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Taddl

Mit zwei Stunden Schlaf zur Schule zu kommen war vielleicht nicht meine beste Idee. Die ganze Nacht über hab ich für die Matheklausur heute gelernt. Ich verstehe dieses Thema absolut nicht, darf die Arbeit aber nicht verkacken. Mom und Dad würden mich umbringen, wenn die Arbeit schlechter als eine drei ist. Mein Abschnitt muss mindestens 1,7 sein, damit ich bei der Bank meines Dads einsteigen darf. Ob ich diesen Job machen will, steht nicht zur Debatte. Ich muss ihn machen, da gab es auch nie eine Widerrede. Mein Dad besteht darauf. 
Die Lehrerin verteilte die Arbeiten und tatsächlich fühlte ich mich nun ganz gut vorbereitet. Ich kannte zwar nicht alle Lösungen und bei manchen habe ich auch einfach nur geraten, doch im Großen und Ganzen lief es ganz gut. Ich schaute kurz nach vorne und sah, dass Ardy Ilja zu nickte. Dieser nahm einen Stift und warf ihn durch die ganze Klasse.
Die Lehrerin schaute von fragend von ihrem Buch hoch und lief in die Ecke aus welchem der Stift kam. So drehte sie Ardy und seinen Leuten den Rücken zu, was ein Fehler war. Denn schneller als man gucken konnte wurden Zettel rumgereicht. Garantiert waren das irgendwelche Spicker.
"Wem gehört der Stift?", fragte die Lehrerin, doch keiner meldete sich. 
"Okay, ich lass ihn auf dem Pult liegen, falls den jemand vermisst. Ihr habt noch fünf Minuten."
Da ich bereits fertig war, legte ich die Arbeit zur Seite und wartete die restliche Zeit ab. Ich schaute immer mal wieder zu Ardy, Ilja und den Anderen. Sie stellten es schlau mit dem Spicken an, die Lehrerin schöpfte keinen Verdacht. Das machten sie garantiert nicht zum ersten Mal.
"Die Zeit ist um. Gebt eure Arbeiten bitte ab und dann dürft ihr in die Pause gehen."
"Hast du gesehen, was Ilja und die anderen gemacht haben?", fragte Niko schockiert, als ich aus dem Klassenraum kam.
"Du meinst mit dem Spicken?"
"Ey, das geht gar nicht! Was denken die eigentlich? Wir arbeiten total hart für diese scheiß Arbeit und die Spicken und kriegen wahrscheinlich sogar noch bessere Noten als wir."
"Was geht eigentlich bei denen ab?", fragte Luna empört, welche jetzt auch aus dem Klassenraum kam.
"Wir sollten denen zeigen, was wir von ihnen halten.", sagte Niko wütend.
"Nein, Niko. Lass es.", meinte ich. "Deine Nase ist gerade wieder geheilt."
"Das lass ich auch nicht nochmal zu. Ich werde ihm zeigen, dass die mit ihren Verhalten so nicht weiterkommen."
"Niko hör auf. Die fliegen mit ihrem Verhalten noch früh genug auf die Fresse und dann sorgen die Lehrer für eine gerechte Strafe, nicht du."
"Taddl, seit zwei Jahren sind die jetzt hier und es hat sich nichts geändert. Seit dieser Ardy hier ist werden sie immer aufmüpfiger. Es ändert sich nichts, wenn wir nichts tun."
"Du kannst aber nichts tun. Ardy ist viel gefährlicher als du denkst.", sagte ich warnend.
"Wie kommst du darauf?", fragte Luna.
Ich dachte an den Vorfall gestern Morgen mit dem Messer. Wenn ich ihnen das jetzt erzähle, dann würde Niko nur noch wütender werden.
"Glaubt mir einfach, okay?"

(...)

