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Ardy

"Nein, Taddl. Ich kann mich ändern! Versprochen."
"Klar... Genauso wie du mir versprochen hast, dich nicht mehr zu prügeln. Ich hätte es gleich wissen sollen, dass du dich nicht ändern kannst. Geh jetzt einfach. Ich will dich nicht wiedersehen."
"Sag das nicht..."
Ich spürte wie mir Tränen kamen, doch ich blinzelte sie weg.
Taddl antwortete mir nicht, drehte sich einfach um und ging auf die Haustür zu, da er mittlerweile einige Schritte nach draußen gewandert war. Plötzlich beschleunigte sich mein Herzschlag und meine Atmung wurde schneller.
"Geh nicht!", schrie ich ihm hinterher. "Du kannst nicht gehen!"
Ohne etwas zu sagen, schlug er mir die Tür vor der Nase zu.
"Nein! Taddl!", rief ich verzweifelt und hämmerte gegen die Tür.
Nun lief mir eine verzweifelte Träne die Wange hinunter.
"Gib mir nur noch eine letzte Chance! Sag mir nicht, dass das umsonst war! Sag mir, dass da noch was ist!"
Ich hämmerte weiter gegen die Wand, doch allmählich hatte ich keine Kraft mehr.
Das Licht im Flur ging aus und ich wusste, dass er nicht mehr da war.
Kraftlos ging ich von der Tür zurück und lief langsam nach Hause. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft meine Tränen zurückzuhalten.
Scheiße, warum heule ich eigentlich wegen ihm? Er hat mich nicht verdient! Er akzeptiert mich nicht so wie ich bin. Er wusste von Anfang an auf wen er sich da einlässt.
Zuhause angekommen ging ich direkt in mein Zimmer, ließ mich auf den Boden sinken und weinte noch mehr. Ich kannte dieses Gefühl nicht und ich weiß nicht wann ich das letzte Mal so geheult hatte. 
Doch, ich wusste es.
Es war als meine Mom gestorben ist.
Aber dieses mal war es etwas anderes. Es war ein anderes Gefühl, welches ich nicht kannte.
Und an das Einzige was ich gerade denken konnte, war dass ich Rache will.
Rache an Colin.

