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Lille

Ich holte meinen Bagger aus meinem Geheimversteck und spielte damit, solange bis ich wieder zu Ardy gehen konnte.
Mich interessierte es eh nicht worüber sie reden.
Plötzlich hörte ich ein lautes Geräusch. Irgendwo ist ein Glas kaputt gegangen.
"Du lernst nicht aus deinen Fehlern!", schrie Ardy.
Warum schreit er denn so?
Ich öffnete meine Zimmertür und schlich mich langsam auf die Treppen.
"Erst betrügst du deine erste Frau mit meiner Mom und jetzt deine zweite Frau. Du kannst nichts, außer Familien zu zerstören!"
Warum war er so sauer? Er machte mir Angst.
"Zwingst du diese Frau auch ihr Kind abzutreiben, wenn sie schwanger wird?! So wie du Mom zwingen wolltest?!"
Er war so sauer, dass er ein Bild von der Wand warf. Ich kenne das. Ich bin auch manchmal so sauer. Und dann kommt Mama irgendwann und beruhigt mich wieder. Ardy braucht auch jemanden der ihn beruhigt.
Schnell rannte ich die Treppen hoch und lief in Isabels Zimmer. 
Eigentlich darf ich hier nicht ohne ihre Erlaubnis rein, aber Ardy brauchte meine Hilfe.
Ich nahm mir das Tablet von Isabel von ihrem Schreibtisch und gab ihr Passwort ein. Das hat sie mir mal gesagt, weil ich manchmal an ihrem Tablet spielen darf. Dann suchte ich in ihren Kontakten nach einem Bild von Anne. Papa hat mir gezeigt wie ich jemanden anrufe, falls ich ihn oder Mama mal anrufen muss. Einfach das Bild suchen und dann auf das Telefon klicken.
"Hey, Isabel.", meldete sich Anne.
"Hallo, ist Taddl da?"
"Lille? Was ist los?"
"Ich brauche Taddl."
"Ja, warte..."
Ich hörte, dass unten wieder was kaputt ging und langsam hatte ich wirklich Angst.
"Taddl? Lille ist dran.", hörte ich Anne sagen.
"Lille?", fragte er. "Hallo?"
"Taddl? Kannst du zu uns kommen?"
"Was ist denn los?"
"Ardy ist ganz doll sauer und schreit meinen Papa an. Er hat gerade ein Glas kaputt gemacht und ein Bild."
"Scheiße..." Er sagte es ganz leise, aber ich konnte es verstehen. "Lille, bitte bleib da wo du bist. Geh nicht zu Ardy. Ich bin auf dem Weg. Aber bleib in deinem Zimmer."
"Okay..."
Taddl legte auf. Ich traute mich nicht wieder in mein Zimmer zu gehen. Ich will nicht hören, dass Ardy wieder schreit und sauer ist. 
Ich bleib einfach in Isabels Zimmer.

