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Dachte irgendwie das Lied passt gut vom Inhalt des Kapitels :)
(Außerdem Feier ich das Lied gerade ziemlich)
Lille
Papa hat mich vom Kindergarten abgeholt und mir gesagt, dass er eine Überraschung für mich hat. Jetzt war ich ganz ungeduldig, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.
Mama hat gesagt, dass es sich nicht gehört ungeduldig zu sein.
Vielleicht war es ja ein neues Spielzeug. Vielleicht ja sogar ein Auto.
Oder vielleicht war Ardy da! Hoffentlich war Ardy die Überraschung.
Als Papa das Auto in die Garage geparkt hat, rannte ich sofort ins Haus.
"Lille!", rief Papa mir hinterher, aber ich war schon lange weg.
Ich wollte unbedingt wissen, was für eine Überraschung er für mich hat und hoffte, dass Ardy da war.
Aber im Wohnzimmer stand nur eine Frau und lächelte mich an. "Hallo Lille."
Das war die Frau die Papa geküsst hat. Wieso ist sie hier?
Das ist eine blöde Überraschung!
"Jetzt lauf doch nicht so schnell.", lachte Papa. "Du weißt doch gar nicht wo deine Überraschung ist."
Mein Lächeln war verschwunden und auch meine Freude war weg.
"Wo denn?", fragte ich.
"In deinem Zimmer. Na komm, ich zeig sie dir."
Papa nahm mich auf den Arm und lief mit mir in mein Zimmer. Da stand ein ganz neuer Reiterhof mit Eins...zwei... drei...vier... fünf, neuen Pferden.
"Gefällt es dir?", fragte Papa und ließ mich auf den Boden.
Mama und Papa haben mir mal gesagt, dass es unhöflich ist sich nicht über Geschenke zu freuen und man immer lächeln muss. Also lächelte ich und nickte.
"Danke Papa."
"Kein Problem. Und jetzt kannst du hier in deinem Zimmer schön spielen."
"Weiß Mama, dass die Frau hier ist?"
"Nein Schatz, natürlich nicht. Und das wird sie niemals wissen. Das bleibt unser Geheimnis. Und wenn du das niemandem erzählst, kannst du noch ein Turnierset für deine Pferde dazubekommen."
Ich nickte.
"Dann spiel jetzt schön für ein paar Stunden. Und wenn dir langweilig wird, darfst du dir auch Isabels Tablet nehmen, aber bleib bitte in deinem Zimmer. Papa muss jetzt arbeiten, okay?"
Wieder nickte ich.
"Ich hab dich lieb, Kleine."
Papa gab mir einen Kuss auf die Stirn und schloss meine Zimmertür hinter sich.
Seufzend setzte ich mich vor den Reiterhof und schaute mir die neuen Pferde an.
Das war langweilig. Ich stützte mein Gesicht auf meine Hand und mit der anderen Hand spielte ich mit dem Pferd.
Von unten hörte ich die Frau kreischen, dann lachte sie und Papa auch.
"Ich will dir nur helfen. Ich sehe doch, dass dich etwas belastet."
"Und das nächste Mal, wenn du irgendwas hast, dann erzählst du es mir sofort, ja?"
"Vergiss bitte nicht, dass ich immer für dich da bin."
Ardy
Ich schlürfte an meinem Milchshake, während wir alle Lydia zuhörten.
"Hä und wie ging das dann weiter?", fragte Ilja.
"Keine Ahnung, aber ich denke mal, dass die das Geld dann zurückzahlen müssen."
"Würde Sinn machen, war ja auch ihre Schuld.", meinte ich.
"Boah Ardy, dein scheiß Knutschfleck sieht aus als würde er gleich mit uns reden, so fett wie der ist.", sagte Killian, weswegen ich die Augen verdrehte.
"Ich weiß noch als Ardy damals gesagt hat, dass Knutschflecke etwas für kleine Kinder sind, die nicht ficken können.", lachte Nina und die Anderen stimmten mit ein.
"Jaha, ich weiß was ich damals gesagt habe."
"Lasst ihn doch.", meinte Ilja. "Damals war er auch noch nicht bis über beide Ohren verknallt."
"Boah, ihr fuckt mich so ab."
"Da ist Ardy!", rief jemand und Linn kam herein, Iljas kleine Schwester. Dahinter war...
Nein...
Lille?
Als sie mich sah, stiegen Tränen in ihren Augen auf, sie kam auf mich zu gerannt und umarmte mich. Ich hob sie hoch und setzte sie auf meinen Schoß ab.
"Was ist los?"
"Die Frau ist wieder da."
"Welche Frau?"
"Die, die Papa geküsst hat."
Ich atmete tief durch um nicht auszurasten.
"Sind sie bei euch zuhause?"
"Ja, Papa hat gesagt, dass ich in meinem Zimmer spielen soll, weil er arbeiten muss."
Wie kann man so ein Wichser sein?
"Ich will nicht nachhause."
"Musst du doch auch nicht.", sagte ich. "Manni! Ich brauche zwei Milchshakes. In Schoko."
Manni salutierte mir zu.
"Du und Linn bekommt jetzt zwei Milchshakes und dann spielt ihr zusammen."
"Hey, Linn. Du kannst ihr ja mal zeigen wo ihr immer Tauziehen spielt.", schlug Ilja vor.
