelgeräusch auf dem Glas der Main-Stage. Manchmal schwankt der Saal etwas durch die extremen Winde in dieser Höhe, doch keiner der Senatoren scheint dies groß zur Kenntnis zu nehmen. Die Lichter in dieser riesigen Glaskugel sind gedimmt, was kombiniert mit dem verdunkelten Himmel draußen für ein mysteriöses Zwielicht sorgt. Ich sehe auf die riesige Uhr an der anderen Seite der Stage. Jetzt grade sollte unser Plan im vollen Gange sein. Es liegt nur noch an mir. Gerade in dieser Sekunde, in diesem Moment wird die Information, die Wahrheit, an Millionen von Geräten gestreamt. Nur noch etwas länger. Noch etwas mehr. 

Es ist ein kribbelndes Gefühl. Die Presse müsste sich bereits das Maul zerreißen. Und doch liegt die Stadt fast schon ruhig und schlafend unter uns, verschwommen und trüb im Wasser des Regens. "Scott? Du hattest direkt mit dem Omega-Tribe zu tun. Wärst du bereit, Senator Xeng einige Informationen zukommen zu lassen, damit er die Underground-Labs wieder aufbauen kann?", schneidet auf einmal die Stimme meines Vaters in meine Gedanken. Ich zucke leicht zusammen und drehe meinen Kopf nach rechts, wo mein Vater auf seinem gepolsterten Sessel, etwas oberhalb von dem Tisch der Senatoren, thront. Julie und ich dürfen ungefähr einen Meter neben ihm auf dem Podium sitzen. 

"Aber selbstverständlich, Sir", erwidere ich mit ruhiger Stimme an meinen Vater gewandt.

Meine Worte verklingen in der Kuppel der Main-Stage. Ich sehe wieder die Uhr an. Das alles wird gleich unnötig sein. Der große Rat muss auf auf meine Seite kommen. Ich hoffe nur, dass Leo es geschafft hat. Doch was ich nicht ahne ist, dass das Freilassen der Wahrheit nicht nur zum Erfüllen meiner eigenen Ziele gedient hat. Der Kontinent wird sich verändern. Alles wird sich verändern.

Ich lächle erneut. Nicht so gefälscht wie Senator Xeng. Das ist die beste Rache an meinem Vater.

...

- Zwei Stunden vor der Ratssitzung - 

Sanft küsse ich Leos Stirn. Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben, dass ich ihn wiederhabe. Ich lächle ihn an, als wäre er das Schönste, was ich je gesehen habe. Und es tut so weh, ihn wieder gehen zu lassen. "Pass auf dich auf, okay?", wispere ich leicht. Er nickt nur und schlingt seine Arme um mich. Ich lache leicht und drücke ihn an mich. So glücklich war ich seit langem nicht mehr. Nur etwas gedämpft durch den riskanten Plan, der bevorsteht. Dann löst sich Leo langsam von mir und dreht sich zu Rae und Pia. Ich werfe den beiden einen mahnenden Blick zu der finsterer ist, als ich es geplant habe.

"Alles gut, ich passe gut auf ihn auf", beschwichtigt Pia mich jedoch. Ich schnaube und drehe mich zu meinem eigenen Team um. Dann nicke ich jedem zu, besonders Jason. Dieser schluckt etwas nervös. Seine Rolle wird die wichtigste sein. Er wird einer der Hauptakteure dieses großen Aktes. "Rick hat die Uniformen bereits organisiert", erkläre ich dann, "wir werden wie damals in der Akademie unbemerkt bleiben können. Ihr seid also nur die Agenten, die mich zur Main-Stage bringen sollen". Alle nicken.

"Gut, dann lasst uns los. Ich will das über die Bühne bringen!"

...