Ardy

"Du hast keine Ahnung wie schlimm es all die Jahre für Mom war mich alleine aufzuziehen! Ohne auch nur einen Cent von dir zu sehen! Weißt du noch wie du mich genannt hast? Teufelsbrut!"
Ich lief langsam auf ihn zu und er entfernte sich immer ein Schritt, dabei hielt er sich die blutende Nase.
"Hast Mom bedroht, dass du sie anzeigst, wenn sie Unterhalt von dir verlangt! Weil du nichts anderes kannst, als Leute zu bedrohen. Dein Leben ist so traurig!"
"Ardy, ich werde dir alles erklären!"
"Ich will nichts mehr von dir hören! Ich wünschte du wärst bei dem Unfall gestorben."
Dieser Satz saß tief. Mein Vater sah mich schockiert.
"Das meinst du nicht so..."
"Doch! Genau so meine ich das! Alle wären ohne dich besser dran! Und ich werde nicht nur dabei zusehen, wie du Lilles Leben zerstörst! Also, entweder sagst du Karin selbst, dass du sie betrügst oder ich werde es tun."
"Nein, Ardy... Das ist schon vorbei."
"Mir scheiß egal. Du erzählst es ihr! Du hast Lille ein schlechtes Gewissen eingeredet! Ich hasse dich! Du bist so ein verficktes Arschloch."
Ich holte wieder mit meiner Hand aus, doch plötzlich hielt diese jemand von hinten fest und zog mich ein paar Zentimeter weg von meinem Vater.
Und bevor ich reagieren konnte, stand jemand vor mir, seine blauen Augen trafen mich sofort.
"Hör auf. Beruhig dich.", sagte Taddl und tatsächlich klappte es. 
Ich konnte nichts mehr sagen, weil er plötzlich vor mir stand. Ich schaute mich in dem Haus um und sah erst jetzt was für ein Chaos ich angerichtet habe.
"Oh Gott, was ist hier los?", fragte Karin schockiert und ging schnell auf ihren Mann zu.
Genauso wie Isabel.
"Ist alles okay bei dir?", fragte Karin.
"Geht schon.", sagte mein Vat- Robert.
"Was ist denn passiert?", fragte sie erneut.
"Sag es ihr.", sagte ich ruhig zu ihm.
"Nein..."
"Sag es ihr!"
"Ardy...", sagte Taddl und erinnerte mich, dass ich ruhig bleiben musste.
Einer seiner Hände hielten meine Fäuste fest, die andere Hand ruhte auf meinem Rücken.
Lille kam die Treppen hinunter und schaute zwischen uns hin und her. 
Scheiße...
Sie hat Angst. Sie hat Angst vor mir. Verdammt! Das war das Letzte was ich wollte. Sie wird mir nie wieder vertrauen.
"Alles gut Lille, komm her. Ardy wollte gerade gehen.", sagte Karin und streckte eine Hand zu ihr aus.
Fuck, warum bin ich so ein Idiot. Ich will sie nicht verlieren. Sie ist doch noch ein Kind. Sie wird für immer Angst vor mir haben.
Sie schaute zu ihrer Mutter hoch, dann zu mir. 
Und dann rannte sie auf mich zu. Umarmte meine Beine.
"Ist alles wieder okay?", fragte sie mich.
Ich löste mich von Taddl und kniete mich zu ihr.
"Ja. Ist alles okay."
Sie umarmte mich erneut und ich erwiderte ihre Umarmung.
"Ich dachte, vielleicht brauchst du jemanden, der dich beruhigt... Das brauche ich immer, wenn ich sauer bin."
"Du... Du hast Taddl angerufen?"
Ich spürte wie mir langsam Tränen kamen, als sie nickte.
"Danke. Genau das habe ich gebraucht."
Ich umarmte sie nochmal und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Du bist die beste Schwester.", flüsterte ich ihr zu.
"Und du der beste Bruder.", flüsterte sie grinsend zurück.
"Vergiss bitte nicht, dass ich immer für dich da bin.", sagte ich noch zu ihr.
Dann stand ich wieder auf und schaute zu meinem Vater. 
"Sag es ihr...", sagte ich ein letztes Mal, bevor ich mich umdrehte und mit Taddl verschwand.
Ich ließ mich in seinen Autositz sinken und seufzte zitternd.
Taddl fuhr ohne ein Wort zu sagen los.
Ich musste meine Gedanken erstmal sortieren und die ganze Situation Revue passieren lassen.
"Ist alles okay bei dir?", fragte Taddl mich, als sein Auto zum Stehen kam.
"Ja... Denke schon."
Erst jetzt sah ich, dass wir vor Taddls Haus standen.
"Was machen wir hier...?", fragte ich verwirrt.
"Ich glaube nicht, dass du alleine sein sollst."
"Denkst du, dass ich mich dann betrinken werde? Oder was einwerfe?"
Taddl zuckte mit den Schultern.
"Da könntest du Recht haben.", beantwortete ich meine eigene Frage.

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