Abschlussball

Nialls Pov

Das letzte Schuljahr war um und die Zeugnisse verteilt. Keinen weiteren Tag würden wir in unserem bisherigen Klassenzimmer verbringen, die Schulflure entlang gehen oder unsere Spinde öffnen. Ein neuer Lebensabschnitt würde beginnen. Mit neuen Menschen und an neuen Orten. Einige von uns würden Studieren gehen, während andere eine Ausbildung anfangen oder einfach ihr Leben lebten. Wir alle hatten unterschiedliche Pläne für die Zukunft und wollten verschiedene Ziele erreichen. 

Ich persönlich hatte nun noch einige Wochen frei, ehe mein Medizinstudium beginnen würde. Die freie Zeit würde ich mit Liam verbringen. Von seinem Onkel konnte er sich einen Campingbus ausleihen mit welchem wir einfach an Orte fahren würde, die uns gefielen. Für vier Wochen würde es nur uns beide geben. Die restliche Zeit bis zum Studium würden wir dann in London verbringen, um auch noch etwas mit unseren Freunden zu unternehmen. Liam wird nach dieser Zeit anfangen Sportwissenschaft zu studieren. Wir würden zwar auf unterschiedlichen Unis sein, jedoch befand sich zwischen diesen keine riesen Distanz, so dass wir uns trotzdem noch täglich sehen konnten. 

Bei Harry und Louis hingegen sah es schon komplizierter aus. Harry hatte ein Stipendium für Harvard erhalten. Es war bereits alles geplant gewesen, bevor sich zwischen Harry und Louis Gefühle entwickelt hatten. Man sah den Beiden an, dass sie sich liebten und sie verbrachten auch fast jede freie Minute miteinander, aber nicht einmal sie selbst konnten sagen, ob sie nun ein Paar waren oder nicht. Vermutlich lag es am Stipendium, dass die Beiden nicht über das Thema Beziehung sprachen. Louis würde hier vor Ort eine Ausbildung beginnen. Zudem müsste er sich irgendwie eine Wohnung in Cambridge oder Umgebung finanzieren, während Harry an der Uni untergebracht wäre. 

Die Stimmung zwischen den Beiden war dementsprechend bedrückt. Harry würde bereits in einer Woche nach Cambridge ziehen. 

  "Du siehst umwerfend aus.", wurde ich von meiner Mum aus den Gedanken gerissen. Während ich mich im Spiegel betrachtete, kam sie zu mir und rückte meine Krawatte noch einmal gerade. Am heutigen Tage fand unser Abschlussball statt. Zu Beginn des Schuljahres war ich mir nicht einmal sicher gewesen, ob ich überhaupt hingehen wollte, doch inzwischen freute ich mich sogar drauf. Selbstverständlich würde ich gemeinsam mit Liam hingehen, weswegen der Abend nur fantastisch werden konnte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich hatte Liam soviel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich noch immer in meinem trostlosen Leben gefangen und müsste Max ertragen. 

Ich wollte gerade etwas zu meiner Mom sagen, als ich im Spiegel zwei weitere Personen bemerkte, weswegen ich mich lächelnd zur Tür umdrehte. Dort standen Liam und Greg. 

  "Ich hab ihn mal für dich rein gelassen.", grinste mein Bruder. 

  "Es ist sehr gut, dass du schon da bist, Liam, dann haben wir noch genug Zeit Fotos zu machen.", meinte meine Mom, während sie Liam kurz in die Arme schloss und anschließend das Zimmer verließ, vermutlich um ihre Kamera zu holen. 

  "Das nächste mal treffen wir uns bei dir.", bestimmte ich und schlang meine Arme um Liam, welcher mir einen Kuss auf die Lippen hauchte. 

  "Glaub mir, da wären wir nicht verschont geblieben. Ganz im Gegenteil sogar, meine Schwestern hätten wahrscheinlich auch noch Bilder gemacht und wir hätten im Blitzlichtgewitter gar nichts mehr gesehen.", lachte der Größere. 

  "Noch können wir flüchten." Erwartungsvoll sah ich Liam an, der jedoch grinsend mit dem Kopf schüttelte.  

  "Du kennst unsere Mütter. Wenn die Bilder haben wollen, dann bekommen sie die auch. Notfalls zwingen sie uns morgen nochmal alles nachzustellen. Außerdem brauche ich doch Beweisbilder, dass ich mit dem bestaussehendsten Schüler der kompletten Schule auf dem Abschlussball war." 

