Treffen im Keller
Nialls Pov
Ausnahmsweise mal lächelnd ließ ich mich nach der Schule in mein Bett fallen. Liam hatte mich alles vergessen lassen. Die Höhenangst, das wir schwänzten, Max … einfach alles. Er musste nicht mal etwas machen, seine pure Anwesenheit hatte gereicht. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass mir mit ihm an meiner nichts passieren konnte. Doch gleichzeitig machte er mich unglaublich nervös.
Nachdem ich weitere zehn Minuten die Decke angestarrt hatte, stand ich auf und setzte mich an den Schreibtisch um Hausaufgaben zu machen. Normalerweise brauchte ich dafür nicht lange, doch heute glitten meine Gedanken immer wieder zu Liam. Es war das erste Mal, dass wir überhaupt miteinander gesprochen hatten und nun ging er mir einfach nicht mehr aus den Kopf. Was machte dieser Typ bloß mit mir? Ich kannte ihn nicht mal wirklich und trotzdem sorgte er für ein Dauergrinsen bei mir.
Auch den Rest des Tages geisterte der Badboy in meinen Gedanken herum. Den Tag über verließ ich kein einziges Mal mein Zimmer. Greg und Mom waren beide nicht da. Unten im Wohnzimmer saß nur mein Stiefvater herum, der zurzeit Urlaub hatte. Zu sagen, dass ich ihn nicht mochte, war untertrieben. Er machte alles kaputt. Wir waren immer super zu dritt zusammen gekommen und dann tauchte er in unserem Leben auf. Angeblich wollte er nur unser Bestes, doch wirklich glauben konnte ich ihm das nicht. Aus irgendeinen Grund liebte meine Mom ihn und erkannte nicht, was für ein riesiger Idiot Marcus war.
Seufzend legte ich den Stift zur Seite und nahm stattdessen mein Handy in die Hand. Liam hatte mir seine Nummer gegeben mit der Begründung, ich solle Bescheid sagen, wenn Max irgendwas machte. Ich überlegte einen Moment, ob ich ihm vielleicht schreiben sollte, entschied mich dann aber dagegen, weil ich einfach zu feige war und keinen Grund fand, warum Liam freiwillig Zeit mit mir verbringen wollen sollte. Sicherlich war ihm nur langweilig gewesen und deswegen war er mit mir aufs Dach fallen lassen. Dort oben hatte ich ihm ohne es wirklich zu wollen, alles erzählt. Dadurch wusste er besser Bescheid über mein Leben als jeder Andere und ich wusste gar nichts über ihn.
Abends ging ich schließlich früh ins Bett, hörte jedoch nicht auf über ihn nachzudenken.
Mein Wecker riss mich aus den Schlaf. Obwohl ich liebend gern noch ein paar Minuten geschlafen hätte, stand ich auf um Duschen zu gehen. Fertig geduscht, suchte ich mir Klamotten aus meinem Schrank, welche ich anschließend anzog. Neben dem Schreibtisch stand die fertig gepackte Schultasche mit ich runter in die Küche ging. Dort saß Greg bereits. Ich setzte mich zu ihm und fing an zu frühstücken.
>>Morgen, Zwerg.<<, begrüßte mich mein ältere Bruder, als er mich bemerkte.
>>Morgen.<<, gab ich zurück.
>>Ich muss heute später arbeiten, also wenn du willst, kann ich dich zur Schule bringen.<< Zustimmend nickte ich. >>Okay, aber wir müssen dann gleich los.<<
>>Ist okay.<< Ich aß noch mein Toast auf, bevor ich eine Wasserflasche und einen Apfel in meine Schultasche warf. Mehr brauchte ich nicht zu essen auch wenn ich am liebsten den kompletten Inhalt unseres Kühlschranks mitgenommen hätte, aber ich war schon dick genug, also begrenzte ich mein Frühstück auf einen Toast und einen Apfel.
>>Du hast auch schon mal mehr gegessen.<<, stellte Greg fest. Ich zuckte bloß mit den Schultern und griff nach meiner Schultasche.
>>Können wir los.<<
>>Klar.<< Im Flur zog ich mir noch meine Schuhe an und schlüpfte in meine Jacke. Greg war schon vorgegangen. Gerade als ich ihm folgen wollte, vibrierte mein Handy, welches ich sofort aus meiner Hosentasche fischte. Eine Sms von einer unbekannten Nummer.
