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Taddl

"Sie kriegen sich schon wieder ein. Und solange kannst du ja hierbleiben.", sagte Ardy und strich mir durch die Haare, während ich auf seinem Schoss lag. "Es war ja schonmal ziemlich mutig von dir, deinem Vater so die Stirn zu bieten."
"Hätte auch nicht gedacht, dass ich das schaffe."
"Du bist viel mutiger als du denkst."
"Mag sein, aber ich hab kein Bock jetzt an meine Eltern zu denken. Ich brauche Ablenkung."
Eigentlich meinte ich mit Ablenkung, dass wir irgendwo hingehen könnten um auf andere Gedanken zu kommen, aber Ardy fasste das falsch auf. Mal wieder.
"Schon klar, nur deswegen bist du hier.", sagte er und grinste schmierig.
Ich setzte mich aufrecht hin um ihn besser ansehen zu können. "So war das nicht gemeint."
"Neeeiiiin. Natürlich nicht.", sagte er ironisch.
Ardy krabbelte auf mich zu und fing an mich zu küssen. Gerade als er seine Hände unter meinem Pullover vergraben wollte, rief eine weibliche Stimme: "Ardy? Bist du da?"
Ardy stöhnte genervt, löste sich von mir und setzte sich auf die Knie.
"Was?"
Nina kam ohne anzuklopfen herein. "Hey ihr beiden. Wollte gar nicht lange stören. Ardy, hast du mitbekommen, dass wir auf ne Hausparty eingeladen sind?"
"Ja, aber bin für heute raus."
"Die Hausparty von Christin? Da seid ihr auch eingeladen?", fragte ich etwas verwundert.
Wenn Christins Eltern nicht da sind schmeißt sie total oft Hauspartys. Sie lebte in einem riesigen, teuren Haus und es passen tausende Leute in dieses Haus.
"Ja, hat mich auch gewundert.", meinte Nina. 
"Wir können doch hingehen. Ich wurde auch eingeladen. Hab aber bis jetzt weder zugesagt, noch abgesagt.", meinte ich.
Ardy schien kurz zu überlegen. "Naja, wenn das so ist können wir hingehen."
"Nice, Luna kommt auch mit uns mit. Wir treffen uns um 8 beim Sportplatz, dann können wir zusammenhingehen."