- Vier Stunden vor der Ratssitzung - 

"Scott...", Jasons Stimme ist gedämpft. Er sieht sich um, ob uns jemand gefolgt ist. Sein Blick ist unruhig, seine Haltung unsicher. Er wirkt so anders als sonst. "Wieso willst du mich alleine sprechen, Jason?", hake ich nochmal nach, da ich endlich mit den Anderen planen will. Seit ich von Leo die gesamte Geschichte gehört habe und sich alles wie Puzzleteile zusammengefügt hat, will ich das ganze so schnell es geht beenden. Doch Jason druckst nur herum. "Der Große Rat... also...", setzt er an und weicht meinem Blick aus. Währenddessen hat es zu regnen begonnen. Der Korridor in Mrs. Kolonells Haus ist zwielichtig erleuchtet. Ein Unwetter naht. Doch Jason redet immer noch nicht.

"Verdammt, was willst du denn von mir?", fahre ich ihn schließlich etwas genervt an. Er schluckt und sieht mich dann direkt an. Die Augen hinter seiner Brille sind starr auf mich gerichtet. "Ich kenne dich sehr gut, Scott... und ich glaube ich weiß, wer der Verräter ist... der Manipulator... du weißt? Wovor dich Silverstone gewarnt hat?", beginnt er dann endlich. "Du weißt es?", erwidere ich mit fester Stimme. "Wirst du unter Druck gesetzt? Bedroht dich jemand?", fahre ich fort und greife nach seinen Schultern. "So in etwa, ja... es darf dieses Haus aber nicht verlassen, hörst du?", antwortet er dann zögerlich.

"Jason!". Ich beginne ihn leicht zu schütteln. "Du musst es mir sagen, okay? Unser Plan wird sonst nicht funktionieren!"

"Okay... also..."

Ich starre ihn erwartungsvoll an. Doch ist seine Antwort so erschütternd, dass ich es fast gar nicht glauben will. Ich starre ihn immer noch an. Dann schüttle ich den Kopf. Das kann nicht sein. Das kann und darf nicht sein. 

"Ich werde mir darüber später Gedanken machen. Der Plan muss daran angepasst werden. Komm jetzt, lass uns endlich planen!", stammle ich nur und ziehe ihn dann mit mir. Zu meinem Glück haben sich die anderen schon in Mrs. Kolonells altem Arbeitszimmer versammelt. Anscheinend haben sie auf mich gewartet. Immer noch etwas neben der Spur sehe ich in die ganzen Gesichter. Dann schlucke ich und sehe Jason an, der mir leicht zunickt. Dann drehe ich mich zu den anderen um.

"Also gut. Wir haben einen Imposter. Und ich weiß nun, wer es ist. Wir müssen nun einen Plan entwerfen. Denn mein Vater weiß nicht, dass wir es wissen. Das ist ein riesiger Vorteil", verkünde ich dann den gebannt lauschenden Anwesenden.

"Und? Wer ist der Imposter?", ruft Rick aus und verschränkt die Arme vor der Brust. Lange sehe ich ihn an. "Jemand, der mir sehr nahesteht. Und wir können ihn benutzen, um den großen Rat zu überzeugen. Denn der große Rat ist bis jetzt die wichtigste Variable für die Formel unseres Sieges. Durch ihn können wir einen erneuten Krieg verhindern!" 

...

- Zeitpunkt der Ratssitzung -

Ein leiser Gong unterbricht den Vortrag einer Senatorin. Ich sehe zur großen Uhr. Es ist vierzehn Uhr. Ich schlucke, dann schließe ich die Augen. "Vielen Dank, Senatorin Mjedikov. Nun, Senatoren: mein Sohn Scott ist das erste Mal auf einer Sitzung dabei gewesen. Er wird Ihnen nun seine Eindrücke präsentieren", schallt die Stimme meines Vaters durch die Halle. Alle schweigen. Ich spüre, wie sich alle Blicke auf mich legen. Etwas verunsichert setzt sich Senatorin Mjedikov wieder hin. Mein Vater schaut erhaben über die Köpfe der Ratsmitglieder hinweg. Julie schaut desinteressiert auf ihre Fingernägel. Ich zähle im Kopf bis drei, atme ein, atme wieder aus und erhebe mich schließlich.