Taddl

Ich schlug die Haustür einfach vor seiner Nase zu. Auch, wenn mir das wirklich schwer fiel. Ich werde sie nicht wieder aufmachen. Er wird gleich gehen. 
Ich versuchte meine Atmung zu beruhigen, wenigstens weinte ich nicht. Nicht, wegen so einem Idioten.
"Nein! Taddl!", rief er verzweifelt.
Fuck, ich hab ihn noch nie so verzweifelt gehört. Das tat mir im Herzen weh. So sehr, dass mir langsam die Tränen über die Wange liefen.
"Gib mir nur noch eine letzte Chance! Sag mir nicht, dass das umsonst war! Sag mir, dass da noch was ist!"
Nein, Ardy. Ich kann dir keine weitere Chance geben. 
Mit wackeligen Schritten löste ich mich von der Tür und ging zum Lichtschalter um das Licht im Flur auszuschalten. Doch ich blieb im Flur stehen und schaute weiterhin zur Tür. 
Innerlich hoffte ich einfach, dass mich gleich jemand weckt und mir sagt, dass alles nur ein schlechter Traum war. Dass ich Ardy nicht gerade verloren hatte.
Ich stand noch eine Weile einfach da und starrte an die Tür, bis ich mir fast sicher war, dass er weg war. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür.
Tatsächlich war er verschwunden. Als ich auf die Straße sah, schaute ich ihm hinterher. Wie er mit schnellen Schritten und gesenktem Kopf nach Hause ging.
Zumindest hoffte ich, dass er nach Hause ging. 
Gott sei Dank sind meine Eltern noch nicht wieder da und haben das ganze Drama nicht mitbekommen. Ich musste nur hoffen, dass Anne auch nichts davon mitbekommen hat. Aber ich glaube sie ist sowieso in ihr Buch vertieft.
Ich legte mich in mein Bett, vergrub mein Kopf in eines der Kissen und fing an zu weinen.
Lange.
Sehr lange.
Viel zu lange.
Und dann ging der Wecker. 2 Stunden. Länger habe ich garantiert nicht geschlafen und das sah man mir auch an. Na ganz klasse.
Ich ging ins Bad und ließ die heiße Dusche über mich prasseln.
"Taddl! Du musst los!", rief meine Mutter und hämmerte gegen die Tür.
Genauso wie Ardy gestern. Alleine dieses Hämmern trieb mir wieder die Tränen in die Augen.
Okay, ich muss mich jetzt echt zusammenreißen. 
"Bin gleich soweit!", rief ich auf dem Bad, zog mir schnell was an und putzte meine Zähne.
"Na endlich. Was hast du solange gemacht?"
"Hab irgendwie die Zeit vergessen. Ich bin dann weg.", sagte ich knapp angebunden und stieg ins Auto.
Als ich Richtung Schule lief, stand Luna dort mit Nina.
"Naja, irgendwie war das schon klar...", meinte Nina. "Es ist Ardy."
Luna nickte. "Ja... Aber irgendwie dachte ich dieses mal wäre es anders."
"Das dachten wir alle."
Nina erblickte mich zuerst und verabschiedete sich plötzlich ganz schnell von Luna.
"Hey, wie geht's dir?", fragte Luna besorgt.
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Wird schon."
Ich hatte Luna natürlich sofort alles erzählt und sie war viel wütender als ich.
"Wenn du willst können wir heute nach der Schule noch was machen. Wir könnten ins Einkaufszentrum gehen."
"Lass mich raten, du hast noch keine Weihnachtsgeschenke?"
"Richtig.", lachte sie und tatsächlich konnte sie auch mir ein kleines Lachen entlocken.
Als Luna und ich in die Klasse kamen, merkte man sofort, dass die Heizung ausgefallen war.
"Scheiße ist das hier kalt drin.", fluchte Luna und setzte sich auf ihren Platz.
"Junge, wer war das?", lachte Killian und kam mit Ardy rein, welcher auch leicht lachte.
Sie gingen zu Mira, Lydia, Ilja und Luke. Ich konnte nicht hören über was sie redeten, doch irgendwas gab mir das ganz starke Gefühl, dass einer von ihnen etwas damit zu tun hatte.
Frau Schwarz kam rein und alle setzten sich auf ihre Plätze.
"Anscheinend ist heute morgen die Heizung in der Schule ausgefallen. Wahrscheinlich ist dort irgendwas defekt. Wir Lehrer haben uns darauf geeinigt, dass wir heute so keinen Unterricht stattfinden lassen können."
Es gab Gejubel aus mehreren Ecken.
"Aber, in der Bibliothek funktioniert die Heizung noch, wenn ihr also noch etwas wichtiges zu erledigen habt, dann könnt ihr das da erledigen. Oder eben zuhause."
Alle packten ihre Sachen wieder ein und gingen aus der Tür raus.
Ardy lachte und dabei traf mein Blick seinen. Sofort erstarb sein Lachen und er drehte sich wieder zu seinen Freunden um. Er packte Ilja an den Schultern und sagte etwas zu ihm, weswegen Ilja heftig und grinsend nickte. Dann verschwanden sie schnell.
Wieso hatte ich das ungute Gefühl, dass sie hinter der defekten Heizung steckten?
"Kommst du?", fragte Luna und holte mich aus meinen Gedanken.
"Ähm...Ja..."
"Dann haben wir ja jetzt genug Zeit um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Und wenn du willst können wir auch frühstücken gehen."
"Klingt gut."
Ich merkte, dass Luna alles daran legte mich abzulenken und dafür war ich ihr auch wirklich dankbar.

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