Wir treffen uns vor der ersten Stunde im Keller, du kennst die Strafe, falls du nicht auftauchen solltest.
Die Nachricht konnte nur von Max kommen. In meinem Hals bildete sich ein Klos und Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch probierte ich sie krampfhaft zu unterdrücken. Mit zitternden Händen stieg ich zu meinem Bruder ins Auto.
>>Alles okay?<<, fragte er. Ich nickte bloß. Zum Glück fragte Greg nicht weiter nach, sondern fuhr einfach los. Keine zehn Minuten später hielten wir vor der Schule, wo ich ausstieg. Nach einem genuschelten „Bye“ lief ich aufs Schulgebäude zu. Zögerlich blieb ich vor der Eingangstür stehen.
Eine Hand legte sich von hinten auf meine Schulter. Erschrocken wirbelte ich herum und blickte direkt in ein Paar braune Augen. Ich fasste mir an mein rasendes Herz.
>>Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.<<, grinste Liam. Ich nickte bloß. Das rasende Herz kam nicht nur durch den Schock, sondern auch durch seine Anwesenheit. >>Alles okay?<<, fragte heute schon die zweite Person und auch dieses mal nickte ich. Doch anders als Greg, glaubte Liam mir nicht. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. >>Hat Max wieder irgendwas gemacht?<< Statt zu antworten biss ich mir auf die Unterlippe und sah runter auf den Boden. >>Was hat er gemacht?<<, forderte Liam zu erfahren. In meinem Inneren fand ein Kampf statt. Vielleicht würde alles besser werden, wenn ich Liam nun die Wahrheit sagte, vielleicht wurde es aber nur noch schlimmer. >>Niall?<< Bevor ich mich umentscheiden konnte, holte ich mein Handy raus, öffnete die Sms und reichte es Liam, welcher sich die Sms durchlas. Er reichte mir mein Handy zurück, ehe er ins Schulgebäude ging. Einen kurzen Moment zögerte ich, ehe ich ihm nach lief.
>>Li ... Liam?<<, fragte ich fast schon ängstlich, als ich ihn eingeholt hatte. Bevor ich überhaupt verstand, was hier los war, liefen wir auch schon die Treppe in den Keller runter. Max war noch nicht da, aber immerhin dauerte es auch noch eine Dreiviertelstunde bis der Unterricht begann. Liam setzte sich auf eine der Holzkisten, die hier unten herum standen. Ich hingegen blieb mitten im Raum stehen und sah den Brünetten an. Aus seiner Schultasche kramte er eine Packung Zigaretten.
>>Hi...ier sind R..rauchme...melder.<<, stotterte ich ohne den Blick zu heben. Seufzend ließ er die Packung zurück in seine Tasche fallen und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, was unglaublich heiß aussah. Man hörte Schritte auf der Treppe. Liam stand auf und stellte sich so hin, dass man ihn nicht sofort sah, wenn man runterkam.
>>Da ist ja die Schulschlampe.<<, kam es von Max, als er ganz unten war. >>Gestern wurden wir ja leider unterbrochen.<< Vorsichtig hob ich den Blick. Auf seiner Nase klebte ein Pflaster. Drumherum war alles blau angelaufen, was wahrscheinlich Liams Werk war. Genau zu diesem glitt mein Blick nun. Völlig entspannt lehnte er an der Wand und sah zu uns rüber. Komischerweise hatte ich in dem Moment gar keine Angst vor Max, da ich mir sicher war, dass Liam eingreifen würde, bevor irgendwas passieren konnte. Mein Blick blieb von Max nicht unbemerkt, denn er drehte sich in Liams Richtung. Erschrocken stolperte er einige Schritte zurück. Liam hingegen stieß sich von der Wand ab und kam langsam auf uns zu.
>>Reicht dir die gebrochene Nase noch nicht?<<, erkundigte sich Liam mit kalter Stimme. Max schrumpfte ein ganzes Stück in sich zusammen. >>Niall geh hoch.<<, befahl Liam, ich zögerte, lief dann aber doch die Treppe nach oben. Dort wartete ich .
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top