"Hochverehrte Senatoren, mein lieber Vater", beginne ich dann. Ich spüre alle Blicke auf mir. Es ist totenstill. "Der Große Rat als oberste Instanz dieser Welt muss große Macht tragen. Der Tower der Main-Stage symbolisiert außerdem das ständige Wachen des Senats über alle möglichen Vorgänge". Ich schlendere über das Podium und positioniere mich genau vor meinem Vater. Meine Stimme hallt in der großen Glaskuppel. "Doch grade in dieser Sekunde, in diesem Moment, droht diese so von Ihnen gehütete Welt auf das Dramatischste zu eskalieren". Ich lasse meine Worte verklingen. Ich sehe Mr. Kolonells Gesicht inmitten der Senatoren. Er sieht seinem Sohn Rick so albern ähnlich.

"Die Welt hat die Wahrheit erfahren. Die Wahrheit über den Harvey-Clan", fahre ich fort und drehe mich zum vollkommen verblüfte Gesicht meines Vaters um. "Sehen Sie selbst, verehrte Senatoren ", füge ich hinzu, steige die kleine Treppe vom Podium herunter und schaue auf den großen Monitor, der über dem Podium von der Decke hängt. Geistig Rick in tausend Sprachen dankend beobachte ich, wie die aktuellen Nachrichten aus dem regulären Fernsehen erscheinen.

"Alypolis in Aufruhr. Menschen auf der Straße. Heute, vor ungefähr einer Stunde, veröffentlichte Scott Harvey ein fragwürdiges Video. Angeblich seien alle Menschen vom großen Rat beeinflusst worden. Wie Sie sehen, meine Damen und Herren, die Menschen haben Angst, sind wütend oder enttäuscht. Es ist, als wäre ein Ruck durch die Bevölkerung gegangen- Entschuldige Serena, hier ist Kyle live aus Aero. Die Studenten der Akademie drehen vollkommen durch, Unterricht ist keiner mehr möglich- Auch in Salizia gehen bereits die ersten Menschen auf die Straße, es ist kaum noch ein Durchblick - Hier Andrej live aus Worskow, entschuldige die Unterbrechung. Hier werden bereits Molotovs geworfen, Häuser der Regierung liegen in Brand. Betreibt der große Rat so eine grausame Unterdrückung? Die Antwort lautet: ja!"

Der Bildschirm friert ein und es herrscht Stille. Rick hat genau bei dem Schriftzug 'Cade Harvey - Meister der Gewalt und Diskriminierung' gestoppt. Mein Herz pocht wie ein Presslufthammer. Es fühlt sich an, als würde ich auf einem Feld mit Tretmienen laufen. Ich spüre das Beben unter der dröhnenden Stille. Cade Harvey erhebt sich langsam. Sein Gesicht ist fast schon irre. Seine Muskeln spannen sich reflexartig an. Doch er kann sich keinen Fehltritt leisten. Ich drehe mich wieder zum großen Rat. Geschockte Gesichter, Verwirrtheit, Ratlosigkeit. 

"Das ist nicht alles. Auch Sie, meine Senatoren, wurden von den perfiden Maschen meiner Familie beeinflusst... Mister Talicia", fahre ich dann fort und drehe mich zu Jasons Vater, welcher am Rand der Main-Stage bei den anderen Besuchern sitzt. "Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Ich möchte Ihnen allen etwas zeigen. Wie Sie alle wissen besteht mein Vater darauf zu betonen, welch Respekt er Ihnen entgegen bringe... bitte, sehen Sie erneut...".

Der Bildschirm flackert und ein neues Bild taucht auf. "Jason!", ruft Mr. Talicia und springt auf. "Sehr verehrte Senatoren und Senatorinnen der Main-Stage", schallt Jasons Stimme aus den Lautsprechern. "Schalten Sie das aus!", ruft mein Vater dazwischen, doch beachtet ihn grade keiner. Jason sitzt in einem abgedunkelten Raum und filmt sich selber, wobei das Bild leicht wackelt. Anscheinend ist das Video in Hektik entstanden. "Ich möchte Ihnen allen etwas zeigen", fährt Jason dann fort. Es ist als würde die Welt den Atem anhalten.

