Es ist nicht deine Schuld
Liams Pov
Ich saß im Unterricht, war sogar pünktlich zum Klingeln erschienen, aber ich konnte mich einfach nicht auf das konzentrieren, was unser Lehrer erzählte. Zwar tat ich dies sonst auch nicht, aber heute wäre es selbst unmöglich, wenn ich es ernsthaft probieren würde. Mein Kopf war einfach bei einem ganz anderem Thema. Ein Thema, welches tausendmal interessanter war als irgendwelche Matheformeln. Niall. Der blonde Ire hatte innerhalb kürzester Zeit mein komplettes Leben auf den Kopf gestellt, aber zum Positiven. Ich konnte gar nicht in Worte fassen wie gut es sich anfühlte ihn zu küssen, ihn in meinen Armen zu halten oder ihn einfach nur in meiner Nähe zu haben. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass ich mal so starke Gefühle für eine Person entwickeln würde. Ich hatte schon mehrere Beziehungen gehabt, doch keine von ihnen kam auch nur an das ran, was ich mit Niall hatte ... auch wenn Niall und ich offiziell noch immer kein Paar war.
Doch genau diesen Punkt wollte ich ändern. Ich wollte ihn meinen Freund nennen dürfen. Es war das zweit wichtigste Ziel für die nächsten Tage. Nur noch wichtiger war, dass ich Max los werde. Er sollte sich von Niall fernhalten, ihn nicht mal ansehen und schon gar nicht anfassen. Am liebsten hätte ich höchstpersönlich dafür gesorgt, dass er nicht mal mehr die Möglichkeit hätte Niall zu berühren, aber ich musste vorsichtig sein. Seit der Geschichte mit der gebrochenen Nase hielt der Direktor mich im Auge.
Die Anzeige, die Max gestellt hatte, war zurückgezogen wurden. Den Grund dafür kannte ich nicht, aber ich vermutete, dass entweder Zayn und Louis etwas damit zu tun hatten oder das mein Dad das Problem mit etwas Geld geregelt hatte. Alle drei leugneten jedoch etwas damit zu tun zu haben. Schlussendlich konnte es mir auch egal sein. Es gab keine Anzeige und ich war nicht von der Schule geflogen, wodurch ich Niall weiterhin beschützen konnte. Max hatte seinen Willen also nicht bekommen.
Mein Blick glitt zu den beiden leeren Plätzen neben mir. Weder Zayn, noch Louis hatte ich heute gesehen. Allerdings war ich auch noch nicht bei unserem Stammplatz auf dem Parkplatz gewesen.
Ein weiterer Vorteil an dem was ich mit Niall hatte. Seit dem wir uns so nah standen, war mein Zigarettenkonsum extrem zurück gegangen. Ich wollte ihn wegen Max nicht allein lassen, aber mit nehmen zum Rauchen wollte ich ihn auch nicht, da er nicht die ganze Zeit den Rauch mit einatmen sollte. Zudem erhielt ich von ihm jedes mal wenn ich auch nur eine Zigarette in die Hand nahm einen Blick, der mehr als deutlich machte, dass Niall dagegen war. Ihm zu Liebe schränkte ich den Konsum also noch weiter ein. Komplett verzichten konnte ich noch nicht, aber vielleicht in einigen Wochen. Auf jeden Fall würde ich es versuchen.
Seufzend sah ich auf meinen Block, den ich in der letzten halben Stunde ziemlich voll gekritzelt hatte. Zwischen dem ganzen Gekrakel standen nur einzelne Wörter wie beispielsweise See, Restaurant und Kino. Unzufrieden kritzelte ich sämtliche Wörter wieder durch. Es war einfach noch nicht das dabei, was ich suchte, um mein zweit wichtigstes Ziel zu erreichen. Vermutlich hätte ich es schon erreicht, aber es wäre nicht das, was ich wollte. Ich wollte keinen Standard, ich wollte etwas besonders.
Ich nutzte den Rest der Stunde um weitere Ideen zu sammeln.
Harrys Pov
Ich war unendlich froh, als die letzte Schulstunde endlich endete. Nicht unbedingt, weil der Unterricht so schrecklich gewesen war, sondern viel mehr, weil ich am Nachmittag eine Nachhilfestunde mit Lottie hatte. Bei ihr Zuhause. Schlussendlich freute ich mich aber nicht auf die Nachhilfe oder auf Lottie, sondern hatte einfach die Hoffnung Louis zu treffen.
Vielleicht würde Lottie die Nachhilfe ja auch einfach wieder schwänzen und ich könnte die ganze Zeit bei Louis sein.
Von der Schule aus lief ich nach Hause, wo ich eine Kleinigkeit aß und alles für die Nachhilfe zusammen suchte.