  "Manchmal bist du echt ein Schleimer, Liam.", lachte ich. 

  "Damit kann ich leben.", gab er grinsend zurück. Uns waren noch einige Sekunden gegönnt, in denen wir uns einfach küssen konnten, ehe meine Mom bewaffnet mit ihrer Kamera auftauchte und begann gefühlte tausend Fotos von uns zu machen. Immer wieder erhielten wir Anweisungen, wie wir uns hinzustellen hatten. Brav taten wir, was sie uns sagte, bis sie schließlich mit dem Ergebnis zufrieden war und wir uns endlich auf den Weg zum Ball machen konnten. 


Harrys Pov

Fertig gemacht für den Ball saß ich auf meinem Bett und starrte die Wand an. Louis könnte jeden Moment kommen, um mich abzuholen. Ich freute mich auf den Ball ... zumindest ein ganz kleines bisschen. Doch in diesem Moment war mir mehr zum Heulen als zum Tanzen zu mute. Der heutige Abend würde einer meiner letzten in London sein und einer der letzten, die ich mit Louis verbringen konnte. 

In sieben Tagen würde ich nach Amerika ziehen.

Über 5 tausend Kilometer würden Louis und mich trennen. 

5 Stunden Zeitunterschied würden uns das Telefonieren erschweren. 

Etwa 10 Stunden Flug, sowie mehrere hundert Pfund wären notwendig, um uns berühren zu können. 

In den letzten Wochen hatten Louis und ich uns täglich gesehen. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass dies in einer Woche vorbei sein würde. Das zwischen uns lief zwar noch nicht all zu lange und ich wusste nicht einmal, ob wir überhaupt ein Paar waren, aber ich wollte nicht, dass die Zeit mit Louis endete.  

Er machte mich glücklich. Die Sprüche, die ich von meinen Mitschülern kassierte, waren mit Louis an meiner Seite besser zu ertragen. 

Doch wenn man mich auch an der Uni hänseln würde, wäre kein Louis mehr da, der mich beschützte. Ich müsste da alleine durch und könnte mich nicht mehr in den Armen des Brünetten vor der Welt verstecken. 

  "Baby...", ertönte eine besorgte Stimme. Ich sah sofort Richtung Tür und entdeckte dort Louis, der mich aufmerksam musterte. "Warum weinst du?", fragte er mich vorsichtig, während er zu mir rüber kam und sich neben mir niederließ. Die Tränen, die ich nicht einmal wahrgenommen hatte, wischte Louis vorsichtig weg, ehe er meine Schläfe küsste und einen Arm um meine Schulter legte. Ich lehnte mich an ihn. Den Kopf legte ich auf seiner Schulter ab. 

  "Ich hab Angst.", gestand ich leise. 

  "Wovor?", hakte Louis nach. 

  "Vor der Zukunft. Ich kenne in Amerika Niemanden. Harvard ist eine Universität mit hohen Ansprüchen, was ist wenn ich die nicht erfüllen kann? Und was ist mit uns? ... Ich möchte bei dir bleiben." Den letzten Teil flüsterte ich nur noch leise, während neue Tränen über meine Wange kullerten. Louis drückte mich enger an sich, ehe er zu reden begann. 

  "Ich kann verstehen, dass du Angst hast und das ist auch völlig normal, aber lass dich davon nicht verrückt machen. Wenn Harvard nicht überzeugt gewesen wäre von dir, hätte sie dir doch kein Stipendium angeboten. Diese Uni will dich haben und das aus guten Grund. Du bist einfach umwerfend. Egal was dort von dir erwartet wird, ich weiß, dass du es schaffen kannst. Ich komme dich so oft ich kann besuchen und wir können ja auch noch telefonieren und skypen. Wir bekommen das hin, Harry." Zärtlich küsste er mich, ehe er sich vom Bett erhob, meine Hand ergriff und mich sanft auf die Beine zog. "So und nun wurden genug Tränen vergossen. Lass uns all die Zukunftsprobleme für diesen Abend vergessen. Ja, wir haben nur noch eine gemeinsame Woche in London, aber umso mehr sollten wir die verbleibende Zeit genießen. Also bereit für einen perfekten Abend?"

  "Bereit.", bestätigte ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Louis wischte meine letzten Tränen weg, ehe wir uns gemeinsam auf den Weg zur Schule machten. 

Dieser Abend musste einfach perfekt werden, etwas anderes würde ich nicht zulassen. 


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