"Jaa! Das wird cool!"
"Und denk dran Lille: Du darfst dich ruhig schmutzig machen, okay?"
Lille nickte glücklich. Manni brachte den beiden ihre Milchshakes.
"Ich hole dich nachher ab. Mach dir keine Sorgen, ich werde dich finden, bleib einfach die ganze Zeit mit Linn zusammen, okay? Und falls irgendwas ist, sagst du das einfach meinem Freunden... Also am besten Ilja."
"Okay. Bis später!"
Lille sah plötzlich viel glücklicher aus und sie rannten wieder aus dem Diner.
"Ihr entschuldigt mich, ich muss jemanden umbringen.", sagte ich wütend, haute auf den Tisch und stand auf.
"Sollen wir mitkommen?", fragte Nina.
"Nein, ich mach das alleine. Kommt nur nach, falls irgendwas mit Lille ist. Und sonst, passt solange einfach auf sie auf."
"Kein Ding. Das machen wir doch sowieso."
Es war irgendwie schon immer so, dass die Jugendlichen hier ein Auge auf die kleinen Kinder hatten. Schon damals, als ich klein war.
So schnell ich konnte lief ich zum Haus von Robert. Ich hielt es erst gar nicht für nötig zu klingeln und ging einfach durch die Hintertür ins Haus.
Ich sah ihn nirgends, doch ich hörte ein Lachen aus dem Schlafzimmer. Ich wäre lebensmüde, wenn ich da jetzt reingehe und die beiden nackt erwische.
Also entschied ich mich für die bessere Variante.
Ich nahm eine Vase mit roten Rosen in die Hand und schmiss sie gegen die Schlafzimmertür.
"Komm raus, du Wichser!", schrie ich.
Es wurde still im Haus, ich hörte nur noch ein Flüstern.
"Wenn du in 10 Sekunden nicht draußen bist, nehme ich dir die ganze Bude auseinander!"
Ich schmiss ein Glas runter, welches auf der Kücheninsel stand.
"Ardy, was machst du hier?", fragte Robert.
"Was läuft falsch bei dir?! Du befiehlst deiner Tochter im Zimmer zu bleiben, damit du irgendeine Schlampe ficken kannst?!"
"Ich weiß nicht wovon du redest."
"Jetzt hör auf so unschuldig zu tun!"
Ich schubste ihn zur Seite und öffnete die Tür.
Was ich sah, ließ die Wut in mir noch größer werden.
"Du verkackst es jedes verfickte Mal!", schrie ich weiter. "Du kannst nichts anderes als Familien zerstören! Du dreckiger Nuttensohn!"
"Ardy, hör sofort auf! Lille ist oben."
Er hat also nicht mal mitbekommen, dass seine Tochter weg ist.
"Trenn dich von Karin."
"Was? Nein, warum sollte ich?"
"Weil du sie nur verarschst! Sie checkt das vielleicht nicht und Isabel auch nicht. Aber Lille! Sie ist nicht so dumm wie du denkst! Sie ist viel reifer für ihr Alter, als sie sein sollte. Und weißt du wegen wem? Wegen dir! Der ganze Druck lastet auf ihren Schultern, sie will die Familie nicht zerstören! Sie will, dass alle glücklich sind. Wenn du dich auch nur ein bisschen für sie interessierst, hättest du das mitbekommen! Dann hättest du gemerkt, dass es ihr damit nicht gut geht! Du denkst, dass sie das verkraftet und nicht versteht was abgeht. Aber sie versteht alles und sie verkraftet das nicht!"
"Du redest Unfug! Ich weiß genau, wie es Lille geht."
"Achja? Warum hast du dann nicht mal mitbekommen, dass sie abgehauen ist?!"
Robert verstummte und schaute mich mit großen Augen an. "Sie...? Das stimmt nicht. Sie ist auf ihrem Zimmer."
"Sicher? Dann geh gucken. Sie ist da nicht."
Robert ging an mir vorbei und eilte die Treppen hoch.
"Wo ist sie?!", rief er verzweifelt.
"Sag ich doch, du kümmerst dich nicht um sie. Du denkst nur an dich."
"Ardy, wo ist sie?!"
"Sag Karin endlich die Wahrheit und trenn dich von ihr. Tu dieser Familie einen Gefallen und verlasse sie!"
"Ardy! Wo ist Lille?!", schrie Robert mich an und packte mich an den Schultern.
Sofort schubste ich ihn weg von mir.
"PACK MICH NICHT AN!"
"WO IST SIE?!"
Ich ging immer mehr Schritte zurück, bis zur Haustür. "Verlasse endlich diese Familie und hau ab. Du bist nicht fähig ein normales Leben zu führen. Tue es, bevor diese Familie endet wie meine."
Und mit diesen Worten verließ ich das Haus.
Ich hätte noch viel mehr zerstören sollen, ich hätte ihn viel mehr beleidigen sollen.
Aber während wir uns angeschrien haben, habe ich bemerkt, dass ich ihn bereits genug verletzt habe, indem ich ihm nicht gesagt habe wo Lille ist. Und laut seinem verzweifelten Blick hat er wohl gemerkt, dass ich recht hatte.
Er ist ein schlechter Vater und hat nicht mitbekommen wie seine fünfjährige Tochter von zuhause abgehauen ist.
Wegen ihm.
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