"Ich, Jason Talicia, wurde von Cade Harvey persönlich dazu gezwungen... seinen Sohn Scott Harvey seit Jahren auszuspionieren, psychisch zu beeinflussen und zu lenken. Ganz so, wie es der Main-Senator wolle"

Ein Raunen geht durch die Senatoren. Mr. Talicia ist ganz bleich geworden, während er den Bildschirm anstarrt. In diesem Moment rollt Jason seinen Ärmel hoch und präsentiert ein kleines Armband. "Ich werde Ihnen, wehrte Anwesende, dies nun beweisen". Die Main-Stage ist erneut totenstill. Sogar Cade Harvey starrt auf den kleinen Monitor vor ihm, welcher das gleiche Bild zeigt. Jason schaltet die Kamera aus, doch der Ton bleibt. In seinem Armband ist ein kleines Mikrofon integriert.

"Jason, komm herein", dröhnt die dumpfe Stimme von Cade Harvey aus den Lautsprechern. "Guten Abend, Sir", erwidert Jason etwas zurückhaltend. "Wie sieht es aus? Sind Leo und Scott schon zusammen?", hört man nur Harveys Stimme. Die Senatoren sehen sich etwas verwirrt an. "So gut wie, Sir. Ich hatte etwas Hilfe mit einem Jungen namens Fabrice. Mein Plan ging aber total auf", erwidert Jason. "Sehr gut. Wenn beide ein Paar sind kümmern sie sich um sich selbst, ich habe dann weniger Stress. Und Jason...", kurz herrscht Stille, dann spricht Harvey weiter, "... ich habe noch viel mehr elektrische Strafen für dich. Ich bin mir sicher, du hast noch Striemen am Rücken vom letzten Mal".

Die Blicke der Senatoren richten sich auf Harvey. Dann knackt es im Video, dann herrscht Stille. Ich sehe meinen Vater an, dann wandert mein Blick über ihn an die Decke, an der diverse, eigentlich zu diesem Zeitpunkt inaktive Kameras befestigt sind. Eine davon dreht sich in meine Richtung und leuchtet dann leicht rot auf. Ich sehe zurück zu meinem Vater, welcher vor Wut bebt. Gut... dank Pia sind wir nun live.  

"Harvey! Wie konntest du nur!", bellt auf einmal Mr. Talicia und ballt die Hände zu Fäusten. Auch Mr. Kolonell erhebt sich und verschränkt die Arme vor der Brust. "Wer weiß, was er mit meinem Sohn alles gemacht hat", spuckt er Harvey vor die Füße. Noch weitere Senatoren erheben sich. Dies ist meine Chance! Ich hole tief Luft.

"Scott, schweig!", schallt mir jedoch die Stimme meines Vaters entgegen.  "Du nichtsnutziger Bengel! Du stinkender Bastard! Ich hätte dich zusammen mit diesem dreckigen Omega in die Sklaverei stecken sollen!", schreit mich mein Vater an. Doch ich schaue nur unbeeindruckt zurück. Mister Kolonell und Mister Talicia sind still geworden. Doch die Kamera über uns sieht und hört alles.

"Ich weiß, dass du erleichtert warst, als Leo angeblich tot war. Doch du kannst nicht darüber hinwegtäuschen, was du bist. Ein Monster. Ein widerliches Monster. Und du bist alles, aber ganz sicher nicht mein Vater!"

Und das ist das erste Mal, dass ich Cade Harvey sprachlos sehe. Ich nutze die Stille und drehe mich zum großen Rat. "Meine Senatoren. Ich erbitte hiermit im Namen des gesamten Volkes... ", ich drehe mich erneut um und sehe meinen Vater an, der vor Zorn bebt, 

"... ich erbitte ein reflektiertes Votum des Misstrauens!".

To be continued in 'Der Große Rat: Teil 2'

(3044 Words)

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