Wir waren heute zu Fabiennes Party eingeladen. Ihre Eltern waren nicht da und sie hatte Geburtstag, weswegen wir das komplette Haus zum Feiern nutzen konnte. Und das Haus war riesig. Draußen gab es einen großen Pool und ein Whirlpool. 
Ich stand mit Luna und ein paar anderen Leuten in der Küche, in welcher man direkt auf die Haustür schauen konnte. So sahen wir wer alles rein und rausging. 
"Lisa hat dann zu ihr gesagt, dass sie sich besser-"
"Oh mein Gott Leute.", sagte Luna und unterbrach so Gina. "Waren die eingeladen?"
Auch ich schaute nun zur Haustür und sah, dass Ardy mit seinen Leuten reinkam.
"Garantiert nicht.", meinte ich.
"Wo ist Fabienne? Wir müssen es ihr sagen.", sagte Luna.
"Vergiss es. Sie ist so betrunken, sie checkt das gar nicht mehr.", meinte Gina.
"Dann lass uns sie einfach ignorieren. Kommt jemand mit zum Pool?", fragte Luna und ich nickte ihr zu.
Am Pool trafen wir auf Hannes, Tino und Paulina. Wir redeten und tranken ein wenig mit ihnen. 
Bis Kelly dazukam. Von da an hatte ich kein Bock mehr bei ihnen zu stehen. Kelly stand total auf mich und ja ich gebe es zu, ich hatte auch mal was mit ihr. Ich glaube seitdem machte sie sich Hoffnungen.
"Warum sind diese Idioten eigentlich da? Ich glaube nicht, dass Fabienne sie eingeladen hat.", meinte Kelly.
"Hat sie auch nicht. Wahrscheinlich haben sie irgendwie davon mitbekommen.", sagte Hannes.
Kelly legte eine Hand auf meine Schulter und die andere um meine Hüfte.
"Das ist so ekelhaftes Pack, ehrlich. Wer weiß was die alles so für Krankheiten haben, die haben doch bestimmt keine Seife um sich zu waschen. Ich meine, schaut sie euch mal an, die haben ihre Kleidung meistens zwei, drei Tage nacheinander an. Das ist echt ekelig."
Die anderen fingen an über Kellys Sprüche zu lachen. Kelly nervte einfach total krass. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum Tino bereits wieder ins Haus gegangen ist. Vielleicht hätte ich einfach mit ihm kommen sollen.
Ich spürte wie mich jemand von hinten antippte. Es war Kai, Nikos kleiner Bruder.
"Hey, hast du Niko gesehen?"
"Ne, wieso?"
"Ich will nach hause und er muss mitkommen."
"Ich helfe dir suchen.", schlug ich vor. Dann war ich wenigstens von Kelly weg. "Such du doch draußen und ich suche drinnen. Wenn ich ihn finde, schreib ich dir."
Ich löste mich aus Kellys Griffen und ging rein ins Haus.
"Taddl? Willst du nh Kurzen?", rief Gideon mir über die laute Musik zu. 
"Gleich. Ich muss erst Niko finden. Hast du ihn gesehen?"
"Ja, ich hab gerade mit ihm geredet. Er ist nach oben gegangen."
"Alleine?"
"Ja."
Gut, das heißt, dass er nirgendwo jemanden oben befriedigt. Hoffe ich. Ich ging die Treppen hoch, hier war tatsächlich nichts los. Da ich keine Ahnung hatte hinter welcher Tür was für ein Raum war, öffnete ich einfach jede Tür. Nach der zweiten Tür, öffnete ich die Tür zum Badezimmer.
Dort traf ich auf Tino. Er stand angelehnt am Waschbecken, stöhnend. Einer seiner Hände war in dem Haarschopf von jemandem vergraben, der vor ihm kniete. Ardy. Moment. Ardy?
Ardys Blick wanderte zu mir und er schaute mir tief in die Augen.
Sofort fing mein Herz an schneller zu schlagen, meine Atmung war mit einem Mal unregelmäßiger. Ich schloss die Tür schnell wieder und lehnte mich gegen die Wand. Warum schlossen sie nicht die Tür ab? Was war los mit denen? Oh Gott, scheiße war das peinlich.
"Hey.", sagte Kilian, welcher plötzlich vor mir stand. "Alles gut bei dir? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen? Musst du kotzen?"
"Nein, alles gut. Kai sucht dich er will nach hause."
"Trifft sich gut. Ich auch." Niko schaute mich schief an. "Ist wirklich alles okay?"
"Ja, alles gut."
Doch in Wirklichkeit hoffte ich einfach nur, dass weder Ardy noch Tino mich in der Schule darauf ansprach. 
Warum hatte Ardy mich dabei überhaupt angeschaut? Er hatte nichts gesagt, sondern mir nur in die Augen geschaut.
Hat es ihm gefallen, dass ich zugeguckt habe? Über sowas wollte ich gar nicht nachdenken.

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