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Taddl
Und schon war ich wieder hier. Stand in meinem Zimmer und suchte mir ein paar Klamotten zusammen. Ich werde definitiv nicht hierbleiben. Meine Eltern sind wahrscheinlich immer noch mega wütend, aber solange sie nicht akzeptieren, dass ich mit Ardy zusammen bin, werde ich nicht wiederkommen.
Außerdem gefiel es mir bei Ardy echt gut.
Schon vor 5 Minuten hatte ich gehört, dass meine Eltern ins Haus kamen. Als ich ankam, waren sie nicht da. Doch sie wissen, dass ich da bin, schließlich steht mein Auto auf der Einfahrt.
Als ich gerade unten angekommen war, wurde schon die Tür zur Küche aufgestoßen.
"Kommst du bitte einmal her? Wir müssen mit dir reden.", sagte meine Mutter.
Ich folgte ihr in die Küche in welcher auch mein Vater saß.
"Ich habe mit Michael geredet.", sagte mein Vater. "Du hast eine ganze Woche die Schule geschwänzt. Weißt du was das bedeutet?"
"War doch nur eine Woche. Ich geh ganz normal wieder hin."
"Das war die Idee von diesem Ardy, richtig? Merkst du nicht wie er dich zu einem schlechteren Mensch macht? Du würdest sonst nie schwänzen.", meinte meine Mutter.
"Tatsächlich war das meine Idee.", meinte ich.
"Taddl, ich werde da jetzt nicht mit dir drüber diskutieren. Du wirst auf dein Zimmer gehen und dort bleibst du für heute.", sagte mein Vater.
Ich lachte kurz. "Nein, werde ich nicht. Ich geh gleich wieder zu Ardy. Ich bin nur hier um ein paar Sachen zu holen."
"Du bleibst hier, Taddl. Er ist nicht gut für dich.", meinte meine Mutter.
"Aha, wenn ihr das so seht. Ich werde erst zurückkommen, wenn ihr endlich einseht, dass Ardy okay ist und ihr ihm eine Chance gebt."
"Schon gut, mach was du willst, dann gehst du halt zu Ardy.", sagte mein Vater, was mich wunderte.
Ich dachte wirklich, dass er der Erste ist der aus der Haut fährt.
"Gut, dann geh ich jetzt."
"Warte.", hielt mein Vater mich auf.
Meine Fresse, was ist denn jetzt noch?
"Wir sind am Samstag zu einer Feier eingeladen. Dort kommen wichtige Geschäftsleute und du wirst auch dabei sein. Wir müssen uns mit denen gutstellen damit die Firma weiter wächst."
Ist das sein Ernst? Jetzt weiß ich warum er mich zu Ardy gehen lässt. Er braucht mich am Wochenende für seine scheiß Firma. Aber ich hatte eine Idee.
"Unter einer Bedingung."
"Ich werde hier keine Bedingungen mit dir eingehen. Das ist ein wichtiger Abend, auch für dich, wenn du in der Firma einsteigst."
Wer sagt, dass ich das will?
"Dann werde ich nicht kommen."
"Taddl..."
"Dad..."
"Ich meine es Ernst."
"Ich auch. Es gibt nur eine Bedingung."
Mein Vater schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Er war wirklich so kurz davor auszurasten.
"Welche?", fragte er schließlich.
"Ardy wird mitkommen. Als meine Begleitung."
"Nein!", sagte mein Vater sofort.
"Gut, dann geh ich auch nicht mit."
"TADDL!", schrie mein Vater mich nun an.
Hat aber lange gedauert bis er ausgerastet ist.
"Jetzt hör mir mal zu! Was denkst du denn was die anderen Leuten dann von uns denken! Der Abend wird viel in deiner Zukunft verändern. Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal, du hältst dich von Ardy fern sonst wirst du genauso enden wie diese Leute."
"Nice, dann mach ich ja alles richtig."
"HÖR JETZT AUF!"
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Diskussion führt zu nichts.
"Okay. Dann wünsche ich euch viel Spaß auf der Feier."
Ich schnappte mir meine Tasche und ging aus der Küche. Als ich gerade die Haustür geöffnet hatte, hörte ich die Stimme meines Vater hinter mir: "Dann bring ihn halt mit."
Überrascht drehte ich mich zu ihm um.
"Was?"
Ich glaube ich hab irgendwas falsch verstanden. Als ob mein Vater plötzlich sagen würde, dass ich Ardy mitbringen kann. Wieso sollte er das tun?
"Du kannst Ardy mitnehmen."
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Okay, dann sehen wir uns Samstag. Gibt es einen Dresscode?"
"Nein. Aber ein Anzug ist angemessen."
"Geht klar."
Für mich kein Problem, ich habe ein paar Anzüge. Aber ich denke nicht, dass Ardy einen Anzug hat. Was aber auch kein Problem war. Ich werde ihm einfach einen kaufen. Natürlich könnte er sich auch einfach einen von mir ausleihen, aber ich würde es besser finden wenn er einen eigenen hat.
Man weiß ja nie was noch so ansteht.
Außerdem wird Ardy wahrscheinlich echt heiß aussehen im Anzug.