Ardy

Als wir ankamen, war die Party schon in vollem Gange. Wir setzten uns ins Wohnzimmer auf die Couch. Eines meiner Beine legte ich auf Taddls Schoß, welches er zärtlich streichelte. Ich war echt froh, dass wir unsere Beziehung jetzt nicht mehr geheim halten mussten.
"Hey! Da seid ihr ja!", rief Niko und setzte sich zu uns.
Er hatte eine Flasche Wein in der Hand, welche er anscheinend gerade trank und eine leere Wodkaflasche.
"Habt ihr Bock auf ein Spiel?"
Was kommt jetzt? Wahrheit oder Pflicht? Das sind solche Kindergartenspiele.
"Ja, lass uns Busfahrer spielen.", sagte Killian.
Ich stimmte ihn sofort zu. Lustig, dass Killian das Spiel vorschlug, weil er es irgendwie immer schaffte dabei zu verlieren. Er hat wohl tatsächlich kein Glück.
"Was?", fragte Niko.
"Egal, es hat eh keiner ein Kartendeck dabei.", meinte Luna.
"Ich meinte auch eigentlich 'Ich hab noch nie.'"
"Pfff, Kinderspiel.", sprach Nina genau das aus, was ich dachte.
"Kommt schon, das ist lustig.", meinte Taddl.
Ich seufzte und setzte mich richtig hin, damit Niko noch neben mir Platz nehmen konnte.
"Geben wir dem Spiel ne Chance.", meinte ich und die anderen nickten mir zustimmend zu.
Jedes Mal, wenn wir die besagte Sache schonmal gemacht haben, mussten wir einen Schluck trinken.
Es war ganz lustig, aber nicht wirklich spannend.
"Öhm... Mir fällt nichts ein...", sagte Niko und überlegte. "Okay, ganz dumme Frage. Ich hab noch nie Sex gehabt."
Scheiße!
Warum diese Frage? Gott, er hätte doch jede verfickte Frage stellen können. Warum ausgerechnet diese?
"Ey, Ilja wen schleppst du heute ab?", fragte ich um vom Spiel abzulenken.
"Tja, mal schauen, hab noch niemanden gesehen."
"Ey, trinken!", rief Niko.
"Jaja, ist gut. Aber mich interessiert, wen Ilja heute abschleppt. Jedes Mal, wenn wir feiern gehen, geht er nicht alleine nach hause."
Ich merkte, dass auch Ilja versuchte vom Spiel abzulenken, doch die anderen waren viel zu sehr ins Spiel vertieft.
"Luna? Warum trinkst du nicht?", fragte Niko.
Scheiße, nein! 
"Warte... Sag nicht..."
Ilja schaute mich besorgt an. 
Denk nach Ardy, lenk die Anderen irgendwie ab.
"Hä, Luna du bist noch Jungfrau?", lachte Luke.
Gerade als ich mein Glas "aus Versehen" auf den Boden schmeißen wollte, stand Luna auf und rannte weg.
"Meine Fresse, ihr seid solche Idioten!", schrie ich die anderen an und stand auch auf.
"Ihr mit euren scheiß Kinderspielen!", schrie Ilja genauso wütend wie ich.
"Was ist denn jetzt los?", fragte Nina verwirrt.
"Eure Spiele sind beschissen.", meinte Ilja.
Weiter hörte ich den anderen nicht zu. Ich lief Luna hinterher. Doch da es hier so voll war, hatte ich sie bereits verloren.
Scheiße, wo war sie hin?!
Ich schaute nach draußen im Garten nach, fand sie dort aber nicht. Sie wird bestimmt abgehauen sein. Ich muss sie unbedingt finden.
Mein nächster Anhaltspunkt war der vordere Garten. Auch hier suchte ich alles ab, fand aber niemanden. Mit schnellen Schritten lief ich die Straße runter. Tatsächlich sah ich durch das schwach beleuchtete Straßenlicht eine Person auf einer Parkbank sitzen.
Mit schnellen Schritten ging ich auf diese Person zu und sah, dass es tatsächlich Luna war.
"Hey, alles okay?"
"Geht schon..."
"Wollen wir nach hause gehen?"
"Nein."
"Willst du noch bleiben?"
"Nein."
Ich seufzte. Dumme Frage. Natürlich wollte sie nicht bleiben und natürlich wollte sie nicht zu sich nach hause.
"Scheiß einfach auf das Spiel und diese Idioten, ja? Und wenn irgendeiner von denen auch nur ein dummen Spruch lässt dann-"
"Du verprügelst hier keinen.", unterbrach sie mich. "Ich will nicht, dass Taddl wieder wütend auf dich wird, wo es bei euch gerade so gut läuft."
"Na gut, du hast Recht. Dann mache ich einfach gar nichts und bin nur von innen wütend."
"Das klappt eh nicht.", sagte Luna mich einem leichten Lächeln.
Gott sei Dank konnte ich sie auf andere Gedanken bringen.
"Sollen wir ne Wette abschließen? Wie früher?"
"Eine Wette um einen Burger?"
"Ja!"
"Ne, lass mal. Ich gewinne sowieso. Hab ich früher schon."
"Aber jetzt gewinne ich wirklich. Also, ich wette, dass ich es schaffe eine Woche nicht zu fluchen."
Luna brach in schallendes Gelächter aus.
"Du schaffst es ja nicht mal 5 Minuten nicht zu fluchen."
"Also gilt die Wette?", fragte ich und streckte ihr die Hand aus.
"Hm... Na gut. Aber wir müssen die anderen einweihen. Weil sonst fluchst du nur in meiner Gegenwart nicht."
"Uff, wird schwierig. Aber na gut."
Eine kurze Stille entstand in welcher wir beide die kühle Nachtluft ein wenig genossen.
"Ardy...?" Lunas Stimmung wurde wieder trauriger. "Ich... Will wirklich nicht zuhause schlafen..."
"Verständlich. Das Problem ist nur, dass ich keine Pension bin und Taddl bereits ein zuhause biete. Aber wir können ja Ilja fragen."
Luna nickte. "Das ist eine gute Idee. Wollen wir gehen?"
Stillschweigend standen Luna und ich von der Parkbank auf und gingen zurück zur Party.
"Ich hole Ilja und Taddl nach draußen. Wartest du hier?"
"Ja."
Skeptisch schaute ich mich um.
"Hast du ein Messer?"
"Was... Wofür?"
"Für komische Typen die hier lang kommen, solange ich drinnen bin."
"Brauch ich nicht."
Ich nahm mein Messer aus der Hosentasche und drückte es Luna in die Hand.
"Nur für den Notfall.", meinte ich und ging rein.
Es dauerte nicht lang, bis ich die Anderen fand. Sie saßen immer noch im Wohnzimmer und unterhielten sich.
Ilja sah mich als erstes. "Hast du Luna gefunden?"
"Ja, kommt ihr beiden mit raus?", fragte ich an Ilja und Taddl gewandt. 
Sie standen beide auf, aber Niko hielt mich am Handgelenk fest.
"Tut mir leid. Egal was wir getan haben, dass es Luna plötzlich so scheiße geht."
"Ist schon gut. Viel Spaß noch."
Auf dem Weg nach draußen, sagte ich zu Ilja, dass Luna gerne bei ihm schlafen würde, was für ihn kein Problem war.
Nur Taddl war immer noch verwirrt. Aber ich konnte ihm nichts sagen, so gerne wie ich es wollte.
Doch das war Lunas Aufgabe und ich weiß genau, dass Luna es ihm nicht so schnell sagen wird.

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