Pünktlich um drei Uhr klingelte ich dann an der Haustür, welche mir von Jay geöffnet wurde.
"Hey, komm rein, Harry." Freundlich lächelte sie mich an. "Lottie ist noch in der Schule, sie muss noch irgendwas für eine Gruppenarbeit besprechen, müsste aber aller spätestens in einer halben Stunde da sein. Louis ist allerdings oben in seinem Zimmer, falls du zu ihm möchtest ... oder möchtest du lieber mit in die Küche kommen?" Nur schwer konnte ich ein Grinsen unterdrücken. Das Leben war tatsächlich mal auf meiner Seite.
"Ich guck mal hoch.", antwortete ich. Jay nickte.
"Okay, wenn irgendwas ist, ich bin hier unten. Ich schick Lottie hoch, sobald sie da ist." Mit einem letzten Lächeln verschwand Jay in der Küche. Ich zog meine Schuhe und Jacke aus, ehe ich nach oben ging, wo ich an Louis Zimmertür klopfte.
"Ja?", kam es von ihnen. Langsam öffnete ich die Tür und entdeckte Louis auf seinem Bett, wo er mit seinem Mathebuch lag. Als er mich entdeckte, schien er erleichtert aufzuatmen. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. "Ich dachte schon, du seist meine Mom." Er schob das Mathebuch zur Seite und holte sein Handy unter dem Kopfkissen heraus. Es hätte mich auch stark verwundert, wenn er tatsächlich gelernt hätte. "Schwänzt Lottie wieder?", erkundigte Louis sich, während er sich aufsetzte. Ich schloss die Tür hinter mir.
"Sie ist noch in der Schule, muss wohl noch irgendwas für eine Gruppenarbeit besprechen."
"Du kannst ruhig herkommen, muss da nicht stehen bleiben.", meinte mein Gegenüber grinsend, da ich mich noch immer nicht von der Stelle bewegt hatte. Mit einem leichten Lächeln ging ich zu ihm rüber und setzte mich neben ihn aufs Bett. Aufmerksam musterte ich sein Gesicht, welches noch Spuren von der Prügelei mit Steven trägt. Ich seufzte.
"Es tut mir leid.", murmelte ich. Fragend sah Louis mich an. "Wegen der Prügelei.", ergänzte ich.
"Warum entschuldigst du dich dafür?", wollte Louis wissen.
"Weil es meine Schuld war. Ohne mich hätte es diese Prügelei nie gegeben." Ich erhielt ein Schnauben als Antwort.
"Das ist Schwachsinn, Harry. Die Schuld trägt ganz allein Steven ... und vielleicht etwas ich, weil ich auf ihn losgegangen bin, aber Verursacher war Steven. Du bist wirklich der aller letzte, der etwas dafür kann, also rede dir so einen Mist gar nicht erst ein."
"Aber ...", begann ich, wurde jedoch unterbrochen.
"Kein Aber. Du hast keine Schuld." Ich wollte gerade ansetzen erneut zu Widersprechen, als plötzlich Louis Lippen auf meinen lagen. Doch kaum hatte ich realisiert, dass er mich küsste, war es auch schon vorbei. "Ist es jetzt auch deine Schuld, dass ich dich geküsst habe? Nein, eben nicht. Ich habe entschieden dich zu küssen. Ich, nicht du. Und mit der Prügelei ist es nichts anders. Steven hat entschieden, dass er dich verletzt. Er, nicht du. Du hast nicht entschieden, dass ich dich küsse und genau sowenig hat du entschieden, dass Steven auf dich losgeht. Alles klar?" Abwartend sah Louis mich an, doch mein Kopf hing noch bei dem Kuss fest.
"K-kannst du das nochmal machen?", fragte ich schüchtern. Louis runzelte verwirrt die Stirn.
"Mich mit Steven prügeln?" Ich schüttelte den Kopf.
"Der Kuss.", murmelte ich leise und biss mir auf die Unterlippe. Unsicher sah ich auf meine Hände. Es vergingen einige Sekunden, ehe Louis sanft mein Kinn anhob, damit ich ihm ins Gesicht sah. Er grinste, was mich nur noch weiter verunsicherte. Doch bevor ich noch etwas sagen konnte oder die Möglichkeit hatte zu flüchten aus dieser peinlichen Situation, lagen seine Lippen wieder auf meinen. Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Sanft zog Louis mich enger an sich, während ich die Arme um seinen Hals schlang und mich an ihn schmiegte.
Ich vergas einfach alles. Es gab nur noch Louis und mich. Wäre es nach mir gegangen, wäre es genau so für immer geblieben.
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