Ardy
"Ich hasse dich immer noch dafür.", begrüßte ich Taddl verschlafen, als ich aus dem Schlafzimmer kam.
Er saß bereits in der Küche.
"Ich weiß. Aber ich finde immer noch, dass dir der Anzug echt gut steht."
"Mhm..."
Ich nahm die Kaffeekanne und schenkte mir einen Kaffee ein und auch Taddl füllte ich die Tasse erneut auf. Dann nahm ich gegenüber von Taddl Platz.
"Also sind da heute Abend nur so Schnösel?"
"Ne, ist eigentlich ganz okay. Nur ein bisschen langweilig."
"Also ist es in Wirklichkeit superlangweilig?"
"Ja, erwischt."
Ich fing an zu Lachen.
"Moin.", begrüßte Erik uns und nahm sich verschlafen eine Tasse Kaffee. "Ich hab so kein Bock mehr zu arbeiten. Mir tut mein Rücken weh. Und meine Beine. Und mein Kopf."
"Du wirst einfach alt.", sagte ich zu ihm.
"Wichser."
Ich bin ja froh, dass Taddl sich mittlerweile an die Ausdrucksweise von Erik und mir gewöhnt hat.
"Taddl, ich hab mal ne Frage. Welchen Zylinder hast du auf deinem Auto?"
"Ich geh rauchen.", sagte ich um diesem Gespräch zu entkommen.
Taddl war zwar kein Autofanatiker, wie Erik aber die beiden könnten sich stundenlang darüber unterhalten. Und da mich das Thema null interessierte verschwand ich immer gekonnt aus dem Raum.
Aber draußen kam Colin auf mich zu. Alter, es ist 10 Uhr morgens und er versaut mir jetzt schon den ganzen Tag.
"Hier, für dich."
Er gab mir einen 50€ Schein. Verwundert schaute ich erst zum Schein in meiner Hand und dann zu ihm.
"Warum?"
"Ich zieh hier weg. Dieses mal wirklich. Und dieser Schein ist ein Waffenstillstand. Ein für alle Male. Ich werde bald viel mehr verdienen. Die Schule hab ich auch abgebrochen und wer weiß, vielleicht hörst du ja eines Tages von mir. Bis dann."
"Bis... dann...", sagte ich verwirrt und schaute ihm hinterher.
Was war das denn?
"Weißt du was? Ich hab da ne Idee. Du hast in der letzten Zeit soviel durchgemacht. Entspann dich jetzt erstmal und schalte ein bisschen ab. Ich kümmere mich drum, okay?"
Oh mein Gott, was hat Ilja getan?
Als hätte er meine Gedanken gehört, kamen Killian und er lachend um die Ecke.
"Alter hat er dir 50€ gegeben?", fragte Killian und ich sah, dass ihm die Tränen kamen.
"Junge, wie dumm ist dieser Typ. Ich wusste ja nicht, dass das so gut klappt."
"Was habt ihr getan?", fragte ich, immer noch total verwundert.
Die beiden brauchten erstmal ein, zwei Minuten bis sie ihren Lachanfall unter Kontrolle bekamen.
"Also.", fing Ilja an. "Ich hab dir ja gesagt, dass ich mich um Colin kümmere. Und ich dachte mir, wer kennt ganz viele Leute? Killian. Ich habe Killian von den Drohungen erzählt und wir haben uns einen Plan überlegt wie wir Colin ein für alle Mal loswerden."
"Mord war einer der Überlegungen. Den Plan verwarfen wir aber wieder, als wir gemerkt haben wie schwer es ist eine Leiche zu verscharren und alle Beweise zu vernichten.", meinte Killian.
"Deswegen haben wir gedacht wir locken Colin mit einem Angebot welches er nicht ablehnen kann in eine andere Stadt. Naja... Besser gesagt in ein anderes Land."
Geschockt schaute ich Ilja an, sagte jedoch nichts. Sie werden Colin doch nicht in ein anderes Land geschickt haben.
Niemals.
Eher hätten sie Colin ermordet.
"Und wie gesagt, kennt Killian die halbe Welt. Wir haben also ein paar Leute zusammengetrommelt und eine Website von einer total beliebten Firma erstellt. Und der Inhaber dieser Firma hat schonmal von Colins Vater und seiner früheren Firma gehört. Und wollte Colin eine Chance geben aus dem Drecksloch rauszukommen."
"Seine Firma ist in Spanien und er kann sofort anfangen. Unter einer Bedingung.", erklärte Killian weiter. "Er musste ein neues Bankkonto eröffnen, weil es in Spanien alles ein wenig anders läuft. Aber auf dem Konto sind schonmal 5.000€ Startkapital."
"Nur schade, dass es das Konto gar nicht mehr geben wird, sobald er in Spanien ist."
"Alter...", war das Einzige was ich im ersten Moment rausbrachte. "Also, fliegt er jetzt nach Spanien und kommt nie wieder? Weil es diese Firma gar nicht gibt?"
"Richtig.", sagte Killian stolz.
"Und was ist mit den 5.000€?"
"Die gab es auch nie. War nur eine falsche Zahl auf einem falschen Bankkonto."
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